Herbst!
Hildegard Sebastian, Daun
Herbst! |
Nun ist es wieder Herbst geworden, |
und kürzer werden die Tage. |
Ein rauher Wind weht schon von Norden, |
wie eine leise stumme Klage! |
Und des Hollunders letzte Beeren, |
die hängen einzeln noch im Strauch, |
die Vögel sich davon ernähren, |
von den Kartoffelfeuern zieht der Rauch. |
Ein Hase - der mit müdem Hoppeln, |
sich hinbewegt - zum Waldesrand, |
und auf den Feldern gelbe Stoppeln, |
wo man im Sommer Garben band. |
Hoch über abgemähten Feldern, |
zieht kreischend eine Rabenschar - |
hin über Wiesen zu den Wäldern, |
wo Sommer's ihre Heimat war! |
Die Schwalben flogen längst 'gen Süden |
und ihre Nester bleiben leer. |
Sind sie auch jetzt von uns geschieden, |
es gibt ja eine Wiederkehr. |
Die Wagen holpern schwer beladen. |
Der Tag sinkt langsam in die Nacht. |
Es ziehen graue Nebelschwaden. |
Die Ernte ist fast eingebracht! |
Es fällt ein müder Sonnenstrahl, |
so blaß wie mattes Gold, |
als ob er Wiesen, Berg und Tal - |
zum Abschied küssen wollt! |
Ein Wanderer, der heimwärts zieht, |
macht vor dem Dorfe Rast. |
Ein später Vogel singt sein Lied - |
von einem kahlen Ast! |
Die Blätter sind herabgeweht, |
ein Teppich - schön und bunt. |
Daß bald das Jahr zu Ende geht, |
dies wird uns allen kund! |
Ein Sterben ist in der Natur - |
was Sommer lang geblüht, |
die Blumen, Gräser auf der Flur - |
es ist ein uraltes Lied. |
Wir sollen alle daraus lernen, |
trotz Sterben und Vergehn, |
denn irgendwo in weiten Fernen, |
gibt es ein Auferstehn! |
Wie die Natur so ist das Leben, |
Gott hat es so gemacht. |
Es wird sich alles neu erheben |
zu schönster Blütenpracht! |