Vom Acker zur Weide

 

Bauerntum im Wandel der Zeit

Die Landwirtschaft des Kreises Daun einst und jetzt

Matthias Weber, Dennerthof Lissendorf

 

Wer dern Geburtsjahrgang 1909 angehört, vermag sieben Jahrzehnte eigenen Erlebens zu überblicken. Aus dieser Perspektive gewinnt die Betrachtung der Entwicklung der Landwirtschaft des Kreises Daun besonders für die heutige junge bäuerliche Generation zeitgeschichtlichen Wert.

Doch muß man, um die Besitzverhältnisse früherer Zeiten zu überblicken, bis zum Jahre 1794 zurückgreifen. In diesem Jahr besetzte Napoleon das Rheinland und führte die französische Verwaltung hier ein. Wurde bisher der bäuerliche Betrieb und damit auch das Lehen der Adelsgeschlechter beim Tode der Eltern auf das Erstgeborene übertragen, so führte Napoleon die Realteilung ein. Nun wurde beim Tode der Eltern oder schon vorher der Grundbesitz auf die Zahl der Kinder aufgeteilt. Es spielte bei der Teilung keine Rolle, ob die Geschwister ein Handwerk erlernt oder studiert hatten oder ob sie in die Städte abgewandert waren.

Nach dem Motto, wir haben ja alle Vater und Mutter gesagt, wurde der Betrieb aufgeteilt. Aus dieser Zeit stammt auch der viel bespöttelte Begriff, der junge Bauer muß, wenn er auf Freiers Füßen geht, nach dem größten Misthaufen sehen. Am Misthaufen konnte man die Größe des Betriebes erkennen. Denn nur eine Frau, die viel Land oder Geld mitbrachte, konnte ihm helfen, den Verlust an Land auszugleichen.

Öffentliche Landversteigerungen, auf denen die Abgewanderten ihr Land versteigerten, waren an der Tagesordnung. Durch diese Teilung wurden die Betriebe und damit auch die Parzellen immer kleiner. Doch in den meisten Familien konnte der junge Bauer das Land seiner Geschwister kaufen oder vorläufig pachten.

Die Eifel, Manövergebiet

Nachdem Napoleon 1814 besiegt und Europa im Wiener Kongress neu aufgeteilt worden war, wurde das Rheinland Preußen zugeteilt. Durch die jahrhundertelange Feindschaft zwischen Frankreich und Deutschland wurde die Eifel von Berlin aus als willkommenes Manöver- und Aufmarschgebiet betrachtet. In jedem Jahr fanden die großen Herbstmanöver in der Eifel und damit auch besonders im Kreis Daun statt. Aber damit nicht genug der Nachteile. Bei der Industriealisierung Deutschlands in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, wurde die Eifel wegen ihrer Grenznähe überhaupt nicht berücksichtigt. Die Jugend war daher gezwungen nach Köln, Düsseldorf, ins Ruhrgebiet oder nach Amerika auszuwandern.

In den Jahrzehnten vor 1900 waren die Wiesentäler die einzigen Flächen, die mit Gras bewachsen waren und damit nur Heu lieferten. Es herrschte Armut. Zur Förderung der Landwirtschaft wurden vom Land Preußen hohe Zuschüsse bewilligt. In den Dörfern mußten Wiesengenossenschaften gegründet werden. Diese hatten die Aufgabe, die unter stauender Nässe stehenden Täler mit Dränagegräben zuentwässern. Waren diese Arbeiten durchgeführt, dann wurden an den Stellen, wo der Bachlauf die Möglichkeit dazu bot, Bewässerungsgräben angelegt. Aus diesen Gräben wurden die Wiesen im Laufe des Frühjahres bewässert. Welche Bedeutung der Kreis Daun dieser Aufgabe zumaß, ersehen wir daraus, daß ein Kreis-Wiesenmeister eingestellt wurde mit der Aufgabe, alle Genossenschaften zu kontrollieren und fachmännisch zu betreuen. Im Laufe der Jahrzehnte ging man dazu über, weniger gute Äcker (Grenzertragsböden) mit Gras- und Kleesamenmischungen einzusäen.

Da dieses Heu ein besseres Futter war, wurden die Wiesentäler allmählich vernachlässigt. Die Dränagearbeiten wurden aber auch in zu nassen Ackerplänen durchgeführt. In unserer Gemarkung kann man heute noch beobachten, wieviel diese Dränagen nach 80 Jahren noch den Äckern an Wasser entziehen.

Nutzung der Oedlandflächen

In fast jeder Gemarkung fand man hunderte Morgen Oedland. Diese wurden teils als Viehweiden, z. T. aber auch noch zur Streugewinnung genutzt. Kühe und Jungvieh wurden auf diesen Flächen im Vorsommer gehütet. Sie konnten erst nach der Heuernte, wenn der Wuchs ziemlich kräftig war, auf die Wiesen getrieben werden. Daß die Milchleistung der Kühe von den Oedlandweiden gering war, bedarf wohl keiner Frage. Ebenfalls war die Zunahme des Gewichts der Jungtiere minimal.

Um auch die vielen Berge landwirtschaftlich zu nutzen, hatte sich im Laufe der Jahrhunderte eine bedeutende Schafhaltung entwickelt. Da gab es kaum ein Dorf, wo nicht eine Schafherde gehalten wurde. In manchen Dörfern gab es sogar mehrere Herden. Die Schafhaltung hatte sich so ausgedehnt, daß im Herbst Schafmärkte abgehalten wurden, auf denen mehrere 1 000 Schafe aufgetrieben wurden. Jedoch gingen zwischen den beiden Kriegen die meisten Herden ein. Die Wolle wurde vom Ausland billiger eingeführt.

