Friedel - eine Lehrergeneration

160 Jahre Schuldienst in der Eifel und Umkreis Düsseldorf

 

Heute versuche ich, über meine Vorfahren in der Eifel zu schreiben; ich bin nicht in diesem Landstrich geboren. Aber mein Vater, und seine Vorfahren stammten aus Hillesheim oder Berndorf. In alten Dokumenten, Kirchenbüchern wurde geforscht. Danke für alle Hilfen. So konnte seit 1924 mein Vater mit seinem ältesten Sohn einen Stammbaum zusammen stellen.

Wissenschaftliche Abhandlungen findet der Leser hier nicht. Bevor wir die Lebensweise unserer Vorfahren schildern, müssen wir die Landschaft und Geschichte des Landes kurz erwähnen.

Verlassen wir einmal die Gegenwart, denken 100 - 200 Jahre und noch mehr zurück. Im Realienbuch von Kamp heißt es auf Seite 32 und 34 wörtlich: »Ohne die Flüsse wäre die Landschaft (Rheinisches Schiefergebirge) eine flachwellige, stellenweise sogar eine völlig ebene Hochfläche. Sie aber haben tiefe Täler mit steilen Seitenwänden eingegraben und eine reizvolle Mittelgebirgslandschaft gebildet. Die höchste Erhebung der Eifel ist die Hohe Acht (750 Meter hoch). Über 200 größere und kleinere Kuppen, Seen, Maare genannt, sind durch Ausbrüche entstanden«.

In dieser Landschaft und zu ihrer Zeit lebten unsere Vorfahren:

 . . . Michael Friedel

       geb. um 1700 -wo?

 . . . sein Sohn Balthasar Fr.

       geb. 1752 i. Hillesh

 . . . sein Sohn Heinrich Fr.

       geb. 1779 i. Hillesh

 . . . sein Sohn Johann Fr.

       geb. 1819 i. Berndorf

Jedes Dorf, jede Stadt hat ein eigenes Gepräge, eine eigene Entwicklung und Geschichte. Aus dem Buch »Hillesheim« von H. Meyer auf Seite 42/43: heißt es wörtlich »Noch waren die Wunden des 30jährigen Krieges nicht vernarbt, da führte König Ludwig der XIV. von Frankreich von 1672 - 1678 den Holländischen Krieg. 1688 - 1697 führte Ludwig der XIV. den 3. Raubkrieg. Die in der Stadt Hillesheim liegenden Franzosen sprengten Tore, Türme und Mauern und zündeten die Stadt 1689 an. Aber schon bald begann der Spanische Erbfolgekrieg von 1701 - 1714, in dem die Eifel wieder in Mitleidenschaft gezogen wurde. Freundliche und feindliche Truppen durchzogen Hillesheim«.

Um das Jahr 1700 erschien erstmalig der Name »Friedel« in Hillesheim, und zwar war es Michael Friedel. Woher er kam weiß bis heute niemand. Über die Alpen, aus Österreich, Italien (Meran oder Bozen), aus der Schweiz, aus Spanien oder Frankreich? Nur eines wissen wir, er blieb in Hillesheim, seine Nachkommen, unsere Vorfahren auch. Er soll im Tiroler-Haus mit 3 Offizieren gewohnt haben.

1731, neue Unruhen, zweite Brandkatastrophe in Hillesheim. Kaiserin Maria Theresia von Österreich verwaltete von 1740 -1780 die Erblande ihres Vaters (Karl des VI.), verbesserte die Verwaltung, sorgte für Kultur und Bildung, gründete überall Volksschulen.

. . . Michael Friedel heiratete

      A. Gertrudis Fasen - hatten zwei Kinder - Sohn:

. . . 1752 Balthasar geb. in Hillesheim -Taufpaten: Balthasar Fosen - A. Maria Jobelius (Urkunde)

. . . 1752 Ursula Engels geb. in Kerpen

»Kurfürst Franz Georg von Schönborn erließ 1751 eine Zunftordnung für die in Hillesheim eingesessenen Zunftmitglieder: Tuchmacherzunft für Schneider, Wüllen- und Leinenweber -Bau- und Hammerzunft: Schreiner, Zimmerleute, Bild- und Steinhauer, Schlosser, Schmiede, Schuster, Sattler, Rot- und Weißgerber. Werohne Handwerk war, mußte Frondienste leisten«, (von Herbert Wagner)

