Daun vor 230 Jahren und 1972

Erich Mertes, Kolverath

 

Beim Schmökern in Hübners Konversations-Lexikon von 1759 fand ich unser Daun. Da interessierte es mich auch zu erfahren, was moderne Lexika über unsere Kreisstadt schreiben. Eine Gegenüberstellung beider Aussagen ist überaus reizvoll. Sie führt uns die Veränderung in der historischen Entwicklung vor Augen wie zwei Momentaufnahmen.

Daun 1759

Daun, Dhaun, kleine Stadt und Herrschaft im Erz-Bischoffthume Trier, am Flusse Lezer, an einem Berge, auf welchem ein Schloß lieget, so die Stadt commandiret. Sie gehöret, als ein Chur-Cöllnisches Lehen, den Grafen v. Manderscheid, Kayserlicher Linie, an welche Familie sie vormals durch Heyrath von den Grafen von Daun gelanget, welche nunmehro ihre Güther in den Oesterreichischen Erb-Landen haben.

Von diesem letztern war Graf Wirich Philip. Laur. der verschiedene mal Vice-Re (Vizekönig) in Neapolis gewesen, und sich in Italien als commandirender Kayserl. General berühmt gemacht, endlich aber von der Kayserl. Residenz-Stadt Wien Commendant geworden, und bis1733. Gouverneur im Herzogthum Mayland gewesen, aber den 30. Jul. 1741. gestorben. Dieses hohe Haus zieret nun der grosse Held, und K. K. General-Feld-Marschall, Gr. Leopold v. Daun, mit unsterblichen Verdiensten. Das Rheingräfl. Haus Daun ist von jenen unterschieden, und ausgestorben. Siehe Wild- und Rhein-Grafen (Hübners Lexikon, 1759, S. 327f).

Daun 1972

Daun, Kreisstadt in Rheinland-Pfalz, BRD, an der oberen Lieser, am S-Fuß der Hohen Eifel, 450 - 500 m ü. d. M., 6300 E (1971); Gymnasium, Progymnasium, Landwirtschaftsschule. D. ist Heilbad (Heilanzeigen: Herz-, Kreislauf-, Stoffwechselstörungen), Kneipp- und Luftkurort; Mineralwasserabfüllung, Glühlampenfabrik.

Zahlreiche Funde im Bereich von D. weisen auf Besiedlung in röm. Zeit hin. Urkundlich wird D. erstmals 1107 genannt, es entstand neben einer Burg der Herren von Daun. Um 1335 errichtete Gilles von D. neben dem Ort eine Vorburg, die 1337 auch Stadtrecht erhielt, nach der Eroberung und Zerstörung durch Kurtrier und Kurköln (1352) aber nicht wieder aufgebaut wurde. 1354 belehnte Kaiser Karl IV. Kurtrier mit der Burg in D., 1667 war die ganze Herrschaft D. kurtrierisch. 1797 kam D. an Frankreich u. 1815 an Preußen. Seit 1951 ist der Ort wieder Stadt. - Die Pfarrkirche wurde mit Krypta und Chor im 13. Jh. erbaut, das Langhaus in der 2. Hälfte des 15. Jh.s gewölbt (Meyers Enzyklopäd. Lexikon, Mannheim 1972, Bd. 6, S 306).