Rege Beteiligung am Schreibwettbewerb

Ursula Daub, Daun

 

Im Rahmen der Jugendbuchwoche, die im Kreis Daun nun bereits zum fünften Mal stattfand, veranstaltete die Kreisverwaltung einen Schreibwettbewerb unter dem Motto »Ein altes Märchen neu erzählt«. Die Anfänge von zwei alten persischen Märchen waren vorgegeben und sollten von den Kindern weitergeführt werden.

Diese Aufgabe, die sowohl Einfühlungsvermögen in den vorgegebenen Erzählstil als auch viel Phantasie erforderte, wurde von den Kindern mit den unterschiedlichsten, ideenreichen Versionen gelöst.

Besonders erfreulich war die rege Beteiligung, wobei die Zwölf- und Dreizehnjährigen sich als besonders eifrig erwiesen.

Unter den 65 Einsendungen war es nicht leicht, eine Auswahl zu treffen, hatten doch alle Kinder viel Phantasie und Mühe aufgewendet. Die Jury entschied sich für folgende Bewertung:

1. Preise gingen an Gabi Remhof in Daun und Daniela Bickler in Winkel.

2. Preise erhielten Ursula Schild in Beinhausen und Thorsten Schöneberg in Mehren.

3. Preise wurden vergeben an Michaela Kölsch in Boverath und Elke Diederichs in Weiersbach.

Für den Schreibwettbewerb war folgender Einführungstext vorgegeben:

Im alten Persien gab es einmal eine Königin mit Namen Banu. Sie besaß einen großen Palast und alles was sie wollte. Dennoch langweilte sie sich entsetzlich. Eines Tages hörte sie von einem wunderschönen, aber verwunschenen Ort »Badgerd«, das heißt: »die Windburg«.

Sofort wurde sie neugierig und befahl dem Prinzen Hatim auszuziehen und das Geheimnis um die Windburg zu lüften. Schweren Herzens machte sich Hatim auf die Wanderschaft, nur begleitet von seinem guten Geist Diff, der alle erdenklichen Gestalten annehmen konnte. Sie wanderten über sieben Berge und durch sieben Täler, und alle Leute warnten sie vor dem verwunschenen Ort, von dem man sich erzählte, von dort komme niemand zurück.

 Lang und anstrengend war der Weg, bis Hatim eines Tages vor ein Tor gelangte, das von zwei Drachen bewacht wurde. Stellvertretend für die vielen Arbeiten sind die beiden erstprämierten abgedruckt.

Bickler, Daniela, Winkel

Langsam näherte sich Prinz Hatim den Drachen, die rechts und links vom Tor standen, und beobachtete sie dabei genau. Schritt für Schritt näherte er sich den Ungeheuern, aber komisch, sie rührten sich nicht, und dabei war Hatim nur noch 10 Meter vom Tor entfernt. Immer weiter ging er. Seine Furcht verringerte sich bei jedem Schritt. Aber plötzlich - der Prinz war noch 5 Meter von den Tieren entfernt -fingen die Drachen an, Feuer zu speien und wütend die Augen zu verdrehen. Da fing Hatim an zu rennen. Er rannte und rannte, bis sich auf einmal eine leise Stimme an seinem Ohr bemerkbar machte: »He, Hatim, hör auf zu rennen! Die Drachen folgen uns nicht!« Prinz Hatim blieb abrupt stehen: »Wer ist auf meiner .. . Ach, Du bist es, Diff«. Erleichtert sah Hatim seinen guten Geist Diff, der sich im Moment in einen Zwerg verwandelt hatte. »Bist Du sicher, daß die Drachen uns nicht folgen?«

»Ja, ganz sicher. Sieh Dich doch einmal um!« Ganz langsam drehte sich Prinz Hatim um. Das gab es doch gar nicht! Die beiden eben noch so gefährlichen Drachen saßen auf ihren Plätzen neben dem Torbogen. »Sag mal, Diff, weißt Du, wie weit mir diese Ungeheuer gefolgt sind?« »Das kann ich Dir sagen«, antwortete der Geist, »sie sind dir gar nicht gefolgt, aber es war gut, daß Du weggelaufen bist.« »Warum das?« »Ich weiß nicht genau, wie ich es Dir erklären soll. Der Feuerstrahl der Drachen ist giftig. Wenn einer Dich getroffen, nein, wenn er Dich nur gestreift hätte, hättest Du Dich in eine leblose Puppe verwandelt.« »Eine leblose Puppe? Was ist denn das?« »Im Moment kannst Du noch selbständig denken und handeln, aber wenn Dich einer dieser Strahlen trifft, kannst Du das nicht mehr. Du kannst nur noch die Befehle einer anderen Person ausführen. Wie ein willenloser Sklave.« Erschrocken sah Hatim Diff an, wenn ihn nun so ein Feuerstrahl getroffen hätte - nicht auszudenken.

