Spätsommertag

Hildegard Sebastian, Daun

 

Ich ging allein durch Wald und Flur,

versunken wie im Traum.

Ich fand des Sommers letzte Spur

auf Wiese, Strauch und Baum.

Wie Filigran so silberfein

der Spinne Netz gewoben,

durchbrochen nur vom Sonnenschein,

der sich hindurchgeschoben.

Marienfarn — lila verblaßt —

dicht neben meiner Bank —

Ich saß zu einer letzten Rast —

des Brombeerstrauchs Gerank —

das Blattwerk golden schon und rot

ein herrlich Bild dem Auge bot.

So saß ich still und schaute nur —

ein feiner Wind, so wie ein Hauch,

ging leise singend durch die Flur

hin über Baum und Strauch.

Der Nebel stieg schon aus dem Tal,

und graue Schatten fielen

hin über Wege lang und schmal,

als wollten sie nur spielen.

Fern einer Abendglocke Klang

vom Wind zu mir getragen —

zu meiner Bank am Sonnenhang,

um gute Nacht zu sagen.