Alpenmusik in Vulkaneifelbergen

Alois Mayer, Daun-Pützborn

 

Die nächste Musikgruppe ist angesagt, alle Gäste erwarten sie mit Spannung. Die Eingangstür öffnet sich und dann kommen fünf hellweiße, meterlange Holzinstrumente in Sicht, die mit größter Vorsicht von ihren Besitzern zur Bühne getragen werden. Kurze Zeit später lassen sie aus diesen musikalischen Ungetümen dunkle, tiefe, selten gehörte und doch so anheimelnd warme Musik erklingen, die Saal und Zuhörer erfaßt, erfüllt und wohlig stimmt. Tragen die dargebotenen Stücke auch unbekannt klingende Namen wie »Uff de Chrieseregg«, »Strohschneider« oder »Allgäuer Hirtenruf«, so kann dies von der Melodie, den Rhythmen und der Tonfolge nicht behauptet werden. Es ist, als sei das musikalisch Gebotene altvertraut und wohlbekannt. Dabei sind die Musikinstrumente, von den Männern aus Mehren in die Eifel gebracht, mehr als ungewöhnlich und gar nicht eifeltypisch; es sind Alphörner.

Wie kommt ein Alphorn in die Vulkaneifel? Soll hier der Versuch gemacht werden, alpenländlische Kunst nachzuahmen? Sollen etwa peitschenknallende und schuhplattelnde Heimatabende fehlendes Eifeler Brauchtum ersetzen oder mehr Touristen in diesen Raum locken? Nein, nicht der Wunsch nach krachlederner Folklore, sondern die vom langen Holzblasinstrument ausgehende Faszination, der Klang, ließ den in Daun lebenden Mehrener Robert Schäfer nicht mehr los. Als er bei einem Ferienaufenthalt in den Bergen diesem Musikinstrument begegnete, erweckte es in ihm den Wunsch, ein solches Alphorn zu bauen und damit zu musizieren.

Die Mehrener Alphornbläser Robert Schäfer, Josef Jungen, Uli Jungen, Albert Braun und Ferd. Schäfer.

Die Idee wurde in die Tat umgesetzt. Handwerkliche Fähigkeiten des Schreiners kamen dem leidenschaftlichen Blasmusiker Robert Schäfer nun zugute, denn es gibt für die Fertigung eines Alphornes keine Bauanleitung; die Kniffe und Erfahrungen der traditionellen Hersteller im Alpenraum sind bestgehütetste Geheimnisse!

Nach langwieriger Suche konnten in einem Wald bei Sarmersbach einige Fichten entdeckt werden, die zum Bau von Alphörnern geeignet erschienen. Mehrere Jahre wurden die Fichtenstämme gelagert, nach geduldigem Warten und vielen hundert Arbeitsstunden konnte Robert Schäfer im Herbst 1985 drei große, wohlgeformte Alphörner präsentieren. Und die Mühe wurde letztlich auch gelohnt, da es gelang, beim ersten Anblasen den Instrumenten die notwendigen Töne zu entlocken und die Alphörner in harmonischem Dreiklang zusammenzufassen. Diese Erfahrungen konnten beim Bau von zwei weiteren Alphörnern umgesetzt werden. Die Gruppe verfügt heute über fünf Instrumente. Ein in der Schweiz lebender Mehrener besorgte die entsprechende Musikliteratur, einer gedeihlichen Pflege der Alphornmusik gemeinsam mit weiteren Freunden aus Mehren stand nichts mehr im Wege: Die Mehrener Alphornbläser waren geboren!

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