Prinz Hatim versteckte sich hinter einem Felsen, der neben dem Weg stand, um die Drachen zu beobachten und herauszufinden, wie man sie überlisten könnte. Lange warteten sie, und die mitgebrachten Vorräte neigten sich langsam dem Ende zu, als eines Tages ein Mann den Weg entlang kam. Leise murmelte er vor sich hin »Ich werde es diesen Drachen schon zeigen! Mit mir nehmen sie es nicht so leicht auf!« Atemlos sah Hatim zu, wie der Mann immer näher zu den Ungeheuern schritt. Als er 5 Meter von den Drachen entfernt war, begannen sie Feuer zu speien. Da kam dem Prinz: »He, Diff, kann es nicht sein, daß die Drachen auch solch leblose Puppen sind und den Befehl erhalten haben, jeden, der näher als 5 Meter auf sie zukommt, in einen willenlosen Sklaven zu verwandeln.« »Ja, Prinz, das könnte sein.« »Du, Diff, könntest Du Dich nicht in einen riesenhaften Vogel verwandeln?« »Ja, warum?« »Als Vogel könntest Du über das Tor fliegen und wenn Du noch dazu ein großer, starker wärest, könntest Du mich doch hinübertragen.« »Also gut, versuchen wir es.«

Es gab einen leichten Donnerknall, und schon saß neben Hatim kein Zwerg mehr, sondern ein riesengroßer Vogel. Als Prinz Hatim dem Vogel gerade sagen wollte, daß er losfliegen sollte, machte ihn Diff auf das Geschehen am Tor aufmerksam. Dort fiel der Mann, der eben noch so tapfer gegen die Drachen kämpfen wollte, auf die Knie und stammelte: »Ja, Herrin, ich komme«. Danach stand er auf und ging unbehelligt durch das Tor. »Der wurde bestimmt von einem Feuerstrahl getroffen«, meinte Hatim. »Aber jetzt hilft kein Zaudern mehr, wir müssen los.« Langsam erhob sich der Riesenvogel und zog Hatim, der sich an seine Füße geklammert hatte, mit in die Lüfte. Jetzt ging es in Richtung Turm. Die Drachen rührten sich nicht. Prinz Hatim atmete auf. »Puh«, endlich waren sie über dem Tor, und Diff ließ den Prinzen sachte auf die Erde ab. Plötzlich zuckten riesige Blitze am Himmel, und es donnerte so stark, daß Hatim meinte, die Welt ginge unter. Das Spektakel dauerte nur wenige Minuten, dann war es totenstill. Doch war es das? Von überall her kamen Männer und tanzten um Prinz Hatim herum. »Was soll denn das?« fragte der Prinz erstaunt. Ein alter Mann gab bereitwillig Antwort. »Da Du ohne den Befehl der Hexe, die uns alle hier gefangen hielt, in diesem Land, das alle Menschen Badgerd nennen, eingedrungen bist, hast Du sie getötet und uns befreit.« »Aha, kannst Du mir denn auch sagen, was das Geheimnis von der Windburg ist?« »Gewiß kann ich das. Siehst Du den Bach da?Wenn man dort hinein geht, kann man sich in jedes beliebige Land wünschen. Da man so jedes Land kennenlernen kann, wird es einem nie langweilig werden.« Als er das hörte, rannte Hatim sofort nach Persien zur Königin Banu. Erfreut hörte diese von dem Bach und machte sich gleich mit Hatim auf den Weg nach Badgerd. Als sie vor dem Tor standen, war von den Drachen nichts mehr zu sehen. Sie hatten sich vor Glück, daß sie ihren eigenen Willen wieder hatten, aus dem Staub gemacht. Von nun an wünschten sich Banu, Diff und Hatim jeden Tag in ein anderes Land, wo sie jede Menge Abenteuer bestehen mußten.

Gabi Remhof, Daun, Klasse 6 A, Hauptschule Daun

Das Geheimnis von Badgerd Hatim und Diff war es klar, daß die beiden Drachen nichts Gutes im Schilde führten.

Und schon sprach einer der beiden Drachen sie an und etwas Feuer schoß dabei aus seinem Rachen: »Falls ihr kleinen Wichte etwa durch unser Tor wollt, kann es euch nur gelingen, wenn ihr einem von uns die richtige Frage stellt. - Aber seid gewiß, daß einer von uns beiden lügt.« - Etwas verschreckt zogen sich Hatim und Diff zurück, da sie wußten, daß viele vor ihnen schon versucht hatten, das Geheimnis um die Windburg zu lüften, aber wohl auf den falschen Weg geraten und auf unerklärliche Weise verschwunden waren.

So mußten sie beraten, wie wohl die rechte Frage lauten könnte. Diff kam zuerst eine Idee. Er würde sich in einen Vogel verwandeln, was ihm durch eine besondere Gabe möglich war, und hoch über das Tor zu fliegen, um zu sehen, was sie dahinter erwartet. - Und so geschah es!

Diff schwang sich in die Lüfte, und Hatim blickte ihm erwartungsvoll nach. Schon nach kurzer Zeit stand Diff in alter Gestalt wieder neben ihm, um von seinen Besichtigungen zu erzählen.

