Die Weistümer des Kerpischen Hofs Uersfeld von 1559 und 1561

Alfred Schuck, Uersfeld/Erich Mertes, Kolverath

 

Das bei Grimm1) publizierte Weistum des Hofs zu Uersfeld bezieht sich auf das Jahr 1559. Bei Schug21 finden wir Hinweise auf die Weistümer der Jahre 1559 und 1561. Sie betreffen beide den Kerpischen Hof zu Uersfeld und sind inhaltlich fast gleich.

Bei einer genauen Prüfung fällt auf, daß bei Grimm mehrere Abschnitte fehlen. Diese enthalten aber für unsere Heimatgeschichte interessante Einzelheiten. Daher wird nachstehend erstmalig das vollständige Weistum des Kerpischen Hofs zu Uersfeld veröffentlicht.

Weistum des Kerpischen Hofs zu Uersfeld 1559

Die scheffen vf ir aidt vnd pflicht gemanet, weisen das man siben geschworner scheffen vnd einen geschwornen poten finden soll, vnd alle güeter sein freye edell vnd zehen frie güe-ter, ohne alle beschwerung, vnd diejenige, so lehengüeter von dem herren zue Kerpen haben, sollen alhie sieben scheffen, einen schultheiss vnd geschwornen poten haben. Und sollen allen hiebei sich gegen den Grafen von Manderscheid, Blankenheim und Virneburg, Herr zu Schieiden, Kerpen, Kronenburg, Saffenburg und Neuerburg, als Herrn zu Kerpen, gleich den eigenen Leuten beweisen.

Zum anderen.

Auf die zweite manung sagt der scheffen, dass sie m. gn. h. zue weissen, wan i. gn. ader derselbe diener dass gericht besitzen, sollen die lehenleute m. gn. h. empfangen vnd ire gn. sampt iij pferden vnd ij knechten, sampt einem vogell vnd einem windt vnd zween vogelhun-den erscheinen; sollen die höuer dem vogell ein hun, den hunden ein brot, so breit, als man mit einem zirckhell vmbspannen khan, geben, dem herrn vnd seinen knechten eine mahlzeit thun, des herren pferdt ein sömmer, der dienern ij pferdten ein sömmer, vnd den besten wein so dasselb zu bekhommen; vnd im fall inen der wein nicht gefellig, soll der knechte einer vfs lehenherren pferdt an der purg zue Nurberg wein hollen, vnd sich damit benugen lassen. Vnd soll gemelter herr vischerei vnd weidwerckh daselbs prauchen, so offt vnd dickh ime gelegen; derwegen sollen die lehen-leut der fasnachthüner freye sein.

Ferner weisen sie, wann die von Nurberg einen gefangenen längs die porten des kerpischen hofs zue Vrsfeldt fueren würd, vnd der gefangener des hofs porten erlangen möchte, sollen sie ime nicht volgen, sondern wanne sie den schulteissen sehen, den missthetigen zu lifern, der schulteiss soll an der porten bleiben stehen vnd vmbsehen; sehe er ine, soll er ine lifern, wo er inne aber nit sihet, soll er ine nit suchen, wann er aber ine vngesucht sehen wurd, heruss fordern. Sonst soll er ijj tag vnd vj wochen freyheit haben; vnd wann er iij fues herausser vnd wider hinein khompt, soll er wider vss new ijj tag vj wochen freyheit haben.