Kriegs-Zwangswirtschaft

Zu Beginn des 1. Weltkrieges am 1. August 1914 wurde die Zwangswirtschaft mit Vieh eingeführt. In den Dörfern hatte der Gemeindevorsteher mit 2 Mitgliedern des Gemeinderates die Aufgabe, monatlich die angeforderten Kontingente an Schlachtvieh zu beschlagnahmen. Das ging im ersten Jahr zügig vonstatten. Nachdem aber in den folgenden Jahren die Beschlagnahme über den normalen Zuwuchs hinausging, kam es in jedem Stall zu einem regelrechten Wortgefecht zwischen der Kommission und den Tierbesitzern. Von da an wurde ein ortsfremder Viehhändler Vorsitzender der Kommission. Es sei daran erinnert, daß die meisten Bauern Soldaten waren, die Frauen also mit einem Kriegsgefangenen den Betrieb weiter führen mußten. In den letzten Kriegsjahren wurde von den Bäuerinnen manche bitteren Tränen geweint, wenn der Viehstall wieder einen leeren Stand mehr hatte. Bei Kriegsende waren die Viehbestände um die Hälfte reduziert. Es gab in den 4 Kriegsjahren keine Düngemittel und kein neues Saatgut. Die Folge war, daß es 5 - 6 Jahre dauerte, bis die Viehbestände wieder einigermaßen aufgestockt waren und Wiesen und Felder wieder bessere Erträge liefern konnten. Zu diesen Rückschlägen kam die Inflation hinzu. Anfang November 1923 zählte eine Billion Renten Mark eine Reichsmark. Die Folge davon war, wer nichts zu verkaufen hatte, oder nichts verdienen konnte, oder keine Rente bekam, der war arm dran.

Die Dreifelderwirtschaft

Zur Dreifelderwirtschaft gehörte in den Jahrzehnten vor dem 1. Weltkrieg auch die Brache. Da die größte Fläche jedes Betriebes Ackerland war, es aber nicht möglich war, jedes 3. Jahr alle Äcker mit Stallmist zu düngen, ließ man einen Teil als Brache liegen. Diese Äcker wurden nicht bestellt. Sie konnten ein Jahr ruhen, mußten aber mit Grubber und Egge bearbeitet werden. Was an Unkraut darauf wuchs, wurde von den Schafen abgeweidet. Mit Stolz wurde von manchem Bauern dann erzählt, wieviel Morgen Brache er liegen hätte. Die Struktur der bäuerlichen Betriebe veränderte sich um 1920. Der Ackerbau wurde nach dem Schema der Dreifelderwirtschaft betrieben. Nach Roggen kam Hafer. Dann im 3. Jahr Kartoffeln, Futterrüben oder Kohlrabi und der Rest der Fläche wurde mit Rotklee oder Wikken bestellt. Die Zeit der Brache war vorbei. Da die Böden im Kreis Daun überwiegend Vulkan-und Sandböden sind, eignen sich diese vorzüglich zum Anbau von Kartoffeln. Im Vergleich zum Getreide brachte die Kartoffel das meiste Geld. Der Absatz war von Jahr zu Jahr aber sehr verschieden. Jeder Bauer hatte seine festen Kunden im Dorf und in der Umgebung. Wenn es bei sehr guten Ernten nicht gelang, die dann noch verbleibende Menge über Handel und Genossenschaften in die Städte abzusetzen, so blieb nichts anderes übrig, als die Verwertung über den Schweinemagen.

Unser Foto zeigt den Dennerthof bei Lissendorf  im Besitz von Karl Weber. Don wird vorwiegend Ackerbau betrieben. Bewährt hat sich eine moderne Vier-Felder-Wirtschan mit jährlicher Fruchtfolge: Weizen, Wintergerste, Hafer (etwas Braugerste), im vierten Jahr zur Gesunderhaltung der Böden Anbau von Zuckerrüben und Raps. Sofort nach Ernte der Wintergerste werden diese Felder mit Liho-Raps zur Gründüngung bestellt. Verkaufsfrüchte sind Zuckerrüben, Raps, Weizen und Braugerste. Die Viehhaltung gliedert sich in Schweinezucht und den Absatz von einigen Weiderindern, aber kein Milchvieh. Die Landwirtschaftsschule Daun nutzt den Betrieb gerne, um die Schüler aus Milchviehbetrieben in einigen Monaten mit den Grundzügen der Schweinehaltung vertraut zu machen.

Welche Bedeutung die Kartoffel für die Ernährung der Bevölkerung damals hatte, können wir daraus ersehen, daß während des letzten Krieges jeder Normalverbraucher seine Kartoffelkarte für 3 Ztr. erhielt. 1943 wurden auf dem Bahnhof in Lissendorf 55 Waggons verladen. Das war nur möglich, weil in den letzten 10 Jahren Sorten gezüchtet worden waren, welche Erträge bis 180 Ztr. pro Morgen lieferten. Zu diesen höheren Erträgen hatte eine bessere Düngung und eine verbesserte Bodenbearbeitung beigetragen.

Viehzucht im Wandel

In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde allgemein in der Eifel nach und nach die Glanviehrasse eingeführt. Vorher war eine Rasse hier bodenständig, welche man die »Eifler« nannte. Die Kühe dieser Rasse waren 3-5 Ztr. leichter, in der Farbe glichen sie aber der Glanrasse.

