Der Uesser Luziamarkt

Alfons Poss, Daun

 

»Wenn et ränt und schneit, dat dem Deiwel sei Modder geheit, dann ös da Össer Maort net mieh weit.......

Am 13. Dezember feiert die Pfarrei Uess das Fest ihrer Schutzpatronin, der Hl. Luzia. In früherer Zeit wurde an diesem Tage in Uess der Luziamarkt gehalten. Es war ein Kram- und Viehmarkt, zu dem sich von nah und fern eine große Zahl Besucher einfand. Die Krämer brachten ihre Verkaufsstände und Waren meist schon tags zuvor nach Uess. Vom heutigen Hause Geisbäusch reihten sich die Buden die Straße entlang bis hinauf zum Pfarrhaus. Allerlei Waren, die man für den täglichen Gebrauch, besonders auch als Geschenke für das nahe Weihnachtsfest benötigte, wurden feilgeboten. Man drängte sich um die Stände, auf denen Haushaltsgeräte, Werkzeuge, Textilien, Schuhe, Nüsse, Gebäck, Zuckerwaren und manch andere Dinge ausgebreitet oder aufgestellt waren. Das Groß- und Kleinvieh stand zunächst auf der Wiese an der Gerberei, später hatte es seinen Platz auf Lauxens Wiese gegenüber der Pfarrkirche. Es war nicht festgebunden, sondern muußte an der Hand gehalten werden. Man handelte und feilschte, bis der Kauf oder Verkauf durch Handschlag getätigt war.

Uess (Blick von Süden). Im Vordergrund Heide, Kiefern und Wachholder - in der Mitte links die frühere Gerberei Lauxen, dahinter die Hofgebäude Lauxen und Emerichs - rechts die Pfarrkirche, ganz im Hintergrund der Hochkelberg.

Der Markt, der um acht Uhr morgens begann, ging nachmittags gegen vier Uhr zu Ende. Zu dieser Zeit hatten die Uesser den Kaffee zubereitet. Verwandte und gute Bekannte versammelten sich am reich gedeckten Tische. Auch in der Gastwirtschaft Emmerichs war man gut vorbereitet. Weil nicht alle Besucher in der Wirtsstube Platz finden konnten, wurden zum Markttag mehrere Räume im Hause freigemacht. In einem mächtigen Kessel kochten und brodelten große Fleischstücke. Der Hunger war groß, aber größer noch der Durst. Mancher Klare, echter Eifeler Wacnolder oder Korn, brannte die Kehlen hinunter. Der Alkohol löste die Zungen, man erzählte und plauderte, man scherzte, lachte und sang. So jung und so schön kam man nicht wieder zusammen. Die Mitternachtsstunde war längst vorüber, als sich die letzten auf dem Heimweg machten. Der fiel auf den holprigen Wegen und Pfaden durch die Heide- und Wacholderlandschaft manchem gar schwer.

Als die Besucher in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg mehr und mehr ausblieben, wurde der Uesser Jahrmarkt nicht mehr abgehalben. Der letzte Luziamarkt fand im Jahre 1912 statt. Man fragt sich nun, warum Uess, das in den letzen Jahrhunderten meist nur zwischen 40 und 60 Seelen zählte, Marktort gewesen ist. Das Marktrecht wurde vom Landesherren verliehen. Das war in früherer Zeit der Kurfürst, zugleich Erzbischof von Köln. Uess gab der kurkölnischen Exklave, die im Nordosten an die Grafschaft Virneburg grenzte, im übrigen von kurtrierischem Gebiet umschlossen war, ihren Namen. Zu der kurkölnischen Exklave Uess gehörten außer Uess die Orte Mosbruch, Zumried, Katzwinkel, Hörschhausen, Berenbach, Horperath, Sassen, Gunderath, Ürsfeld, Kaperich, Höchstberg (früher Hausen), Kötterichen und die Kölnischen Höfe. Wie beachtlich die Geschichte der kleinen Gemeinde mit heute nur weinig mehr als 50 Einwohnern ist, kann hier nur angedeutet sein.