Mai 1920: Munitionsfabrik bei Kehr flog in die Luft

Heinz-Peter Hoffmann, Hillesheim

 

Eine Munitionsfabrik bei Kehr, die im Mai 1920 in die Luft flog, macht 68 Jahre nach diesem spektakulären Ereignis von sich reden, nachdem auch der Filmemacher Dietrich Schubert in seinem Beitrag »Das Dampfroß kommt« wieder auf dieses Gelände aufmerksam machte. Das Gebiet gehört heute einem Unternehmen des Geländes hin. Nach den umfangreichen Recherchen in Archiven wurde das Werk 1914 als Sprengstoffwerk für Friedenszwecke geplant. Nach dem Ausbruch des Krieges wurden diese ursprünglichen Absichten verschoben; aus dem Werk wurde eine Munitionsfabrik für Kriegszwecke.

aus Köln, liegt in der Hallschlager Gemarkung »Am Rotherweg«, im Grenzbereich der Landkreise Daun und Euskirchen und somit auch der Landesgrenze; unweit der belgischen Grenze.

Mauerreste und Ruinen zeugen noch heute von der Fabrik. Fundamentmauern deuten teilweise auch auf einen unterirdischen Ausbau Das Thema »Untersuchung der ehemaligen Munitionsfabrik« sorgte seit Anfang April 1988 in der Öffentlichkeit, bei Zeitungs-, Rundfunk -und Fernsehjournalisten für Zündstoff. Zahlreiche Behörden nahmen — und werden auch noch künftig — das alte Fabrikgelände unter die Lupe nehmen, um der Frage nachzugehen, welche Umweltbelastungen oder auch Gewässerverunreinigungen von dort ausgehen. Boden- und Wasserproben wurden entnommen, Spezialisten des Munitionsräumkommandos, Experten des Landesamtes für Wasserwirtschaft und des Landesamtes für Umweltschutz sind an den Untersuchungen beteiligt.

 

Fotos: Hildegard Friese-Selbstädt

 

Bei einer ersten Untersuchung wurden 15 Granaten deutscher Herkunft aus dem 1. Weltkrieg geborgen. Sie lagen etwa 1,5 m unter der Erdoberfläche, waren aber bereits entschärft. Dies ließ darauf schließen, daß die Granaten bei der Räumung des Geländes zwischen 1920 und 1928 unschädlich gemacht, aber nicht gesprengt, sondern ganz vergraben wurden. Innenminister Rudi Geil ordnete einen zügigen Fortgang der Arbeiten unter Beteiligung von Spezialfirmen an. Das gesamte Gelände soll dabei systematisch nach Resten der Munitionsfabrik durchsucht werden. Ziel ist es, das Gebiet mit den heutigen zur Verfügung stehenden Mitteln zu sanieren und damit jegliche Gefährdung für die Zukunft auszuschließen.

Der Redaktion des Heimatjahrbuches sind freundlicherweise zahlreiche Aufnahmen der Munitionsfabrik zur Verfügung gestellt worden. Diese Aufnahmen zeigen in eindrucksvoller Weise die vor der Explosion vorhandenen Betriebs-, Produktions- und Verwaltungsstätten der Munitionsfabrik, in der nach Aussage von Zeitzeugen bis zu 2 000 Arbeitskräfte beschäftigt gewesen sein sollen.

Die Redaktion bedankt sich bei Frau Hildegard Friese-Selbstädt, aus Nordrhein-Westfalen für die Zurverfügungstellung der Bilder.