... 1768 - Michael Friedel (Diamantaire) gest. in Hillesheim (laut Urkunde)

... 1776 - Balthasar Friedel - Ehe mit Ursula Engels hatten sieben Kinder - Sohn:

... 1779 - Heinrich Friedel - geb. in Hillesheim

Aus Dankbarkeit wurde 1779 ein weißes Votiv-Kreuz aus der Barockzeit mit der eingemeißelten Inschrift »Anno 1779 - Balthasar Posen« aufgestellt. Das Votiv-Kreuz ist heute noch in Hillesheim an der Kölner Straße zu sehen. 1780 - Der Nachfolger und Sohn der Kaiserin Maria-Theresia von Österreich verordnete schärfere Gesetze als die seiner Mutter. 1782 - wurde die Zunftordnung erneuert.

... 1781 - A. Gertr. Friedel/Fasen - gest. in Hi. (o 1716) Mutter von Balthasar

... Balthasar Friedel als Zunftmeister durch Urkunden belegt

... Balthasar als Municipal-Agent (Standesbeamter)

In dieser Zeit seiner Tätigkeit brach der Klöppelkrieg aus. Der Widerstand der Bevölkerung wuchs. 1794 kamen französische Truppen wieder ins Land. Der »Klöppelkrieg« dauerte von 1792- 1798.

. . . 1808 - Balthasar Friedel gest. in Hi. (o 1752 i. Hi.) canton de Gerol-stein Departement de la Sarre

Heinrich Friedel, geb. 1779 in Hillesheim, hatte es in seinem Leben nicht leicht. Er erlebte in seinem Amt als späterer Lehrer die Geistlichkeit als Schulaufsichtsbehörde, dann die Beaufsichtigung in Anlehnung an die französischen Verhältnisse und zuletzt die preußische Schulaufsichtsbehörde in Kerpen. ... 1801 - 1804 - Heinrich Friedel Vorbereitung zum Lehrerberuf in Hi. Präparanden-Unterricht - bei Pfarrer Hommes. - Lt. Schulchronik besuchte er die Normalschule in Trier.

. . . Heinrich Friedel wurde als Winterschullehrer eingesetzt und wanderte über Täler und Höhen von Bolsdorf nach Pelm, nach Rockeskyll und Roth bei Gerolstein. Von 1808 -1812 war er in Winterspelt tätig, anschließend bis 1813 in Schmidtheim.

. . . 1808 - Balthasar Friedel - Vater von Heinrich in Hillesheim gestorben, (o 1752) (It. Urkunde) ... 1809 - Heinrich Friedel - Ehe mit A. Maria Spoo - (o 1784 in Winterspelt) hatten acht Kinder (Urkunde des Pfarramtes Winterspelt zum Pfarramt nach Hillesheim.

... 1813 - 1816 - Heinrich Friedel besuchte das Lehrer-Seminar St. Mathias in Trier, bestand die Prüfung und erhielt die Lehrbefähigung. Er stellte ein Gesuch in französischer Sprache an die Schulverwaltung in Prüm, um in Hillesheim oder Berndorf wirken zu können. ... 1816 - 1838 - wirkte er als geprüfter Lehrer in Berndorf in der alten Schule im Dorf, wo er laut Schulchronik »rühmlichst« tätig war.

Die Königliche Regierung in Trier verfügte über die Schulaufsichtsbehörde Kerpen, daß das Schulgeld zur Hälfte aus der Gemeindekasse und die andere Hälfte von den Eltern getragen wurde.

. . .1829 - Eine Rüge seitens der Schulbehörde mußte der Lehrer Heinrich Friedel sich gefallen lassen, als er mit seinen Schulkindern eine Schulmesse in Kerpen besuchte. Mutig und klar formuliert verteidigte er sich (It. Urkunde) .. . 1831 - Kaufvertrag zwischen Heinrich Friedel und dem Pfarrer Phylipp Spoo. - - Heinrich Friedel verkaufte das von seinen Eltern ererbte Ackerfeld jenseits der Herren Acht auf dem Wichberg im Banne von Hillesheim gelegen. (Fotocopie des Dokumentes)

. . . 1834 - Ursula Friedel/Engels gest. in Berndorf (o 1752 in Kerpen) -Mutter von Heinrich -

268. . . 1838 - Heinrich Friedel beantragte seine Entlassung aus dem Schuldienst während der Kriegswirren.

