Blick über die Kreisgrenze

Vom Dekanat zum Pfarrverband

Dechant Erich Dunkel, Niederscheidweiler

 

1985/86 konnten die ersten Pfarrverbände des Bistums Trier auf fünfzehn Jahre ihres Bestehens und gemeinsamer Arbeit zurückblicken. Im Herbst 1970 war der Pfarrverband Maifeld errichtet worden, Ostern 1971 wurde der Pfarrverband Gillenfeld vom Bischof errichtet, im Sommer 1971 kamen die Pfarrverbände Neuwied und Waldbreitbach hinzu und im Herbst des gleichen Jahres wurde auch Daun in den Kreis der Pfarrverbände aufgenommen. Fünfzehn Jahre Pfarrverbände im Bistum Trier, dieser Zeitraum ist ein Anlaß, über die neue Seelsorgestruktur nachzudenken und Erfahrungen auszutauschen. Für das Thema »Pfarrverband« soll hier die Entwicklung in dem kommunale Grenzen überschreitenden Pfarrverband Gillenfeld als Beispiel dienen.

Das Dekanat Manderscheid

Als nach den Wirren der Französischen Revolution und der Napoleonischen Zeit das Rheinland an Preußen kam, wurde auch die katholische Kirche des Rheinlandes neu geordnet. Das bisherige Erzbistum Trier bestand seit 1802 nicht mehr. Ein kleines Bistum Trier, dem Teile des heutigen Dekanats Manderscheid angehörten, bestand von 1804 bis 1815. 1821 wurde dann unter preußischer Oberhoheit das heutige Bistum Trier durch Papst Plus VII. errichtet.

Dieses neue Bistum Trier war in Dekanate eingeteilt, die meistens mit den preußischen Landkreisen identisch waren (Neuordnung des Bistums 1827). Im Jahre 1869 wurde nun eine große Neugliederung des Bistums in Angriff genommen. Die Dekanate wurde kleiner, damit die seelsorgliche Zusammenarbeit intensiviert werden konnte. Sechzehn Pfarreien des Dekanates Wittlich wurden zum Dekanat Manderscheid zusammengeschlossen.

Im Lauf seiner Geschichte wurde dieses Dekanat Manderscheid mehrmals neu umschrieben, zuletzt bei der großen Neuordnung des Bistums 1971. Wenn auch damals die Pfarrei Hontheim noch nicht dem Dekanat Manderscheid zugeordnet worden war, so war dies doch schon im Plan vorgesehen. Heute umfaßt das Dekanat Manderscheid alle zehn Pfarreien, die innerhalb der Grenzen der Verbandsgemeinde Manderscheid liegen: Bettenfeld, Eckfeld (Buchholz), Eisenschmitt, Greimerath, Großlittgen, Laufeld, Manderscheid, Meerfeld, Niederöfflingen und Niederscheidweiler. Außerdem gehören zum Dekanat Manderscheid die Pfarreien Brockscheid, Gillenfeld, Strohn und Strotzbüsch aus dem Bereich der Ver-bandsgemeinde Daun und die Pfarrei Hontheim sowie die kleinen Filialorte Diefenbach und Willwerscheid (Pfarrei Greimerath) aus dem Bereich der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf.

Der Weg zum Pfarrverband

Etwa hundert Jahre nach der Gründung des Dekanates Manderscheid trat in der Folge des II. Vatikanischen Konzils eine Entwicklung ein, die aus dem »Dekanat« einen »Pfarrverband« werden ließ.

1970 wurde der erste Pfarrverband unseres Bistums gegründet: der Pfarrverband Maifeld. Die Idee, die dazu führte, war: die Seelsorger sollten die Seelsorge kooperativ, gemeinsam ausüben. Die Aktivitäten sollten im größeren Rahmen des Dekanates/Pfarrverbandes überlegt und möglich werden. Neben den Pfarrern sollten auch Laien, Pastoralreferenten, Gemeindereferenten, auf der Ebene des Pfarrverbandes in der »kategorialen« Seelsorge arbeiten.

Pfarrverbandstag 1976: Bischof Dr. Bernhard Stein begrüßte Mitglieder der Schützenbruderschaft St. Andreas in Gillenfeld

Durch die Errichtung von »Mittelpunktschulen« waren die Pfarrgrenzen staatlicherseits gesprengt worden. Die Mobilität der Einwohner der einzelnen Dörfer ließ eine großräumigere Seelsorge vorteilhaft erscheinen. Die religiösen Entwicklungen in der Folge des Konzils ließen die einzelne Pfarrei immer mehr aufbrechen. Das, was an liturgischer Erneuerung in den Nachbarpfarreien geschah, wirkte sich immer stärker auch auf die einzelne Pfarrei aus. Bußpraxis, Gemeindekatechese und andere seelsorglichen Fragen konnten nur zufriedenstellend gelöst werden, wenn sie einen größeren Raum als die Pfarrei umfaßten.

Damit wurde auch der Tatsache Rechnung getragen, daß die Dörfer zwischen 1960 und 1970 aus »geschlossenen Gesellschaften« zu Wohnorten geworden waren, deren Einwohner zum allergrößten Teil außerhalb ihres Wohnortes Arbeit fanden. Kinder (Schule), Jugendliche und zuerst noch besonders die Männer verließen morgens ihren Wohnort, um nach der Arbeit wieder zurückzukehren. In der pfarrüber-greifenden Gemeinschaft der Schule oder des Arbeitsplatzes wurden die unterschiedlichen Auffassungen der Pfarrei immer deutlicher. Eine Gemeinsamkeit der Seelsorge schien deshalb geboten.