Ferner fragt der Schultheiß, wann zween oder mehr Höfer um Hofs Gut streitig wären und dieselben an den Hofherren appellieren würden, wie es damit gehalten werden soll. Darauf sagen die Höfer, daß man zum ersten am Hofgericht bleiben soll. Und folgends lassen sie es bleiben an die Örter, da es hingehörig. Und uf gepürliche Platzen. Und von einem Hof in den Ändern. Und mein gnädiger Herr zum Oberhof. Also, daß sie mögen an meinen gnädigen Herrn von Manderscheid, Blankenheim und Virneburg als Herrn zu Kerpen appellieren. Ferner mahnt der Schulheiß, wie nun es mit Pachten, Zinsen und Hönern halten soll, und wohin man derselben schuldig zu liefern. Zeigen an, daß Bartholomei (24. August) das Korn; Hönner und Haber Martini (11. November), und Aijer zu den Ostern. Doch mit der Frucht ungefähr bis zu dem Geschworenen Montag (Montag nach dem 6. Januar; vgl. Jahrbuch Daun 1982, 161). Und sollen sie die Früchte, sofern alls hiehin bis gehn Treiß (1561: Dreiß = Drees, Brunnen; bei Dreese Mühle?). Der ein Summer liefert, der soll füeren zwei, und allso noch soviell füeren alls er in den Hof gibt. Deß soll man ihm Kost und rhaue Futer geben.

Bauernarbeiten, die in Weistümern behandelt werden (nach einem Holzschnitt um 1500),

Weiter vf iren aidt ermanet, wie mans mit den büschen halten soll? zeigen sie an: so je-mandts einen indtbaum hawen würde, soll der dem hoffsherren verfallen sein v marckh. In der Hart weisen sie ein vnderbaum vor v schul., doch wanne er seinen willen prauchen wollte, vnd einen bessern hawen, weisen sie denselben gleich einen endtbaum, vnd weisen m. gn. h. vor einen lehenherren. Und so einer von dem Schützen gepfändet würde, sollen die Pfende meinem gnädigen Herrn von beeden Hofschultheißen geliefert werden. Und soll mein gnädiger Herr von Manderscheid zween Schützen darauf halten. Und soll meinem gnädigen Herrn die Straf und nicht den Höfern vorbehalten sein. Sonst Gerten und Lätzen sollen sie ohne Urlaub beede meines gnädigen Herrn Hofschultheißen nicht hauen, und so einer mehr dann über den Urlaub beeder Hofschultheißen hauen würde, sollen sie danach von dem Hofsherren gestraft werden.

Die Lehnleute sollen sich des Ackers (Ecker) und unschädlichen Holtzes, die binnen den fallen tun, geprauchen. Aber die Kölnische, (so) im Kirspel Uersfeld gesessen, sollen sich des Laubs und unschädlichen Holzes allein, und nicht des Ackers geprauchen. Dargegen sollen sie zu Erkenntnus des Hofs Herrn des Schützen die Vorst Brot geben. Den Tinchelberg (Dinckelberg) weisen sie meinem gnädigen Herrn zu mit aller Gerechtigkeit, Nutzung und Eckher.

In dem Sasserhart weisen sie den lehenleuten ein karre holtz vor ijj heller, den wagen vor vi heller; aber so paldt man vor der leimkhulenvurvber, seint sie frei, aber die cölnische hat der hoffsherr seines gefallens zu straffen. Die dickhe heckhen wysen sie vor ein medemguet, vnd wan ein houer dasselbe gesinnen wurde, sol man es ime vor einem frembden gunnen, vnd soll derselb bey einer zehengarben ein medem garb legen lassen; dieselb soll der Schultheiß biß zu geschworenem montag behalten, sollen die houer dieselb mit dem munde theillen, wie von alters.

Den Ober Eltzberg weisen sie dem Hofs Herrn zue schirmen gleich der Hart. Den Under Eltzberg bei der Greven Hecken weisen sie meinem gnädigen Herrn, dem Hofs Herrn mit aller Nutzung und Ecker zu.

Die Sumerei weisen sie dem hofman von Kochenberg vor einen schützen; des soll er sich des ekhers vnd stockholtz geprauchen, vnd so er einen pfenden würde, soll er ime die perde abspannen, vnd beeden hof schultheissen li-fern, wann er aber so weit bausen dem busch khomen khann, das er widder sich in den busch wenden khann, soll er frei erkhendt werden. Die hasten Wiese weisen sie wie die dicke Hecke, nur medem Guet.