Die vorher geschilderten Futterverhältnisse -Oedland als Weideland, geringwertiges Heu aus den nassen Wiesentälern - waren wohl kaum die Futtergrundlage für eine anspruchsvolle Rasse. Die großen Vorteile der Glanrasse waren: 1. Die Ansprüche ans Futter waren geringer wie bei den rot- und schwarzbunten Rassen. 2. In den wenigsten Betrieben der Dörfer des Kreises Daun waren Pferde als Zugtiere nötig. Hier haben sich die Glankühe, besonders aber die Ochsen bestens bewährt. Die Nachteile waren eine geringere Milchleistung der Kühe und eine schwierigere Aufzucht der Kälber.

Der Vorteil eines Ochsengespanns gegenüber einem Pferdegespann bestand darin, daß der Ochse ein wertvolles Schlachttier war. Derjenige Bauer, welcher ein Ochsengespann als Zugtiere hatte, mästete dieselben im Winter und fuhr dann damit zum Markt. Er verkaufte die Ochsen oder tauschte sie bei den Händlern gegen kleinere ein. Ochsenfleisch war im Metzgerladen bei den Hausfrauen wegen des guten Geschmacks sehr beliebt.

Umstellung auf rotbunte Kühe

Mit der Gründung der Molkerei in Hillesheim Anfang der dreißiger Jahre kam das Ende des Glanviehs im Kreis Daun, da die Milchleistung dieser Rasse geringer war als die der rotbunten Kühe. Diese Umstellung kam aber erst richtig zum Zuge, nachdem im Mai 1940 die deutschen Armeen die Kreise Eupen und Malmedy von Belgien zurückerobert hatten. In diesen beiden Kreisen sowie in den Kreisen Schleiden und Monschau war die rotbunte Rasse bodenständig. Sogar in Luxemburg, sowie auf Auktionen in Münster-Westfalen wurden Kühe gekauft.

Aber einfach war die Umstellung nicht. Die Bullenhaltung war fest in den Händen der Gemeinden. In den ersten Jahren der Umstellung haben die Landwirte, welche rotbunte Kühe gekauft hatten, das Deckgeld zweimal bezahlt. Einmal bei ihrer Gemeinde und das zweite Mal bei dem Bullenhalter, welcher schon einen rotbunten Bullen gekauft hatte. Diese Umstellung hat ein Jahrzehnt gedauert und in manchen Gemeinden Kämpfe und Streitereien herausgefordert. Der Kampf gegen die Umstellung wurde auch vom damaligen Leiter des Tierzuchtamtes Trier unterstützt. Rückblickend kann man heute sagen, daß diese fortschrittlichen Landwirte Pionierarbeit für die Landwirtschaft des Kreises Daun geleistet haben.

Tag- und Nachtweide

Der große Nachteil, eine moderne Weidewirtschaft zu betreiben, bestand in der Zersplitterung der Gemarkungen. Im Kreise Daun waren bis 1930 nur wenige Gemeinden, in denen die Flurbereinigung durchgeführt war. Viehweiden mit festen Zäunen waren selten. Nachdem aber die rotbunte Rasse eingeführt war, mußte mehr Ackerland zu Wiesen umgewandelt werden, um mehr gute Weiden zu haben. Von Jahr zu Jahr wurden mehr Weidekoppeln angelegt. Es wurden untereinander Parzellen ausgetauscht, um größere Weiden anlegen zu können. Wer das Glück hatte, Wiesen an einem Bachlauf zu besitzen, der zäunte diese ein. In diesen Koppeln wurde dann das Jungvieh getrieben. Weil ja Wasser vorhanden war, konnten die Tiere dann Tag und Nacht draußen bleiben.

Die Mechanisierungswelle

Bis etwa 1925 war die Mechanisierung kaum nennenswert in unseren Dörfern. Nur in einzelnen Betrieben war eine alte Mähmaschine vorhanden. Erst nachdem die Landmaschinen-Industrie leichtergehende Maschinen auf den Markt brachte, setzte in der Weimarer Republik eine Welle der Mechanisierung ein. Dies galt sowohl für die Heu- und Getreideernte wie auch für die Bearbeitung und Pflanzen und das Ernten der Kartoffeln.

Die Elektrifizierung des Kreises Daun wurde in den Jahren 1921-23 durchgeführt. Von da an hielt der Elektromotor seinen Einzug in die landwirtschaftlichen Betriebe. Wurde in den ersten 20 Jahren nur ein Motor, welcher die Antriebsmaschine für Dreschmaschine, Schrotmühle und Kreissäge war, angeschafft, so hat sich das in den darauffolgenden Jahren gewaltig geändert. Die Heuernte war im Jahresablauf immer der Schrecken aller Familienmitglieder. Die Männer gingen morgens um 4 Uhr mit der Sense auf die Wiesen, um zu mähen. Zwischen 8 und 9 Uhr hörte man mit dem Mähen auf. Dann wurde mit den Handrechen auf anderen Wiesen das Heu gewendet. Nachmittags wurde dann das getrocknete Heu eingefahren, und mit den Gabeln auf den Heustall abgeladen. Die ganze Heuernte war bis dahin nur Handarbeit.