In der Seelsorge zeigte es sich, daß immer mehr spezielle (kategoriale) Aufgaben auf den Seelsorger zukamen: Jugendarbeit, Bildungsarbeit, Familiengruppen, Gottesdiensthelfergruppen usw. Zuerst war unser Gedanke, einzelne Seelsorger sollten sich für den ganzen Bereich des Pfarrverbandes in solchen speziellen Aufgabenfeldern weiterbilden und zur Verfügung stehen. Die Vergrößerung der einzelnen Seelsorgebezirke infolge des Priestermangels brachte aber mit sich, daß diese Möglichkeit der gezielten Weiterbildung für die Pfarrer nicht durchführbar war.

Nach den Sommerferien 1970 bekamen unsere Überlegungen einen neuen Anstoß durch den damaligen Regionaldekan Paul Schütz von der Region Westeifel, zu der ja die vier Pfarreien gezählt werden, die im Landkreis Daun liegen. Er ermunterte die Pfarrer aus dem Einzugsgebiet der Hauptschule Gillenfeld, über konkrete Schritte zur Bildung eines Pfarrverbandes nachzudenken.

Schon bald erwies sich der Rahmen eines Schulverbandes als zu klein für einen gut funktionierenden Pfarrverband. So wurde im Herbst und Winter 1970/71 ein Modell entwickelt, das den Zusammenschluß der Pfarreien des Dekanates Manderscheid östlich der Lieser vorsah. Die Bistumsleitung ging damals schon von der Vorstellung aus, daß ein künftiger Pfarrverband das Gebiet eines ganzen Dekanates umfassen sollte. So verzögerten sich die Entscheidungen. Schließlich wurde - mit Unterstützung der Dekane der Regionen Mosel-Eifel-Hunsrück und Westeifel - der Pfarrverband Gillenfeld zum Osterfest 1971 durch Bischof Dr. Bernhard Stein kirchenrechtlich errichtet. Da die Errichtungsurkunde die Ziele, die die Bistumsleitung mit der Gründung von Pfarrverbänden anstrebte, deutlich wiedergibt, soll sie hier im Wortlaut wiedergegeben werden:

Errichtung des Pfarrverbandes Gillenfeld

1. Um den Heilsdienst der Kirche in der territorialen und kategorialen Pastoral des Dekanates Manderscheid zu sichern, auszubauen und den veränderten Raum- und Zeitverhältnissen anzupassen, werden mit Wirkung vom 11. April 1971 die Pfarreien Brockscheid, Eckfeld (Buchholz), Gillenfeld, Greimerath, Niederöfflingen, Niederscheidweiler, Strohn und Strotzbüsch zu einem Pfarrverband Gillenfeld zusammengeschlossen. Der Zusammenschluß der genannten Pfarreien ist als erste Aufbaustufe des Pfarrverbandes zu betrachten, da noch nicht alle Pfarreien des Dekanates Manderscheid einbezogen sind.

2. Die kirchenrechtliche Eigenständigkeit der vorgenannten Pfarreien mit je eigenem Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat bleibt erhalten.

3. Der Pfarrverband wird unter Vorsitz des Gebietspfarrers kollegial geleitet. Die Rechte des Dechanten und des Regionaldekans werden durch die Errichtung nicht beeinträchtigt. Trier, Ostern 1971.

Bernhard Stein, Bischof von Trier

Der Pfarrverband Gillenfeld war der zweite, diesmal »von unten« errichtete Pfarrverband im Bistum Trier. Er hatte den Vorteil, daß zuerst einmal vier Pfarrer, die bis dahin schon eng miteinander gearbeitet hatten, das neue Seelsorgemodell erproben konnten: Ernst Kemp von Greimerath, Willfried Meßbacher von Eckfeld (Buchholz), Erich Dunkel von Niederscheidweiler und Kaplan Andreas Heinz von Gillenfeld. Es war auch ein Vorteil, daß alle Pfarrgemeinderäte der betroffenen Pfarreien sehr stark in die Planung einbezogen waren und an der Meinungsbildung mitgewirkt hatten. Der Nachteil war aber auch erheblich: nicht alle Pfarreien des Dekanates gehörten zum neuen Pfarrverband, ja noch nicht einmal der Ort, der dem Dekanat seinen Namen gibt: Manderscheid (was bis heute dazu führt, daß Dekanat und Pfarrverband verschiedene Namen haben). Alle Initiativen in der Seelsorge der acht Pfarreien des Pfarrverbandes mußten also so gestaltet werden, daß die anderen Pfarreien bei einem späteren Beitritt ohne größere Schwierigkeiten einbezogen werden konnten.

Der erste Pfarrverbandstag

Am 17. Juni 1971 wurde der erste Pfarrverbandstag veranstaltet. Der Sinn dieses Tages war, die Einwohner der Pfarreien des Pfarrverbandes, besonders die Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände (wie es damals noch hieß) zu informieren und von Anfang an aktiv in die Planung einzubeziehen. So wurden vier Arbeitsgruppen gebildet, die die kategoriale Seelsorge im Pfarrverband besprechen und Anregungen zu einer neuen Organisation geben sollten:

a) Liturgische Weiterbildung und Kirchengesang (Pfarrer Meßbacher),

b) Bildungsarbeit und Erwachsenenbildung (Pfarrer Kemp),

c) Jugendarbeit (Kaplan Heinz) und

d) Öffentlichkeitsarbeit und Organisation (Pfarrer Dunkel).

