Laienspiel in Leudersdorf

Hoffnungsvoller Neubeginn des Theatervereins

Marianne Schönberg, Jünkerath

 

Bis in die Sechziger Jahre stellte er in jedem Jahr etwas Neues auf die Bretter, der Theaterverein Leudersdorf. Das Laienspiel hat im Ort alte Tradition. Es bot eine der wenigen Möglichkeiten, sich zu vergnügen, und die Bevölkerung liebte »ihre« Theaterleute.

Dann eroberte das Fernsehen die Dörfer, die Zahl der Geräte nahm in wenigen Jahren zu, jedes Haus, jede Familie hatte den Unterhaltungsproduzenten und man nutzte ihn weidlich. Spötter sprachen von den vier F die da sind Feierabend, Filzpantoffeln, Fernseher und Flaschenbier. Alles wurde so bequem. Man brauchte sich nicht umzuziehen wie zum Beispiel zum Theaterbesuch, hatte zu Hause immer den besten Platz und das Gespräch mit dem »Nebenmann« wurde zu Satzfetzen wie . .. bring mir ein Bier, . . . stell die Heizung an, .. . gibt's nicht zu Knabbern? Diese Phase war das Aus für die Laienbühne und vielerorts wurde kapituliert. Wer spielt schon gern vor leeren Stühlen?

Theaterverein Leudersdorf nach der Premiere 1985. Es spielten unter der Regie von Paul Engels Alfred Mauer, Peter Gilles, K. H. Kirwel, Guido Lücker, Norbert Schmitz, Käthe Willerscheid, Waltraud Mayer, Klara Heinz und Elke Reinarz — im »Kasten« Bettina Schmitz. Ein Neuversuch nach jahrelanger Pause des Vereins, der großes Echo fand. Nun gehts wieder aufwärts beim Theaterverein.

Doch irgendwann wurde man des süßen Fernsehabends müde. Es machte sich Unbehagen breit, anfangs wußte niemand so recht, woran es lag. Bis kluge Klopfe entdeckten, daß die Freude am eigenen Tun fehlte. Kreativität, selbst aktiv sein, das wars, was man entbehrte. Das war die Stunde des Neubeginns für die Theatergruppen, nicht nur in Leudersdorf. Hier steckten die Leute vom Junggesellenverein zuerst die Köpfe zusammen, man gewann neue Freunde für die Idee, wieder im Dorf Theater spielen zu wollen. Paul Engels wurde zum Spielleiter erkoren und die Proben begannen. Pünktlich an den Weihnachtstagen 1985 gab die Gruppe ihr erstes Debüt im Gemeindehaus Leudersdorf mit dem »Meisterlügner«, ein Lustspiel in drei Akten.

Der Saal war ausverkauft, bereits zwei Wochen vor der Premiere. Was kann sich ein Theaterverein Besseres wünschen!

Paul Engels leitete das Spiel ein, mit Hinweisen auf die Vorarbeit. Dann hob sich der Vorhang zu einer Fülle herrlicher Szenen. Die Darsteller zeigten Beachtliches in Verkleidungskünsten.

Die Zuschauer lachten Tränen und immer wieder gabs Zwischenbeifall für besondere Bonbons. Das waren oft nur kleine Gesten, aber so wirkungsvoll eingesetzt; das kam an. Als sich nach zweieinhalb Stunden der Vorhang senkte, wollte der Applaus kein Ende nehmen. Bei der Vorstellung der Spielerpaare variierte die Phonstärke und wer jetzt noch nicht wußte, wie er gespielt hatte - nun erfuhr er es.

Der Premiere war eine kostenlose Aufführung am Nachmittag vorausgegangen, für Kinder, ältere Leute und eine Gruppe Behinderter aus dem Gerolsteiner Wohnheim. Die hatte die Theatergruppe eingeladen. Seit Jahren pflegen Vereine in Leudersdorf Kontakt mit den Behinderten in der Brunnenstadt und das soll so bleiben. Natürlich gibts zum Jahresende ein neues Stück in Leudersdorf, das bestätigte Paul Engels. Was das sein wird? - Abwarten. Überraschung muß bleiben.