Kohlraben und Erbsen

Anna Belmonte

 

Meiner Mutter war das gar nicht einerlei, wie' sie verwendet wurden, die Gemüse aus dem eigenen Garten oder vom Wochenmarkt. Da kaufte man im Sommer kleine, grüne Schoten. Junge Erbsen hießen sie, und wir Kinder durften die puhlen. Ab und an war ein Wurm in der Schote. Wer wollte den schon auf dem Teller haben; wir waren sehr einsichtig mit diesem Gemüse!

Doch Mutter verlangte mehr.

Es gab da reife und grüne Schoten. Erstere kamen in den Abfalleimer, die anderen wurden geschält, ganz fein mit den Fingern, vom rechten zum linken Ende und mit möglichst wenig Verlust. Da mußte einfach etwas übrig bleiben. Die Schoten schmeckten gekocht wunderbar, aber das Schälen, das war schon eine Qual für uns Kinder! Mutter war der Meinung, so gutes, wertvolles Grün kann man nicht wegwerten.

Heute weiß ich, daß sie recht hatte. Ich schäl die Schoten noch immer -nicht ganz ohne Murren.

Und dann die Kohlraben. Viel früher »beleben« sie den Markt, haben wunderschöne Blätter, Herzblätter, Randblätter...

erstere sind viel zu schade für den Kompost! Die müssen, ganz klein geschnitten dem Gemüse zugefügt werden. Weil aromatisch, optisch ansprechend, vitaminreich . . .

wer kann dagegen etwas sagen? Alles stimmt und ich arbeite am Blattwerk - seit Jahrzehnten.

Wahrscheinlich werden meine Kinder auch Kohlrabenblätter kleinschneiden und Erbsenschoten schälen. Weil's so gesund ist und die Mutter dafür plädierte.

Außerdem sieht's nun mal schön aus, das Grün in den Erbsen, den fahlen Schnitzeln des Kohlrabis . ..

Und so geben sie sich die Hand, die Generationen.

Sei es auch nur im Einverständnis über Grünes aus dem Schrebergarten, gestern notwendiges Gut zur Ernährung, heute wichtiger Bestandteil für die Gesundheit.

Ein grüner Händedruck, ein Bogen aus Blättern und Schoten über unüberwindbare, soziale Perioden!

Danke dafür.