Ein fünfter Arbeitskreis, der sich mit der Zusammenfassung der kirchlichen Vermögensverwaltung befassen sollte, kam nicht zustande.

Diese Arbeitskreise arbeiteten in den nächsten Monaten (und zum Teil über Jahre) weiter. Besonderes Gewicht hatten die Kreise »Öffentlichkeitsarbeit und Organisation« und »Bildungsarbeit und Erwachsenenbildung«. Hier wurden Grundlagen erarbeitet, die sich noch heute auf die Arbeit des Pfarrverbandes auswirken. Es wurde beschlossen, einen »Pfarrverbandsrat« zu bilden, in den auch alle Pfarrgemeinderäte der noch nicht dem Pfarrverband beigetretenen Pfarreien Delegierte entsenden konnten. Da dies auch geschah, waren wenigstens über dieses Laiengremium des Pfarrverbandes alle Pfarreien an der Gestaltung des Pfarrverbandes beteiligt. Im Herbst 1971 konnte sich so der Dekanatsrat/Pfarrverbandsrat konstituieren.

Rückblickend muß gesagt werden, daß diese erste Phase unserer Pfarrverbandsarbeit mit großem Schwung und Mut zur Zukunft ausgezeichnet war. Priester und Laien engagierten sich außerordentlich für das neue Seelsorgemodell. Besonders die Mitglieder des Dekanatsrates/Pfarrverbandsrates und die Mitglieder des Ausschusses »Bildung« wurden bald zu unentbehrlichen Helfern und Mitdenkern beim Aufbau des Pfarrverbandes. Mit Freude kann man feststellen, daß sehr viele noch heute zu den aktiven Mitgestaltern des Pfarrverbandes gehören.

Schon im ersten Jahr mußte der Pfarrverband die erste Personalveränderung verkraften: für Kaplan Andreas Heinz kam Pfarrer Karl Kneißl nach Gillenfeld. Er hat sich sehr schnell in die gemeinsame Arbeit der acht zusammengeschlossenen Pfarreien eingelebt und eingearbeitet.

Mit der Gründung des Pfarrverbandes wurde der »Pfarrverbandsbrief« herausgebracht. Seine Aufgabe war es, die Arbeit in der Seelsorge des Pfarrverbandes durchschaubar zu machen und die Leute aus den verschiedenen Orten zusammenzubringen. Durch Information soll Interesse für die anderen Seelsorgegebiete geweckt werden. Die für die nächste Zeit vorgesehenen seelsorglichen Aktivitäten werden vorbereitet durch Artikel und Diskussionen. So haben wir im Pfarrverbandsbrief ein Organ, das die einzelnen Pfarreien aus ihrer Isolation herausreißt und die Arbeit der Pastoralkonferenz und des Pfarrverbandsrates für alle transparent macht.

Zu Anfang wurden schon den Pfarrverband übergreifende Ziele ins Auge gefaßt: der Aufbau einer Sozialstation, die Neuordnung des kirchlichen Büchereiwesens auf der Ebene des Pfarrverbandes und die Zusammenfassung der Vermögensverwaltung in einer Rendantur. Die Sozialstation entstand schließlich für die Pfarreien des Landkreises Daun in Daun, etwas später für die Pfarreien des Landkreises Bernkastel-Wittlich in Wittlich (für die Verbandsgemeinden Wittlich-Stadt, Wittlich-Land, Kröv-Bausendorf und Manderscheid). Auch die Vermögensverwaltung konnte schließlich in einer Rendantur zusammengefaßt werden, die zuerst ihren Sitz in Gillenfeld hatte und jetzt in Mehren angesiedelt ist. Eine gemeinsame Ordnung des Büchereiwesens konnte dagegen aus Personalmangel nicht verwirklicht werden.

Die weitere Entwicklung

Auch 1972 wurde wieder ein Pfarrverbandstag veranstaltet, der das bisher Geleistete vorstellen und neue Ziele angehen sollte. Besonders wurde jetzt auch Wert darauf gelegt, die noch nicht angegliederten Pfarreien nach und nach in den Pfarrverband aufzunehmen.

Schon 1972 wurden die Pfarreien Bettenfeld, Eisenschmitt und Meerfeld angegliedert. Pater Ludger Dinkelborg, der nach dem plötzlichen Tod von Pfarrer Eduard Müller (Bettenfeld) neben seiner bisherigen Pfarrei Eisenschmitt noch die verwaisten Pfarreien Bettenfeld und Meerfeld übernahm, sah nur im Pfarrverband die Möglichkeit, diesen großen Seelsorgebezirk pastoral zu führen - und damit die lebendige Seelsorge in diesen Pfarreien zu sichern. Im Sommer 1973 ging Pfarrer Ernst Kemp nach Neunkirchen/Saar. Das war natürlich ein schwerer Verlust für die Arbeit im Pfarrverband; denn er selbst und der von ihm geleitete Arbeitskreis »Bildung« hatten ja sehr viele Anstöße und Anregungen gegeben. Für ihn kam bald Pfarrer Gotthard Freitag, der neben den Pfarreien Greimerath und Niederöfflingen auch die überpfarrlichen Aufgaben von Pfarrer Kemp übernahm.

