St. Margaretha -Renovierung und Geschichte

Herbert Blum, Ormont

 

Nachdem an der im Jahre 1850 erbauten Kirche St. Margaretha vor fünf Jahren eine gründliche Innenrenovierung erfolgt war, wurde 1986 die notwendige Außenrenovierung vorgenommen.

Es war die erste Baumaßnahme seit der Instandsetzung nach dem Krieg. Damals waren Dach und Mauerwerk durch Granaten schwer beschädigt. Weil die Reparaturen noch vor der Währungsreform durchgeführt wurden, und für Reichsmark nichts zu bekommen war, beschaffte man, so gut es eben ging, die nötigen Materialien im Tausch gegen Stammholz. Das stellte die Zivilgemeinde zur Verfügung. Da man in jener Zeit nur minderwertige Ware bekam, hielt dieses Material der rauhen Eifelwitterung nicht lange stand. So regten sich Stimmen in der Bevölkerung, die eine umfassende Renovierung der Kirche forderten.

Daß es sich hierbei nicht nur um eine Schönheitsreparatur handelt, zeigten die ersten Besichtigungen. Die Naturschiefereindeckung, schon mehrmals ausgebessert, war nun derart schadhaft, daß die Dachflächen über dem Schiff und dem Turm neu eingedeckt werden mußten. Die Konstruktion von Turm und Sakristei wurde wegen der großen Mängel vollständig und die über dem Kirchenschiff teilweise erneuert. Die Dachrinne war an vielen Stellen undicht. So wurde eine neue aus Kupfer installiert. Ferner bekam die Kirche eine bisher fehlende Blitzschutzanlage.

Der Außenputz war in sehr schlechtem Zustand. Am Turm und in den Fensterbereichen hatten sich große Flächen gelöst, das Mauerwerk kam zum Vorschein. Da fast die Hälfte beschädigt war, entschloß man sich, den alten Putz gänzlich abzuschlagen und einen neuen aufzutragen. Schließlich war der Außenkamin, der noch in Bimsstein gemauert war, in einem solchen Zustand, daß er mit Mantelstein erneuert wurde.

Nachdem man nun das Ausmaß der Schäden kannte und der Architekt die Pläne für die Außenrenovierung erstellt hatte, konnte die Arbeit beginnen.

Das Abschlagen des alten Putzes war eine der Arbeiten, die in Eigenleistung von der Ormon-ter Bevölkerung ausgeführt werden sollte. Pfarrer Josef Weyand appellierte an die Pfarrgemeinde, zu helfen, sich bei den Mitgliedern des Verwaltungsrates A. Blum und J. Krämer, die die Koordination übernahmen, zu melden. Es kam des öfteren vor, daß unser Herr Pastor trotz seiner schweren Krankheit, vorbeischaute und den wackeren Männern ein Bier spendierte. »Eine solch gute Vorbereitung haben wir bisher noch nie angetroffen«, äußerte sich dann auch die Firma, die den neuen Außenputz auftragen sollte und einige Ormonter sagten sogar, die Kirche gefalle ihnen so besser als mit Putz.

Nach zwischenzeitlichen Aufräumungsarbeiten, der alte Putz und die Schieferplatten mußten ja auch weggeschafft werden, ging man nun daran, die faulen Balken im Dachstuhl von Turm, Kirchenschiff und Sakristei zu entfernen. Danach wurde der alte Kamin abgerissen und die Treppe zur Sakristei erneuert. Für die Erdleitung der Blitzschutzanlage und die Entwässerung wurde um die gesamte Kirche ein Graben (80 x 100 cm) ausgehoben und anschließend wieder mit Lava (vom Ormonter Goldberg) und Sand aufgefüllt. Da man wegen der Gräber nicht mit Bagger und sonstigen Fahrzeugen an die Kirche heran kam, mußten diese Arbeiten von Hand ausgeführt werden.

Zwischenzeitlich ging man natürlich auch den Männern der Firmen wie Zimmerleuten, Dachdeckern, Verputzern, Anstreichern zur Hand. Ansprechpartner war der Verwaltungsrat und besonders Alois Blum, weil er fast jeden Tag am »Bau« war.

