Eiflia non cantat?

Dr. Martin Persch, Trier

 

Eiflia non cantat - die Eifel singt nicht. Unter diesem Titel entspann sich in den Jahren 1977 und 1978 im Publikationsorgan des Eifelvereins »Die Eitel« ein freundschaftlicher Federkrieg zwischen K. H. Bodensiek und Anton Sartoris. Letzterer konnte darauf verweisen, daß der von 1851 bis 1869 in Demerath im Kreise Daun als Pfarrer tätige rührige Heimatforscher Johann Ost als Komponist mehrstimmiger Messen für seinen Kirchenchor in Erscheinung getreten ist, es demnach wenigstens in Demerath und wahrscheinlich auch in anderen Pfarreien der Eifel um den Volksgesang in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht ganz und gar schlecht gestanden haben könne.

Wir möchten im folgenden einmal der Frage nachgehen, wie es eine Generation vorher, in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, mit dem muttersprachlichen Kirchengesang in einem Teil der Eifel, nämlich im Kreise Daun, stand. Sang man dort im Gottesdienst? Und wenn ja: wann, wo und was? Das untersuchte Gebiet umfaßt die Pfarreien innerhalb der Grenzen des heutigen Landkreises Daun; diese Pfarreien gehörten damals zu den Dekanaten Daun, Wittlich (nur die Pfarrei Dreis), Adenau (nur die Orte Nohn, Welcherath, Kelberg, Retterath, Uersfeld und Ueß) und Prüm (lediglich die Pfarreien Stadtkyll, Dens-born, Duppach und Mürlenbach). Insgesamt handelt es sich um 46 Pfarreien, die der seit dem Jahre 1824 amtierende erste Bischof des neuumschriebenen Bistums Trier, Josef von Hommer (1760-1836) in den Jahren 1827 (die genannten Orte des Dekanates Prüm) und 1830 visitierte.

Man weiß, daß dem visitierenden Bischof buchstäblich nichts entging, und daß er seinen Unmut in zuweilen sehr offenen, ja drastischen Worten äußerte, wenn ihm am äußeren oder inneren Zustand einer von ihm besuchten Pfarrei etwas unangenehm auffiel. Auch die Person des Pfarrers war ihm nicht unantastbar, wenn er etwa einen Pfarrer unseres Kreises mit offenen Worten ermahnen mußte, »sich vor dem Weine oder sonstigen hitzigen Getränken zu hüten«. Eher als solche Verfehlungen hatte Bischof von Hommer aber in zahlreichen Kirchen der Diözese die herrschende Unordnung und den ihm so oft begegnenden Schmutz zu rügen. So machte er dem Pfarrer von Neroth in derben Worten klar: »Ihre Kirche ist so voll von Schmutz, und Vieles ist so unordentlich, daß ich mich wundere, wie Sie in den anderthalb Jahren, wo Sie der Kirche vorstehen, so gleichgültig dabey haben seyn können ... Ich gebe Ihnen daher auf, empfehle es Ihnen und ersuche Sie auch, sich der Sauberkeit in der Kirche mehr anzunehmen . . . Lassen Sie doch einmal einen Versuch machen, ob die Fenster sich nicht wenigstens zum Theil putzen lassen, es kann keinen Viehstall geben, in welchem das Glas solchen Krust hat, wie in Ihrer Kirche.« Ähnliches mußte er dem Schalkenmehrener Pastor schreiben: »Sehr hat es mich gewundert, daß Sie so lange in einer Kirche füngieren konnten, welche in allen ihren Stücken so schmutzig und unanständig ist. Das ohnehin schlechte Schnitzwerk an dem Vesperbild ist voll von Staub; die Kruzifixe an den Altären sind verstümmelt, die Kanontafeln zerrissen und durchlöchert, der Hochaltar ist von Alter so schwarz geworden, daß er Ekel erregt - kurz, nichts, was Andacht einflößet.«

