Lange Schultradition in Jünkerath-Glaadt

Gedanken zum 20jährigen Bestehen der Grund- und Hauptschule

Raimund Geilenkirchen, Jünkerath

 

Im Sommer 1988 feierte die Grund- und Hauptschule Jünkerath ihr 20jähriges Bestehen. »Zwanzig Jahre auf dem Buckel ist sicherlich nicht sonderlich viel angesichts der zum Teil mehrere Jahrhunderte alten traditionsreichen Schulen unseres Landes. Aber eine ehrwürdige Geschichte allein ist noch kein Ausweis für eine gute Schule«, so schrieb Kultusminister Dr. Georg Gölter in seinem Grußwort zum Schuljubiläum.

Dem kann nicht widersprochen werden, trifft es doch insbesondere auf die Hauptschulen unseres Landes zu, die erst nach der Verabschiedung des Landesgesetzes über die öffentlichen Grund-, Haupt- und Sonderschulen vom 15. Mai 1968 ins Leben gerufen werden konnten. Aber in der Festschrift zum Jünkerather Schuljubiläum zeigt Hubert Pitzen auf, daß die Grund- und Hauptschule in Jünkerath mit Stolz auf eine sehr lange und traditionsreiche Entwicklung insbesondere im Jünkerather Ortsteil Glaadt zurückblicken kann.

Hubert Pitzen schreibt:

»Von ganz besonderer Bedeutung ist die Gründung einer Knaben- und Mädchenschule in Glaadt im Jahre 1691, eine für damalige Verhältnisse sicherlich nicht selbstverständliche Entscheidung. In der Eifel besuchten nämlich die Jungen und Mädchen in dieser Zeit noch keine Schulen. Bemerkenswert ist, daß die Mädchenschule als erste im heutigen Kreisgebiet zu bezeichnen ist.

Triebfeder der beiden Schulgründungen war der damalige Landesherr, Graf Salentin Ernst von Manderscheid-Blankenheim, Freiherr zu Jünkerath, der sich um die Gründung kirchlich geleiteter Schulen bemühte, um die Volksbildung in seinem Herrschaftsbereich zu verbessern. Nach seiner Meinung wäre Schulehalten für die Pfarrer eine gute Ausfüllung ihrer Mußestunden und für die Gemeinden ein großer Nutzen, da die meisten so arm seien, daß sie keinen Lehrer bezahlen könnten.

Da die 1666 gegründete Pfarrei Glaadt nur 93 Einwohner zählte, traf der Umstand zu, daß der Pastor »unterbeschäftigt« war. Um in der kleinen Pfarrei ausgelastet zu sein, sollte der Glaadter Pfarrer auch als Lehrer in einer Knabenschule wirken.

Am 18. August 1691 eröffnete der erste Pfarrer in Glaadt, Mathias Reuland, mit Genehmigung des Grafen Salentin Ernst eine Knabenschule. Um die Schule möglichst lange zu erhalten, verständigte sich Reuland mit dem Grafen dahingehend, die Pfarrei auch in Zukunft einem Pfarrer zu übertragen, der verspräche, »die jugendt in teutsch und latein zu unterweisen«. Diese »teutsche und lateinische Schuhl zur Unterweisung der lieben jugendt« erfreute sich auch des Zulaufs von Jugendlichen aus den Nachbarorten.

So wurde das Pfarrhaus zur ersten Glaadter Lehranstalt.

Das kulturell sensationellste Ereignis stellte sicherlich die Errichtung der ersten Mädchenschule des Kreises Daun in Glaadt dar (Gründung 30. 11. 1691). Diese »Töchterschule« sollte unter die Leitung von Nonnen als Schulmeisterinnen kommen, zu der zwei Ursulinen berufen wurden. Als Mädchenschule sollte am Kirchhof ein »bequemer Bau« mit einem zierlichen Garten errichtet wurden.

Eine getrennte Unterrichtung von Jungen und Mädchen war damals Selbstverständlichkeit. Noch im Jahre 1715 verordnete das Erzbistum, daß künftig zur Verhütung von Unordnung die Mädchen von den »schulbaren Buben« getrennt und für sie ein besonderes Zimmer und eine Schulmeisterin bereitgestellt werde.

Das Schulgebäude, das auch als Unterkunft fürdie Nonnen diente (Ursulinenkloster), existiert noch heute als Wohnung der Familie Edmund Bauer.

