Die Sache mit dem Igel

Marianne Schönberg, Jünkerath

 

Tote Tiere auf den Straßen, wen regt das noch auf. Ob Igel, Reh, Hund oder Katze, wer nicht schnell reagiert, ist eben der Dumme. Das bringt die Technik mit sich, schnelle Wagen wollen ausgefahren werden und für ein Tier bremst man nicht, da bringt man sich nämlich in Gefahr. . .

das hab ich schon dutzendmal gehört. Auch für einen Kauz, der bei Dämmerlicht die Fahrbahn unachtsam und zu tief überquert, drückt kaum einer aufs Pedal. Mag der sehen, wie ers schafft.

Außerdem - so ein Tier ist überaus brauchbar, als Verkaufsobjekt. Liebhaber haben sowas ausgestopft und präpariert im Wohnzimmer, sie lassen sich den illegalen Erwerb etwas kosten!

Gewiß, Umwelt- und Artenschutz sind nötig. Dafür gibt man ja ab und an eine Spende, die ist steuerlich absetzbar.

Also wer ist denn da ein Unmensch und hat kein «Herz für Tiere«? Die Straße gehört dem Auto und seinem Fahrer, dafür ist sie gemacht, der flotte Wagen hat viel Geld gekostet. Und dann der Tag X.

Eine Tagung irgendwo im Kreis Daun war angesetzt, unsre Gruppe fuhr mit dem Bus hin. Bei Dämmerlicht gehts zu den Dörfern, hier und da steigt ein Teilnehmer zu. Ich sitze neben dem Fahrer, hake die Liste ab, weise ein.

Und da kommt ein Igel aus der Wiese, will über die Straße, eilig ist er, aber das Fahrzeug bemerkt er zu spät. Er rollt sich ein und wartet. . .

Was macht unser Mann am Steuer? Einen großen, langen Bogen um den Igel. Hab ich Bravo gesagt oder Danke? Er meinte. . . »für einen Igel halte ich auch an«. Wer das war? Nein, das sage ich nicht. Weiß ich, ob sein Arbeitgeber Verständnis hat? Womöglich rügt er ihn wegen »Gefährdung von Reisenden«. . .