Lesen macht Spaß

Vorlesewettbewerb im Kreis Daun

Peter Juli, Daun

 

»Komm mit mir ins Reich der Abenteuer, eine Welt, wo's nur Geschichten gibt. Die euch antwortet auf viele Fragen, wo ihr wißt, daß ihr wißt: Lesen macht Spaß!«

Mit diesem Lied von Frank Stieper aus Lübeck hat so mancher Vorlesewettbewerb begonnen. Angefangen hat alles mit einer Idee des Jugendamtes der Stadt Osnabrück, bei dem sich 1957 auf Anhieb etwa 1 000 Kinder zum Vorlesen meldeten. Angetan von so viel Lesefreudigkeit startete der Börsenverein im Rahmen der Jugendbuchwoche 1959 erstmals eine bundesweite Aktion zum Wettstreit der 12- und 13jährigen. Der Aufruf enthielt als Leitwort den Schluß eines Gedichtes von Eugen Roth: »Was man nicht las zur rechten Zeit, liest man nicht mehr in Ewigkeit.«

Kinder und Jugendliche sollten mit diesem Wettbewerb dazu angeregt werden, Literatur, Stilpflege und betontes Vortragen zu üben und mit Erfolg zu praktizieren. Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten finden nun seit über 27 Jahren Wettbewerbe auf Schul-, Kreis-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene statt. Tausende von Kindern der Klassen 6 beteiligen sich an dieser schönen Freizeitbeschäftigung. Um nicht eine Verzerrung der Leistung zu erhalten, wird der Wettbewerb in 3 Bereiche untergliedert. So lesen in einem Bereich die Sonderschulen, im 2. die Hauptschulen und im 3. die Realschulen und Gymnasien. Beim Landeswettbewerb sind es dann noch die Haupt- und Sonderschulen, Realschulen und Gymnasien, die sich im Streit messen. Bis zum Jahre 1986 gab es darüber hinaus eine Klasse von fremdsprachigen Kindern, die nicht länger als 4 Jahre in der Bundesrepublik lebten.

Allen gemeinsam ist der Spaß am Lesen. Das Motto »Lesen macht Spaß« zeigt, daß hier nicht nur die Kinder angesprochen sind, in ihrer Altersgruppe etwas vorzulesen, sondern daß die ganze Familie miteinbezogen wird.

In Verbindung mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels und den hiesigen Buchhandlungen ist das Kreisjugendamt seit vielen Jahren Ausrichter dieses Wettbewerbs. Kreisentscheide und Bezirksentscheide haben dazu beigetragen, auch »Leseratten« aus unserem Kreis bis in den Landeswettbewerb zu schicken.

Obwohl ein Wettbewerb, legt das Jugendamt doch sehr großen Wert darauf, daß die Freude am Lesen im Mittelpunkt des Geschehens steht. Das beginnt schon in den Schulen, die ihren Sieger im Rahmen einer Feierstunde mit großem Publikum ermitteln. Angst und Spannung der Kinder schwinden meist mit den Worten und im Blick auf das Publikum, das mit gespannten Erwartungen die begonnene Geschichte verfolgt. Ein Rahmenprogramm mit Musik, Sketchen und Collagen zeigt auf, daß Lesen im Gesamtzusammenhang gesehen werden soll.

Der Kreisentscheid führt dann die Besten der Schulen zusammen. Gelesen wird aus einem Buch eigener Wahl und unbekanntem Text. Wichtig ist, daß der Wettbewerber nicht nur einwandfrei vorlesen kann, sondern auch den Sinn des Buches erfaßt hat.

Bewertet wird von einer Jury, in der sowohl Lehrer der einzelnen Schulen als auch Mitarbeiter des Buchhandels, Elternvertreter, Mitarbeiter des Schul- und Jugendamtes und die Sieger des letzten Jahres mitwirken.

Aussprache, Lesefehler, Lesetempo und Betonung werden als Kriterien herangezogen. Eine bewußt theatralisch vorgetragene Leseweise bringt weniger Punkte als der natürliche Vortrag, bei dem sich die Spannung aus dem Lesestoff ergibt.

Bücherschecks, Bücher und ein bunter Blumenstrauß belohnen die Sieger, die sich dann im Bezirkswettkampf für die Landesqualifikation bewerben.

Die Sieger des Vorlesewettbewerbs in der Hauptschule Hillesheim. Erste Preise errangen aus den Hauptschulen Diana Evertz, Gerolstein, von den Gymnasien Heike Hierlwimmer GSG Daun.

Das höchste Ziel in diesem Wettbewerb ist die Bundesausscheidung, die jeweils Anfang Juni des Jahres im Goethehaus in Frankfurt ausgetragen wird. Vier Tage sind die jungen Leute in Frankfurt in einem größeren Freundschafts und Kulturprogramm zusammengefaßt, bevor sie sich am letzten Tag der Bundesjury stellen. Der Autor hatte 1986 Gelegenheit, als Mitglied der Jury in Frankfurt mitzuwirken. Es war nicht nur erstaunlich, mit welch großer Begeisterung die gewählten und fremden Texte gelesen wurden, sondern auch, mit welcher Klarheit und Offenheit diese 12- bis 13jährigen Kinder aus ihrem Leben, ihrem Freizeitverhalten und von der Art ihres Lesens berichteten. Ein großes Fest mit vielen Autoren rundet dann eine solche Veranstaltung ab.

Um die Verbreitung des Buches den Kindern noch besser zu vergegenwärtigen, wird auch die Möglichkeit geschaffen, Autoren in die Schulen einzuladen. Die größeren Wettbewerbe bringen dies sogar als Preis, sodaß ein Schüler praktisch eine Autorenlesung für seine Schule gewinnen kann.

Viele hundert Urkunden wurden in den letzten Jahren den Siegern in Kreiswettbewerben übergeben. Jeder Beteiligte erhält eine solche als Erinnerung und als Ermutigung, auch andere zum Lesen anzuregen. Dies soll auch in den kommenden Jahren so sein. Alle Schulen des Kreises beteiligen sich zum Jahresende wieder am Wettbewerb und so wird auch 1988 im Februar ein Kreissieger in den verschiedenen Schulen ermittelt, Bezirkswettbewerbe ausgeschrieben und die Besten des Landes Rheinland-Pfalz nehmen im Juni 1988 am Bundeswettbewerb teil.

Der Autor wirkt bei diesen Wettbewerben seit 1964 mit. In jedem Jahr hat es Spaß gemacht und auch durch den verstärkten Einsatz von Fernsehen und Video ist die Freude am Buch und beim Lesen bei unseren Kindern nicht weniger geworden. Bleibt zu wünschen, daß diese Begeisterung bis ins Erwachsenenalter erhalten und intensiviert wird. Die Beschäftigung mit einem Buch bringt jeden Menschen »ins Reich der Abenteuer, eine Welt, wo's nur Geschichten gibt.«