Laudatio auf die Kasselburg

Aus einem Vortrag von Stefan Dohm,

herausgegeben von Liselotte Dohm, Gerolstein

 

Wer von einer Wanderung durch die Eitel nach Hause zurückkehrt, sieht im Geist noch einmal die schönen Landschaftsbilder. Dann drängen sich oft die in den Vordergrund, deren Mittelpunkt eine Burgruine war, Zeuge einer verschwundenen Kulturepoche, in der Gegenwart als steinerne Frage präsent. Viele Wanderer umweht der Zauber der Romantik, man sucht Erinnerung im Torso aus vergangener Zeit. Selten läßt man sich verdrießen, hinaufzusteigen, herumzuklettern im alten Gemäuer und mancher Besucher verweilt gern da oben, um die Trümmer in seiner Phantasie wieder zum Leben zu erwecken. Er schaut die Gemächer, wieder belebt von den ehemaligen Bewohnern, sieht die Ritter im stolzen Zug hinaus ziehen zur fröhlichen Jagd, zum stolzen Turnier oder zur grimmen Fehde. Er sieht die Burg in harter Bedrängnis, belagert und bestürmt von feindlichen Nachbarn ...

Eine der schönsten und interessantesten Burgruinen in der Eifel ist unstreitig die Kasselburg. Vom Kylltale wie von den umliegenden Höhen bietet die Ruine einen imposanten Anblick.

Unser Foto zeigt eine ältere Aufnahme der Kasselburg bei Gerolstein-Pelm. Mittlerweile wurde der Torso mit arbeits- und finanzaufwendigen Bemühungen restauriert. Im alten Gemäuer fanden viele Sommerkonzerte statt und Musikfreunde hoffen auf neue Impulse im alten, historischen Gemäuer.

Foto: F. Lange

Zwei mächtige Turmriesen überraschen von weitem das Auge des Wanderers. Sie bilden mit den noch im Laube des Waldes versenkten Mauern die Überreste der einst so stattlichen Burg.

Wenn ein Tourist seine Reise in Gerolstein oder Pelm unterbricht, um die Burg zu besuchen, wird er reich belohnt. Aber auch der Baukundige, Kulturhistoriker, der Geologe und Botaniker ist entzückt ob der mannigfachen Reize, die von der Kasselburg ausgehen.

Die Burg gehörte zu Beginn des 12. Jahrhunderts den Herren von Blankenheim. Später kam der Besitz an die Herren von der Mark, vorübergehend an Kurt von Schönecken, dann an Trier. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts löste Schleiden die Burg wieder ein, sie blieb in deren Besitz bis zum Aussterben der Linie. Die Arenberger waren danach Herren in der Kasselburg und hielten bis 1794 eine Besatzung im Gelände. Regierungsbaumeister Zengler hat später ein ganzes Jahr Arbeit auf die Untersuchung dieser Ruine verwandt, hat alle Teile in Zeichnungen aufgenommen und durch ihn haben wir ein genaues Bild der mittelalterlichen Burg, können uns ihre Feste vorstellen, ihren Alltag. »In der Kasselburg«, sagte Zengler, »besitzen wir nicht nur eine Wehrburg, auch eine Lehrburg.«