Am 1. Mai 1974 wurde der Pfarrverband um die Pfarrei Hontheim erweitert, die nach dem Tod von Pfarrer Johann Frings zum Seelsorgegebiet von Pfarrer Erich Dunkel kam. Religionslehrer Hermann Helmig, der seit der Gründung des Pfarrverbandes mit der Pastoralkonferenz eng zusammengearbeitet und als Subsidiar in Strotzbüsch und Niederscheidweiler tätig war, übernahm 1975 die Pfarreien Bettenfeld und Meerfeld, nachdem Pater Ludger Dinkelborg in den Dienst der Abtei Himmerod zurückberufen worden war. Pater Rhabanus Borucki wurde Pfarrer von Eisenschmitt und arbeitete gern in der Pastoralkonferenz mit.

1978 wurde die Pfarrei Manderscheid durch den Verzicht von Pfarrer Anton Didas frei. 1979 übernahm Pfarrer Erich Gansemer die Pfarreien Bettenfeld, Manderscheid und Meerfeld, nachdem Pfarrer Helmig in Saarbrücken eine neue Seelsorgeaufgabe übernommen hatte. Sehr bald wurde nun auch Manderscheid dem Pfarrverband eingegliedert.

Inzwischen war aber eine andere wichtige Entwicklung für den Pfarrverband eingetreten: 1977 wurde Frau Christel Kewes als Pastoralassistentin dem Pfarrverband Gillenfeld zugeteilt. Da sie ein volles Jahr in der Seelsorge unserer Pfarreien tätig sein sollte, konnte sie neue Aufgaben in Angriff nehmen, zumal schon damals überlegt wurde, daß ihr Mann Heinrich Kewes nach Vollendung seines Studiums im Herbst 1978 Seelsorger im Pfarrverband Gillenfeld werden sollte. So hatten wir zum ersten Mal einen Seelsorger, der nicht an eine Pfarrei gebunden ist, sondern speziell für die Arbeit im Pfarrverband zur Verfügung stand.

1979 wurde die Pfarrei Laufeld - nach dem Weggang von Pfarrer Jakob Schneider - in den Pfarrverband eingegliedert und 1980 auch die Pfarrei Großlittgen, nachdem Pfarrer Paul Ständebach in den Ruhestand getreten war. So war schließlich das gesamte Dekanat Manderscheid im Pfarrverband Gillenfeld zusammengefaßt und der Dekanatsrat wurde - nach Diözesanrecht - zum Pfarrverbandsrat.

Initiativen und Aktionen

In einem Pfarrverband sollten möglichst viele Leute sich auch persönlich kennen. Diesem Ziel hatten die beiden Pfarrverbandstage 1971 und 1972 gedient. Doch zu diesen Veranstaltungen trafen sich hauptsächlich Mitglieder der Pfarrgemeinderäte und der Kirchenvorstände. Um nun auch andere Bevölkerungsgruppen in einer größeren Gemeinschaft zusammenzubringen, wurden 1972 zuerst einmal jährliche Altenfahrten angeboten. Eine größere Anzahl älterer Leute traf sich in Maria Martental zu einem Gottesdienst und zum anschließenden gemütlichen Beisammensein. Manche kannten sich schon von der Schulzeit her, hatten sich aber seit Jahren nicht mehr gesehen. 1973 waren es schon vier Busse, die zuerst nach Springiersbach zum Gottesdienst und dann nach Reil fuhren. Ein besonderer Höhepunkt war 1974 der Besuch des Trierer Domes mit einer festlichen Messe, die der Musikverein Brockscheid-Buchholz mitgestaltete. Münstermaifeld, das Nettetal und die Nürburg, Koblenz, Arenberg und Singen waren weitere Ziele.

Diese Altenfahrten, auf die sich manche Leute schon das ganze Jahr freuten, mußten leider eingestellt werden, nicht weil zu wenig Interesse dagewesen wäre, sondern weil man keine Lokale mehr fand, die so viele Leute aufnehmen konnten. In verschiedenen Gasthäusern Kaffee zu trinken, war aber nicht Sinn der Reise; denn die Senioren sollten sich ja treffen und Erinnerungen austauschen können. Die Größe des Pfarrverbandes, zu dem 1979 bis auf Großlittgen schon alle Pfarreien des Dekanates gehörten, ließ leider keine weiteren Altenfahrten mehr zu.

Gemeinschafts-Chor Brockscheid/Strotzbüsch mit Pfarrer Wilfried Meßbacher in Strotzbüsch 1981

Daneben blüht eine andere Initiative seit 1974 bis heute: die jährliche Pfarrverbandsfahrt. 1974 war ein Bus besetzt, als wir zum ersten Male einluden. Es ging nach Maria Einsiedeln in der Zentralschweiz. Das Allgäu, das Salzkammergut, Nord- und Südtirol, der Bayerische Wald, der Schwarzwald, Vorarlberg und der Steigerwald waren weitere Ziele. Besonders an den Abenden werden viele Freundschaften über die einzelnen Pfarreien hinaus geschlossen, wenn man bei Lied und Geplauder zusammensitzt. Diese Fahrten sind so beliebt, daß 1986 innerhalb einer einzigen Stunde zwei Fahrten (eine in die Lüneburger Heide und eine nach Südtirol) ausgebucht waren.

