Flugblätter auf Eifeler Fluren
Psychologische Kriegsführung im zweiten Weltkrieg Klaus Linden, Niederbettingen
Wie nie zuvor wurden Flugblätter im 2. Weltkrieg als nichtgewaltsames Kriegsmittel eingesetzt. Verhältnismäßig lange blieben wir damals in der Eitel von Luftangriffen verschont, trotz der vielen nächtlichen Überflüge. Hierbei bedachten uns die damaligen Gegner jedoch häufig mit Flugblattpropaganda. Die Flugblätter fanden wir dann beim Hellwerden auf dem Schulweg vor. Noch keine zwölf Stunden waren nach der Kriegserklärung Großbritanniens an Deutschland am 3. 9. 1939 vergangen, da warfen englische Flugzeuge etwa 6 Millionen Flugblätter über Deutschland ab. Das Flugblatt mit dem Titel »Warnung« ging auch bei uns nieder. Die Flugblattkampagne nahm beträchtliehe Ausmaße an, sie steigerte sich zum Kriegsende immer mehr. Nach Schätzungen wurden rund 30 000 unterschiedliche Ausgaben in Europa verbreitet. Ich erinnere mich, daß unter uns Jugendlichen damals eine regelrechte Sammelleidenschaft einsetzte, obwohl das Aufbewahren und Sammlen von Flugblättern streng verboten war; es war Pflicht, sie sofort bei der Polizei abzuliefern. Als Schüler störten wir uns an diese Verordnungen nicht, sammelten munter und tauschten untereinander. So kam es, daß sich nach Kriegsende viele Flugblätter in Privatbesitz befanden und der Nachwelt erhalten blieben. Ich gebe zu, daß wir, durch die Hitlerjugend geprägt, der Propaganda des Gegners zunächst nicht geglaubt haben.
Mit dem Nahen der Front konnte man beobachten, wie Flugzeuge dazu eingesetzt wurden, hinter der Front die Etappe mit Propaganda zu versorgen, ohne daß dies von deutscher Seite verhindert werden konnte. Sogar mit Artillerie wurden Flugblätter hinter die Front geschossen, in der Hauptsache der sogenannte »Passierschein«, der die deutschen Soldaten zum Überlaufen aufforderte und ihnen gute Behandlung in der Gefangenschaft zusicherte. In Anbetracht der damals aussichtslosen Lage dürfte der »Passierschein« Anklang gefunden haben. Die immer wieder gestellte Frage nach der Wirkung der Flugblätter kann allerdings bis heute nicht endgültig beantwortet werden.