Nun wurden Mähmaschinen, Heuwender und Heurechen gekauft. Zum Heuabladen konnte der Elektromotor für den Antrieb von Heugebläsen oder Greifern eingesetzt werden. Diese Maschinen brachten doch eine große Erleichterung für die Familie. Wie die ganze Familie in der Heuernte eingesetzt war, ersehen wir daraus, daß in den bäuerlichen Gemeinden im Kreise Daun 2 Wochen Heuferien eingeteilt wurden. Diese freien Tage wurden natürlich von den Herbstferien abgezogen.

Eifler Viehmärkte

In den Jahren von 1925 - 29 ging es allmählich wieder aufwärts mit unseren Betrieben. Durch die vielen Ochsengespanne, welche immer wieder auf den Märkten umgetauscht (verhandelt) wurden, steckte in jedem Bauer eine Ader zum Viehhändler. In Hillesheim, Gerolstein, Daun, Stadtkyll, Prüm und Adenau wurden regelmäßig Märkte abgehalten. Auf diesen Märkten wurden die Erlöse aus dem Viehverkauf und Handel erzielt. Es gab damals ja noch keine Molkereien, um Milchwirtschaft betreiben zu können. Der eine Bauer befaßte sich mit der Nachzucht von jungen Ochsen, der andere mästete mageres Vieh für die Metzger. Aber fast der ganze Verkauf wurde auf den Märkten abgewickelt. War durch Frühjahrsbestellung oder Erntearbeiten keine Zeit, den Markt zu besuchen, meinte man etwas versäumt zu haben. Für die Marktorte selbst hatte sich im Laufe der Jahrhunderte ein reges Geschäftsleben entwickelt. Die vielen Artikel des täglichen Bedarfs für Familie und Betrieb wurden an den Markttagen hier eingekauft.

Rückgang ab 1930

Durch den Friedensvertrag von Versailles wurden dem deutschen Volk Lasten aufgebürdet, welche unsere Volkswirtschaft so ausbluteten, daß sie nach 10 Jahren am Ende war. Die Folgen waren 6 - 7 Millionen Arbeitslose. Für unsere Erzeugnisse erhielten wir noch die Hälfte von dem, was wir in den Jahren 1925 - 29 bekamen. Wurde das Kaiserreich 1918 durch eine Revolution abgelöst, so wurde die Weimarer Republik durch die wirtschaftlichen Folgen dieses Friedensvertrages unmöglich gemacht. Nun ernannte der greise Reichspräsident von Hindenburg am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler.

Der Reichsnährstand

Hitlers Reichsbauernführer Walter Darre hatte in den Jahren 1930-32 die Organisation des deutschen Bauernstandes ins kleinste geplant. Sie umfaßte vom kleinsten Dorf bis zum Reichsgebiet die gesamte Erzeugung, Verarbeitung und den Vertrieb der landwirtschaftlichen Produkte. Alle bäuerlichen Organisationen, wie die regionalen Bauernvereine, die Landwirtschaftskammern, Raiffeisengenossenschaften und Schulze-Delitsch-Genossenschaften wurden aufgelöst und im »Reichsnährstand« zusammengefaßt. War vorher die Mitgliedschaft im Bauernverein, wie auch heute wieder freiwillig, so mußte im Reichsnährstand jeder Landbesitzer, und wenn er nur 2 Morgen besaß, Beitrag zahlen. Die Preise, welche wir Bauern für unsere Erzeugnisse erhielten, waren Festpreise. So kostete ein Ztr. Kartoffeln z. B. frei Waggon 2,55 RM, 1 kg Schwein, lebend, frei Metzgerei 1,12 RM.

Der Bauernstand wurde zum 1. und wichtigsten Berufsstand erklärt. Hitlers weitgestrecktes Ziel war ja, Lebensraum im Osten zu gewinnen. Aber ohne Krieg war das nicht möglich. Durch die Erfahrung des 1. Weltkrieges mit der schlechten Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln mußten daher neue Wege beschritten werden.

Anlegung von Vorräten

Nachdem die Organisation des Reichsnährstandes aufgebaut war, wurden die Bauern zur »Erzeugungsschlacht« aufgerufen. Ein großzügiges Förderprogramm wurde aufgestellt. Zur Urbarmachung der großen Oedlandflächen, Bachregulierungen und zum Bau von Wirtschaftswegen wurden die vielen Arbeitslosen eingesetzt. Ein Teil dieser Oedlandflächen wurde in Ackerland umgewandelt. Im Kreise Daun wurden 34 Weidegenossenschaften gegründet. In diesen Dörfern wurden diese Weiden gemeinsam genutzt. In diesen Jahren wurden die ersten Silos im Kreise Daun gebaut. Hierfür, wie auch zum Bau von Jauchekellern, Dungstätten und zur Modernisierung der alten schlechten Viehställe wurden Zuschüsse gezahlt.

Nebenher lief eine Welle von Versammlungen, in denen die Landwirte für dieses Programm geschult wurden. Von der Reichsregierung wurde das Reichserbhofgesetz beschlossen. In die Höferolle wurden die Betriebe eingetragen, welche im Kreis Daun über 40 - 45 Morgen ihr Eigen nannten. Damit sollte der Zersplitterung der Betriebe Einhalt geboten werden. Roggen, Weizen, Fleisch und Konserven wurden in Lager- und Kühlhäusern auf Vorrat eingelagert. Dasselbe war vor dem 1. Weltkrieg nicht geschehen.