Die Ursulinen hatten den Auftrag, »zu dem gemeinen Besten die Kinder neben Lesen und Schreiben auch in der Ehrbarkeit und im Nähen zu unterweisen«. Der Pastor hatte die Aufsicht, er sollte aber nicht öfter als notwendig vorsprechen. Die Unterweisung der Lehrerinnen im Schulhalten und im »Orgelschlagen« gehörte zu seinen Verpflichtungen. Neben den schulischen Aufgaben hatten die geistlichen Jungfrauen nach Aussage des Stiftungsbriefes eine Fülle anderer Aufgaben zu erledigen. Zu ihren Tätigkeiten gehörte die Unterstützung des Pastors und des Küsters, z. B beim Vorbeten des abendlichen Rosenkranzes, das Orgelspiel, das Säubern des Friedhofes, das Bepflanzen der Gräber mit »guten Krautern« und die Krankenpflege. Die Übernachtung von reisenden Bettelmönchen im Kloster wurde verboten. Den Nonnen war es nicht erlaubt, Mannspersonen aufzunehmen. Sie durften auch keine verdächtigen Ausgänge tun. Für ihre Tätigkeit gewährte die Pfarrei den Lehrerinnen eine Vergütung von 4 Gulden 6 Albus (2,30 DM), freie Weide für eine Kuh, drei Schafe und ein Schwein. Für das Herrichten der Kirchenwäsche mit »Seif und Steif« erhielten sie einen Moppen Heu. So begann die Schule in Glaadt vor 300 Jahren« (Hubert Pitzen in der Festschrift zum Schuljubiläum).

In der Jubiläumsfestschrift bleiben dann etwa 270 Jahre schulischer Entwicklung in Jünkerath-Glaadt unberücksichtigt, bis der ehemalige Rektor der heutigen Grund- und Hauptschule Jünkerath, Josef Jakob, die Entwicklung »Von der Volksschule zur Grund- und Hauptschule« aufzeigt:

»Die Gemeinde Jünkerath muß sich (zu Beginn der sechziger Jahre dieses Jahrhunderts) mit zwei Schulbezirken abfinden, die zugleich auch die beiden Pfarreien bilden.

Ihrer Schulbesuchspflicht kommen die Schüler des Ortsteils Jünkerath (Pfarrei St. Antonius) in der Schule l nach. Aus dem Ortsteil Glaadt (Pfarrei Heilig Kreuz) gehen die Kinder in die Schule II (1975 durch Brand zerstört).

Schon im Juli 1963 beschließt der Gemeinderat, im Tiergarten eine neue Volksschule mit 8 Klassen, eine Turnhalle und ein Hallenbad zu bauen. Noch vor Baubeginn richtete die Bezirksregierung auf Wunch der Gemeinde einen Schulversuch zur Reform der Volksschuloberstufe ein. In der Schule II begegnen sich zum ersten Mal 62 Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 und 8 aus Esch, Feusdorf, aus den Schulen l und II. Zwei Versuchsklassen entstehen und Jünkerath besitzt nun eigentlich drei Schulen; zwei Volksschulen und eine Versuchsschule.

Im Mai 1965 genehmigt die Bezirksregierung Trier den Neubau einer Schule, im August bekommt die Firma Klein den Bauauftrag. Das Forsthaus geht unter den mächtigen Schaufeln der Abrißbagger unter und im Oktober beginnt an dieser Stelle der Bau der Schule. Endlich gibt auch die Regierung im April 1966 den Weg frei für die Zusammenlegung der beiden Jünkerather Schulbezirke und liefert gleich eine dienstliche Bezeichnung mit: »Volksschule Jünkerath - katholische Volksschule« . . .«(Josef Jakob in der Festschrift zum Schuljubiläum).

Ab September 1967 besuchten die Kinder der Klassenstufen 5 bis 9 aus Wiesbaum und Mirbach die Jünkerather Volksschule. Seit der Verwaltungsreform gehören Wiesbaum und Mirbach zur Verbandsgemeinde Hillesheim, folglich besuchen die Hauptschüler dieser Orte heute die Hauptschule in Hillesheim.

Der 23. April 1968 war der erste Schultag in der neuen Tiergarten-Schule. Von Mai 1968 an heißen die Schüler der ersten vier Schuljahre »Grundschüler«, die der oberen 5 Jahrgänge »Hauptschüler«, die Bezeichnungen Grundschule und Hauptschule sind durch das »Landesgesetz über die öffentlichen Grund-, Haupt-und Sonderschulen vorgegeben.

