Versunken - auch vergessen?

Untergegangene kirchliche Einrichtungen im Kreis Daun

Alois Mayer, Daun-Pützborn

 

Im Jahrbuch 1986 wurden zur Wüstung gewordene, untergegangene kirchliche Einrichtungen beschrieben. Die Bitte an Leser um Ergänzung dieses Beitrages hatte Erfolg, so daß nun durch folgenden Nachtrag ein komplettes Bild einstiger kirchlicher Gebäude, die es heute nicht mehr gibt, entstanden ist.

 

Hohenfels

1. Silvester-Kirche; dereinst mitten im Ort

2. TK 5706 Hillesheim: r 25 52 300; h 55 68 500

3.1683 auf Karte Amt Daun (»Huveltz«) eingezeichnet, 1713 erwähnt; der Priesterdienst wechselt jährlich zwischen Steinborn und Dockweiler. 1716: Anordnung des Erzbischofs von Trier, die Kapelle in Ordnung zu bringen. 1719 wird die Kapelle als neu bezeichnet, demnach müßte sie also der zweite Kirchenbau sein. 1892 ist diese Kapelle ebenfalls baufällig. Die 15 Familien des Dorfes spenden 3600 Mark und errichten 200 Meter nordöstlich in Richtung Betteldorf eine neue Kirche in den Maßen 12x7 Meter.

4. An der Stelle der früheren Kirche steht ein schlichtes Kreuz. Ansonsten existiert von der ehemaligen Kapelle nichts mehr. 6. Schug, 295; Auskunft Ortsbürgermeister.

Immerath

1. Kapelle im Unterdorf

2. TK 5807 Gillenfeld: r 25 69 050; h 55 55 150; neben renoviertem Backhaus.

3. Schriftliche Unterlagen sind bisher nicht zu finden; nach mündlicher Mitteilung wurde diese Dorfkapelle um 1845 von wohlhabenden Bauern des Unterdorfes erbaut, um den weiten Weg in die Kapelle des Oberdorfes zu ersparen; die Kapelle wurde nicht kirchlich eingeweiht, diente ausschließlich für Rosenkranz-und andere Gebetsandachten bis in die 1920er Jahre. Der Immerather Gesangverein benutztevon 1953 - 1959 den Kapellenraum als Probesaal, danach keine Nutzung mehr. Im Zuge der Dorfstraßenerneuerung 1959/60 wurde die Kapelle, die mitsamt einem dicht anschließenden Wirtschaftsgebäude in einer engen, unübersichtlichen Kurve stand, abgerissen.

6. Foto Nr. 14 in »Eiflia illustrata - Kreis Daun«, 1982; Angaben von A. Sartoris, Immerath.

Kelberg-Rothenbach

1. Stanislaus-Kapelle

2. TK 5607 Adenau: r 25 63 163; h 55 75 450; an Straßengabelung im Privatgarten.

3. Erbauung: 1773 (laut Türinschrift) mit einfachem barocken Altaraufsatz aus Holz. Holzfiguren: hl. Stanislaus; Muttergottes mit Kind (18. Jhd.). Abriß 1950 wegen gefährlicher Baufälligkeit.

4. 1946 bis 1950 Neubau einer Kirche 200 Meter östlich, die sich den Namen »Maria Himmelfahrt« gab. Aus der alten Kirche übernommen wurden: Heiligenfiguren, Altar und Fußbodenkacheln. Die alte Glocke war während des letzten Krieges »eingezogen«, kam zurück wurde von Glockengießer Mark aufgekauft, da sie wohl die erste Glocke aus seiner Gießerei war. Als Ersatz goß er eine neue, im Aussehen und in der Inschrift der alten völlig gleich. Arr dem ehemaligen Standort - heute Privatgarten - steht noch ein alter Weihwasserstein.

6. KdmKMayen, 392; Angaben Küster Ant, Rothenbach.

Die heute nicht mehr existierende Kapelle in Immerath neben dem Backhaus. Radierung von H. Wehlisch 1985 nach historischer Vorlage.

Scheid

1. Kornelius-Kapelle

2. TK 5604 Hallschlag: r 25 30 175; h 55 80 438; an Straßengabelung.

3. Einweihung: 1739, Renovierungen: 1807, 1854, 1902; zweiachsiger Bau, klein, Bruchstein geputzt, mit dreiseitigem Chorschluß und Holzdecke. Über dem Westeingang ein vierek-kiges, geschiefertes Glockentürmchen. 1966: Abriß, da Kapelle zu klein, baufällig und einem Straßenneubau an dieser Kreuzung hinderlich.

4. Etwa 300 Meter nordwestlich Neubau einer modernen und weitaus größeren Kornelius-Kapelle; aus alter Kapelle übernommen: Säulenaltar, Maria-Hilf-Bild und Glocke; die Toten des ehemaligen Friedhofes wurden auf den neuangelegten Kirchhof umgebettet.

6. KdmKPrü, S. 90; Barsch, S. 187; Günther, Codex dipl. II, Nr. 275

Altarraum der abgerissenen Cornelius-Kapelle zu Scheid. Foto: M. Quetsch, Scheid

Schönbach

1. Quirinus-Kapelle

2. TK 5707 Kelberg: r 25 67 575; h 55 64 800; unmittelbar an der B 257.

3. Erbaut 1716; 5,40 Meter breit; 10,70 Meter lang aus einfachen Bruchsteinen. 1729 erhält sie eine Glocke; wird 1830 als »in gutem Zustand« beschrieben und erhielt 1880 eine neue Glocke, die aber zu Kriegszwecken eingezogen wurde. Am 31. 8. 1967 fand in ihr letzter Gottesdienst statt. Im Zuge der Flurbereinigung wurde sie 1968 abgerissen (nicht baufällig!)

4. 1968 erfolgte ca. 250 Meter nordwestlich, neben der alten Schule, der Neubau einer Quirinus-Kapelle. Übernommen wurden Altar und altes Kreuz.

6. KdmKDaun, 36; Schug, 145; Angaben BM Schneiders; Foto in: Kreis Daun, Bilder aus vergangenen Tagen, 240.

Trittscheid

1. Thekla-Kapelle

2. TK 5806 Daun: r 25 59 000: heutiger Vorplatz des Gemeindehauses.

3. Erbauung: 1774. Einfacher Bruchsteinbau: 4,70 Meter breit; 9,50 Meter lang. Sie war Eigentum der Kirchengemeinde und kaum begütert (1830: 8 Taler Vermögen; 1869: kein Vermögen). In der Kapelle hing ein Glöckchen von 1650, die sog. »Grafenglocke«, die aus der Burgkapelle Manderscheid stammte und bis 1850 in der Kirche Buchholz Verwendung fand. 1960 Abriß der baufälligen Dorfkapelle im Zuge der Flurbereinigung.

4.1958 erbaute die Gemeinde 200 Meter nordwestlich eine neue Thekla-Kapelle. Übernommen wurden zwei Figuren der hl. Thekla und Nothburga, sowie die »Grafenglocke«, die heute als Sterbeglocke dient, da die Kapelle mit zwei neuen Glocken der Fa. Mark, Brockscheid, ausgerüstet wurde. Die Kreuzwegstationen erhielt die Kirche in Bleckhausen. An den ehemaligen Standort erinnert nichts.

6. KdmKD, 244; Schug, 507; StAKo 1c 2983; Foto in: Kreis Daun, Bilder aus vergangenen Tagen, 267.