Kriegsversorgung gesichert

Am 1. September 1939 eröffnete Hitler den Krieg gegen Polen. In 18 Tagen war Polen besiegt. Frankreich und England hatten aber einen Beistandspakt mit Polen gegen Deutschland. Dadurch erklärten die beiden Länder Deutschland den Krieg. Somit hat am 1. Sept. der 2. Weltkrieg begonnen. Am 10. Mai 1940 begann der Frankreich-Feldzug. In 3 Monaten standen die deutschen Armeen am Kanal und damit war die Hälfte Frankreichs sowie Holland, Belgien und Luxemburg unter deutscher Verwaltung. Durch die besseren Erträge der deutschen Landwirtschaft sowie die Entnahme von Lebensmitteln aus den besetzten Gebieten war die Versorgung der Bevölkerung eine bessere als im 1. Weltkrieg. Selbstverständlich wurden mit Kriegsbeginn Lebensmittelkarten eingeführt. Für die Landwirtschaft wurde ein Abliefersoll für Getreide und Kartoffeln angeordnet. Die Ablieferung der Milch an die Molkerei klappte tadellos. Der Bedarf an Schlachtvieh wurde im freien Handel wie zu Friedenszeiten gedeckt. Die Viehmärkte konnten weiterhin wie bisher durchgeführt werden. Für die zum Kriegsdienst eingezogenen Männer wurden französische Kriegsgefangene eingesetzt; dieselben waren fleißig und zuverlässig. Doch am 8. Mai 1945 mußten die deutschen Armeen bedingungslos kapitulieren. Mit der Kapitulation begann eine bittere Zeit für das deutsche Volk.

Nach der Kapitulation

Mit der Besetzung Deutschlands durch die Amerikaner, Engländer, Franzosen und Russen, war nicht nur das Ende des Dritten Reiches, sondern auch jeglicher deutscher Verwaltung gekommen. Deutschland wurde in 4 Besatzungszonen aufgeteilt. Der Kreis Daun gehörte zur französischen Besatzungszone. Diese umfaßte das heutige Land Rheinland-Pfalz und das Saarland. Das Saarland wurde aber kurze Zeit später an Frankreich angegliedert. Wir müssen uns daran erinnern, daß durch die jahrelangen gewaltigen Fliegerangriffe die deutschen Städte und damit unsere Industrie am Boden lagen. Fast alle Brücken waren gesprengt. Das Eisenbahnnetz war zerstört, Loks und Wagenpark zum großen Teil ausgebrannt.

Da die französische Militärregierung eine rigorose Verwaltungsmacht ausübte, wurden alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse mit einem Abliefersoll erfaßt. Anhand der Viehzählung wurde jedem Landwirt schriftlich mitgeteilt, wieviel Ztr. Vieh er im Jahr abzuliefern hatte. Die besten Tiere wurden Frankreich, die schlechteren den deutschen Metzgern zugeteilt. In einer besonderen Aktion wurden einmal in allen Dörfern sämtliche Kühe und tragenden Rinder gemustert. Die wertvollsten Tiere wurden dann von einer französischen Kommission beschlagnahmt, und aus unserer Gegend ein ganzer Güterzug nach Frankreich transportiert.

Birkenhof (Alfred Mayer). Johannishof (Josef Weber) und Hof Römerberg (Nikolaus Kutscheid) bilden in der Gemarkung »Rott« bei Gillenfeld ein markantes Beispiel der Dorfaussiedlungen in den 60er Jahren. Bei der vorausgegangenen Flurbereinigung wurden neben anderen Aussiedlungsbetrieben diese drei Gehöfte so eingeordnet, daß etwa zwei Drittel der gesamten Weideflächen die Höfe umgeben. Grundlage der Betriebe bildet die Milcherzeugung von jeweils 60 bis 70 Kühen. Der Birkenhof ist reiner Milchviehbetrieb, während im Johannishof auch Schweinezucht angegliedert ist. Im Hof Römerberg steht in großräumigen Boxenlaufstallungen die Fersenaufzucht ebenbürtig an der Seite des Milchviehbestandes.

In einer anderen Aktion mußte jeder größere Betrieb eine Kuh abgeben für die Bauern in der roten Zone. Die rote Zone, das waren die Dörfer am Westwall, welche im Herbst 1944 geräumt wurden. Diese Dörfer waren bis März 1945 Kampfgebiet. Auch hier haben wir mit Vieh und Saatgut ausgeholfen, um denen zu helfen, die nach ihrer Rückkehr nur zerschossene Gehöfte vorfanden.

Butter als Zahlungsmittel

Große Schwierigkeiten bereitete die Ablieferung der Milch an die Molkerei. Zunächst war die Futtergrundlage der Milchkühe unbefriedigend. Die Wiesen lieferten ohne Dünger nur mehr den Ertrag, den die Natur von selbst gibt. Ebenso wirkte sich das hohe Abliefersoll an Hafer schädigend aus. Aber ausschlaggebend war, daß die deutsche Industrie zerstört war. Hierdurch fehlte es an den einfachsten Gütern des täglichen Bedarfs. Hinzu kam, daß jede Besatzungszone eine Wirtschaftseinheit für sich darstellte. Weil an allem Mangel herrschte, blühte bald der schwarze Markt. Das beste Zahlungsmittel war unsere Landbutter. Die alten Zentrifugen und Butterfässer kamen wieder zur Geltung. So konnten Ersatzteile, Werkzeuge, Hufnägel und sonstige Artikel beschafft werden. Handwerksleistungen und Nachbarschaftshilfen wurden z. T. ebenfalls in Naturalien bezahlt. Die Versorgung der Normalverbraucher mit Lebensmitteln war äußerst unbefriedigend. Am leichtesten konnte hier noch mit Trinkmilch, Kartoffeln oder Mehl geholfen werden.

