Der Fund

Therese Schneider, Brockscheid

 

Als im Jahre 1948 die Reichsmark von der DM abgelöst wurde, lief allmählich das normale Leben an. Zwar war das Geld sehr knapp, mit 40 DM Kopfgeld konnte man nicht viel beginnen und beschränkte sich auf das Notwendigste.

Als wir unser Wohnhaus renovierten, mußten wir zwei Zimmer räumen. In einem befand sich ein großer Schrank voller Kleider. Ich hatte sie in den Notjahren zu Umarbeitungszwecken aufbewahrt und wollte mich eigentlich auch jetzt noch nicht davon trennen. Wo die Sachen unterbringen? Wir entschlossen uns, im Schuppen unter dem Dachgebälk eine kleine Bühne zu errichten und da die Kleidungsstücke zu lagern. Gesagt, getan. Gerade war ich im Begriff, den Schuppen zu verlassen, als von oben ein Geräusch zu vernehmen war. Nanu, was ist das? Sollte eine Katze oder eine Eule oben sein? Ich stieg hoch und sah nach. Es war nichts auszumachen. Unten hatte ich die Tür schon halb zugezogen, da, wieder das Geräusch, diesmal stärker. Ich erschrak, faßte mir aber ein Herz und stieg wieder hoch. Nichts war zu sehen. Instinktiv legte ich die Kleidungsstücke nochmals auseinander. Als ich einen Mantel meiner verstorbenen Mutter in Händen hielt, fiel mir ein, daß ich daraus schon eine Hose nähen wollte. Doch dann tats mir zu leid, das gute Stück zu zerschneiden. Von allen Seiten betrachte ich nun den Mantel, griff schließlich in die Taschen. In einer war was drin . . . der Rosenkranz meiner Mutter. Ich schaute ihn lange an.

Wie oft hatte ich diesen Rosenkranz in Mutters Bett gefunden, wenn ich ihr das Frühstück brachte, die Kissen aufschüttelte. Den kostbaren Fund bewahrte ich, bis er schließlich auseinanderfiel.

Das Erlebnis beschäftigt mich bis auf den heutigen Tag. Was nie geklärt wurde, war die Ursache des Geräuschs, das mich zum Suchen veranlaßte, das den Fund frei gab.