Rückblende

Den Blick nach vorn gerichtet

Entwicklung der Berufsbildenden Schule Gerolstein Drei neue Fachklassen

Franz-Josef Ferber, Daun

 

Niemand wird wohl ernsthaft bestreiten wollen, daß man den Berufsbildenden Schulen, ähnlich mancher Sonderschulen, eine Zeitlang nicht den Stellenwert einräumte, der ihnen auf Grund ihrer bildungspolitischen Bedeutung gebührte. Andere, weiterführende Schulen wurden Jahre hindurch gewissermaßen mit Vorrang behandelt. Das ist mittlerweile anders geworden und auch gut so. In unserem gegliederten, schulischen Bildungssystem haben alle Schularten volle Existenzberechtigung; keine ist wichtiger als die andere.

1987 war das Jahr, in dem die Berufsbildende Schule Gerolstein fünfzig Jahre bestand. In der zu diesem Anlaß erschienenen Festschrift bezeichnet Landrat Karl-Adolf Orth die Jubilarin als »Musterschülerin unter den gleichartigen Schulen«, die sie schon vor Jahren aus dem »Stiefkind Berufsschule« geworden sei. Wer Gelegenheit hatte, diese Schule aus der Nähe zu betrachten, wird gewiß befriedigt in die land-rätliche Lobeshymne einzustimmen bereit sein, weil bewußt wird, daß dieses hohe Lob einer Bildungseinrichtung gilt, von der in erster Linie unsere jungen Mitmenschen für ihr ganzes Leben profitieren.

An dieser Stelle die fünfzigjährige Geschichte der Berufsbildenden Schule des Landkreises Daun nachzuzeichnen, ist nicht möglich. Deswegen muß die Darstellung auf einige Schwerpunkte beschränkt bleiben.

Die beinahe revolutionären Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte haben sich in fast allunseren Lebensbereichen vollzogen. Hiervon waren auch die Berufsbildenden Schulen in hohem Maße betroffen. Für sie galt es, aufzupassen, um den Anschluß an die schnell fortschreitende Entwicklung nicht zu verlieren. In vielen Bereichen war sogar ein Vorpreschen nötig, beispielsweise wenn es darum ging, die Schule rechtzeitig auf modernste Techniken einzustellen oder den Drang der regionalen Oberzentren, berufliche Bildungseinrichtungen dort zu konzentrieren, einzudämmen.

Für dies alles hatte der rührige Schulleiter Oberstudiendirektor Franz Roob während seiner zehnjährigen Tätigkeit in Gerolstein stets den nötigen Weitblick. Mit der Unterstützung seines engagierten Fachlehrerkollegiums schaffte er es, die Berufsbildende Schule zu dem zu machen, was sie heute ist, zu einer modernen beruflichen Bildungsanstalt mit ungewöhnlich breitangelegtem Angebotsspektrum. Daß diese Schule zu den am besten ausgestatteten Berufsbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz gezählt wird, ist auch ein Verdienst des Schulträgers. Die Landräte und Kreisgremien haben sich für alle ihre Schulen in hohem Maße verantwortlich gezeigt. Das verdeutlichen allein schon die für einen nicht gerade finanzstarken Landkreis außergewöhnlich hohen finanziellen Investitionen. Die Bau-und Einrichtungskosten für den Fachbereich Hotel- und Gastgewerbe an der Berufsbildenden Schule - um nur ein Beispiel anzuführen -betragen rund 1 Million DM, das gesamte schulische Angebot im Kreis Daun spricht zu dem eine eindeutige Sprache. Aber noch so vollkommene sachliche Ausstattung würde nichts bewirken, wenn nicht fähige Lehrkräfte bereitstünden.

Fotos aus der Festschrift Berufsbildende Schule Gerolstein 1937 - 1987; Blick in den Fachraum »Informatik« und in die Hotelküche der Schule.

All dies ermöglichte es der Berufsbildenden Schule, partnerschaftlich mit der Wirtschaft ihren Auftrag voll und ganz zu erfüllen, nämlich Mitarbeiter zu qualifizieren, ohne die eine Volkswirtschaft nicht funktioniert. Die Vermittlung beruflicher Qualifikationen ist bei der Gerolsteiner Schule gegeben.

