50 Jahre Wetteraufzeichnung

Beobachtungen der Landwirtschaftsschule Daun

Herbert Faber, BSL Daun

 

Die Witterung ist nicht nur Barometer für das Wohlbefinden der Menschen, sondern auch mitentscheidend für das Einkommen in der Landwirtschaft. Je nach Alter, Beruf, körperlicher Verfassung oder Einstellung beurteilen die Menschen das Wetter sehr unterschiedlich; denn jeder reagiert anders auf Hitze, Kälte, Regen, Sonnenschein, Sturm oder Windstille. Dem 100jährigen Kalender wird besonders von den älteren Eifelbewohnern teilweise noch viel Beachtung geschenkt, mehr oder weniger zu Recht, wie die langjährigen Beobachtungen der Wetterdienste belegen. Besonders der mit der Natur engverbundene Landwirt kennt auch heute noch die Aussagen des Kalenders und achtet gerne auf frühere Wetterregeln. wie:

Auf harten Winterszucht

folgt gute Sommerfrucht.

Viel Schnee - viel Korn.

Viel Wasser - viel Gras.

Im Juni bleibt man gerne stehn,

um nach Regen auszuseh'n.

Wenn der Oktober noch donnern kann,

setzen die Bäume viel Blüten an.

Weihnachten im Schnee,

Ostern im Klee.

Alle wetterbestimmenden Faktoren lassen sich objektiv messen und aufzeichnen. So werden an der Landwirtschaftsschule und Beratungsstelle in Daun seit 50 Jahren diese Werte festgehalten.

Es werden u. a. gemessen und bestimmt: Niederschlagsmenge und -art, Mindest- und Höchsttemperaturen, Luftfeuchtigkeit, Windrichtung usw.

Aus dem umfangreichen Zahlenmaterial sind in den nachstehenden Tabellen einige Meßergebnisse zusammengestellt:

Die Niederschlagsmengen gemessen in mm (gleich l/m2). Die Zahlen stellen den Durchschnitt aus 50 Jahren dar.

Monat

Durchschnitt

Extremwerte

(mit Jahr)

 

 

mm

niedrig

hoch

Jan.

73.4

20.4(1972)

159.6 (1984)

Febr.

61.9

0.8(1959)

162.0(1937)

März

59.3

12.6 (1950)

142.2 (1939)

April

58.1

5.9 (1974)

131.1 (1936)

Mai

67.9

18.0(1944)

168.0(1958)

Juni

72.3

9.6(1976)

130.6 (1971)

Juli

73.5

6.2 (1949)

173.5(1980)

Aug.

72.9

26.2(1947)

150.1 (1968)

Sept.

64.9

3.4(1959)

171.3 (1984)

Okt.

63.9

2.2(1969)

201.0(1939)

Nov.

83.2

7.4(1953)

178.0 (1940)

Dez.

Jahresdurchschnitt 50 Jahre

75.4

 827.4

7.2(1963) 

519.0(1976)

218.8(1965)

1193.0(1966)

Die Schwankungsbreite ist, wie die Übersicht zeigt, bei den Niederschlagsmengen recht groß.

Die Durchschnittstemperaturen, errechnet aus den Maximum- und Minimumwerten aller Tage. Die Zahlen stellen den Durchschnitt aus 50 Jahren dar.

Monat

Durchschnitt

Celsius

Extremwerte

niedrig

(mit Jahr)

hoch

Jan.

+ 0.1

- 8.5(1940)

+ 4.3(1975)

Febr.

+ 0.1

- 9.3(1956)

+ 5.2(1961)

März

+ 3.2

+ 0.1 (1962)

+ 7.3(1953)

April

+ 7.3

+ 3.9(1937)

+ 10.3(1949)

Mai

+ 11.3

.+ 7.7 (1980)

+ 15.1 (1971)

Juni

+ 15.0

+ 11.8(1956)

+ 18.9 (1976)

Juli

+ 16.6

+ 13.2(1954)

+ 20.8(1976)

Aug.

+ 16.3

+ 11.3(1940)

+ 20.3(1975)

Sept.

+ 11.8

+ 8.6 (1937)

+ 16.5(1949)

Okt.

+ 8.8

+ 4.7(1937)

+ 11.6(1969)

Nov.

+ 2.1

- 1.0(1980)

+ 6.4(1982)

Dez.

Jahresdurchschnitt 50 Jahre

+ 0.2

 + 7.7

- 4.4(1940)

+4.7(1937)

+ 4.6(1974)

+9.6(1976)

Wie vorstehende Tabelle zeigt, unterliegen die Durchschnittstemperaturen ebenfalls sehr großen Schwankungen. In einer Chronik von 1867 findet man zum Beispiel die Feststellung, daß im Kreis Daun kein Monat frei von Rauhreif und Nachtfrösten sei!

Zum Glück trifft das heute sicherlich nicht mehr zu.

Zusammenfassend können wir sagen, daß es früher, genau wie auch heute, extreme Witterungen gab, die erheblich größere Notstände brachten, als dies heute bei witterungsbedingten Katastrophenjahren der Fall ist (1976 Notstand durch Trockenheit - Strohaktion -, 1984 Getreideerntenotstand im Kreis Daun durch überdurchschnittliche Niederschläge). Bei Wetterbeobachtungen gelten, wie in anderen Lebensbereichen, die alten Spruchweisheiten:

«Erfahrungen nützen nichts, wenn man sie nicht durchdenkt.« oder:

»Der Bauer wird immer erst um ein Jahr zu spät weise.«