Die Kriegskleiderkarten wurden beibehalten. Konnte während des Krieges jeder Bürger kaufen, was ihm nach seiner Punktzahl auf der Kleiderkarte zustand, so war das nach dem Kriege nicht mehr möglich. Hierfür hatte man jetzt ein anderes Verfahren eingeführt. Der Ortsbürgermeister mußte eine Kommission ernennen, in welcher alle Bevölkerungsgruppen vertreten waren. Jedem Dorf wurden dann monatlich einige Kleidungsstücke - ab und zu auch mal einige Paar Schuhe - zugeteilt. War eine Sendung eingetroffen, dann konnten wieder Anträge auf Zuteilung gestellt werden. Es war oft geradezu beschämend, wenn von 5-6 Personen darüber diskutiert wurde, welcher kinderreichen Familie nun 1 Paar Schuhe oder 1 Kleidungsstück, oder welcher Frau oder welchem Mädchen 1 Garnitur oder 1 BH zugeteilt wurde.

Rauchwaren gab es kaum. Um den Mangel an Tabak abzuhelfen, wurde Tabak angepflanzt. Die Kenntnis zur Bearbeitung der geernteten Blätter war ja auch nicht vorhanden. Aber das hatte der eine oder andere bald herausgefunden, die Flüsterpropaganda half da weiter und das Finanzamt wollte ja auch seinen Tribut haben.

Alkohol gab es ebenfalls keinen. Hier waren schon bald, nachdem unsere Soldaten aus Kriegsgefangenschaft wieder zu Hause waren, in jedem Dorf ein paar kleine Hausbrennereien gebastelt worden. Wir lieferten das Korn und teilten dann mit dem Besitzer der Brennerei das klare Naß, welches aus dem Röhrchen tropfte. Im Sommer 1945 gab es keinen Einmachzucker. Was nun, sagten unsere Frauen. Die Gläser wurden gefüllt, da es im Laufe des Winters mehr Zucker gab. Damit konnte auch dieser Engpaß überwunden werden. Diese schwierige Zeit dauerte aber über drei Jahre.

Währungsreform 1948

Der 20. Juni 1948 ist als ein Markstein in die deutsche Geschichte eingegangen. Für die drei westlichen Zonen war ein neues Währungssystem ausgetüftelt, die Deutsche Mark (DM). Jeder Bürger erhielt im Tausch gegen die faule RM 40,- DM; Betriebe pro Beschäftigten 300,- DM. Die Einführung der DM stellte in einigen Monaten das ganze Wirtschaftsleben auf den Kopf. Jetzt war der Kunde wieder König. In den Geschäften füllten sich in kurzer Zeit die Regale wieder mit Waren. Arbeiter, Beamte und Rentner erhielten ihre Bezüge in kaufkräftiger Währung. Der schwarze Markt war mit einem Schlage beseitigt. Vor allem wollte man wieder die so lange entbehrte gute Butter und ein saftiges Stück Fleisch auf dem Tisch haben. Das konnte uns Bauern nur recht sein. Obwohl die Zwangswirtschaft durch die Besatzungsmacht aufrecht erhalten wurde, fragten wir Bauern nichts mehr danach. Auch das muß gesagt werden, es gab ja auch deutsche Verwaltungsstellen, die glaubten, die Zwangswirtschaft gehöre auch weiterhin zur Verwaltungsarbeit.

Der Kreisbauernverband

Nach der Besetzung durch die Franzosen wurde jede Vereinstätigkeit verboten. Der Reichsnährstand war ja aufgelöst und damit keine Berufsvertretung mehr vorhanden. In den beiden anderen Zonen konnte schon bald nach Kriegsende mit der Gründung des Deutschen Bauernverbandes begonnen werden. Erst im Jahre 1947 wurde uns diese Gründung erlaubt. Die Gründungsversammlung fand am 13. Dezember 1947 in Gerolstein statt, in welcher ich zum Vorsitzenden gewählt wurde. Von jetzt an wurden in den Wintermonaten in den Dörfern die Ortsvereine gegründet.

Mitglieder werben war nicht schwer, wir hatten ja seit Kriegsende erfahren, daß es ohne Berufsvertretung auch nicht geht. Aber es war nicht immer leicht in einigen Dörfern einen Vor-sitzenden zu finden. Die »Ohne-mich«-Parole war auch in unserem Beruf bekannt. Wie oft hatten der damalige Landrat Feltges und ich uns vor dem Kreiskommandanten verantworten müssen, wenn es, bei dieser oder jener Abgabe, oder in diesem oder jenem Teil des Kreises nicht klappte. Einmal machte er uns folgenden Vorwurf: »Wenn ich durch das Kreisgebiet fahre, dann begegnen einem werktags Frauen in deutschen Infanteriestiefeln oder amerikanischen Militärschuhen. Fahre ich an einem Sonntag, dann gehen sie im Winter in maßgeschneiderten Mänteln aus deutschem Feldgrau oder amerikanischem Grün zur Kirche«. Als wir ihm erklärten, daß dies die Folge der unzureichenden Versorgung der Bevölkerung mit Kleidung und Schuhen sei, wollte er das nicht glauben. Auf dem Heimweg sagte der Landrat schmunzelnd zu mir, daß wir dem Kreiskommandanten ja nicht sagen konnten, daß die schönen weißen Blusen, welche die Mädchen im Sommer trugen, aus Fallschirmseide geschneidert waren.