Er sah hinter dem Tor zwei Wege, von denen der eine in ein felsiges Gebirge, der andere in eine Steppe führte. Und einer führte wohl zu der geheimnisvollen Windburg. Aber Diff hatte sie nirgend erblicken können.

So mußten sie sich wohl oder übel mit den Drachen einlassen, um sie nach dem richtigen Weg zu fragen.

Aber da einer der Drachen ein Lügner war, sie aber nicht wußten welcher, mußten sie lange grübeln, um herauszubekommen, welche Frage sie stellen müssen, um durch das Tor zu gelangen.

Schließlich fiel Hatim die einzig mögliche Frage ein, und so gingen sie, all ihren Mut zusammennehmend, auf die feuerspeienden Ungeheuer zu. Jedoch Hatim hatte Bedenken, ob die Drachen ihr Wort halten würden und ihnen trotz der richtigen Frage einfach das Tor öffnen würden.

Mit zitternden Knien fragte Hatim deshalb den Drachen, der ihm am sympathischsten erschien, was denn wohl geschehen wird, falls es ihnen gelingen sollte, die richtige Frage zu stellen.

Siegesgewiß grinsend antwortete dieser: »Falls es euch nicht gelingt, die richtige Frage zu stellen, wird der Fragende zu einem Stein verwandelt, wie diejenigen, die vor euch hier waren. Und jeder Stein läßt das zu überwindente Tor umso höher wachsen.

Im Falle, ihr stellt uns die richtige Frage, müssen wir für 7 Stunden schlafen und das Tor wird sich öffnen; danach aber ist unsere Kraft erloschen.

Nun wußten die Drachen nicht, daß es Diff möglich war, verschiedene Gestalten anzunehmen, und so wagte dieser, die entscheidende Frage zu stellen (denn Diff hätte sich ja wieder zurückverwandeln können).

So fragte er mutig: »Was würde der andere Drache sagen, wenn ich ihn nach dem richtigen Weg frage?«

Wie erstarrt blickten die beiden Drachen Hatim und Diff an. Der angesprochene Drache mußte antworten, denn dies war die richtige Frage, um das Tor zu öffnen.

Mit geschwächter Stimme fauchte dieser: »Der andere würde dir den linken Weg vorschlagen.«

So wußten Prinz Hatim und Diff, daß sie den rechten Weg nehmen mußten, denn auf jeden Fall war die Antwort eine Lüge.

Schnarchend brachen die Drachen neben denTorwänden zusammen, und mit riesigem Getöse öffneten sich die gewaltigen Torflügel.

Jubelnd hüpften Diff und Hatim auf dem neuen Weg weiter, der sie in das Felsengebirge führte.

Die erste Gefahr hatten sie überwunden, doch was ist das Geheimnis der Windburg?

Der Weg wurde immer beschwerlicher und lange Zeit gingen sie so dahin. - Angst befiel Prinz Hatim und Diff von Neuem, als von düsteren Tannen umgeben, plötzlich ein winziger Gnom stöhnend vor ihnen auftauchte, beladen mit einen Reisigbündel und einem großen Korb mit Beeren und Pilzen. Als er die Fremdlinge erblickte, verloren diese jedoch schnell ihre Angst, denn voller Dankbarkeit wurden sie von dem Winzling begrüßt:

»Ich mußte glauben, daß wir nie wieder Fremden begegnen würden, nachdem die Drachen unsere Burg mit einem Fluch belegt haben und das große Tor uns von der übrigen Welt trennte.

Nur wer die Drachen überlisten kann und durch das große Tor kommt, bricht diesen Fluch und die beiden Prinzessinnen können aus der Windburg befreit werden, bevor die Burg zusammenbricht.«

Verwirrt standen Hatim und Diff vor dem Diener der Prinzessinnen, der kniend vor den beiden Fremden hockte und vor Glück bebte.

Dieser fuhr ergriffen in seiner Geschichte fort: »Immer, wenn das Tor um einen Stein erhöht wurde und die Drachen ein Menschenleben zerstörten, brach ein riesiger Felsbrocken des Berges ab, auf dem »Badgerd«, die Windburg, erbaut ist. Nur ein Wunder hält die Burg noch auf dem winzigen Felsrest.

Ein weiteres Opfer, das die Drachen gefordert hätten, hätte das Ende für die Prinzessinnen und mich bedeutet, wir waren dem Untergang geweiht.«

Prinz Hatim und Diff nahmen dem Mann die Lasten ab, die er bei sich trug, und kamen bald auf einer schwankenden Hängebrücke in einen prachtvollen Palast.

Die beiden Prinzessinnen begrüßten ihre Retter überschwenglich, ein Fest wurde gefeiert, und dann machten sie sich alle eilig zurück auf den Weg zur Königin Banu, um ihr die glückliche Nachricht zu überbringen und das Geheimnis um die Windburg aufzulösen.

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