Ferien auf dem Bauernhof und die Folgen

Anne Marie Reuter, Bodenbach

 

Es war im Jahre 1954 und wir wollten einfach mal raus aus der Stadt, wollten unseren beiden Kindern zeigen, wie schön Gottes Natur ist, wie herrlich ein Sonnenuntergang sein kann, wie Kühe auf der Weide aussehen. Aus einer kleinen Anzeige in der großen Tageszeitung erfuhren wir, daß all das, was wir suchten, in Bodenbach in der Eifel zu finden war. Sofort schrieben wir an die angegebene Adresse und -siehe da - schon nach einigen Tagen bekamen wir Antwort. Der noch unbekannte Chef der Privatpension schrieb uns voll Begeisterung alles Wissenswerte über seine Heimat.

So fuhren wir denn mit Sack und Pack in den großen Ferien nach Bodenbach. Bewaffnet mit langen Hosen und Gummistiefel für die Kinder fühlten wir uns vom ersten Augenblick an zuhause. Die Dorfstraßen waren zu dieser Zeit noch nicht asphaltiert und eine Wasserleitung wurde erst noch gelegt. Der Hochbehälter - der höchste Punkt des Dorfes - stand schon. Unsere Kinder waren begeistert. Besonders unser Sohn, er war damals gerade neun Jahre, fand es geradezu paradiesisch, daß im Schlafzimmer kein fließendes Wasser war, wo er sich doch nie gerne waschen ließ! Unsere Tochter, damals elf Jahre alt, fand ihre liebste Unterhaltung im Stall bei Kühen und Kälbern. Als ich eines Abends meine Lockenwickel suchte, sagte sie ganz erschreckt: »Oooo Mammi, die habe ich dem kleinen Kälbchen aufgedreht, die sind noch im Stall.« Wasser, das für den Haushalt benötigt wurde, holte die Familie »am Kump«. Dann gab es in der »Kollejass« noch »de Pütz«. Wir vermissten jedenfalls nichts. Um diese Jahreszeit wurde Heu gemacht und wir halfen alle fleißig mit. Wenn wir dann noch frisch gebackenes Brot und selbstgedrehte Butter zum Abendessen bekamen, hatten wir keine Wünsche mehr. Der Wald, der sich rund um Bodenbach zieht, war immer das Ziel unserer Spaziergänge. Und was es da alles gab! Pilze, Waldbeeren in großen Mengen - heute kann man davon nur noch träumen - Eimer voll schickten wir nach Hause, wo unsere Oma sie einkochte. Und wie schön waren die Abende! Zwar müde von der Luft und der Arbeit saßen wir alle zusammen und waren eine große Familie. Wir sind, auch als die Kinder größer wurden, noch oft in die Eitel gefahren. Eigentlich wollten wir auch mal ein Ferienhaus hier bauen, den Platz hatten wir schon vom Förster und dem Gemeindevorsteher zugesagt bekommen.

Bodenbach — Ortsansicht im Frühling

Foto: H. Esch, Nürburg.

Leider scheiterte es dann doch. Aber wir sind Bodenbach und der Eifel treu geblieben. Wir lieben die Landschaft, die Menschen und die Ruhe. Seit zehn Jahren wohnen wir beiden Alten nun schon ganz hier. Wenn unsere Kinder kommen und heute noch sagen, »das waren unsere schönsten Ferien«. . . dann wissen wir, daß wir damals richtig entschieden haben!