700 Jahre Üdersdorf

Blick in die Chronik zum Jubiläumsfest im Juli 1987

Hans Joachim Theis,Üdersdorf

 

Der Ort Üdersdorf liegt 7 km von Daun entfernt an der Verbindungsstraße nach Manderscheid in einem Trockenmaar. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1287. Daraus geht hervor, daß der Herr »de Palatio« die Einnahmen aus der Pacht des Dorfes »Oistersdorf« (heuteÜdersdorf) dem Kloster Himmerod als eine Art Rente vermacht. Als Gegenleistung sollte jährlich im Kloster ein Jahrgedächtnis für ihn und seine Frau gelesen werden. Die Familie der »de Palatio« bekleidete damals wichtige Regierungsämter in Trier.

1563 gab es in Üdersdorf 12 Feuerstellen, was gleich zu setzen ist mit 12 Familien und ca. 70 Einwohnern. Bis 1684 hatte sich die Zahl kaum erhöht. Nach dem Sturz Napoleons wurde Üdersdorf preußisch und Sitz der Bürgermeisterei Üdersdorf und Weidenbach, bis der Amtssitz 1878 nach Niederstadtfeld verlegt wurde. Die Zahl der Einwohner hatte sich in der Zwischenzeit stark erhöht. 1896 waren es bereits 738 Einwohner und 1937 sogar 852. Doch die Stadtflucht machte auch vor Üdersdorf nicht halt. So hat Üdersdorf heute nur noch 755 Einwohner und mit den Ortsgemeinden Trittscheid und Tettscheid zusammen 1 048. Diese Ortsteile wurden 1970 eingemeindet. Seit dieser Zeit ist Üdersdorf Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Daun.

Das alte Üdersdorf war ein reines Bauerndorf und hatte daher bis zur Industrialisierung nur soviele Einwohner wie sich von der kargen Landwirtschaft ernähren konnten. Jedoch führte die spätere Zunahme der Bevölkerung zu einer Art Wohlstand des Dorfes.Üdersdorf hatte 1769 schon eine Pfarrschule. 1824 wurde sogar ein Schulhaus gebaut. Die heutige Schule mit ihren 4 Klassen wurde 1936 erbaut. Sie dient heute noch als Grundschule für die Kinder aus Üdersdorf, Trittscheid, Tettscheid, Weiersbach und Bleckhausen. Im Jahre 1717 erhielt Udersdorf eine Kirche anstelle der früher bestandenen Kapelle. Für die heutige Kirche wurde 1866 der Grundstein gelegt. Die Steine für den Bau der Kirche stammen aus einem nahegelegenen Lavabruch. Einer der ersten Industriezweige war die Herstellung und der Handel mit Holzkohle. So kauften oder liehen sich die Leute Pferde oder Kühe und fuhren damit die Holzkohle, die massenhaft im Bereich der »Loh« gebrannt wurde, in einer Zweitagesreise nach Ahütte.

Die wirtschaftliche Lage des Dorfes verbesserte sich bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhundert so, daß Üdersdorf 1898 eine Sparkasse erhielt. Diese hatte zum Beginn des 1. Weltkrieges eine Einlage von 120 000 Reichsmark. Zu dieser Entwicklung hatte eine Verbesserung der Verkehrsbedingungen beigetragen. So war im Jahre 1848 die Straße Daun-Manderscheid ausgebaut worden. Durch Üdersdorf fuhr sogar die Postkutsche, was eine ganz besondere Vergünstigung darstellte. 1897 wurde die Fernsprechverbindung Daun-Üdersdorf-Niederstadtfeld in Betrieb genommen. Die Wasserleitung wurde 1922/23 gelegt und am 7. 3. 1923 hatte das erste Haus Lichtstrom.

Der Wohlstand des Ortes war auch an den vorhandenen Berufssparten zu erkennen. So gab es zum Beginn des 20sten Jahrhunderts folgende für den Ort teilweise typische Berufe: 2 Mühlenbauer, 2 Stellmacher, 1 Pannenbäkker, 1 Steinmetz, 3 Zimmerleute, 2 Schmiede, 1 Polsterer und Sattler, 1 Müller und 1 Bäcker; ferner 3 Schuhmacher, 3 Schneiderinnen und 4 Schneider. Die letztgenannten Berufszweige waren ja immerhin auf das Geld und den Wohlstand der Dorfbewohner angewiesen. Außer den vorgenannten Berufen gab es in Üdersdorf sogar Bergleute. Denn in einem Bergwerk, in unmittelbarer Nähe der Lieser, wurde Erz gewonnen. In der Gemarkung »Langscheid« hingegen wurde Blei abgebaut. Der Stollen des Erzbergwerkes ist heute noch in einem guten Afrika und eben 1979/80 in Üdersdorf.

Der Ort konnte es sich durch die Einnahmen aus den Brüchen erlauben, selbständig und ohne Unterstützung einen Sportplatz zu bauen. Außerdem verfügt das Dorf, welches sehr viel für den Fremdenverkehr tut, über Tennisplätze und auch über eine Turn- und Mehrzweckhalle. Ein dorfnaher Weiher dient dem Angelsport.

Üdersdorf mit den Ortsteilen Trittscheid und Tettscheid wird vom 23. 7. 1987 bis zum 26. 7. 1987 sein 700jähriges Bestehen feiern. Für dieses Jubiläum wird ein interessantes und umfangreiches Festprogramm vorbereitet. Über die Entwicklung und Geschichte der drei Ortsteile Üdersdorf, Tettscheid und Trittscheid wird ein eigenes Buch detailliert berichten.