Im Schulblatt von 1862 sind Notizen über Heinrich Friedel zu finden. In der »Trierischen Lan-des-Zeitung« von 1910 wurde aus Anlaß der 100-Jahr-Feier zur Gründung des ehemaligen Lehrer-Seminars St. M. St. Mathias ein Aufsatz über ihn von Rektor P. Jüssen veröffentlicht. Heinrich Friedel hatte noch schwere Jahre zu überstehen, wie viele Menschen in der Eifel -zu jener Zeit. 1815 - 1871 zeigten sich im Zeitalter der Verfassungskämpfe und der deutschen Einheitsbewegung große Veränderungen. Zugleich leistete das preußische Beamtentum beim Wiederaufbau des Staates eine vorbildliche Verwaltungsarbeit. Diese neuen Beamtengesetze verwirklichten sich auch in den Schulgesetzen«, (aus Brockhaus - Lexikon).

. . . 1840 - A. Maria Friedel/Spoo - gest. in Berndorf (o 1784 in Winterspelt) - Ehefrau von Heinrich ... 1861 - Heinrich Friedel - gest. in Brück (o 1779 in Hillesheim). Er starb bei seiner Tochter Ursula (o 1815), verheiratet mit Lehrer Lorenz Marx in Brück. Heinrich Friedel und Ehefrau, geborene A. Maria Spoo hatten acht Kinder. Das vierte Kind Johann zeigte schon früh die Neigung zum Lehrerberuf.

. . . 1819 - Johann Friedel geb. in Berndorf ... 1816 - Susann Leyendecker geb. in Berndorf

. . . 1834 - 1837 - Präparanden-Unterricht bei Pfarrer Hommes in Hillesheim

. . . 1837 - 1840 - Lehrer-Seminar St. Mathias in Trier, das er mit ausgezeichneten Zeugnissen verließ (Schulchronik) ... 1840 - 1842 erste Lehrertätigkeit in-

Merchweiler, Kreis Ottweiler . . . 1842 - 1891 wirkte er als Lehrer an der neu erbauten Pfarrschule an der Wehrkirche in Berndorf.

Er erhielt wie sein Vorgänger Görgens ein Gehalt von 90 Thaler bar und die Gemeindenutzungen, veranschlagt zu sechs Thaler 15 Sgr. (laut Schulchronik)

...1842 - »vom 1. April bis zum 15. Mai genügte Friedel seiner sechs wöchentlichen Militärpflicht bei dem König). Infanterie Regiment No. 30«. (laut Schulchronik) .. .1849 - »hat Friedel sein zweites Examen unter der damaligen Königlichen Regierung und die definitive Ernennungsurkunde an hiesiger Schule erhalten. Er bezog sein Gehalt von der Regierung. .. .1869 - wurde dem Lehrer Johann Friedel zu Berndorf für seine langjährige und erfolgreiche treue Amtsführung eine Prämie von 15 Thalern gewährt und demselben ein Erkenntnis-Dekret ausgefertigt. Trier 15. Oktober 1869. Königliche Regierung, Abtig, des Inneren für Kirchen-Verwaltung und das Schulwesen, gez. Schrader (Schulchronik)

.. .1872 - wurde demselben von königl. Regierung mittels Verfügung vom 16. Oktober eine persönliche Gehaltszulage v. fünfzehn Thalern vom 1. Januar ab bewilligt. Daun, den 27. Nov. 1872 gez. Eich (Schulchronik) Unruhen in Frankreich zeichneten sich wieder in der Eifel ab.