Der äußeren Würde des Gotteshauses hatte nach Hommers Willen die innere, gottesdienstliche Gestaltung zu entsprechen. Und hier besaß der Bischof neben dem persönlichen Augenschein noch ein weiteres Kontrollmittel, die Visitationsfragebögen. Kurz bevor er die einzelnen Pfarrer besuchte, erhielten sie einen 121 Fragen umfassenden, 15 Seiten starken Fragebogen zugesandt, den sie auszufüllen.und dem Bischof vorzulegen hatten. In einer den Pfarrern ganz neuartigen Rubrik «Gottesdienst« hatten sie auch Antwort auf solche Fragen zu geben, die sich mit dem Kirchengesang befaßten; etwa, welche Gesang- und Gebetbücher verbreitet waren, wer der Träger des Gesanges sei (die ganze Gemeinde oder lediglich der Kirchenchor), ob und wann in lateinischer Sprache gesungen werde usw. Die Antworten der Pfarrer sind oft erfreulich ausführlich und vermögen im großen und ganzen ein zutreffendes Bild über den muttersprachlichen Kirchengesang in den Pfarrkirchen des Kreises Daun um das Jahr 1830 zu geben.

Bischof Josef von Hammer (1760 - 1836), nach einem Gemälde

Forschungen des Trierer Liturgiewissenschaftlers Andreas Heinz haben für das benachbarte Gebiet der trierischen Westeifel (Landkapitel Bitburg-Kyllburg mit insgesamt 111 Pfarreien) ergeben, daß dort in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts über ein Viertel aller Pfarreien den muttersprachlichen Kirchengesang nicht kannten. Dies sah im Kreis Daun offenbar anders aus, denn lediglich sechs der 46 Pfarrer erklärten, in der sonntäglichen Pfarrmesse werde immer und ausschließlich in lateinischer Sprache gesungen. Und ohne Ausnahme wird berichtet, der Träger dieses Gesanges sei der Kirchenchor allein. Dieses für den muttersprachlichen Gesang vordergründig positive Ergebnis wird aber dadurch relativiert, daß 12 weitere Pfarrer erklärten, gewöhnlich werde an den Sonntagen in lateinischer Sprache gesungen, nur ganz gelegentlich erklinge ein deutsches Kirchenlied. Vollends ernüchternd wird das Bild, wenn wir von 24 Pfarrern erfahren, »solus chorus«, also allein der Kirchenchor bzw. die Chorsänger, unter denen wir uns eine kleine Gruppe von männlichen Sängern vorzustellen haben, seien Träger des Kirchengesanges, und zwar nicht nur des lateinischen Chorais, was sich von selbst versteht, sondern auch des deutschsprachigen Gesanges.

 Im Gegensatz dazu berichten 15 Pfarrer, im sonntäglichen Hochamt werde bis zur Konsekration lateinisch, dann aber in deutscher Sprache gesungen; sieben weitere erklärten undifferenziert, sonntags werde in lateinischer und deutscher Sprache gesungen. Aus verschiedenen Pfarreien erfahren wir allerdings, daß nach der Konsekration lediglich ein einziges Lied gesungen wurde, wobei sich bei bekannteren Liedern die ganze Pfarrgemeinde beteiligte. So heißt es aus Gerolstein: »Wenn zu deutsch gesungen wird, dann singt das gesamte Volk mit, manchmal aber nur dazu geübte Mädchen und Jünglinge, wenn die Lieder ganz neu sind.« Daß alle Parochianen sich stets am muttersprachlichen Kirchengesang beteiligten, erfahren wir nur aus vier Pfarreien, denen junge, reformeifrige Priester vorstanden.

