Die »alte Eisenbahn« lebt noch .

»Eisenbahnfreunde Vulkaneifel«

Hans Eisenhauer, Daun

 

Die Mitglieder des im Januar 1985 gegründeten Vereins sind voller Erstaunen über den Weg, den sie in den vergangenen Monaten zurückgelegt haben, und niemand hätte zu Beginn von einer solchen Entwicklung auch nur zu träumen gewagt. Der immer stärkere Rückzug der Eisenbahn aus der »Fläche« mußte und muß gerade in der Eitel mit ihren landschaftlich so reizvollen Strecken dem Eisenbahnfreund ein Anlaß sein, etwas gegen diesen Rückbau zu unternehmen. Wie weit es sinnvoll war, Linien nicht nur stillzulegen, sondern Gleisanlagen auch sofort abzubauen, bleibt nach den Erfahrungen des Jahres 1986 doch zweifelhaft.

Erfreulicherweise aber zeigt sich ein offenbar immer stärkeres Bedürfnis, die »alte Eisenbahn« wiederzuentdecken, den staunenden Kindern ein Erlebnis zu vermitteln und selbst in fröhlicher Runde mitzufahren. Das Jubiläumsjahr 1985 der DB ist der eindeutige Beweis dafür, und touristische Fahrten ziehen immer mehr Publikum an.

Das erste Triebfahrzeug der Eisenbahnfreunde Vulkaneifel: Eine ehemalige Bahnmeisterdraisine aus dem Jahre 1952.

Der Erfolg der »Eisenbahnfreunde Vulkaneifel« fließt also aus mehreren Quellen. Daher fiel die Idee des Dauner Gewerbe- und Verkehrsvereins, eine Museumsbahn - etwa nach Schalkenmehren - einzurichten, auf fruchtbaren Boden. Treibende Kraft war und ist weiterhin Udo Stritzke, der bei der Gründung die entscheidende Rolle gespielt hat. Es gelang ihm rasch, Eisenbahnliebhaber zu finden, so daß der Verein am 14. 1. 1985 gegründet werden konnte (Präsident: H. Eisenhauer, Stellvertreter und Geschäftsführer: W. Schäfer, Schriftführer: K. Manderscheid, Schatzmeister: G. Boltendahl; Stadt, Verbandsgemeinde, Kreis und DB sind als Beiräte vertreten).

Welche Ziele hat sich nun der Verein gesetzt? Wenn sich zur Zeit die Akzente auch etwas verschoben haben, bleiben doch folgende Punkte:

1. Interesse an Verkehrsfragen

2. Sammlung von Schienenfahrzeugen

3. Museumsbahn und Sonderfahrten

4. Einrichtung eines Archivs

5. Studienfahrten

6. Modellbahn

Lange Überlegungen gab es während der ersten Sitzung, wie die Arbeit der Mitglieder für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden könne. So stellte sich am 27. März 1985 der Verein schüchtern und frierend im Bahnhof Gerolstein vor, im Schatten des Sonderzuges der DB »150 Jahre deutsche Eisenbahnen«.

 Da ein geeigneter Clubraum fehlte, sollte ein ausrangierter Wagen - am Prellbock festgebunden - dazu dienen, aber dann überstürzten sich gewissermaßen die Ereignisse. In Duisburg-Wedau konnte ein zum Verschrotten (!) bestimmter Eilzugwagen aus dem Jahre 1930 erworben werden (AByse), der problemlos bis Daun gerollt kam, zwar außen voller Rost, aber innen durch und durch solide. Es gelang einigen Mitgliedern, in wenigen Wochen diesen Wagen so herzurichten, wie er nun allgemein bekannt ist.

8. Mai 1986: Sonderfahrt Daun - Prüm - Pronsfeld, über 400 Teilnehmer. Das Foto entstand im Bahnhof Prüm.

Hier ist die Stelle, allen noch einmal zu danken, die den Verein großzügig unterstützt haben, indem sie ihre Arbeitskraft oder ihre Geräte zur Verfügung gestellt und durch Spenden geholfen haben. Ohne diese Mitarbeit wären die »Eisenbahnfreunde Vulkaneifel« bis heute noch keinen Kilometer mit eigenen Fahrzeugen gerollt.