Nachdem in den ersten Jahren die Struktur des Pfarrverbandes geschaffen werden mußte (Pastoralkonferenz, Pfarrverbandsrat/Dekanatsrat, Arbeitskreis), wurde 1974 eine große Aktion zur Einführung des neuen Gebetbuches »Gotteslob« eingeleitet. Durch Vorträge (in der Erwachsenenbildung), Predigten und andere Formen der Aufklärung wurde erreicht, daß schon Ende 1974 ein Drittel aller Familien aus dem Pfarrverband das »Gotteslob« vorbestellt hatten. So war es möglich, gleich nach Auslieferung der neuen Gebetbücher im Frühjahr 1975 in fast allen Pfarreien des Dekanates/ Pfarrverbandes mit dem neuen »Gotteslob« zu arbeiten. Hier zeigte sich, daß die Arbeit von Pfarrer Willfried Meßbecher im Bereich des Kirchengesanges eine große Hilfe war. Mehrere Jahre hindurch stellte er im Pfarrverbandsbrief die »Lieder des Monats« vor. So konnte auf der Ebene des Pfarrverbandes ein breites Angebot an Liedern aus dem »Gotteslob« erarbeitet werden. Parallel dazu versammelte er Küster und Organisten um sich, um sie in die neuen Lieder, aber auch in die Kirchentonarten einzuführen.

Eine weitere Aktion im Bereich des Kirchengesanges war die Bildung eines größeren »Pfarrverbands-Chores«. Die Vereinigung der Chöre Brockscheid/Buchholz und Strotzbüsch gelang ohne größere Schwierigkeit. Dagegen erwies es sich als unmöglich, auch Bettenfeld in diesen Chor einzubeziehen, was sich aus der Entfernung des Ortes von den anderen Pfarreien erklären läßt.

1976 besuchte Bischof Dr. Bernhard Stein den Pfarrverband. Deshalb wurde am 13./14. März ein größerer Pfarrverbandstag veranstaltet. Thema war die stärkere Mitwirkung der Laien in der Kirche. Besonders in seiner Predigt, aber auch im Gespräch mit den Teilnehmern in der Turnhalle der Hauptschule Gillenfeld stellte der Bischof viele Möglichkeiten vor, wie Frauen, Männer und Jugendliche in der Kirche aktiv werden können.

Geistliche Grundlagen

1976 beschlossen die Seelsorger, sich zu geistlichen Tagen in einem kirchlichen Haus zurückzuziehen. Zuerst begannen wir sonntagsabends und fuhren am Montagnachmittag wieder in unsere Pfarreien. Die Atmosphäre des Priesterhauses »Maria Rast«, der Abend ohne Verpflichtungen und die geistlichen Gespräche ermunterten uns, diese Form geistlicher Begegnung auszudehnen und zu einem festen Bestandteil unserer seelsorglichen Zusammenarbeit zu machen. Seitdem werden zweimal jährlich (gewöhnlich im Mai und im Spätherbst) solche Tage geistlicher Erneuerung gehalten. Und der Zeitraum unseres Zusammenseins wurde um einen Tag verlängert. In den ersten Jahren wurde stark in der Weise der Gruppendynamik gearbeitet. Später war der Wunsch nach religiösen Themen und Gesprächen stärker. Sinn dieser Tage" ist es, gemeinsame Erfahrungen zu machen: miteinander und mit Gott. In der Ruhe dieser Tage ist es wesentlich leichter, aufeinander zuzugehen.

Wort- und Kommuniongottesdienst

Als 1977 Frau Christel Kewes als Pastoralassistentin in den Pfarrverband 'Gillenfeld kam, konnten erste Schritte gemacht werden, um in den Pfarreien Wort- und Kommuniongottesdienste einzuführen, welche die Pfarrer am Sonntag entlasten und den Laien einen neuen Raum der Mitwirkung im kirchlichen Leben geben.

Nachdem das Thema »priesterlose Gottesdienste« zuerst einmal in der Pastoralkonferenz behandelt worden war, befaßte sich der Pfarrverbandsrat lange Zeit mit dem Für und Wider solcher Gottesdienste. Es gab recht kontroverse, aber immer sehr engagierte Gespräche. Die Notwendigkeit solcher Gottesdienste war bei den meisten Mitgliedern des Pfarrverbandsrates schnell eingesehen. Aber das »Wie« wurde sehr unterschiedlich beurteilt.

Frau Kewes und andere Laien aus den Orten des Pfarrverbandes hielten im Laufe des Jahres 1977 und auch in den folgenden Jahren an verschiedenen Orten Wort- und Kommuniongottesdienste. So wurden diese Gottesdienste den Menschen im Pfarrverband bekannt. Breite Bevölkerungsschichten akzeptierten sie, was sich dann auch auf die Beratungen des Pfarrverbandsrates positiv auswirkte.

Im Herbst 1978 wurde Heinrich Kewes als Pastoralreferent im Pfarrverband eingesetzt. Da seine Tätigkeit zeitlich nicht begrenzt war, konnte nun weiter in die Zukunft geplant werden. Die Arbeit, die seine Frau Christel begonnen hatte, konnte nun intensiver weitergeführt werden. Durch sein Engagement entschlossen sich Pastoralkonferenz und Pfarrverbandsrat, nun Frauen, Männer und Jugendliche aus den Pfarreien zu suchen, die bereit waren, sich als Gottesdiensthelfer ausbilden zu lassen und selbständig Gottesdienste in ihren Gemeinden zu halten. Dabei war es uns von Anfang an klar, daß diese Gottesdienste nicht von einzelnen Personen, sondern von Gruppen zu drei oder vier Helfern gehalten werden sollten. So wurde dem Einzelnen das Mittun erleichtert und der Gottesdienst wurde als Tun der ganzen Gemeinde deutlicher.