Außerhalb der Sonntagspfarrmesse stand es um das muttersprachliche Kirchenlied etwas günstiger. In der Frühmesse an Sonntagen sang man in deutscher Sprache in den Pfarreien Niederehe, Neroth, Deudesfeld und Mür-lenbach. Wochentags erklang, meistens zu Beginn der Messe oder nach der Konsekration, ein deutschsprachiges Kirchenlied in 24 Pfarreien, wobei man »unter der Messe« üblicherweise noch den Rosenkranz betete, die drei göttlichen Tugenden »Glaube, Hoffnung und Liebe« gemeinsam erweckte oder gelegentlich (etwa in Deudesfeld) zusammen eine Litanei betete. Aus Roth erfahren wir, daß werktags dort die »deutsche Messe« gesungen wurde. Allerdings berichteten auch 16 Pfarrer, werktags werde in der Messe lediglich gemeinsamer Rosenkranz gehalten. Ganz isoliert dagegen steht das Zeugnis des 84jährigen Pfarrers von Weidenbach da: Nach seinen Aussagen wurde in der Werktagsmesse weder gebetet noch gesungen, »damit der Celebrans am Altar nicht gestört wird.« Auch bei den Andachten in der Fastenzeit und im Maimonat sowie in der Fronleichnamsoktav erklangen muttersprachliche Kirchenlieder, doch sind solche Nennungen mit fünf an der Zahl (Lissendorf, Niederbettingen, Kirchweiler, Neroth und Neunkirchen) im Unterschied zu fast allen anderen Regionen der Diözese Trier eindeutig unterrepräsentiert.

Nur gelegentlich konnte sich der Bischof indes an einem gut vorgetragenen allgemeinen deutschen Volksgesang erfreuen. So lobte er den Lissendorfer Pfarrer: »Vorzüglich hat mich erbaut die gute Art, wie die deutschen Gesänge gesungen, und die deutschen Voiksgebete gebetet werden.« Und gegenüber dem Pfarrervon Neunkirchen bemerkte er: »Ihr Kirchengesang ist gut und ehrwürdig. Aber sorgen Sie dafür, daß er durch die aufwachsende Jugend allgemeiner werde. Es ist nichts erbaulicher, als wenn ein ganzes Volk mit vereinten Herzen in gemäßigtem Ton singt. Ihre Orgel wird Ihnen hierin Ihre Mühe erleichtern.« In der Pfarrei Uersfeld dagegen, wo im Gegensatz zu Neunkirchen keine Orgel existierte, bemerkte der Bischof lapidar: »Schlechter Gesang!« und erklärte dem Pfarrer: »Ihrer schönen Kirche fehlt nicht mehr, als eine Orgel, die den Gottesdienst und den Gesang erhebe. Bei den reichen Einkünften Ihrer Kirche wird nur einige Jahre hindurch eine gute Ökonomie erfordert werden, um eine solche zu erhalten.« Im Jahre 1834 wurde dann eine Orgel in Uersfeld angeschafft und so in etwa dem Zeitplan entsprochen. Man muß hier bemerken, daß um das Jahr 1830 lediglich 13 der 46 Pfarreien im Kreise Daun im Besitz einer Orgel waren (Lissendorf, Glaadt, Niederehe, Hillesheim, Roth, Rockeskyll, Gerolstein, Dockweiler, Neunkirchen, Daun, Gillenfeld, Stadtkyll und Kelberg). Bis zum Jahre 1869 hatten sechs weitere Pfarreien eine Orgel angeschafft (Wiesbaum, Hüx-heim, Kirchweiler, Demerath unter Pfarrer Johann Ost, Nohn und Uersfeld). Man besaß also in einer Zeit, in der es nach einer offiziellen Verlautbarung des Trierer Generalvikariats in über Dreiviertel der Landkirchen des Bistums Trier keine Orgel gab, im Kreis Daun in über 40 Prozent aller Pfarreien ein solches Musikinstrument, stand also etwas günstiger da. In der Pfarrei Uedersdorf, die ebenfalls ohne Orgel war, empfahl Bischof v. Hommer allerdings, daß Hauptaugenmerk eher auf die musikalische Erziehung der jungen Leute zu richten: »Heutzutage gibt es wenige mehr, welche von Jugend an zum lateinischen Choralgesang Anleitung bekommen, und wo er unter den jüngeren Männern noch statt hat, ist er gewöhnlich nur noch Routine und auswendig gelernt, ohne daß sie die Noten eigentlich verstehen. Dieser Mangel hat zu dem heutigen deutschen Volksgesang Anlaß gegeben. Aus dieser Ursache empfehle ich Ihnen auch den deutschen Volksgesang zu unterstützen. Dieses wird vorzüglich dadurch bezweckt werden, wenn Sie Ihre Schulkinder unter der täglichen Pfarrmesse einige deutsche Lieder singen lassen. Die Alten haben nichts dagegen, wenn sie ihre Kinder singen hören, und die Jungen, wenn sie erwachsen sind, machen ihn nach und nach allgemein. Es wird dabey gut seyn, wenn Sie theils in der Schule, theils in der öffentlichen christlichen Lehre ein und anderes Lied zergliedern und erklären. Dadurch wird die reine Andacht gehoben und der in der deutschen Sprache verständliche Gesang erbaulich werden.«