Vom September 1968 an kommen die Hauptschüler aus der Mittelpunktschule Lissendorf und die Fünft- und Sechskläßler aus Esch und Feusdorf in die neue Jünkerather Schule, die nun nur von Hauptschülern besucht wurde, während die Grundschüler immer noch in den beiden alten Schulen l und II untergebracht waren.

Im Juni 1970 begannen etwa gleichzeitig die Firma Buske mit einem Erweiterungsbau zur Hauptschule und die Firma Klein mit einem Neubau für die Grundschule in unmittelbarer Nähe zu den Hauptschulgebäuden. Nachdem zum August 1970 die Grundschule Gönnersdorf, zum August 1971 die Grundschule Schül-ler und zum August 1973 die Grundschule Esch aufgelöst wurden, gehören ab August 1973 auch diese Gemeinden zum Schulbezirk der Grundschule Jünkerath. Das hat sich bis heute nicht geändert. Das neue Grundschulgebäude einschließlich eines Erweiterungstraktes wurde am 10. Juni 1974 feierlich eingeweiht und offiziell seiner Bestimmung übergeben. Der Erweiterungsbau zum Hauptschulgebäude wurde 1971 bezugsfertig, und damit kam zum August 1971 das Ende für die Hauptschule Stadtkyll, deren Schüler der Klassen 5 bis 9 zur Hauptschule in Jünkerath überwechselten.

Die Hauptschule Jünkerath ist heute die einzige allgemeinbildende weiterführende Schule, die einzige Sekundarstufenschule der Verbandsgemeinde Obere Kyll, zu deren Schulbezirk folglich alle Gemeinden dieser Verbandsgemeinde gehören. Der Schulbezirk Hauptschule stützt sich auf drei Grundschulbezirke: Jünkerath, Lissendorf und Stadtkyll. »Nun aber, nach einem Zeitraum von nicht einmal 20 Jahren, mußten seit 1968 bis heute mit einem Kostenaufwand von 3,5 Millionen DM Generalsanierungs- und Umbaumaßnahmen im Schulzentrum Jünkerath durchgeführt werden. Obwohl diese gewaltige Aufgabe vom Land Rheinland-Pfalz im höchstmöglichen Umfange gefördert wurde und auch der im Schulgesetz festgelegte Kreiszuschuß dabei helfen wird, ist die Verbandsgemeinde in der Tat bis zur Grenze ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit gefordert worden. Sicherlich gilt aber hier zu sagen: »Geld, für Schulen angelegt, ist Geld, das die besten Zinsen trägt.« Und so bietet sich die Schulanlage Jünkerath zu ihrem Jubiläum in wahrlich festlichem Gewände dar, schöner und insbesondere funktionsgerechter als zum Zeitpunkt ihrer Entstehung.« (aus dem Grußwort des Bürgermeisters Otto Friedrich in der Festschrift zum Schuljubiläum).

Der Kultusminister des Landes Rheinland-Pfalz schreibt in seinem Grußwort zum Schuljubiläum der Grund- und Hauptschule Jünkerath: »Eine ehrhwürdige Geschichte allein ist noch kein Ausweis für eine gute Schule. Es ist in erster Linie der Geist, der in ihr herrscht und der eine Schule prägt. Ein gutes Schulklima, eine gute Schulatmosphäre zeigt sich am Ton, der zwischen den Schülern herrscht, am Ton, in welchem Lehrer und Schüler miteinander umgehen und am Verhältnis der Kollegen untereinander, nicht zuletzt auch am Kontakt von Schule und Elternhaus. Nur aus dem Humus einer offenen und freundlichen Schulgemeinschaft, die ein Lernklima besitzt, das von gegenseitigem Vertrauen und gemeinschaftlicher Motivation geprägt ist, verbinden sich Bildung und Erziehung für unsere Kinder und Jugendlichen in einer fruchtbaren Synthese.

»Unsere Schule lebt« hieß das Motto, unter dem das Schuljubiläum der Grund- und Hauptschule Jünkerath gefeiert wurde. In ihm manifestierten sich Leistung und Auftrag dieser Schule. Ich bin sicher, daß die in der Vergangenheit gesetzten Wertmaßstäbe auch in Zukunft gehalten werden.