Eine andere Begebenheit aus der Zeit nach der Währungsreform kann ich nicht unerwähnt lassen. Mit der kaufkräftigen DM in der Tasche wollte der an knappe Kalorien gewöhnte Normalverbraucher auch wieder die gute Landbutter auf dem Tisch haben. Butter gab es ja noch keine frei im Laden zu kaufen. In 2-3 Monaten nach der Währungsreform bot man uns gerne 5,- DM für 1/2 kg Butter. Die Anlieferung der Milch ging dadurch bis November 1948 rapide zurück. Die Molkereien versuchten nun auch ihre Produkte zu besseren Preisen zu verkaufen, um einen höheren Milchpreis zahlen zu können. Die Stimmung unter den Bauern gegenüber der Molkerei war auf dem Gefrierpunkt angelangt. Viele waren fest entschlossen, die Molkerei eingehen zu lassen.

Krise der Molkereien

In diese Krisenstimmung platzte wie eine Bombe ein Schreiben des Ministers für Landwirtschaft an alle Molkereien des Regierungs-Be-zirks Trier, ab sofort den Verkauf zu höheren Preisen einzustellen, anderenfalls mit hohen Strafen zu rechnen sei. Die Zwangswirtschaft der Militärregierung sei noch nicht aufgehoben. Sofort nach Eingang dieses Schreibens tagten in Bitburg die Molkereivertreter und kamen zu folgendem Beschluß: Eine Abordnung soll zu Weber nach Lissendorf fahren, um ihn zu bitten mit Minister Stübinger zu verhandeln, damit die Angelegenheit im Sinne der Bauern bereinigt werde. Ich schlug gemeinsame Schritte der Eifler Kreisbauernverbände beim Minister vor. Das wurde mir mit der Begründung abgelehnt, daß außer den Bitburger Molkereien niemand mitmachen würde. Unser Geschäftsführer Rek-tenwald warnte mich und sagte wörtlich: »Herr Weber, sie stehen mit einem Fuß im Gefängnis.« Worauf ich ihm erwiderte: »Ich riskiere den einen Fuß, eine andere Möglichkeit gibt es nicht, die Molkereien über Winter in Betrieb zu halten.«

Ich habe also mit den Bitburgern die Angelegenheit übernommen und telegrafisch den Minister um einen Termin gebeten. In der darauffolgenden Woche fand die Verhandlung beim Minister statt. Ich hatte mich gründlich vorbereitet, da ich trotz allem Optimismus auch mit einem Fehlschlag rechnen mußte. Mein bestes Argument war, daß ich beweisen konnte, daß die Eifeler Molkereien keinen Frischmilchabsatz haben, und dadurch konnten sie nur 60 Prozent des Auszahlungspreises gegenüber Molkereien in Stadtnähe zahlen. Das 2. Argument war, daß ich fest davon überzeugt war, unter den gegebenen Umständen würden die Molkereien mangels Milch im Winter zum Erliegen kommen; aber auch davon, wenn im Frühjahr die Kühe auf die Weiden getrieben werden und damit die Milchmenge wieder um 60 - 70 Prozent ansteigt, daß auch auf diesem Sektor wieder normale Verhältnisse eintreten.

Zwei Stunden lang haben wir hart mit dem Minister und seiner Begleitung verhandelt. Meine Argumente wurden anerkannt, aber der Minister betonte, er würde uns gerne helfen, aber ihm seien die Hände durch die Besatzungsmacht gebunden. Da ich nun einsah, daß er uns nicht helfen konnte, machte ich ihm folgenden Vorschlag: Da er nun die schwierige Lage der Eifel-Molkereien kenne, uns aber auch seine hilflose Lage durch die Besatzungsmacht bekannt sei, solle er sich diesen Winter überhaupt nicht um uns hier oben in der Eitel kümmern. Wir würden dafür sorgen, daß Milch angeliefert würde, um die Molkereien in Betrieb zu halten, um aber auch dem Normalverbraucher wieder 1 Stück Brot mit guter Butter zu gönnen. Impulsiv stand er auf, ergriff meine Hand und sagte: »Herr Weber, ohne Worte, ein Handdruck unter Männern, wir haben uns verstanden.« Beruhigt fuhren wir nach Hause. Bis zum Frühjahr hatte die Lage sich normalisiert.

Molkerei-Fusion

Einige Jahre nach der Gründung der Molkerei Hillesheim wurde die Molkerei Daun in Betrieb genommen. Das Einzugsgebiet, welches dieser Molkerei zugeteilt wurde, war zu klein, um einen rentablen Molkereibetrieb entwickeln zu können. Trotz größter Mühe von Vorstand und Betriebsleitung gelang es nicht, den Auszahlungspreis Hillesheims zu erreichen. Das dadurch im Laufe der Jahre der Unmut der Mitglieder wuchs, war verständlich. Eine Fusion mit der Molkerei Hillesheim war fast unvermeidlich.

Die Molkerei in Blankenheim war in den Jahren die rentabelste Molkerei mit dem höchsten Auszahlungspreis in der Eifel. Vorstand und Aufsichtsrat der Dauner Molkerei beschloß, sich der Molkerei anzuschließen, die den höchsten Preis für unsere Milch zahlte, und nahmen mit Blankenheim Verhandlungen zwecks einer Fusion auf. Dem standen aber 2 Gründe entgegen: 1. Lag die Molkerei Hillesheim dazwischen und 2.: Blankenheim gehört zu Nordrhein-Westfalen. Daraufhin wurde ich gebeten, die Verwaltungen von Hillesheim und Daun zu einer Besprechung einzuladen zwecks Fusion beider Molkereien. Das war im Sommer 1954 in Gerolstein. Die Verhandlungen verliefen in bester Harmonie. Am Ende war die Fusion perfekt. Die Generalversammlungen beider Genossenschaften stimmten zu. Das war die erste von vielen Molkereien, die Hillesheim im Laufe der Jahre noch zusammenführen konnte.