Meist wurde zwar nur an Samstagen und nach Feierabend gearbeitet, dann aber bis zum Einbruch der Dunkelheit. So hatten die Ormonter Männer am Ende die stolze Summe von über 1 400 Stunden Eigenleistung aufzuweisen. Nicht vergessen wollen wir die Leute, welche bereitwillig Traktoren samt Anhänger sowie technisches Gerät zur Verfügung stellten. Erwähnt sei auch noch der Maschinist, der direkt neben der Kirche wohnt und die Geräte sofort reparierte, wenn mal ein Defekt auftrat. Daß es sich bei den 45 Helfern bis auf wenige Ausnahmen um ältere Männer und Rentner handelte, ist bedauerlich und zeugt nicht gerade von großem Eifer der Jugendlichen für die Belange der Kirche.

Die Kosten der Sanierungsmaßnahmen betrugen ca. 220 000 DM, und wurden zu einem großen Teil vom Bischöflichen Generalvikariat bezuschußt. Aber auch die Zivilgemeinde beteiligte sich mit einem ansehnlichen Betrag. Der Rest wurde durch monatliche Kollekten, sowie das Pfarrfest und Spenden aufgebracht. Die Eigenleistung kann man mit etwa 25 000 DM veranschlagen.

Bliebe noch zu erwähnen, daß im Zuge der Baumaßnahmen die Kirche natürlich auch ein neues Turmkreuz und einen neuen Wetterhahn erhielt. Der neue Hahn, aus Stahl mit Blattgold umhüllt, war von den Dachdeckern mit bunten Stoffbändern geschmückt und nach altem Brauch der Bevölkerung vorgestellt. Vor jeder Haustür wurde Halt gemacht und die Arbeiter sagten den Spruch:

»Wir bringen euch den Kirchturmhahn,

er zeigt euch Wind und Wetter an,

er zeigt euch Nord, Süd, Ost und West

wir wünschen euch das Allerbest.

Besonders zeigt er euch den Osten,

drum soll er euch was kosten«.

Außer Geld- und Sachspenden für die Kirche gab es für die Arbeiter hier und da auch mal ein Schnäpschen. So ging den braven Männern bei den letzten Häusern der Spruch nicht mehr ganz so locker über die Zunge.

Im August wurde von sämtlichen Vereinen der Gemeinde ein Pfarrfest ausgerichtet. Der Erlös war für die Kirche. Die Katholische Frauengemeinschaft, die Freiwillige Feuerwehr, alle trugen zum Gelingen bei. Die Ormonter Möhnen buken Waffeln und »Rievkooche«, die Leute vom Eifelverein Pommes frites, der Fußballclub zeichnete für Kinderbelustigungen verantwortlich.

Der alte Kirchturmhahn aus dem Jahre 1850, der noch vom letzten Krieg einige Durchschüsse aufwies, wurde versteigert. Und wenn es um das Gemeinwohl geht, lassen sich die Ormonter nicht lange bitten. Man konnte nach Abzug der Unkosten der Kirche einen ansehnlichen Betrag überreichen.

Zur Kirchengeschichte:

Am 3. September 1849 schrieb der Landrat Moritz von Prüm an die Königliche Regierung zu Trier: »Aus dem anliegenden Kirchen-Büdjet von 1849 geht hervor, daß die Kirche kein Beschluß zum Kirchenbau hergeben kann und die Civil-Gemeinde sämmtliche Kosten aufbringen muß, wozu dann die dortigen Gemeindewaldungen in Anspruch genommen werden. Eure Königliche Regierung erlaube ich mir daher ganz gehorsampt zu bitten, die Ausführung des Baues hochgeneigtest genehmigen zu wollen«. Am 13. Oktober 1849 wandten sich die Schöffen von Ormont, Dederichs und Miesen, sowie der Gemeindevorsteher Klein an Trier. Sie schrieben unter anderem: »Es ist der unverzügliche Bau einer neuen Kirche umso mehr nöthig geworden, weil die alte vor einigen Tagen bereits zusammengefallen und durchaus unbesuchbar geworden ist. Unter diesem Umstand wird eine königl. hochtöbl. Regierung mit dieser unseren Meinung einverstanden, die fragliche Genehmigung bescheinigen, in welcher Erwartung mit schuldigster Hochachtung verharren. (Unterschrift)«

