Probleme um den organischen Kreislauf

Hans Kaegelmann, Üxheim/Flesten

 

In der Natur gibt es keinen unverwerteten Abfall wie in der menschlichen Gesellschaft. Nach dem »Stirb- und Werde«-Gesetz wird alles Vergehende ohne die geringste Ausnahme Rohstoff und Ausgangsprodukt neuen, aufbauenden Werdens. Allein der Mensch »verstand« aus diesem ohne ihn ununterbrochen währenden Produktionskreislauf auszubrechen und unproduktive Abfälle zu erzeugen, anzuhäufen. Sie sind nun weltweit zum Problem geworden, dessen vollständige Lösung für Menschen schicksalsentscheidend wurde. Deponie ist keine Lösung, sondern Recycling, Wiedereinfügung wirtschaftlicher Abfälle in den Wirtschaftskreislauf.

In Erkenntnis dieser Tatsachen wurden auch im Kreis Daun wesentliche Initiativen zur Lösung dieses Fundamentalproblems unternommen. Der Rentner-Aktiv-Club in Stadtkyll errichtete unter Leitung von Paul Wilms eine Kompostregenwurmfarm, deren Arbeit weit bekannt und fortlaufend in den Medien behandelt wurde, bis in die USA. Mittels Kompostierung können sämtliche nicht wesentlich vergifteten Abfälle in wertvollen Humus umgewandelt werden, aus dem neuen Nutzpflanzen sich ernähren. Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Kompostierungsverfahren, von denen mehrere in Stadtkyll betrieben wurden. Durch den Zusatz des Kompostregenwurms kann die Kompostierung beschleunigt und damit rentabler erfolgen.

Wilms beschränkte sich jedoch nicht auf den lokalen Beitrag zur Problemlösung, sondern machte sich Gedanken über die generelle und globale Lösung des Problems. Ganz allmählich mit den üblichen Verzögerungseffekten wird diese Lösung nun auch in Deutschland und in anderen Ländern durchgeführt, jedoch noch nicht konsequent. Eine flächendeckende Anwendung forderte Wilms bereits vor Jahren. In Abständen von etwa 50 km sollten überall Humusproduktionsstätten entstehen, die organischen Abfall in Humus oder noch nicht ausgereiften Kompost zur land-, garten-, forst- und grünanlagenwirtschaftlichen Verwendung herstellen. Zur Rentabilität ist die Vermeidung langer Transportwege erforderlich.

Die wissenschaftliche Grundlage der Problemlösung fand Wilms in Annie France-Harrars 1950 erschienenem, epochalen, jedoch vergriffenen Buch »Die letzte Chance für eine Zukunft ohne Not«. Die Autorin war die Frau des großen Biologen und Lebensphilosophen Raoul France, der als einer der Ersten die für alles Landleben grundlegend erforderliche Bodenlebewesenwelt erforschte.

Paul Wilms wurde von diesem großartigen Gedanken so fasziniert, daß er die »Weltorganisation für Humusproduktion nach Annie und Raoul France« gründete, an der in kurzer Zeit Wissenschaftler und Laien aus vielen Ländern zwischen Canada, Chile und Indien beteiligt waren.

Um den Gedanken allgemeinpraktikabel zu machen, war es erforderlich, eine kurze Darstellung zu veröffentlichen, nach der Interessenten, ganz besonders Entsorgungsbetriebe, mit geringstmöglichem Aufwand sofort praktisch arbeiten können. So entstand 1984 die »Praktische Gebrauchsanleitung zur Humusproduktion und Kompostregenwurmzucht«, an der als wissenschaftlicher Fachmann der Mi-kro- und Bodenbiologe Dr. Hans Bartram, als literarischer Verfasser der Arzt und Schriftsteller Hans Kaegelmann und als erfahrener Praktiker und Initiator Paul Wilms mitwirkten. Die Broschüre erschien in dem von Kaegelmann1982 in Flesten, Gemeinde Üxheim, ins Leben gerufenen Verlag »zur heilen Welt«, der inzwischen 35 Schriften herausgab und über 40 beteiligte Autoren verfügt, ferner den Anstoß zu einer Buchreihe »Ökowirtschaft, Ökoordnung, Ökoheilung« gab.

Angeregt durch den Hamburger Agrarschriftsteller Gustav von Heyer, dessen Schriften wie »Die Revolution beginnt im Garten« in gleichem Verlag herausgegeben werden, entdeckte Wilms, daß durch Auflagen von Regenwurmkompost und organischen Abfällen kranke Bäume wieder geheilt werden können und praktizierte diese Methode in den verschiedensten Gegenden Deutschlands.

Kaegelmann folgerte 1983 daraus, daß diese Baumheilungsmethode sich auch auf den Wald anwenden lassen müsse und so das gefährliche Waldsterben weit schneller als durch die leider sehr langsam erfolgende Industrieschademissionsdrosselung gestoppt werden könne. Für einen Kranken genügt zur Heilung meist sowieso nicht die Abstellung der äußeren Krankheitsursachen, weil sie viel zu lange dauert und unheilbare Schäden gesetzt werden, die auch dann weiterwirken, wenn die Krankheitsursache abgestellt ist.

Kaegelmann setzte sich mit vielen Experten, Wissenschaftlern und Erfindern in Verbindung, die andere Pflanzen-, Baum- und Waldheilmittel entwickelten und veröffentlichte 1984 das Buch »Heilung des Waldes«, 1985 den 1. Band »Praktische Soforthilfe zur Heilung des Waldes, bevor es zu spät ist«.

Leider fanden diese nun längst vorhandenen Möglichkeiten bei den meisten Zuständigen in Politik, Forstwissenschaft und -Wirtschaft sowie den großen Umweltschutzverbänden bisher nur taube Ohren. Rühmliche Ausnahmen unter bekannten Persönlichkeiten sind z. B. der Freiburger emeritierte Forstzoologe Prof. Dr. Gustav Wellenstein und die Gattin des letzten Bundespräsidenten, Frau Dr. Veronica Carstens.

Immerhin konnte der Buchherausgeber und Mitautor erreichen, daß sich im Februar 1986 auf einem Gründungskongreß im Dorint-Hotel an der Porta Nigra in Trier eine »Gesellschaft für Ökomedizin« als internationale wissenschaftliche Vereinigung mit Vertretern in Deutschland, Österreich und den Niederlanden bildete. An dieser Gesellschaft ist auch der Leiter des Instituts für ökologische Zukunftsperspektiven in Barsinghausen bei Hannover und Universitätsprofessor der Technischen Universität Berlin, Dr. Arnim Bechmann beteiligt, der nunmehr in seinem Institut in Verbindung mit Forstwissenschaftlern die verschiedenen Waldheilmethoden exakt wissenschaftlich überprüft und begutachtet.

Mit auf die einzelnen Wälder gut zugeschnittenen komplexen Methodenanwendungen ließe sich die Waldkrankheit sehr wahrscheinlich innerhalb weniger Jahre heilen, bevor die industriellen Maßnahmen voll durchführbar sind. Gleichzeitig könnte die Arbeitslosenzahl durch Waldheilung und Humusproduktion nicht unwesentlich gesenkt werden. Die so ins Arbeitsleben Rückführbaren erhielten eine gesündere Arbeit als in Industrie, Bergwerken, Labors und Büros.

Trotz großer Schwierigkeiten werden diese Ideen weitergeführt. Für interessierte Laien wurde eine Arbeitsgemeinschaft »Wald- und Landwirtschaftsheilung« mit Sitz in Braunschweig geschaffen. Anfragen werden da gern beantwortet.