Handwerkermarkt in Kerpen -

Ein Bonbon zur 850-Jahr-Feier

Marianne Schönberg, Jünkerath

 

Das hatten die Veranstalter besonders liebevol! vorbereitet, den Handwerkermarkt im Ortskern, so wie's früher war. Und wie viele Leute haben da mitgeholfen! Die alten Handwerker, sie gibts ja beinahe nicht mehr.

Wer kann heute noch mit dem Beil arbeiten, mit der Ahle nähen und Lederbänder schneiden?

Wer kann Strümpfe stricken, so richtig mit Käppchen und Ferse? Wolle zu Spinnen ist auch eine besondere Kunst. Und dann die Stände mit den Produkten alter Rezepte der Kochkunst in der Eifel. Schmantbrote, »Heedelichkoche« - das sind kleine dünne Fladen aus Buchweizenrnehl gebacken, manchmal werden sie mit Sirup serviert, Rübenkraut! Es schmeckt wunderbar und all diese Dinge, die die Kerpener anboten, fanden reißend Absatz. Es muß auch gesagt werden, daß solche Kost in den einfachen Häusern vor Jahrhunderten nicht an jedem Tag üblich war. Hier wurden besondere Speisen vorgestellt und die kamen an. Das Eifeler Schinkenbrot erfreute sich guten Zuspruchs, deftig, mit »Überhang« der zartroten Fleischscheiben. Hefeplätzchen und Suppe - eine feine Sache und herrlich frisch gebacken angeboten.

Mit der Verlesung der Schriftrolle, der »Weisung für das Markttreiben«, wurde der Handwerkermarkt in Kerpen zur 850-Jahr-Feier offiziell eröffnet. Ortsbürgermeister Walter Manstein rief das Volk mit der Dorfschelle zum Marktplatz, Maria Michels trug dem Herold die Schriftrolle

Die Zimmerleute zeigen ihr handwerkliches Können.

Umlagert war der Stand der Strickerinnen. Schafwollenes boten sie feil, in vielerlei Form. Wochenlang vorher hatten sie sich für diesen Stand stark gemacht.

Was so ein Markt alles zu bieten hat! Da fühlt man sich zurückversetzt in die »gute alte Zeit«, die ja gar nicht so gut war. In der Erinnerung bleibt nachweislich das Positive ganz groß. Negative Eindrücke verschwinden mit dem Lauf der Jahre, Schönes aus der Vergangenheit wird dankbar angenommen. Manches kann man in die Gegenwart herüberretten. Das hat Vorteile, ich denke da an die haushaltsgerechte Verarbeitung von Holunder zu Tee oder Saft. Kräutertees gewinnen immer mehr Befürworter, das »einfache Leben« ist in der Diskussion, es verspricht den Hauch der heilen Welt, die wir so sehr vermissen. Täglich.

Ein Schuhmacher arbeitet auf dem Markt und die Besucher freut's. Ein Blick in die Vergangenheit ist wie im Märchen, man denkt an die »gute alte Zeit«.