Durch Pfarrversammlungen, Beratungen in den einzelnen Pfarrgemeinderäten, Vorträge im Rahmen der Erwachsenenbildung und Aufsätze im Pfarrverbandsbrief wurde ein Klima geschaffen, das die Bereitschaft zum Mitmachen förderte. So fand sich nach anfänglichem Zögern bald eine große Zahl von Mitarbeitern. Ihre Aus- und Weiterbildung machte in den nächsten Jahren einen Schwerpunkt der Seelsorgearbeit im Pfarrverband aus und ist bis heute eine wichtige Aufgabe. Nach den Sommerferien 1980 wurden in zehn Pfarreien regelmäßige Sonntagsgottesdienste durch Laien eingeführt. Sie gehören seitdem zum Gottesdienstangebot des Pfarrverbandes. Wichtig war es, daß es keine Orte gab, die »zu gut« waren, um dort priesterlose Gottesdienste anzusetzen. Die großen Kirchen in Gillenfeld und Laufeld sind in den Zyklus ebenso eingebunden, wie die kleinen Filialkirchen von Oberscheidweiler oder Winkel. Einkehrtage und religiöse Weiterbildung der Gottesdiensthelfer sowie die wöchentliche Vorbereitung auf den nächsten Sonntagsgottesdienst gehören seitdem zu den ständigen Aufgaben des Pfarrverbandes.

Kirche im Dorf

»Damit die Kirche im Dorf bleibt - Pfarrverband«. Unter diesem Motto fand zehn Jahre nach Gründung des Pfarrverbandes am 6. September 1981 in Großlittgen ein Pfarrverbandstag statt. Es war beabsichtigt, einen Tag ehrlicher Bestandsaufnahme zu veranstalten. Die verschiedensten Bereiche der Seelsorge sollten einem breiten Publikum vorgestellt werden. Neben der Pastoralkonferenz und dem Pfarrverbandsrat stellten sich Gottesdiensthelfer, Jugendgruppenleiter und Gemeindekatecheten den interessierten Zuhörern vor. Daß ein Jahr nach Einführung regelmäßiger Wort- und Kommuniongottesdienste dieser Bereich besonders herausgestellt wurde, versteht sich von selbst. Professor Dr. Andreas Heinz hatte es übernommen, in einem Vortrag über historische und pastorale Aspekte priesterloser Gottesdienste zu sprechen. Ebenso wichtig wie die Ausführungen des Wissenschaftlers waren aber dann die persönlichen Bekenntnisse vieler Gottesdiensthelfer auf Fragen der Zuhörer. Anschließend an den Pfarrverbandstag konnte man überall feststellen, daß neue Freude und neue Impulse in die einzelnen Pfarreien des Pfarrverbandes getragen wurden.

Gemeindekatechese

Pfarrer Karl Kneißl hatte sich schon immer für die Gemeindekatechese engagiert. Er half den anderen Pfarrern durch seinen Rat und durch seine Mitarbeit, daß die Gemeindekatechese eingeführt werden konnte. In der Pastoralkonferenz stellte er die verschiedenen Modelle und Werkmappen vor und gab so wichtige Entscheidungshilfen.

Gemeindekatechese darf nicht nur die Vorbereitung der Kinder auf den Empfang der Sakramente der Eucharistie, der Buße und der Firmung bedeuten. Sie muß die Erwachsenen erfassen - und so dazu führen, daß eine immerwährende Vertiefung des Glaubens in den Gemeinden möglich ist.

Auf die Initiative von Pfarrer Kneißl fanden sich Pädagogen, Seelsorger und Eltern bereit, selbst Vorlagen zu erarbeiten, die für unseren Pfarrverband zugeschnitten sind. So wurde zuerst einmal eine »Bußmappe« geschaffen. Sie soll für einen ausgedehnteren Bußunterricht in der 5. oder 6. Klasse benutzt werden. Zur Firmung 1984 wurde dann eine neue »Firmmappe« ausgearbeitet, die von allen Pfarreien des Pfarrverbandes übernommen wurde als Grundlage einer einheitlichen Firmvorbereitung. Die Beurteilung dieser Mappe ist weitgehend sehr positiv.

Jugendhaus Bettenfeld

Nachdem Pastoralreferent Heinrich Kewes mit großem Engagement die Gottesdiensthelfergruppen in vielen Pfarreien aufgebaut hatte, konnte er sich in stärkerem Maß der Aufgabe zuwenden, eine zeitgemäße Jugendarbeit im Pfarrverband aufzubauen. Zuerst mußte einmal das Mißverständnis ausgeräumt werden, der Pastoralreferent könne nun in einigen Pfarreien selbst Jugendgruppen führen. Es kann ja nur darum gehen, Jugendliche und Erwachsene aus den einzelnen Orten zu befähigen und zu motivieren, selbständig Jugend- und Kindergruppen zu gründen und zu leiten.

Sehr bald zeigte es sich, daß zu einer guten Aus- und Weiterbildung der Jugendgruppenleiter die geeigneten Räume fehlten. In auswärtigen Jugend- und Bildungshäusern waren nur mit Schwierigkeiten genügend Termine zu bekommen, um Wochenenden mit Gruppenleitern oder Gemeinschaftstage für Jugendliche durchzuführen.

