»Glück auf«, Eifeler Steiger!

Hans-Joachim Theis, Übersdorf

 

Wer vom Bergbau hört, denkt sofort an's Ruhrgebiet, doch das war nicht immer so. Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in der Eifel an vielen Stellen Eisen- und Bleierzabbau betrieben. So sind beim Bergamt in Koblenz allein fünf Mutungen, Gebiete, in denen Probebohrungen oder Abbau betrieben wurde, eingetragen. Sie lagen in unmittelbarer Nähe der Gemeinde Üdersdorf. Es handelt sich um die Gruben Goldglück, Ehrenstein, Viktoria Regia, Cäcilie und Wilhelmine l. Um die Arbeiten in diesen Gruben zu verdeutlichen, will ich die Geschehnisse um die Gruben Cäcilie und Wilhelmine l näher erläutern. Die Grube Cäcilie wird im Jahre 1908 erstmals erwähnt. In diesem Jahr fanden die ersten Mutungsarbeiten statt, das heißt, es wurden Probestollen gegraben, um Eisen- oder Bleierze zu finden. Der juristische Werdegang hörte sich auch damals schon ziemlich kompliziert an. So wurde das Bergwerkseigentum vom Königlichen Oberbergbauamt zu Bonn mit Urkunde vom 8. 3. 1909 an die Kaufleute Karl, Paul und Rudolf Fesenmeyer zu Gemünd verliehen. Am 18. 6. 1909 wurde im Büro der Firma Fesenmeyer, im Beisein des Dr. jur. Heinrich Küppers, Königlich Preußischer Notar für den Oberlandesgerichtsbezirk Köln mit Amtssitz in Schieiden, die Gewerkschaft des Bleierzbergwerkes Cäcilie gegründet. Von 1909 bis 1914 wurde dann in diesem Bergwerk Eisenerzabbau betrieben. In der Fachsprache sagt man: »In diesem Zeitraum wurde ein etwa 600 Meter langer Stollen aufgefahren und ein 10 Meter tiefer Schürfschacht abgeteuft.« Es wurde zwar Erz gefördert, ein bedeutsamer Abbau hat jedoch nicht stattgefunden.

Die Gebrüder Fesenmeyer hatten damals wohl eine große Zukunft im Eifelbergbau gesehen, denn ihrer Gewerkschaft Cäcilie wurde aufgrund der Mutung vom 18. 8. 1913 auch das Bergwerkseigentum für die Grube Wilhelmine l verliehen.

Ein Stollen der Wilhelmine l ist heute noch zu sehen, er befindet sich in gutem Zustand. Der Eingang dieses Bergwerkes liegt 40 Meter über dem Liesertal. Es wurden dort zwei Stollen in den Berg getrieben. Beide Stollen führten Zinkerz in ansehnlicher Menge. So wurde auch dort vier Jahre lang Erz abgebaut. Doch der erste Weltkrieg führte zur Schließung des Bergwerkes

Eine Stollenbegehung, im Beisein eines Beauftragten des Bergamtes Koblenz im Herbst 1986 ergab, daß der heute noch erhaltene Stollen eine Länge von 172 Meter hat. Ein Luftschacht am Ende des Stollens wurde vor Jahren zugeschüttet.

Auch wenn die Bergwerke heute in ihrer ursprünglichen Bestimmung nicht mehr genutzt werden, sind sie doch nicht nutzlos. So konnten in der Wilhelmine l seltene Fledermausarten gefunden werden, denen dieser Stollen als Unterschlupf für ihren Winterschlaf diente.

Zum Schluß muß aber noch erwähnt werden, daß das »Eifelerz« auch Zeiten großer Beliebtheit erlebt hat. So wird in der ersten deutschen Länderkunde des Mönchs Sebastian Münster, die 1541 erschien, über die Eifeler Eisenerze geschrieben, daß ihre Produkte und Öfen durch ganz Deutschland gingen. Heute sind die sogenannten Takenplatten zu begehrten Sammlerobjekten geworden.

Die Hütten- und Eisenwerke erlebten außerdem einen ungeahnten Aufschwung im Rahmen der Rüstungsindustrie. Das Eifeler Eisen ging auf Fuhrwerken nach Andernach und von dort per Schiff in die Gewehrfabrik von Lüttich. Noch im Krieg 1870/71 war das Schloß des ersten Repetiergewehrs, mit welchem als einzige die französische Armee ausgerüstet war, aus Eifeler Eisen. Die Hafenbefestigungen von Boulogne waren ebenfalls aus Eifeleisen, da es sich als besonders widerstandsfähig gegen die Einwirkungen des Meerwassers erwiesen hatte.