Ein weiteres Mittel zur Hebung des Volksgesanges sah der Bischof in der Einführung guter Gesangbücher. Wie sah die Situation in dieser Beziehung um 1830 im Kreise Daun aus? Die Visitationsakten geben auch hier erfreulich ausführliche Antworten. Nur selten bescheiden sich die Pfarrer mit der Auskunft, sie wüßten es nicht genau, da die Bücher so verschieden und vielfältig seien (so der Pfarrer von Üxheim; ähnlich die Geistlichen in Mürlenbach und Uersfeld). Die Geistlichen nannten insgesamt 81 Gesang- und Gebetbücher, und zwar 20 verschiedene, die in ihren Pfarreien verbreitet waren. Ein großer Teil entfiel dabei auf die barocken Gesang- und Gebetbücher des Kapuziners Martin v. Cochem, des Jesuiten Wilhelm Nakatenus, auf das Klausener Gesangbuch oder das Elsässische Missionsbuch. Recht zahlreich genannt wurden auch die Gesang- und Gebetbücher der katholischen Aufklärung, wobei hier die Namen Ernst Xaver Turin, Karl v. Eckartshausen und vor allem Ägidius Jais stellvertretend für andere stehen mögen. Aus dieser Epoche entstammen auch die häufig genannten Koblenzer und Trierer Gesangbücher mit dem Titel »Heiliger Gesang«, die auf dem aufklärerischen Kirchenliedgut des »Heiligen Gesang« Landshut 1777 und Salzburg 1781 sowie dem »Kurtrierischen Gesangbuch« 1786 aufbauten und insgesamt 29mal in den Visitationsakten der 46 Pfarreien des Kreises Daun Erwähnung finden.

Dagegen war ein Buch, das zur Durchsetzung des muttersprachlichen Kirchenliedes im Bistum Trier am meisten beitragen sollte, mit neun Nennungen im Kreise Daun eindeutig unterrepräsentiert. Es handelt sich um das von Bischof Josef v. Hommer im Jahre 1818 zum ersten Male herausgegebene sogenannte Ehrenbreitsteiner Gesangbuch mit dem Titel »Der Heilige Gesang, oder Katholisches Gesang- und Ge-bethbuch zum Gebrauch beym öffentlichen Gottesdienste in der Diözese Trier.« Hommer hatte das Buch zunächst als Pfarrer von Ehrenbreitstein herausgegeben, von daher erhielt es seinen landläufigen Titel. Es folgten bis zum Jahre 1846 mindestens achtzehn weitere Auflagen; im gleichen Jahr, also zehn Jahre nach Hommers Tod und im Erscheinungsjahr des ersten offiziellen Trierer Diözesangesangbuches, war das Ehrenbreitsteiner Gesangbuch in mehr als der Hälfte der Pfarreien des Bistums Trier rezipiert. Aber auch um 1830 war es in einzelnen Dekanaten des Bistums schon stark verbreitet, während es sich offenbar im Kreise Daun noch nicht einer größeren Beliebtheit erfreute.