So kam der Gedanke auf, die ehemalige Schule in Bettenfeld zu einem »Jugendhaus« umzugestalten. Heinrich Kewes setzte sich mit ganzer Kraft für dieses Projekt ein, während die Bistumsleitung sehr zurückhaltend war. Als das Jugendhaus Bettenfeld Pfingsten 1983 eröffnet werden konnte, durfte mit Recht darauf hingewiesen werden, daß dieses Haus ohne das großzügige Entgegenkommen der Orts- und der Verbandsgemeinde wohl kaum seinem jetzigen Zweck hätte zugeführt werden können. Seitdem hat sich das Jugendhaus Bettenfeld zum Mittelpunkt einer lebendigen Jugendarbeit entwickelt. Gruppenleiterrunden, Schulungen für Mitarbeiter, Freizeiten, religiöse Wochenenden (auch als Weiterführung der Firmunterweisung) und viele andere Aktivitäten sind jetzt in diesem Haus möglich.

Krankenseelsorge

In allen Pfarreien werden die Kranken regelmäßig besucht. Dieser Dienst gehört zu den Grunddiensten. Er bringt Arbeit, aber auch viel geistliche Ermunterung für den Seelsorger, der diesen Dienst tut. Schwieriger ist die Betreuung der Kranken in den Krankenhäusern, da sie sich auf viele Häuser verteilen: die Krankenhäuser in Wittlich und in Daun, in Zell, Bernkastel Trier und Koblenz nehmen Leute aus unseren Orten auf.

Um einmal einen besonderen Dienst für die Kranken in den Krankenhäusern durch den Pfarrverband zu leisten, übernahm Pater Ludger Dinkelborg 1984 die Aufgabe, alle Kranken aus den Orten des Pfarrverbandes, die im Kreiskrankenhaus Wittlich liegen, regelmäßig zu besuchen. Er macht diese Besuche im Namen des Ortspfarrers. Inzwischen hat sich gezeigt, daß sein Dienst außerordentlich gern angenommen wird und daß er bei vielen Kranken zu ganz persönlichen Gesprächen führt.

Personale Veränderungen

Das Jahr 1985 brachte eine wichtige Personalveränderung. Pastoralreferent Heinrich Kewes wurde in den Pfarrverband Simmern/Hunsrück versetzt. Da er und seine Frau Christel seit Jahren die Arbeit im Pfarrverband Gillenfeld mitgeprägt haben, war dies ein schmerzlicher Verlust. Sein Nachfolger Gregor Lauterbach hat sich inzwischen gut eingelebt. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt in der Jugendseelsorge. Außerdem arbeitet er mit bei der Begleitung der Gottesdiensthelfer.

Im November 1985 wurde dann Pfarrer Karl Kneißl zum Pfarrer von Gerolstein und Rockeskyll ernannt. Im April 1986 erhielt Pastor Gotthard Freitag die bischöfliche Ernennung zum Pfarrer von Saarbrücken St. Albert. Nach dem Weggang dieser beiden so aktiven Mitarbeiter muß die Pastoralkonferenz wieder ihren Stil finden; denn Karl Kneißl, Gotthard Freitag und Heinrich Kewes haben viel dazu beigetragen, die Arbeitsweise, wie sie heute noch gilt, mitzugestalten. Glücklicherweise hat uns die Bistumsleitung gleich zwei neue Mitarbeiter zugewiesen: im August 1986 übernahm Pfarrer Jürgen Liell die Pfarreien Gillenfeld und Strohn und im Oktober dann Pfarrer Georg Dehn die Pfarreien Laufeld,  Niederöfflingen und Greimerath.

Bilanz des Pfarrverbandes

Was hat der Pfarrverband »gebracht«? Von den Vorgenannten wäre vieles ohne den Pfarrverband unmöglich gewesen. Der enge Kontakt der Seelsorger, die gute Zusammenarbeit mit dem Pfarrverbandsrat, in dem die Seelsorger einen starken Rückhalt für ihre Arbeit gefunden haben, machten erst möglich, daß einige Aufgaben überhaupt angepackt werden konnten. Das gilt zuerst für die Wort- und Kommuniongottesdienste. Ohne eine überpfarrliche Zusammenarbeit wäre der Aufbau einer so starken Helfergruppe nicht möglich gewesen. Einzelinitiativen hätten sich verzettelt oder allmählich totgelaufen, da der Rückhalt in den anderen Pfarreien gefehlt hätte. Der Einsatz eines hauptamtlichen Seelsorgers auf der Ebene des Verbandes hat sich gerade hier bewährt; denn er konnte, ohne auf bestimmte Seelsorgegebiete eingeengt zu sein, eine Konzeption entwickeln, die für den gesamten Pfarrverband gilt.

Frühjahr 1981: Gemeindekatechese in Gillenfeld

Für eine zeitgemäße Jugendarbeit gilt Ähnliches. Auf überpfarrlicher Ebene bieten sich ganz andere Chancen, da interessierte Mädchen und Jungen sich zusammenfinden und austauschen können. Die Gruppenleiter, die in ihrem Wohnort vielleicht allein dastehen, finden einen Kreis Gleichgesinnter und Freunde auf der Ebene des Pfarrverbandes. Erfahrungen können ausgetauscht, Initiativen verwirklicht werden. Und der Einzelne, der vielleicht wegen bestimmter Schwierigkeiten aufgeben möchte, wird durch die größere Gemeinschaft ermuntert und bestärkt, weiter zu machen. Durch das Jugendhaus Bettenfeld ist uns eine Bildungsstätte gegeben, in der Jugendliche über die Pfarrgrenzen hinaus zu einer lebendigen Gemeinschaft finden. Ferienfreizeiten, die auf örtlicher Ebene wegen des Fehlens von Gruppenleitern nicht möglich sind, können nun durch den Pfarrverband angeboten werden. Gleiches gilt von der Aus- und Weiterbildung von Gruppenleitern und ehrenamtlichen Helfern.