Wert der Flurbereinigung

Das Land Rheinland-Pfalz hat mit Zuschüssen (auch des Bundes) die Verfahren der Flurbereinigung im Kreise Daun zügig durchgeführt. Kreisbauernverband und Landwirtschaftsschulen wirkten beratend und fördernd. Für und Wider lagen bei der Bauernschaft weit auseinander. Der Kreis Daun steht heute besser in der Flurbereinigung. In der Verbandsgemeinde Obere Kyll sind in allen Dörfern die Verfahren durchgeführt. 195 Aussiedlungen wurden seit 1949 erbaut. Der größte Kuhbestand des Regierungsbezirks Trier wird in Ahütte gehalten. Passionierte Herdbuchzüchter der rotbunten Rasse in den Dörfern Ormont und Scheid haben Leistungsherden aufgebaut, welche auf allen Ausstellungen- mit 1. Preisen für ihre Zuchtarbeit belohnt wurden.

Landwirtschaftliche Betriebe nach Größenklassen der landwirtschaftlich genutzten Fläche Landkreis Daun

Größenklassen nach der landw. gen. Fläche

1960

1983

Betriebe (Anzahl)

unter 2 ha'1

1 015

271

2 - 5 ha

2422

563

5- 10 ha

2 163

757

10 - 20 ha

754

535

20 - 30 ha

59

209

30 - 50 ha

13

220

50 und mehr

6

72

insgesamt

6432

2627

Fläche (ha)

unter 2 ha1)

1 163

351

2- 5ha

8573

1 986

5- 10 ha

15 146

5423

10- 20 ha

9922

7461

20 - 30 ha

1 353

5 177

30 - 50 ha

467

8376

50 und mehr ha

453

4835

insgesamt

37077

33610

1) 1960 ab 0,01 ha; 1983 1 - 2 ha sowie unter 1 ha mit einer Marktproduktion, die derjenigen von 1 ha LF entspricht.

Mit der Motorisierung der Landwirtschaft verschwanden in 10 bis 15 Jahren alle Gespanne aus den Betrieben. Dieses ersparte Futter konnte nun zur Aufstockung der Kuhbestände eingesetzt werden. Der Slogan der Beratung, weg vom Pflug, hat sich aber im Altkreis nicht durchgesetzt. Die Ackerfläche wurde zwar verringert, aber nachdem die Braugerste in die Fruchtfolge aufgenommen wurde, kann man davon ausgehen, daß heute in den meisten Betrieben wieder 20 - 30 Prozent Ackerland genutzt wird.

Statistik Nr. 2 gibt die Veränderungen der Anzahl der Betriebe und damit die Veränderungen der Betriebsgrößen an.

Eine gute Bilanz

Wenn ich zurückblicke, möchte ich die Zeit von 1914 bis 1984 in zwei Epochen einteilen. Der erste Abschnitt bis zur Gründung der Bundesrepublik 1949, das sind 35 Jahre mit Krieg, Revolution, Besatzung durch Amerikaner und Franzosen, einer alle Ersparnisse vernichtenden Inflationszeit, fast 13jähriger Diktatur, erneutem Weltkrieg mit bedingungsloser Kapitulation und rigoroser Geldentwertung.

Betriebe mit Milchkühen nach Bestandsgrößenklassen im Landkreis Daun 1973 und 1982

Bestandsgrößenklassen

1973 Betriebe

Tiere

1982 Betriebe

Tiere

1 - 4

1 357

3931

449

1 314

5- 9

935

5995

552

3622

10 - 14

309

3612

217

2526

15-19

151

2528

101

1 703

20-29

117

2720

156

3754

30-49

27

887

140

5084

50 u. mehr

5

325

33

2076

zus.

2901

19998

1 648

20079

Der zweite Abschnitt, das sind ebenso 35 Jahre von 1949 bis 1984, ohne Krieg, ohne Inflation und ohne Besatzung, aber mit einer Aufbauleistung, welche wohl einmalig seit Menschengedenken ist. Auch die Landwirtschaft des Kreises Daun hat in dieser Zeit eine grundlegende Verbesserung ihrer Struktur erfahren. Die erfolgreiche Tätigkeit von Direktor A. Schieder als Betriebsleiter der Molkerei Hillesheim rückte den Auszahlungspreis konstant in die Spitzengruppe des Bundesgebietes, erfolgte in den Betrieben die Umstellung auf Milchwirtschaft. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung, höhere Löhne sowie höhere Landpreise gaben viele Nebenerwerbslandwirte ihre Betriebe auf. Dadurch kontnen die Landwirte ihre Betriebe aufstocken.

Die folgende Statistik veranschaulicht dies genau. Waren im Jahre 1973 in 2 901 Betrieben 19 998 Milchkühe vorhanden, so waren es im Jahre 1982 in nur 1648 Betrieben 20079 Milchkühe. Wenn man heute durch den Kreis Daun fährt, die schönen Dörfer sieht, die gepflegte Landschaft mit den großen Viehherden in den Weiden, dann kann man mit Stolz behaupten, auch wir im Kreise Daun haben beim Fortschritt mitgehalten.