Es wundert daher nicht, daß Bischof v. Hommer es nicht unterließ, für »sein« Ehrenbreitsteiner Gesangbuch, das über zum Teil beispielhafte Andachten verfügte, zu werben. Neben dem Pfarrer von Meisburg empfahl er es auch dem Ortsgeistlichen von Üxheim: »Nichts ist so sehr anzurathen, als daß die Herren Pfarrer sich angelegen seyn lassen, gute Bücher unter das Volk zu verbreiten. Eine schöne Gelegenheit dazu ist, wenn die Kinder zur ersten Communion gehen, und alsdann die Eltern ihnen persönlich neue Gebethbücher ankaufen. Diese Gelegenheit soll der Pfarrer benutzen, um gute Bücher anzurathen . . . Falls Sie den Heiligen Gesang, der zu Ehrenbreitstein gedruckt ist, einführen wollen, worin sich mehrere Andachten finden, so mögen Sie dieses ohne Anstand thun, weil dieses Buch schon in vielen Theilen der Diözese eingeführt ist.« Den Pfarrern in Lissendorf, Glaadt und Neunkirchen versprach der Bischof ein Gratisexemplar des Ehrenbreitsteiner Gesangbuches. Aus Kelberg erfahren wir vom dortigen Ortspfarrer über die Einführung des Buches: »Ohne mich über die verschiedenen Gebetbücher z. B. Palmgarten, Myrrengärtlein, Himmelsschlüssel etc. und über die verschiedenen Gesänge, welche im Gebrauche waren und auch noch sind, aufzuhalten, habe ich das Katholische Gesang- und Gebethbuch zum Gebrauche beim öffentlichen Gottesdienste in der Diözese Trier in meiner Pfarre eingeführt und zwar für die ärmere Klasse theils aus eigenen, theils aus Kirchen-Mitteln.«

Fragen wir zum Abschluß, welche Gesänge im Gottesdienst erklangen. Im Gegensatz zu anderen Dekanaten im Bistum Trier sind die Visitationsakten für den Bereich des Kreises Daun mit der Beantwortung dieser Frage überaus zurückhaltend. Lediglich in Roth ist für die Werktagsmesse bezeugt, daß die »deutsche Messe« gesungen werde. Die damit gemeinte Meßliedreihe »Hier liegt vor deiner Majestät« lag im gesamten Bistum Trier an der Spitze aller gesungenen Kirchenlieder. Die »Majestätsmesse«, wie sie bald landläufig bezeichnet wurde, erscheint zum ersten Mal im Landshuter Gesangbuch »Heiliger Gesang« vom Jahre 1777 und kam über das Salzburger Gesangbuch »Heiliger Gesang« 1781 in das Kurtrierische Gesangbuch 1786. Von dort gelangte die Meßliedreihe über den »Heiligen Gesang« Trier 1817 sowie das Ehrenbreitsteiner Gesangbuch 1818 - 1846 in das erste offizielle Trierer Diözesangesangbuch 1846. Sie steht, im Umfang seit 1892 allerdings reduziert bzw. dem Text nach verändert, bis in das letzte Trierer Diözesangesangbuch 1955. Die Meßliedreihe umfaßt in ihrer ursprünglichen Gestalt die folgenden Lieder: zum Kyrie bzw. Eingang: »Hier liegt vor deiner Majestät«; zum Gloria: »Gott soll gepriesen werden«; zum Evangelium: »Wir sind im wahren Christentum«; zum Credo: »Allmächtiger, vor dir im Staube«; zum Offertorium: »Nimm an, o Herr, die Gaben«; zum Sanktus: »Singt, heilig, heilig, heilig«; nach der Wandlung das »überraschend liturgiegerechte« Lied (Balthasar Fischer) »Sieh Vater, von dem höchsten Throne«; zum Agnus Dei: »Betrachtet, wie in Schmerzen«; zur Kommunion: »O Herr, ich bin nicht würdig« und zum Beschluß: »Nun, Isaak ist geschlachtet.« Der Trierer Anhang des im Jahre 1975 erschienenen deutschen Einheitsgesangbuchs »Gotteslob« hat sich leider nicht dazu entschließen können, Teile der für die Trierer Gesangbuchgeschichte wie das Liedrepertoire der Gläubigen des Bistums so wichtigen Meßliedreihe zu übernehmen.