.. . 1872 - »fiel die Publikation des Gesetzes betreffend die Beaufsichtigung der Unterrichts-u. Erziehungswesens in Preußen. Gemäß diesem Gesetze sollte von nun an die Aufsicht über alle öffentlichen und privaten Unterrichts-u. Erziehungsanstalten dem Staate zustehen«. (Schulchronik)

. . .1880 - »Am 16. Juli 1880 zwischen 7 und 9 Uhr am Abend entluden sich über den Gemeinden Üxheim, Ahütte, Leudersdorf, Auel, Hillesheim u. Berndorf des Kreises Daun schwere Gewitter. Über die zwei letzten Gemeinden aber weniger als die vorgenannten Betroffenen. Diese hatten Wolkenbrüche und Hagel im Gefolge. Äcker wurden zerstört, viel Vieh ist ertrunken, Häuser und Brücken stürzten ein. Zum Glück ist kein Menschenleben zu beklagen.«

. . .1890 - Volkszählung (aus der Schulchronik). »Der Kreis Daun zählt nach den vomKönigl. Statistischen Bureau zusammengestellten vorläufigen Ergebnissen der Volkszählung vom 1.12.1890: 98 Gemeinden mit 5 202 bewohnten Häusern, 255 unbewohnten Häusern, 5 492 Haushaltungen und 7 Anstalten. Die Pfarrgemeinde Berndorf zählt 365 Personen.«

.. .1891 - »Im Monat Mai schlug der Blitz in die hiesige Pfarrkirche ein. Derselbe beschädigte den Kirchturm von außen und innen. Von der Provinzial-Feuer Societät wurde 200 Mark Entschädigung gewährt.« (Schulchronik) . . . 1891 - Lehrer Johann Friede! feierte sein 50jähriges Dienstjubiläum.

Den Fest-Gottesdienst hielt Herr Dechant Pfriem aus Hillesheim. Im festlich geschmückten Schulsaal überreichte der Königliche Landrath Herr von Ehrenberg als Anerkenntnis dem Jubilar für treue Pflichterfüllung den »Hohenzollernschen Hausorden« - It. Urkunde wörtlich: »Auf Befehl seiner Majestät des Königs bezeugt die Generalkommission in Angelegenheit der Königlich Preußischen Orden hierdurch, daß seine Majestät dem katholischen Lehrer Johann Friede! zu Berndorf im Kreise Daun den Adler des Inhaber des Königlichen Hausordens von Hohenzollern zu verleihen geruht haben. Zur Beglaubigung ist dieses Zeugnis unter unserer Unterschrift und Siegel ausgefertigt worden. Berlin den 25. März 1891

Generalkommission in Angelegenheiten der Königlich Preußischen Orden. Nr. 5064, gez. von Rauch«

.. .1891 - Zum 50jährigen Dienstjubiläum erhielt der Lehrer Johann Friede! ein Glückwunschschreiben vom Königl. Kreisschulinspektor Herrn Pfarrer Konter aus Schal-kenmehren. Von der Gemeinde Berndorf bekam er einen bequemen Sessel. Von sei-

nen Angehörigen erhielt er »ein Diadem als Zeichen der Amtswürde mit der Inschrift: Johannes Friede! - SOjähriges Dienstjubiläum, 30. Juni 1891. Zur Erinnerung an unseren Vater und Großvater«. Diese »Krone« wurde von seinem Bruder Paul Friede), Schmiedemeister in Prüm (o 1824 - + 1895) angefertigt.

Und so machte man 1843 einen Kaufvertrag:

. . . 1843 - Susanna Leyendecker kaufte eine Grundstück im Banne Berndorf (Vertrag mit Hehner/ Klares ist beigefügt)

... 1816 - Susanna Leyendecker in Berndorf geboren

... 1844 - Lehrer Joh. Friede! Ehe mit S. Leyendecker

Wegen der Kriegswirren, Ausbeutungen, Brände und Naturkatastrophen mußten sie Krankheiten, Armut und Entbehrungen hinnehmen. Unter diesen Verhältnissen wurden in dieser Lehrerfamilie acht Kinder ernährt und erzogen. Sie waren so arm wie viele Familien zu ihrer Zeit.

. . . Der älteste Sohn von Johann Friedel wurde Rechtsanwalt und Notar in Köln. Der jüngste Sohn wurde Lehrer. ... 1880 - S. Friedel/Leyendecker - Gest.

In Berndorf

. . . 1898 - Johann Friedel - gest. in Berndorf

»Am 24. Dezember 1898 starb hierselbst der emeritierte Lehrer Johann Friedel. Wie groß das Ansehen des Verstorbenen war, zeigt die Teilnahme an seinem Begräbnis«, (aus der Schulchronik)

pädagogische Tätigkeit

in Eifeldörfern.................................   1804-1891

im Umkreis Düsseldorf................... 1887 -1967