Blumen alter Bauerngärten

Otto Jung (+), Daun

 

Im alten Bauerngärten erfreuten uns so manche liebe Bekannte, von den Vorfahren sehr geliebt und gepflegt.

Im März begannen die Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), die wohlriechenden Veilchen (Viola odorata) und Krokusse den Frühlingsreigen.

Im April folgten Osterglocken, meist mit gefüllten Blüten, bunte Stiefmütterchen, Maßliebchen (Bellis perennis), Gartenprimeln (Primula veris) - im Volksmund meist Aurikelchen genannt - und das Immergrün (Vinca minor) mit seinen himmelblauen Blumen.

Der Mai brachte Nachtviolen (Hesperis matronalis) mit kräftig lilarosa Blüten und die sehr ähnliche Mondviole, auch Silberling genannt. Die silberglänzenden Fruchtwände wurden neben den orangeroten, ballonartigen Fruchthüllen der Judenkirsche (Physalis alkekengi) gern zu Trockensträußen verwendet. Vielfach säte man zu diesem Zweck auch Strohblumen aus. Tulpen, Hyazinthen und die stattlichen Kaiserkronen waren schöne Farbtupfer im Bauerngarten.

Goldlack oder Stockviole (Cheiranthus cheiri) waren sehr beliebt wegen des angenehmen Duftes, ebenfalls die stark duftenden Reseden, die Levkojen und Federnelken.

Pfingstrosen oder Bauernrosen leuchteten mit ihren blutroten, dicken Blütenbällen. Die Blütenblätter wurden oft zur Ausschmückung von Blumenteppichen zu Fronleichnam verwendet. Sinnvoller Altarschmuck war das Tränende Herz, wegen der lieblichen »Herzblumen« auch Herz-Jesu-Blume genannt.

Die Akelei, mit einfachen und gefüllten Blüten, vorwiegend in lilablau und rosa rundete das Bild ab.

Im Sommer überstrahlte alle die unvergleichbare, königliche Rose in Duft und Farbe, vornehmlich die Teerose. Wohl kaum eine andere konnte sich am Duft der alten Zentifolien-Art Rose (Rosa centifolia) messen.

Der Eisenhut (Aconitum napellus) - sehr giftig -blühte in dunkelblau und blauweiß, die Chalze-donische Lichtnelke, im Volksmund »Brennende Liebe« genannt mit kräftig orangeroten Blüten war nicht zu übersehen. Das trifft auch für den Türkenmohn (Papaver Orientale ) zu.

Rittersporn, dunkel und himmelblau, Malven oder Stockrosen in kräftigen Farben erfreuten das Herz der Bauersfrau. An Gartenlilien waren damals vertreten: die Feuerlilie (Lilium rubrum), die weiße Madonnenlilie (Lilium candidum), die so manche Madonnenstatue schmückte und die Taglilie.

Beliebt die »Jungfer im Grünen« (Nigella da-mascena) mit himmelblauen Blüten im zierlichen grünen Laub; daher im Volksmund auch »Et Grietchen an der Heck« genannt.

Im September schmückten den Garten die Astern. Löwenmäulchen, Zinnien, Ringelblumen - auch Totenblume genannt - Sonnenblumen und die Goldrute (Solidago canadensis) -sie stammt ursprünglich aus Kanada.

Natürlich fehlten die vielfarbigen Dahlien (Georginen) und die Gladiolen nicht.

Im Bauerngärten war immer Blumenhochzeit, vom Frühjahr bis zum Herbst und eine Feierabendstunde auf der Gartenbank im Familienkreis oder mit trauten Freunden verbracht, gehörte zum Fried- und Freudvollsten im Alltag.