Hier erfahren wir also auch den Grund für den Neubau der Kirche. Die alte war regelrecht zusammengefallen, konnte nicht mehr benutzt und repariert werden. Schon daraus, daß die Kirche in so kurzer Zeit gebaut wurde und nur etwa 4000 Thaler kostete, kann man schließen, daß wir es hier nicht mit einem großartigen Bauwerk zu tun haben. Die geistlichen und weltlichen Behörden sahen dies auch so und waren nicht sehr begeistert von dem allzu einfach geplanten Kirchenbau. Doch wie so oft setzten die Ormonter ihren Willen durch. Man hatte zwar noch versucht, den alten Kirchturm aus dem Jahre 1775, der größer und wohl auch schöner als der heutige war, in den neuen Kirchenbau mit einzubeziehen. Dies wurde aber leider nicht genehmigt. In einem Schreiben der Königl. Regierung zu Trier vom 22. November 1849 heißt es: »Das Projekt ist zwar revidiert, indeß wäre zu wünschen gewesen, daß bei der Erheblichkeit des Objekts für die Gemeindekasse sie ein besseres Projekt hätten ausarbeiten lassen, als das vorliegende, welches, wenn es auch in baulicher Bejahung wohl den construktiven Anforderungen ziemlich enspricht, doch alle und jede, selbst die einfachste architektonische Zierde außer Acht läßt. Gibt wohl die Beibehaltung des alten Thurms ein schwaches Motiv hierfür ab, somuß andrerseits nach dem Vorbericht des Anschlages angenommen werden, daß der Verfall des Thurmes und dann sein Neubau nicht mehr in so weiter Feme liegen«.

Ormont, die Pfarrkirche St. Margaretha nach einer Zeichnung von Herbert Blum aus Ormont.

Die Kirche sollte auch größer werden als ihre Vorgängerin, doch sah man in Trier dieses Ansinnen ebenfalls mit Skepsis und schrieb über ihre Maße: »Wie in der Randbemerkung dargethan, wurde die Räumlichkeit der Kirche mit einer Länge und Breite des Schiffs von resp. 50 und 28 Fuß" vollständig genügen um 284 Kirchengänger zu fassen, welche Zahl mit Rücksicht auf eine künftige Vermehrung der Population der jetzigen Einwohnerzahl gleich angenommen wurde, während nach dem Projekt bei 64 Länge und 32 Breite 2 des Schiffs ein Raum für 412 Personen vorhanden ist, der jedenfalls über das Bedürfnis weit hinausgeht.« Aber auch in diesem Fall haben die Ormonter ihren Willen durchgesetzt und die größere Kirche gebaut, wie man an ihren heutigen Außenmaßen von 21,80 x 11,32 m zeigen. Zum Vergleich: im Jahre 1852 lebten in Ormont 251, in Neuenstein 24, und in einem Haus, welches hinter dem Goldberg stand, zwei Leute, so daß wir insgesamt 277 Einwohner zählten; 1986 waren es einschließlich der Nebenwohnsitze 435.

Wie wir schon hörten, war die Kirche unbenutzbar geworden und so wurde die Hl. Messe in der Schule abgehalten. Dies stieß, zumindest bei der Morgenmesse, auf Schwierigkeiten. Lesen wir noch einmal in dem Schreiben: »Aus dem Marginalberichte haben wir ersehen, daß ein Theil des Thurmgewölbes der alten Kirche eingestürzt ist, wodurch die Schließung der letzteren und die Abhaltung des Gottesdienstes im Schulsaale nothwendig geworden. Wir finden hiergegen nichts zu erinieren, unterstellen aber, daß der Pfarrer den Gottesdienst an den Wochentagen so zeitig abhällt, daß die Schule vorschriftsmäßig beginnen kann. Kö-nigl. Regierung, Abth. d. Innern«. Pfarrer B. Cremer aus Hallschlag schreibt im Gegensatz dazu, daß der Gottesdienst während des Baues in einem »Bretterzelte« abgehalten wurde. Er müßte es wissen, er war gerade zu dieser Zeit auch in der Pfarrei Ormont tätig.

