Wo lag das antike »AUS A V A«?

Noch kein überzeugendes Beweismaterial gefunden

Dr. Karl-Josef Gilles, Trier

 

Sowohl das Itinerarium provinciarum Antonini Augusti, ein Verzeichnis aller größeren Straßen des römischen Reiches aus der Zeit Kaiser Caracallas (211 -217), das um 300 neu redigiert wurde, als auch die Tabula Peutingeriana (vgl. Abb.), eine mittelalterliche Kopie einer römischen Straßenkarte des 5. Jahrhunderts, die jedoch in wesentlichen Teilen auf Vorlagen des 3. Jahrhunderts basiert, nennen an der Römerstraße Trier - Köln zwischen Bitburg (Beda) und Jünkerath (Icorigium) einen weiteren Ort, einen »Ausava Vicus« (bzw. Ausava), der von der archäologischen Forschung bis heute noch nicht lokalisiert werden konnte.

Das Itinerarium wie die Tabula geben als Entfernung für die Strecke Beda - Ausava wie für die Strecke Ausava - Icorigium jeweils 12 Leugen an. Die Leuge, auch gallische Meile genannt, ist das Längenmaß, das in den gallischen Provinzen Verwendung fand. Sie entsprach 1,5 römischen Meilen (1 Meile = 1 500 m), also 2 250 m. Die Distanz zwischen Beda (Bitburg) und Icorigium (Jünkerath) beträgt in Wirklichkeit aber nur 19 Leugen und nicht 24, wie man aus beiden Straßenverzeichnissen entnehmen kann, so daß hier offensichtlich ein Übertragungsfehler vorliegt, wobei in einem Falle aus einer römischen VII eine XII wurde. Solche Fehler sind gerade bei der Tabula Peutingerina, bedingt durch das häufige Kopieren, keine Seltenheit. Bereits General von Veith hat auf diesem Umstand in seiner Arbeit über die Römerstraße von Trier nach Köln (Bonner Jahrb. 78, 1884, 10) hingewiesen, wobei er die fehlerhafte Entfernungsangabe auf den Abschnitt Ausava - Icorigium bezog. Solange dieses »Ausava« aber nicht eindeutig lokalisiert ist, d. h. durch Grabungen wiedergefunden, bleibt jeder Versuch einer Zuordnung hypothetisch. Dennoch könnte im Ortsnamen

Oos wie in dem Bache gleichen Namens die alte Bezeichnung »Ausava« erhalten geblieben sein, zumal letzterer für 772 als Osa überliefert ist. Die verschiedentlich vorgetragene Behauptung, der Büdesheimer Bach habe früher den Namen »Ausava« getragen, ist wenig stichhaltig und resultiert offenbar aus dem Versuch, jenes »Ausava« an der Stelle des heutigen Büdesheim zu lokalisieren, da die Distanz von 12 Leugen fast genau der Entfernung Bitburg -Büdesheim entspricht. In Büdesheim hat man zwar immer wieder Reste einer besser ausgestatteten römischen Villa wie auch verschiedene römische und merowingerzeitliche Gräber zutage gefördert, doch reichen diese Funde bei weitem nicht aus, um jenen »Ausava Vicus« (Dorf Ausava) nachzuweisen.

Daß es sich bei »Ausava« lediglich um eine reine Fluß- oder Bachbezeichnung handelt, was für einzelne Ortsbezeichnungen der Tabula Peutingeriana sicher zutrifft, ist ebenso auszuschließen, da das Itinerarium ausdrücklich einen »Ausava Vicus«, ein Dorf Ausava überliefert.

Auch das heutige Oos sollte aufgrund seiner Lage, rund 600 - 700 m östlich des vermuteten Verlaufs der Römerstraße, als Ort jenes »Au-savas« nicht in Frage kommen. Eine Ausgrabung im August 1910 mit dem Ziel, »Ausava« in Oos selbst aufzuspüren, blieb ohne nennenswertes Ergebnis. Lediglich im Garten Kaufmann unterhalb der Kapelle wurden damals schlechtes Mauerwerk sowie einige Ziegel und Keramikscherben gefunden. Danach wurde aus Oos nur noch ein römisches Fundstück bekannt, eine zeitgenössische Nachahmung einer Bronzemünze (As) aus Nemausus aus der Zeit Kaiser Augustus (31 v. Chr. -14 n. Chr.)

Letztlich bliebe für unseren Vicus (Dorf), will man »Ausava« mit dem östlich von Olzheim entspringenden Oosbach in Verbindung bringen, einzig die Stelle des Straßenübergangs über die Oos übrig. Doch fehlt auch von diesem Ort bislang das entsprechende Fundmaterial. So werden wohl noch Jahre vergehen, bis vielleicht durch Zufall die Reste jenes »Ausavas« irgendwo westlich von Gerolstein entdeckt werden. Daß dabei sogar umfangreichere Mauerreste zu erwarten sind, möglicherweise auch ein spätrömisches Straßenkastell, lassen die Befunde von den beiden benachbarten Orten, die in den Straßenverzeichnissen vermerkt sind, vermuten. Sowohl für Bitburg als auch für Jünkerath sind umfangreiche Spuren eines Vicus des 2. und 3. Jahrhunderts nachgewiesen. Beide Dörfer wurden bei den verheerenden Germaneneinfällen nach 275/6 zerstört, um dann im frühen 4. Jahrhundert zu Befestigungen mit 3,80 m starken Mauern ausgebaut zu werden.