Stalagmiten in den Eishöhlen, Februar 1987.

Wie Finger ragen sie aus dem Untergrund, die Stalagmiten der Eishöhle in Birresbom.

Fotos: Rainer Brück

 

Die Eishöhlen in Birresborn

Lorenz Brück, Birresborn

 

Sie liegen etwa zwei km vom Ort entfernt im Gebiet des Schlackenkegels »Auf der Huck«. Dort führen vom oberen Steinbruch fünf Stollen zu alten, unterirdischen Brüchen, in denen aus den größeren Schweißschlacken und oberen Stromschlacken Mühlsteine gearbeitet wurden. Durch die Eisbildung in den Höhlen erhielt der Vulkan den Namen »An den Eishöhlen«.

Die Nutzung vulkanischer Gesteine hat zur Bildung der eigenartigen Eishöhlen geführt, von denen bis vor wenigen Jahren noch zwei das ganze Jahr hindurch Eiszapfen aufwiesen. Von Natur aus entstehen im Vulkangebiet keine Höhlen. Die Steinmetze waren es, die zur Gewinnung von Mühlsteinen Gänge in die Lavalager hineintrieben. Ohne Verwendung von Sprengmitteln wurden die Rohsteine von der Wand gelöst. In Umrissen wurde der Stein vom Felsen losgemeißelt und überall dort, wo er noch Verbindung hatte, wurden in kleine Löcher trockene Holzkeile eingeführt. Sie wurden naß gehalten, daß sie sich ausdehnten und schließlich den Stein von der Wand lossprengten.

Die Mühlsteinhöhlen sind leicht als unterirdische Steinbrüche zu identifizieren. Überall finden sich Arbeitsspuren einfachen Geräts an den Wänden und der Höhlendecke, es sind eindrucksvolle, weitgehend fertiggestellte Mühlsteine im Fels erhalten. In den Gängen befindet sich an den Seiten gestapelter Abraum. Diese aus Lavaschlacken hergestellten Mühlsteine fanden ihre Abnehmer auch im Ausland und wurden für Papier- und Lohmühlen, weniger zum Getreidemahlen verwandt, da sie zu grob waren. Die Anfänge des Bergbaus sind nicht belegt. Möglicherweise gehen sie bis zur römischen Epoche zurück. Sicher ist jedoch ein dauernder Betrieb während des Mittelalters. Im Jahre 1248 wurden schon Mühlsteine in Zolltarifen an der Mosel genannt. Noch im Jahre 1829 war bei Birresborn ein neuer Mühlsteinbruch in Betrieb genommen, von dem Ware guter Qualität in die nähere Umgebung geliefert wurde. Die Steinbruchindustrie der Mühlsteine endet etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Voraussetzung für die Eisbildung in den Sommermonaten ist, daß die Höhlen nur eine Öffnung haben und ihr Boden bergeinwärts abfällt. So kann im Winter kalte Luft in die Höhlen ein-, aber nicht mehr abfließen. Ein Austausch mit der wärmeren Sommerluft findet nicht statt, da diese leichter ist und die kalte Höhlenluft nicht verdrängen kann. Das Niederschlagwasser, das die porösen Schlackendecken durchdringt und von der Höhlendecke herabtropft, kann daher bei Temperaturen um 0 Grad Celsius oder leicht darunter bis in den Sommer hinein in der Höhle gefrieren und dort, wo es auftrifft, kleine Stalagmiten bilden, ähnlich den Kalksteingebilden in den Tropfsteinhöhlen. Da alle Eishöhlen heute touristisch stark frequentiert sind, ist die sommerliche Eisbildung weitgehend zurückgegangen. Dies hat seine Ursachen in der stärkeren Erwärmung der Eishöhlen durch Besucher und Erweiterung der Eingänge.

Aus der Ortschronik:

Für den Neubau der Birresborner Mühle im Jahre 1660, die während des 30jährigen Krieges zerstört wurde, kaufte man einen »Neuwen Müllen Stein ad -9-Rthlr-«.

Am 6. 6. 1882 wurde die Mühlsteingrube (Eishöhle) an Kersten, Mürlenbach, zur Lagerung von Bier für jährlich fünf Mark verpachtet.

Eine weitere Höhle wurde von 1910 bis 1914 von der Metzgerei Schmitz aus Birresborn zur Lagerung und Kühlung von Fleisch benutzt. Zu diesem Zwecke waren die Eingänge bis auf einen kleinen Türeingang zugemauert, das kann man heute noch sehen.

Am ersten Weihnachtstag 1944 wurde Birres-born durch einen Bombenangriff teilweise zerstört. Viele Einwohner haben bis zum Einmarsch der Amerikaner im März 1945 vor und in den Eishöhlen Schutz vor Bomben und Granaten gesucht.

Seit vielen Jahren veranstaltet das DRK »Kyll-tal Birresborn« am zweiten Wochenende im Juli ein Eishöhlenfest mit Beleuchtung einiger Höhlen; es hat immer guten Zuspruch.

Wer sich auf den Weg macht, die Eishöhlen zu besichtigen, sollte sich eine gute Taschenlampe besorgen, damit er auch tiefer in die Höhlen gehen kann.

Literaturangaben:

Die vulkanische Eifel, von Frechen-Hopmann-Knetsch Band 2 Karst und Höhle, 1986/87, Laumanns M. (1987): über Eis- und Mühlsteinhöhlen in der Eifel L. H a Koblenz Abt. 18 Akte Nr. 2749 Ortschronik Birresborn