Ormont - die Pfarrkirche im Stadium der Renovierung, der Putz ist abgeklopft und viele Leute im Ort sagen, so sieht unsre Kirche fast schöner aus, als verputzt. Da steht Meinung gegen Meinung.

Foto: Herbert Blum, Ormont

Im Jahr 1850 war Karl Küches Pfarrer in Ormont. Seit August 1848 schwer erkrankt, mußte ihn Pfarrer Cremer unterstützen. Die Grundsteinlegung zur Kirche nahm am 8. Juni 1850 der Oberpfarrer Jost aus Kronenburg unter Assistenz der Pfarrer Küches von Ormont, Cremer von Hallschlag und Wahn von Berk vor. Pfarrer Cremer, geübt in solchen Dingen, verfaßte eine in lateinischer Sprache geschriebene Urkunde, die in den Grundstein eingeschlossen wurde. Auch ein Chronostichon, welches Tag, Monat und Jahr der Grundsteinlegung anzeigt, wurde von Cremer gemacht, damit es in den extra dafür angebrachten Grundstein eingehauen würde. Da dies zumLeidwesen des guten Pfarrers nicht geschehen ist, wollen wir dasselbe hier erwähnen. Es lautet: »Junius ut ridens octava sole reluxit, tu primo es positus rite linite lapis (1850)«. Am 5. Oktober 1850 wurde Pfarrer Küches pensioniert und zog zu seinem Neffen, dem Pfarrer von Manderfeld, wo er im Jahre 1854 verstarb. Pfarrer Cremer verwaltete bis zum Eintreffen des neuen Pfarrers Franz Gerhard Heinrichs am 23. Januar 1851 die Pfarrgemeinde mit. So hat Cremer unter Assistenz der Pfarrer Jost und Wahn die Kirche am 16. November, nach einer Bauzeit von nur fünf Monaten, feierlich benedecirt.

Acht Jahre später ließ man in Malmedy zwei neue Glocken gießen. Leider wurde damals versäumt, die Inschriften der alten Glocken aufzuzeichnen, sonst wüßten wir heute vielleicht etwas mehr über die Geschichte der Kirche. Die große Glocke von 900 kg trug die Inschrift: »Geweiht von Sr. Hochwürden dem Pastor Franz Heinrichs zu Ehren der h. Gottesmutter. Pathin Philippine Roderburg, Simons, Bürgermeister, Dederichs, Ortsvorsteher«. Sie hatte von Anfang an einen Schaden, der ihr baldiges Bersten folgte. Die kleine Glocke, 600 kg, trug die Inschrift: »Geweiht zu Ehren der h. Margaretha«.

Erst 41 Jahre nach dem Bau erhielt die Kirche im Jahre 1891 eine Sakristei, die an die Ostseite angebaut wurde. Wie man sich bis dahin beholfen hatte, ist nicht überliefert. Die erste Erwähnung eines Gotteshauses in Ormont finden wir im Jahre 1570. Im Visitationsprotokoll wird eine »Capella Urmetten« erwähnt. Da Ormont aber vor 1500 schon als Kapellengemeinde der Pfarrei Olzheim be-chrieben wurde, ist anzunehmen, daß um diese Zeit schon eine Kapelle hier stand. Die später in den Jahren 1629 und 1679 erwähnte Kirche dürfte mit der im Jahre 1570 genannten Kapelle identisch sein. 1775 baute man eine neue Kirche, die an der gleichen Stelle wie die heutige gestanden hat.

Zum Schluß bleibt nur noch die traurige Pflicht, zu erwähnen, daß Ormont leider keinen eigenen Pastor mehr hat. Pfarrer Josef Weyand, ein hochangesehener Mann, verstarb am 29. August 1987 im Alter von 75 Jahren.

Quellen:

Landeshauptarchiv Koblenz 442/5311,

Johannes Becker Geschichte der Pfarreien des Dekanates Blanken-

heim Köln 1893,

Bartholomäus Cremer Chronik der Bürgermeisterei Hallschlag 1854,

Mündliche Mitteilungen Alois Blum

1) 16,24 x 9,10 m

2) 20,79 X 10,39 m