Trauriges Beispiel des Verfalls, ein stattliches Bauernhaus mit Schuppen, alte Bäume im Gartenbereich. Wenn sich nicht bald ein Käufer findet, ist der Abriß unvermeidlich.

Von der Liebe zum alten Haus

Marianne Schönberg, Jünkerath

 

Alte Häuser im Dorf und kein Ende. Niemand will sie haben, renovieren - es ist eine teure Angelegenheit, nichts für Leute mit schmalem Geldbeutel. Da nützt auch die innere Einstellung wenig. Liebe zum alten Haus ist eine feine Sache, aber wenn so ein Exemplar zum Verkauf ansteht, womöglich aus dem Nachlaß einer Erbengemeinschaft, da ist Zuneigung nicht gefragt. Man hat konkrete Preisvorstellungen.

So kommts, daß sie verfallen, verderben, der Zahn der Zeit tut, was unabwendbar ist. Einem Abbruch steht letztlich nichts mehr im Wege. Wollte man sie aufzählen, vorstellen, die Schönen, das gäbe allein im Kreis Daun ein Bilderbuch. Streiflichter sollen die wenigen Fotos sein und es ist im Grunde gleich, wo sie entstanden. Sie sind als Dokumente gedacht, als Bilder zum Nachdenken. Genau so die Fotos von Häusern, die durch ein gütiges Schicksal in Gestalt finanzkräftiger Käufer oder Erben gerettet wurden.

Anis tJauGi rt/'iöuö niii odüneo. i-icr neigt allerdings schon stark zum Verfall. Wo kein Nutzen, Keine Pflege. Noch ist das schöne, zweistöckige Haus bewohnt.

Ich meine, es hat keinen Sinn, über das Thema Seiten zu füllen. So viel Für und Wider gibts, zum einzelnen Objekt, im jeweiligen Dorf und oft sind die Gründe fundiert, zum Beispiel das Thema Sandsteingewänge; Zierden alter Häuser und Türen, um sie entbrannte rege Diskussion. Sie sind nämlich meist undicht, wasserdurchlässig, bringen Feuchtigkeit in die Räume. Natürlich kann man das heute konservieren, isolieren. Aber es kostet viel Geld. Ich hab mir sagen lassen, es gäbe verschiedene Arten des Steins, besseren, schlechteren. Das läßt hoffen.

Was ich gut verstehe, was mich immer wieder sehr erschreckt sind die Modernisierungsmaßnahmen vergangener Jahre oder Jahrzehnte. Hier haben Institutionen viel zu spät erkannt, was wichtig war. Man hätte auch vor Jahren beraten, informieren können. Das ist nun versäumt und vorbei.

Eine restaurierte Häuserzeile in der Hauptstraße. Da waren sich Besitzer und Nachbarn wohl einig, die dorfgerechte Linie sollte erhalten bleiben. Man siehts an der Pflasterung zu den Haustüren, an der Bepflanzung. Alles ausgesuchte Gewächse der Eitel. Auch so kann man sanieren. Sieht das nicht gut aus?

Jammern und Klagen nützt gar nichts, was aus dem noch vorhandenen Bestand gemacht werden soll und kann, das steht zur Diskussion.

Deshalb war ich in den Häusern, die renoviert wurden, sprach mit den Besitzern, schaute mir an, wie man im alten Haus heute lebt.

Es ist einfach nicht wahr, daß es da keinen Komfort gibt. Zentralheizung mit Öl wurde oft eingebaut, Ofen- oder Kaminheizung mit Holz und Kohle plus Elektrizität für Zeiten, wo's entweder grimmig kalt ist oder eine Übergangsphase der Temperaturen besteht.

Wände, feuchte, von denen man früher im Winter die Möbel abrückte, wurden isoliert. Dahängen heute gerahmte, teure Bilder, unbeschadet. Eine Scheune wurde zweckentfremdet. Sie dient einer Familie mit Kindern als Wochenend- und Feriendomizil. Wohnen auf drei Ebenen, modern; ich würde noch dort heute einziehen, bekäme ich das Haus. Verglast der Eingang mit Windfang, der Zugang mit Pflaster wie zu Omas Zeiten und neben dem Weg wächst Holunder, das Weidenröschen

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Drinnen teilt sich das Wohnen auf in unterschiedliche Gebiete. Unten Küche und Sanitäres, in der Mitte der allgemeine Bereich mit viel Raum - den bietet eine alte Tenne nun mal an -und geschlafen wird unterm Dach in verschiedenen Räumen, einer so heimelig wie der andere, schräg, man fühlt sich so recht geborgen

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Ich will mich nun nicht in Schwärmerei verlieren, es soll ja von der Notwendigkeit die Rede sein, das Dorf dörflich zu belassen, sein »Gesicht zu wahren«, trotz aller Modernisierung. Es geht, man kann mit viel guter Beratung auch eine Menge selbst tun. Mit Geld ist's leichter, ohne hat das Ganze mehr Wert. Wer wochenlang Hand anlegt, Freizeit, Ferien, Wochenende für ein altes Haus hergibt, der muß es lieben. Die Leute im Dorf waren es leid, als arm und rückständig bezeichnet zu werden. Sie wollten ihr Haus endlich modern gestalten, koste es, was es wolle. Viele Familien haben gespart für Veränderungen, am Haus, an der Fassade. Das dann ganz unpassende Materialien verwendet wurden, das Gesicht des Gebäudes einer Kosmetik zum Opfer fiel, die nicht verschönte, sondern entstellte, das war nicht Schuld der Besitzer. Woher sollten sie das Empfinden für ein schönes, altes Haus haben? Wer informierte sie beizeiten, wo das Schöne, Erhaltenswerte zu suchen ist, wo die Ausschlachtung beginnt?

Und da bin ich genau bei der Überschrift .. .

Ein Familienhaus - vormals wars eine Scheune. Der großzügige Innenraum wurde in drei Wohnebenen geschickt unterteilt. Es gibt Sanitäres, Heizung, große Fenster und auch die gefächert, ganz wie im alten Bauernhaus. Die Tür der ehemaligen Scheune hängt noch dekorativ, aber funktionsfähig in ihren eisernen Schienen. Alte Sträucher und Blumen zieren den Weg zur Eingangstür.

Holzarbeit an einer alten Tür. Sie zierte gewiß in ihrer besten Zeit den Eingang eines Hauses und erste Besitzer waren stolz auf die Handarbeit, das Schnitzwerk. Heute bewahrt sie den Eingang zu einem alten Schuppen, ihre Funktion ist gleich Null.