Gemälde aus ferner Zeit

Kreisverwaltung präsentierte »vergessene« Eifelmaler

Franz Josef Ferber, Daun

 

Die Bestrebungen der Dauner Kreisverwaltung, die Kulturarbeit zu verstärken, führten 1985 zur Präsentation von Gemälden, die vorwiegend im vergangenen Jahrhundert in unserem Heimatraum entstanden sind. Anteil an diesem nicht alltäglichen Kunstangebot hatten auch andere, so die Leiterin des Beda-Hauses in Bitburg, Frau Christa Dietzsch, Herr Dr. Uwe Westfehling vom Kölner Wallraf-Richartz-Museum, die Galerie Knops aus Wittlich, Bürgermeister Hans-Günter Geiser aus Gerolstein, die Kreissparkasse Daun und natürlich die Leihgeber.

Wilhelm Degode (1862 - 1931)

Er war bei uns und anderswo fast vergessen, der Eifelmaler Wilhelm Degode. Die Landschaftsmalerei erwies sich als seine bedeutendste Begabung. Zeitlebens blieb er einer traditionsgebundenen Malweise treu, die dem romantischen Realismus zuzuordnen ist. Daß der heute geschätzte Kunstmaler zu Ehren kam, ist vor allem Dr. Alois Mertes (t) aus Gerolstein zu verdanken. Er spürte den Kunstwerken des Malers Degode nach und stellte im Heimatjahrbuch 1982 (S. 131 -134) zu dessen 120. Geburtstag Porträt und Kunstschaffen des der Eifel verbundenen Malers vor. Einem Herzensanliegen folgend, eröffnete er am 8. Juni 1985 eine dreiwöchige Degode-Ausstellung in Gerolstein, die breite Resonanz fand. Niemand konnte ahnen, daß dies der letzte Dienst von Dr. Mertes für seine Heimatstadt sein würde.

Landtagspräsident Dr. Heinz Peter Volkert (rechts) bei der Eröffnung der Ausstellung des Malers Edward T. Compton

Edward T. Compton (1849 -1921)

Im Mai 1868 ging der englische Landschaftsmaler Edward Theodore Compton, damals 18 Jahre alt, auf eine lange Wanderung vom Rhein über den Hunsrück, durch das Moseltal und danach in die vulkanische Eifel, die für ausländische Touristen zu dieser Zeit noch weitgehend Neuland war. Dabei führte er ein Skizzenbuch und hielt zahlreiche Motive seines Weges fest. Am Ende seiner Wanderung hat er diese Bilder zu einem Album zusammengefaßt und ihm den Titel gegeben »Skizzen, die im Mai und Juni 1868 von E. T. Compton, Darmstadt, bei einer Reise an der Mosel und im Eifelgebirge gemacht worden sind, beginnend in Boppard am 20. Mai moselaufwärts bis Alf, von dort durch das Eifelgebiet und zurück über den Hunsrück (Hundsrück) Anfang Juli«.

Dieses Skizzenbuch konnte das Wallraf-Richartz-Museum Köln fast vollständig erwerben. Es hat die hochwertigen Exponate im Spätsommer 1984 zum ersten Mal im eigenen Haus ausgestellt und sie hernach, durch die Vermittlung von Herrn Dr. Dr. Baur aus Stadtkyll, der Kreisverwaltung Daun geliehen. Um die Sicherheit der Ausstellungsstücke brauchten die hierfür Verantwortlichen sich nicht zu sorgen; der Gerolsteiner Bürgermeister ließ sie (vom 12. bis 31. Oktober) von seinen Mitarbeitern Tag und Nacht bewachen, ein Kuriosum, worüber sich sogar die Tagespresse belustigte. Anlaß für diese Spar-Entscheidung des Verwaltungschefs waren die hohen Bewachungskosten der Degode-Ausstellung gewesen, die von der Stadt Gerolstein als Mitinitiatorin und dem Landkreis Daun bezahlt worden waren. Auf alle Fälle: Kunstfrevler hatten keine Chancen!

Und schließlich: Dem Präsidenten des Landtages Rheinland-Pfalz, Herrn Dr. Heinz Peter Volkert, war die Ausstellung es wert, sie am 12. Oktober persönlich in Gerolstein zu eröffnen. Der Trierische Volksfreund schrieb von einem »Höhepunkt in den kulturellen Initiativen des Kreises Daun«.

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Beide Präsentationen waren nicht nur aus künstlerischer, sondern auch aus heimatkundlicher Sicht von hohem Rang. Denn man bedenke, daß etliche Bilder unseren Lebensraum zeigen in einer Zeit, in der noch nicht oder nur wenig fotografiert wurde. Ansprechend gestaltete Kataloge halten die Erinnerung an diese Kunstdarbietungen wach; sie werden noch in geringer Anzahl bei der Kreisverwaltung zum Verkauf bereitgehalten.

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