Eiflia non cantat? - Für den Kreis Daun gilt offenbar, daß der muttersprachliche Kirchengesang in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erst im Entstehen war. An den kirchlichen Hochfesten war und blieb das lateinische Hochamt die übliche Form der sonntäglichen Pfarrmesse. An den gewöhnlichen Sonntagen erklang allmählich mehr und mehr das eine oder andere deutsche Kirchenlied, wobei allerdings der Kirchenchor in weiten Bereichen Träger dieses Gesanges blieb. Hoffnungen setzten vor allem die jüngeren und reformeifrigen Geistlichen, von Bischof Josef v. Hommer unterstützt, in die nachfolgende jüngere Generation. Tatsächlich sollten erst unter dieser Generation die allmähliche Verbreitung des ersten Trierer Diözesangesangbuches 1846 die Tendenz der katholischen Aufklärung auf breiterer Basis fortführen, im Sinne einer verständlichen und volksnahen Liturgie den lateinischen Kirchengesang durch das muttersprachliche Lied nach und nach gänzlich zu ersetzen. Aber erst im Zuge der Liturgiereform im Anschluß an das Zweite Vatikanische Konzil haben die deutschen Kirchenlieder ihre endgültige Aufwertung erfahren, sie gelten jetzt als Kirchengesänge in vollem Wortsinn.

Quellen und Literatur:

Visitationsakten Daun, Wittlich, Adenau, Prüm im Bistumsarchiv Trier Abt. 44 Nr. 116, 121, 107 u. 114; - K.H. Bodensiek, Die Eifel und die Literatur, in: Die Eifel 72 (1977) 368-369; - Balthasar Fischer, Gesangbücher im Trierer Raum vor dem Erscheinen des ersten Diözesangesangbuches (1846), in: Trierer Theologische Zeitschrift 65 (1956) 41-54; - Andreas Heinz, Die Anfänge des muttersprachlichen Gesangs beim Sonntagshochamt in den Pfarreien der trierischen Westeifel, in: Album amicorum. Balthasar Fischer zur Vollendung seines 60. Lebensjahres von Schülern und Freunden dargeboten, Trier 1972, 120-143; - Ders., Die sonn- und feiertägliche Pfarrmesse im Landkapitel Bitburg-Kyllburg der alten Erzdiözese Trier von der Mitte des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts (- Trierer theologische Studien Bd. 34), Trier 1978; - Klaus Mark, Einem Eifelforscher zum Gedächtnis, in: Die Eifel 56 (1961) 201; - Martin Persch, Das Trierer Diözesangesangbuch von 1846 bis 1975. Ein Beitrag zur Geschichte der Trierer Bistumsliturgie (= Trierer theologische Studien Bd. 44), Trier 1987; - Ders., Das allernotwendigste Hausgerät. Der muttersprachliche Kirchengesang um 1830 im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 45 (1988) 66-70; - Anton Sartoris, Eiflia non cantat, in: Die Eifel 73 (1978) 86-87; - Alois Thomas, Die liturgische Erneuerungsbewegung im Bistum Trier unter Bischof von Hommer (1824-1836), in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 15 (1963) 208-238.