Poetische Rast in Devon-Zonen Christa Feltgen, Staffeln
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Wer In der Eifel geht spazieren, |
dem kann es ab und zu passieren, |
daß er auf Menschen trifft, die plagen |
sich damit ab, was zu zerschlagen. |
Der Meißel kratzt, die Hämmer klingen, |
der harte Stein, er muß zerspringen. |
Man sucht nach Resten jener Wesen, |
die einst im Devon hier gewesen. |
Versteinert und im Stein gefangen, |
helfen sie Klarheit zu erlangen |
auf Fragen, wie aus uns'rer Erden |
die Welt von heute konnte werden.
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Man schätzt, es gab die Devon-Zonen |
vor drei- bis vierhundert Jahrmillionen, |
und es ist schwer, sich vorzustellen, |
hier gab es damals nichts als Wellen, |
nur Wasser aus dem Devon-Meere |
und dazu Südsee-Atmosphäre. |
Inseln, Lagunen, Klippen, Strande, |
die dehnten sich wohl ohne Ende, |
und wer sie hätt' erblicken können, |
würd sie noch ziemlich öde nennen. |
Obwohl die Sonne sich bemühte |
und uns're Erde sanft durchglühte, |
gab es kaum Tiere oder Pflanzen. |
Im Meer spielte im großen, ganzen |
das Leben damals seine Rollen, |
doch da schöpft's freilich aus dem vollen.
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Im warmen Meer war gut zu wohnen. |
Das fanden zu der Zeit Millionen |
von Tieren, deren Wuchs und Formen |
nicht passen in die heut'gen Normen. |
Die größten wohl die Fische waren, |
die sich da noch nicht ganz im klaren, |
ob für das Leben in den Meeren |
die Knochen besser außen wären, |
den weichen Leib allseits zu schützen, |
oder ob Gräten besser nützen, |
die biegsam sind und gut zu brauchen. |
dem Feinde schnell davonzutauchen. |
Was durchgesetzt sich, was von Mangel, |
das seh'n wir heute an der Angel.
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Daneben wimmelt es von vielen, |
die sich in harte Schalen hüllen. |
Armfüßer oder Brachiopoden |
bevölkerten den Meeresboden. |
Im seichten Grunde fest geborgen, |
hatten sie wenig Nahrungssorgen. |
Auch Muscheln hat es schon gegeben |
in diesem frühen Erdenleben, |
und nur der Kenner kann entscheiden: |
wer ist nun wer von diesen Beiden?
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Die Spuren auch von Tieren künden, |
die heute gar nicht mehr zu finden. |
Vom Ausseh'n zwischen Krebs und Asseln |
bewohnten sie das Meer in Massen: |
die Trilobiten, die den Namen |
von ihrer Leibesform bekamen. |
Sie liebten es, in jungen Jahren , |
gar oftmals aus der Haut zu fahren, |
wenn ihnen von dem reichen Fressen |
der Panzer etwas knapp gesessen, |
und, sich wie Igel einzurollen, |
wenn sie vor'm Feind sich schützen wollen.
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Das sind noch längst nicht alle Wesen, |
die in dem Devon-Meer gewesen. |
Doch hinterließen wohl von allen |
die meisten Spuren die Korallen. |
So manches Riff bezeugt noch heute: |
weit kommen auch die kleinen Leute, |
wenn sie, stets fleißig wie die Schwaben, |
ihr Haus sich ausgerichtet haben. Devon. Die Zeit hat ihren Namen, |
weil Forscher Antworten bekamen |
in Devonshire, wo man in Steinen |
auch vieles fand von den Gebeinen, |
die uns noch heut' getreu berichten |
die alten Ur- und Erdgeschichten.
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Wer offnen Aug's geht durch die Eifel, |
findet Fossilien ohne Zweifel, |
auch ohne alles umzuwühlen |
und Urzeit-Schatzgräber zu spielen. |
Man kann die Welt auch nett behandeln, |
anstatt die Landschaft zu verschandeln. |
Zerstört nicht, was so wichtig wäre: |
die Antwort aus dem Devon-Meere! |