Bei einer Bildungsarbeit auf der größeren Ebene des Pfarrverbandes ist es möglich, größere Veranstaltungen anzuberaumen und bedeutende Referenten zu verpflichten. Bei einer guten Zusammenarbeit in der Pastoralkonferenz können die aktuellen Probleme in den Pfarreien und im Verband durch gezielte Angebote unterstützt werden.

Pastoralreferent Heinrich Kewes mit Jugendlichen vor der Landvolkshochschule St. Thomas in Kyllburg

Die Pfarrverbandsfahrten gehören seit langem zu einem gern angenommenen Freizeitangebot. Sie helfen, daß die Menschen sich gegenseitig kennenlernen. Ein solches Freizeitangebot ist aber auch nur auf der Ebene des Pfarrverbandes möglich, da unsere Orte meistens zu klein sind, um solche Reisen durchzuführen.

Der Pfarrverbandsbrief kann pastorale und theologische Themen aufgreifen und in die einzelnen Orte bringen. So lernen die Leute voneinander und miteinander. Die geistlichen Tage der Seelsorger geben uns die Möglichkeit, in Ruhe und größerer Gelassenheit einander anzunehmen. Als besonderen »Erfolg« dürfen wir im Pfarrverband Gillenfeld verbuchen, daß die gemeinsame Arbeit der Seelsorger von Anfang an viele Frauen, Männer und Jugendliche angespornt hat, im kirchlichen Bereich mitzutun.

Wenn sich in einem Pfarrverband mit knapp 13 000 Katholiken allein ca. 300 Leute zur Verfügung stellen, um Wort- und Kommuniongottesdienste zu halten, ist das schon bemerkenswert. Daneben schaffen Gruppenleiter, Katecheten und viele andere mit, daß das Leben in den einzelnen Orten und im Verband Früchte trägt. Ganz besonders muß hier aber auch die Mitarbeit der Mitglieder des Pfarrverbandsrates und der Pfarrgemeinderäte erwähnt werden. Der Pfarrverbandsrat ist durch seine Anstöße und Beratungen zu einem sehr wichtigen Faktor im Leben des Pfarrverbandes geworden. Und über den Pfarrverbanoarat gehen dann die Überlegungen in die einzelnen Pfarrgemeinderäte.

Einkehrtage und Schulungen, die für den Pfarrverbandsrat und die Pfarrgemeinderäte angeboten wurden, waren immer ausgebucht. So haben sich viele weitergebildet, um mit noch mehr Engagement und Sachkenntnis für die Gemeinschaft da zu sein.

Wortgottesdienst in der Pfarrkirche Strohn

Fotos: Archiv des Pfarrverbandes

Nicht vergessen sei unser Pfarrverbandsbüro in Gillenfeld mit unserer Sekretärin Frau Irene Zillgen, die mit Umsicht und unermüdlichem Eifer alle Aufgaben erledigt. Ob es sich um die Belegung des Jugendhauses Bettenfeld, um Vorlagen für die Wortgottesdienste oder um Korrespondenz mit den Behörden handelt, ob Protokolle von den Sitzungen ausgearbeitet werden müssen oder der Pfarrverbandsbrief geschrieben wird: immer ist Frau Zillgen für uns eine unentbehrliche Mitarbeiterin. Für Jugendliche und Erwachsene ist das Pfarrverbandsbüro eine wichtige Anlaufstelle geworden, wenn es um kirchliche Belange geht - und auch wir Seelsorger haben dort eine Stelle, wo uns immer weitergeholfen wird.

Persönliches Nachwort

Auch bei mancher negativen Erfahrung ist für mich der Pfarrverband heute die zeitgemäße-ste Form Seelsorge zu treiben. Der einzelne steht nicht isoliert den Fragen gegenüber, die die heutige Gesellschaft an die Kirche stellt. In der Gemeinschaft der Seelsorger befruchtet der eine den anderen. Leute aus der einen Pfarrei erleben, daß in der Nachbargemeinde ebenso oder doch ähnlich gedacht und gearbeitet wird. Die Erfahrung des gemeinsamen Glaubens hilft vielen Christen zu einem hoffnungsvolleren Christentum.

Seit fünfzehn Jahren darf ich den Pfarrverband Gillenfeld als Gebietspfarrer leiten. Da müssen auch manche Spannungen ausgehalten werden, die durch das verschiedene Naturell oder verschiedene theologische und pastorale Ansichten der Mitarbeiter entstehen. Auch bei noch so großem Einsatz des Leiters ist es nicht immer möglich, diese Gegensätze abzubauen oder zu verringern. Wichtig ist, daß es trotzdem bei einem guten Klima in der Gemeinschaft bleibt. Dazu ist oft viel Phantasie notwendig, damit die notwendige Harmonie erhalten bleibt oder möglich wird.

Wenn ich über unseren Pfarrverband hinausblicke, kann ich feststellen, daß in manchen Punkten die Zusammenarbeit bei uns leichter ist als anderswo. Wir werden hier kein Paradies aufbauen können - auch nicht in der Seelsorge. Unser Tun bleibt immer Stückwerk. Aber wir können durch ein besseres Miteinander zeigen, wie es sein könnte, wenn in jedem Bereich menschlicher Beziehungen christlicher Glaube, christliche Hoffnung und christliche Liebe die Basis des Zusammenlebens wäre. Dazu einen kleinen Beitrag leisten zu können, gibt mir selbst Zuversicht und Freude.