Was junge Leute Interessiert

Junge Autoren lasen für junge Leute

Malte Blümke, Daun

 

Das Geschwister-Scholl-Gymnasium Daun hatte in Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium Rheinland-Pfalz sechs junge Autoren aus Rheinland-Pfalz, die an dem 2. Bundeswettbewerb »Schüler schreiben« teilgenommen hatten und deren Texte ausgezeichnet wurden, zu einer Autorenlesung für junge Leute eingeladen. Zu der Veranstaltung begrüßte Oberstudiendirektor Nix die Autoren, denen er einen erlebnisreichen Tag in der Vulkaneifel wünschte, 120 Schülerinnen und Schüler aus dem Kreis Daun und zahlreiche Gäste. Dank galt den Musikern der Schule, die unter Leitung von Lisa Henn die Verbindung von der Literatur zur Musik herstellten.

Der Einladung zu der Autorenlesung waren Schülerinnen und Schüler des St. Matthias-Gymnasiums Gerolstein, der Berufsbildenden Schulen, des TMG, der Realschule, der Hauptschule und die 11. Jahrgangsstufe des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, sowie die Schüler-Zeitungsredaktionen der Schulen gefolgt. Zur Begrüßung übermittelte Franz-Josef Ferber die Grüße von Landrat Karl-Adolf Orth und zeigte sich erfreut, daß Daun als Ort für die Autorenlesung vom Kultusministerium ausgewählt wurde. Dies sei sicherlich in den vielen Initiativen zur Literatur- und Leseförderung im Kreis Daun begründet.

Er halte es für eine ausgezeichnete Idee, junge Autoren für junge Leute lesen zu lassen. Denn gerade sie könnten über Jugendthemen so schreiben, daß diese Altersgruppen angesprochen werden.

Zum 2. Bundeswettbewerb »Schüler schreiben«, im Auftrag des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft durchgeführt, wurden 747 literarische Texte eingesandt, davon 35 ausgezeichnet. Die Preisträger aus Rheinland-Pfalz hatten sich in Daun eingefunden: Jörg Adrian (18 Jahre) aus Nierstein bei Mainz, Uta Hengst (15 Jahre) aus Guldental bei Bad Kreuznach, Petra Müller, Germanistikstudentin aus Hennweiler, Christiane Schäffer (20 Jahre) aus Ellern im Hunsrück und Conny Weinzheimer (17 Jahre) aus Daun.

Als Einstieg wurde die Satire »Warum Goethe Klodeckel haßte« von Felicia Zeller aus Stuttgart vorgestellt. In der Kurzgeschichte wird die Wettbewerbssituation gekonnt parodiert.

Uta Hengst liest ihr Gedicht »Am Morgen«

Als erste Autorin las Uta Hengst, die von sich selbst sagt, daß sie als Berufziel Pfarrer, freischaffender Lebenskünstler oder Journalist in der Kloakenpresse habe, ihre Gedichte »Am Morgen« und »Regen«. Die intensive Ausdruckskraft der Gedichte wird durch die an Metaphern reiche Sprache erzielt:

Uta Hengst (15)

 

Am Morgen

Langsam

tropft Licht

durch den schmalen Spalt

im Fensterladen

rinnt in dünnen Fäden

an der geblümten Tapete

herunter,

sammelt sich in einer Lache

neben dem Stuhlbein.

Kleine

Tropfen

sprühen

in eine Mulde im Federbett

einer

mir mitten ins Gesicht

Ich springe auf

ans Fenster

reiße weit den Laden

auf

Eine Flut von

Licht

stürzt

in den engen Raum

und

ertränkt

den

letzten

Rest

der

Dunkelheit.

Mit ihren Gedichten »mit den fahrenden Zügen« und »arbeitstage« gelang es Petra Müller, Trennungsschmerz und Alltagsroutine mit einfachen, aber ungewöhnlichen Bildern treffend auszudrücken.

In seiner Kurzgeschichte »Wie man Ampeln macht« verstetzte sich Jörg Adrian in die Rolle eines Lokalredakteurs, der durch fingierte Leserbriefe eine stürmische Diskussion um eine Ampelanlage in einer Kleinstadt entfacht. Die lebhafte Reaktion des Publikums ließ erkennen, daß Ampelprobleme und Leserbriefaktionen auch in der Eifel auftreten könnten.

Conny Weinzheimer und Christiane Schäffer hatten sich in ihren Geschichten Themen aus der Psychologie ausgewählt. In »Liebe Sinar« von Conny Weinzheimer wird aus der Ich-Erzähler-Perspektive der vergebliche Versuch einer Therapeutin geschildert, ein autistisches Kind zu behandeln.

Christiane Schäffer erzält in »Der Rosenkavalier« den authentischen Fall einer Sozialarbeiterin, die von einem Geisteskranken auf offener Straße ermordet wurde, ohne daß ihr jemand half, obwohl 40 Nachbarn die Tat mitverfolgten. Zum Abschluß las Christiane Schäffer die unkonventionellen Alltagsgedichte von Lars Grie-bel aus Höhr-Grenzhausen, der leider nicht nach Daun kommen konnte.

Danach beantworteten die jungen Autoren Fragen nach ihren Motiven zu schreiben, literarischen Vorbildern, Vorlieben für bestimmte Literaturgattungen und Reaktionen auf ihre Texte.

Die jungen Autoren Conny Weinzheimer, Daun; Jörg Adrian, Nierstein; Christiane Schäffer, Eltern; Petra Müller, Hennweiler

Im Auftrag des Kulturreferenten im Kultusministerium Rheinland-Pfalz, Dr. Goldmann, und als Dank für die Veranstaltung, die vom Kultusministerium als Modell geplant ist, erhielten die jungen Autoren wertvolle Buchpreise. Der Vertreter des Landrats schenkte jedem den Farbbildband »Zauber der Vulkaneifel«.

Bleibt zu hoffen, daß durch diese Eindrücke viele Schülerinnen und Schüler zu eigenen Schreibversuchen angeregt werden und sich an den nächsten Bundeswettbewerben «Schüler schreiben« beteiligen.