Die Dauner Kirmes im August 1985 bildete die erste Bewährungsprobe für den neuen Wagen, als am 10. und 11. August Zubringerfahrten zwischen Gerolstein, Ulmen und Schalkenmehren stattfanden. Geführt wurde der Sonderzug (mit einem Leihwagen) von einer Kleinlok Typ 333, welche die beachtlichen Steigungen zwar langsam, aber sicher bewältigte, doch am 11. 8. bei Betteldorf hoch auf dem Damm eine Stunde wegen Treibstoffmangels pausierte - zur Freude der Photographen und zum Bedauern zahlreicher Gäste, die in Dockweiler und Daun warten mußten. Auch diese Aufnahmen sind schon »historisch«, da die längeren und schwereren Züge nur mit einer stärkeren Lok (Baureihe 211) gefahren werden können.

Großen Erfolg hatten auch die offizielle Einweihung des Wagens - mit Bahnhofsfest - am 19. und 20. 10. und die Fahrten nach Schalkenmehren (besonders die Nikolausfahrt) - über den schönsten Viadukt weit und breit.

Nach Einkaufsfahrten Ende November und Anfang Dezember (Gerolstein - Daun und Ulmen -Daun) rief dann am 28. 12. 1985 eine touristische Sonderfahrt mit vier großen Wagen zwischen Gerolstein - Ulmen - Schalkenmehren bei allen Teilnehmern große Begeisterung hervor und zeigte dem Verein, wo sein Erfolg liegen kann.

Erwähnt werden müssen noch zwei Vereins-Ausflüge, und zwar am 15. 9. 1985 im IC nach Nürnberg zur großen Jubiläumsparade der DB sowie am 15. 3. 1986 nach Metz, um das dortige Bahnbetriebswerk zu besichtigen, auch zur Freude zahlreicher Städtebummler. Mit dem Erfolg seiner Fahrten wuchs beim Verein das Bedürfnis, den Wagenpark zu vergrößern - wegen gewisser Verbindlichkeiten aber in bescheidenerem Zuschnitt, und auch hier wurde eine glückliche Wahl getroffen. Zwei dreiachsige Umbauwagen aus den fünfziger Jahren (ein B3yg - »Pärchen«) trafen Anfang März in Daun ein. Es waren nur wenige Arbeiten nötig, und ein kleineres Abteil wurde zur Bar umgebaut.

Höhepunkt des Vereins war bisher die Fahrt am 8. 5. 1986 von Ulmen bis nach Pronsfeld -eine Art Strecken-Neuland, da es ja ab Gerolstein in Richtung Neuerburg schon lange keinen Personenverkehr mehr gibt. Vereine, Touristen, Neugierige, Familien, Ausflügler - eine bunt gemischte Gesellschaft von fast 400 Reisenden füllte die sechs (!) Wagen, drei vereinseigene und drei gemietete; ein Zug von mehr als 120 Metern Länge. Für jeden Geschmack wurde etwas geboten: eine Besichtigung der Basilika in Prüm, die Grillhütte in Pronsfeld und der Eifelzoo Lünebach. Das Wetter zeigte sich von einer sehr guten Seite, und am Ende war die Freude über die gelungene Fahrt allgemein.

Am 26. Mai traf nun Fahrzeug Nummer 4 (!) in Daun ein, ein Kleinfahrzeug, Art: Draisine, mit VW-Motor (1951), das nur noch einen neuen Anstrich benötigt.

Bei diesem Stand der Dinge ist also das Erstaunen über den Weg der letzten Monate verständlich, und alle Beteiligten sind sicher, mit diesem Erfolg ihren Zielen näherzukommen -nämlich der Eifel und der Eisenbahn neue Freunde zu gewinnen.

 

Am 19. Juli 1986: Der gemietete Sonderzug der EF Vulkaneifel ist in Daun eingetroffen

Fotos: Jörg Petry, Walsdforf