So konnte Kultusminister Dr. Georg Gölter zum fünfzigjährigen Schuljubiläum feststellen: »Die in der Entwicklung dieser Schule erkennbare Innovationskraft zeigt, daß die Bereitschaft, sich der Notwendigkeit von Gegenwart und Zukunft zu öffnen, nicht nur stets vorhanden gewesen ist, sondern daß auch die dazu notwendigen Voraussetzungen immer wieder neu erbracht worden sind.«

In die offensive Konzeption der Berufsbildenden Schule paßt es, daß zu dem außerordentlich breitgefächerten Bildungsangebot im Schuljahr 1986/87 drei neue Bildungsgänge hinzugekommen sind, die besonders eindrucksvoll die Zukunftsperspektiven verdeutlichen. Sie sollen hier vorgestellt werden.

1. Die höhere Berufsfachschule für Informatik

Sich auf aktuelle Entwicklungen einzustellen, heißt in unserer Zeit, sich verstärkt den modernen Technologien zuwenden, die einen immer breiteren Raum im Alltag einnehmen. Im kaufmännischen wie im gewerblich-technischen Bereich hat der Computer längst Einzug gehalten; auf beiden Gebieten werden den Schülern an modernsten Geräten die Kenntnisse vermittelt, die sie in der Berufspraxis brauchen. Um den ständig wachsenden Anforderungen im Wirtschaftsleben gerecht zu werden, ist der zweijährige höhere Bildungsgang Informatik mit dem Schwerpunkt Produktionstechnik eingerichtet worden. Hierzu können Bewerber mit dem qualifizierten Sekundarabschluß l zugelassen werden, ohne daß eine praktische Berufsausbildung vorausgesetzt wird. Schüler, die die Abschlußprüfung bestanden haben, dürfen die Bezeichnung »Staatlich geprüfte(r) Informatik-Assistent(in)« führen.

2. Die Fachschule für Wirtschaft, Schwerpunkt Datenverarbeitung

Diese Fachschule wird als zweijähriger Bildungsgang in Teilzeitform (14 Wochenstunden) angeboten. Aufnahmevoraussetzung: Hochschulreife oder Fachhochschulreife und eine abgeschlossene kaufmännische Berufsausbildung. Der Absolvent führt die Bezeichnung »Staatlich geprüfter Betriebswirt -Schwerpunkt Datenverarbeitung«.

3. Berufsgrundschuljahr für das Berufsfeld Ernährung und Hauswirtschaft, Schwerpunkt Gastgewerbe

Einer der Pfeiler der Wirtschaftsstruktur unseres Landkreises ist der Fremdenverkehr. Welche Zukunftsperspektiven sich ihm eröffnen, hängt entscheidend von der Leistungsfähigkeit des Hotel- und Gaststättengewerbes ab. Dieser Wirtschaftszweig braucht neben zeitgemäß ausgestatteten Hotels und Gasthäusern qualifiziert ausgebildetes Fachpersonal. Für eine solch fachlich fundierte Ausbildung sorgen die Ausbildungsbetriebe gemeinsam mit der Berufsbildenden Schule, die für dieses Berufsfeld das Berufsgrundschuljahr eingerichtet hat. In modernen Theorie- und Fachpraxisräumen wird eine optimale bedarfsorientierte Ausbildung angeboten. In Zusammenarbeit mit den Ausbildungsbetrieben werden Jugendliche mit dem Abschlußzeugnis der Hauptschule oder einem gleichwertigen Bildungsnachweis aufgenommen. Vermittelt werden allgemeine, berufsübergreifende und berufsbezogene fachtheoretische und fachpraktische Kenntnisse. Am Ende eines erfolgreichen Ausbildungsjahres gibts ein Abschlußzeugnis, das Voraussetzung für die Anrechnung als erstes Ausbildungsjahr auf ein Berufsausbildungsverhältnis ist.

Wer über das umfassende Bildungsangebot mehr wissen möchte, darf sich vertrauensvoll an die Berufsbildende Schule in Gerolstein, Sarresdorfer Straße (Telefon 0 65 91 / 255 und 256), wenden; sie wird gerne fachkundig beraten.