Im Frieden von Weinfeld

Abschied von Landrat Martin Urbanus in Daun Nico Sastges, Daun

 

Allerseelen 1985. Die Bevölkerung des Kreises Daun gedenkt an den Gräbern der verstorbenen Angehörigen. Mitfühlend erfährt sie die Kunde vom überraschenden Tod des früheren Landrats Martin Urbanus. Bereits zwölf Jahre im Ruhestand und im eigenen Hause in Schalkenmehren juristisch tätig, war er den Bürgern des Kreises über die Dienstzeit hinaus verbunden geblieben. Aktivität, die ihn in 17 Jahren als Chef der Kreisverwaltung und in vielen mit diesem Amt verbundenen Funktionen von 1956 bis 1973 auszeichnete, bestimmte seinen Tag auch beim Schritt ins biblische Alter. 75jährig wurde er aus dem Diesseits abberufen.

Am 5. November 1909 in Zerf geboren, erlebte er beim Eintritt in die Volksschule die Eifel im Heimatlande der Eltern in Winkel bei Gillenfeld, wo seine ältere Schwester als Lehrerin wirkte. Nach dem Jurastudium bestimmte der zweite Weltkrieg seine Wege. In den Nachkriegsjahren bewirkte persönliche Strebsamkeit im Wirtschaftsdezernat der Bezirksregierung Trier seine Berufung zum Landrat des Kreises Daun. Hier bot sich ihm im landwirtschaftlich strukturierten Raum ein ersprießliches Arbeitsfeld. Die nach den Wiederaufbaujahren eingetretene Stagnation im Strukturwandel bedingte, daß ihm im Kreisgebiet sehr rasch eine Gruppe gleichgesinnter Initiatoren zur Seite stand. Sein dynamisch-heiteres Wesen schuf Atmosphäre zum Teamwork in der Verwaltung wie im öffentlichen Leben. Selbst in fröhlicher Runde des Feierabends bildeten die kommunalen, wirtschaftlichen, bildungspolitischen, kulturellen, sozialen und karitativen Zielsetzungen der Umstrukturierung vorrangigen Gesprächsstoff. Seine Weggefährten wissen das. Und die jüngere Generation hat es nicht leicht, den im damaligen Notstandskreis Daun initiierten Umbruch nachzuvollziehen. Es bleibe der Geschichtsschreibung vorbehalten, das rastlose Engagement für erfolgreiche Weichenstellung auf allen Gebieten des Lebens Mitte der fünfziger bis zu den siebziger Jahren aufzuzeichnen. Doch immer wird im Rückblick der integrierende Führungsstil von Landrat Urbanus sichtbar bleiben.

»Sein ausgeprägtes Pflichtgefühl, seine Treue und Verbundenheit der Bevölkerung des Landkreises gegenüber waren bis in seine letzten Tage in bewußten Reaktionen spürbar. Sein Einfühlungsvermögen, seine bisweilen jungenhafte Vitalität, sein Humor und seine treffsicheren, zuweilen hintergründigen Formulierungen haben ihn als Freund und Gesprächspartner beliebt gemacht. Praktiziertes Christentum brachte er in das kommunalpolitische Wirken ein«. So kennzeichnete Landrat Karl-Adolf Orth vor dem großen Kreis der Trauergemeinde sowie den Vertretern der Landes- und Bezirksregierung in der Thomas-Morus-Kirche in Daun die Persönlicher! des verstorbenen Landrats. Am Eingang zur Kapelle von Weinfeld, auf dem Friedhof des Maardorfes Schalkenmehren, ruht Martin Urbanus in einer Landschaft, für die sein Herz schlug. Aus den ungezählten Aktivitäten, die seinen Weg als Landrat markieren, ragt auch die Initiative zur Einführung des Heimatjahrbuches des Kreises Daun am Ende seiner Dienstzeit hervor. Auch dafür bleibt ihm zu danken.