Ferner wann der von Vrsfeld kirchweyhe ist, wann er jemandt alsdann wein schenckhen will, soll der hochgerichts vnd hoffschultheiß einen sester weins nemen von demselben, vnd gueten gesellen schenckhen, wem er will, vnd nit in seinen beutell steckhen; des soll der lehenman macht haben, daß lehen zue bessern, wisen zue wessern ohne intrag der von Nurberg. Auch wan sich zwen lehenmänner vf den lehengüetern schlügen, das die wunden glidtslang vnd nagelltief wehren, soll der hof-schultheis purge werden, vnd die von Nurberg sollen nicht pfenden.

Sonst wanne der hohegerichts schultheis vnd hoffschultheis korbe oder reisse legen wurde, soll der hochgerichts Schultheiß vor vnd der ander nachlegen, vnd sich wie von alters vergleichen.

Die Scheffen weisen ferner, man solle keinem zulassen, einige Güter so in den Hof gehörig ohne Erlaubnis des Hofherrn, Grafen zu Man-derscheid, versetzen, verpfänden noch verkaufen lassen.

Brotbacken und Schweineschlachten zur Zeit unseres Weistums (aus: Bauern im Mittelalter, von W. Rösener).

Ferner fragt der Schultheiß, ob der Herr des Hofs nit Macht habe, denen so säumig sein in Bezahlung oder sonst, die Güter zu nehmen und andere damit zu belehnen.

Sagen sie darauf da solches geschehe, daß der Schultheiß dem empfangenen Lehenmann die Zinse heischen, und im Falle er sich nicht daran kheren würde, soll er ihm pfänden. Und da er sich der Güter eußern würde, soll der Herr dieselbe under seinen Pflug ziehen oder einem ändern verlehnen.

Item fragt der Schultheiß, wann einer die Güter uf Erforderung nicht empfangen wollte, ob der Herr dieselben an sich nehmen müge und einen ändern damit belehnen. Darauf der Scheffe bekennet und geweist, daß der Herr des Hofs solches tun müge. Als nun die Scheffen solches ermelt (genannte) erkennt und gewiesen, hat gedachter Amtmann ine solches von Wort zu Wort under-schiedlich verlesen lassen und darauf zu wissen begert, ob sie bei ihren Aiden und Pflichten bei solchem Weistumb stehn und verharren wollen. Derowgen sie sich sämtlich und sonderlich in Beisein der Höfer erklert, daß solches Weistumb von alters allso uf sie hergebracht, dabei sie auch stehn und halten wollten. Geschehen in Beisein der würdigen Erbarn (ehrbaren) Herrn Matthias von Retterath, Pastor zu Uersfeld (und) Johann von Peterweill, (Zeugen) hierzu erfordert; auch beeder Höfe, nämlich des Kerpischen und Virneburgischen Hofe zugehörigen Höfe, im Jahr und Tag 11. Juli anno 1559 (alter Kalender).

Zu Weistum 1561

Das Weistum des Kerpischen Hofs vom Dienstag, den 8. Juli 1561 (alter Kalender), beginnend zwischen drei und vier Uhr p. m., enthält noch folgende interessante Information zusätzlich:

a) Im Dorf zu Ursfeldt. .. erscheinen Claß (Nikolaus) Müller, Hof-Schultheiß auf dem Kerpischen Hof zu Uersfeld, sambt den geschworenen Schöffen desselben Hofs, und das Hofgericht im Kerpischen Hof zu Uersfeld, an der Kirche gelegen, am gewöhnlichen Platz, wie solches von alters, inmaßen sie bei ihren Eiden angezeigt, hergebracht, gehalten, geheget und besessen.

b) Dietrich von Schepenstat, Amtmann der Grafschaft Virneburg/Manderscheid.

c) Notar und Schreiber: Arndt (Arnold) Kopenns.

d) 1561 wird der Graf von Manderscheid auch Herr zu Daun genannt.

Quelle: LHAK, 2, 2363.

Literaturhinweise:

1) Jakob Grimm, Weistümer, Band 2, Göttingen 1840.

2) Pfr. Peter Schug, Geschichte der Pfarreien, Bd. VI, Trier 1961; desgl. Kunstdenkmäler des Kreises Mayen, Bd. l, S. 417.