Akademie im Pfarrhaus

Marianne Schönberg, Jünkerath

 

Es war viele Jahre still um das alte Gebäude neben der St. Michaelskirche in Staffeln. Die Farbe verblich, der Putz bröckelte, ein stattliches Haus verfiel. Ganz langsam nagte der Zahn der Zeit an einem Wahrzeichen des Ortes.

Dann begann sein »zweites Leben«.

Der Galerist Norbert Blaeser aus Düsseldorf suchte ein Refugium für eine Akademie der Künste auf dem Lande - er fand in Staffeln das alte Pfarrhaus.

Was dann kam, waren Verhandlungen; mit Behörden, Vertretern der Kirchengemeinde, Ver-

träge wurden gemacht und Gelder investiert. Nicht immer blieben die Vorgespräche problemfrei, da kamen Vorbehalte auf, wie das denn sei mit so einer Kunstakademie, ob man da im ehrwürdigen Haus blanke Haut zur Schau stelle? Nein, so wars nicht gedacht. Hier sollen Künstler unterrichten, in Zeichnen und Malen, Aquarellieren, plastischem Gestalten mit Ton, Tafelmalerei und das alles in verschiedenen Techniken.

Und dann war es soweit. Das alte Haus wurde der neuen Bestimmung übergeben, als »Akademie für Bildende Kunst Vulkaneifel«. Zur Feierstunde drängten sich die Gäste. Künstler waren da, die Lehrer der geplanten Symposien und Arbeitskreise, Vertreter der Gemeinden, der Schulen, Freunde des Galeristen und Hausherrn. Norbert Blaeser sagte allen ein herzliches Willkommen und unterstrich, was für Lehrer und Lernende hier verbindlich sein sollte - Rücksichtnahme, Kreativität. Ein Herz für die Kunst möge man mitbringen!

Grüße der Landesregierung überbrachte Staatssekretärin Elisabeth Rickal vom Kultusministerium Mainz. Man könne von da dem Haus zwar keinen finanziellen Zuschuß geben, doch junge Leute, die hier arbeiten, von Fall zu Fall mit Stipendien unterstützen. Den Satz wird man sich in Steffeln merken.

Landrat Orth meinte, der Neubeginn der Akademie beweise, daß in der Eifel die Phase der existienziellen Aufbauarbeit beendet sei, man setze andere Prioritäten und Kultur stehe ganz vorne. Er verwies auf eine große Zahl Laientheater im Landkreis, die von sich reden machen und immer wieder Publikum ansprechen. Ständig werden Kunstausstellungen durchgeführt und auch von der Bevölkerung angenommen. Es gibt Buchausstellungen, eine Kreisbibliothek, Autorenlesungen in den Schulen und all das sind handfeste Beweise für den Satz, daß Kunst keine Frage des Standorts sondern des Standpunkts ist.

Willkommen in Steffeln, in der Verbandsgemeinde Obere Kyll sagte Bürgermeister Friedrich dem Galeristen, den Künstlern. Was die neue Akademie für Interessenten, Schüler, für künstlerischen Nachwuchs bringt, das ist noch gar nicht abzusehen. Der erste Sommer mit sehr unterschiedlichen Kursangeboten mag zeigen, wieviel Impulse so ein Haus zu geben vermag.

Das ane rrarmaus m üienein m/r oer Kirche im Hintergrund. Renoviert und gut ausgestattet ist es nun «Akademie für Bildende Kunst Vulkaneifel«.

Angesprochen und eingeladen sind Kunstinteressierte jeglichen Alters, aller Nationen. Mit oder ohne Vorbildung sollen sie die Möglichkeit haben, unter Führung bedeutender nationaler und internationaler Künstler tätig zu sein. Der Unterricht spielt sich in drei Ateliers ab, maximal werden 15 Schüler betreut, ruhige und individuelle Arbeit ist damit gewährleistet. Fürs erste Angebot der Akademie zeichneten verantwortlich: Fritz Baumgartner aus Österreich, freischaffender Maler und Zeichner in München. Antonia Berning aus Westfalen, Mitbegründerin der Künstlersiedlung Weißenseifen, seit 1950 dort freischaffend tätig. Prof. Dieter Crumbiegel aus Essen, Hochschullehrer mit Fachrichtung Design, Keramik, Wandgestaltung. Alexander Danov aus der UdSSR, Maler, 1978 aus der Sowjetunion ausgereist. Peter Krusche, Maler, geboren im Allgäu. Peter Proksch aus Wien, Maler, hat sich mit Gebrauchsgrafik beschäftigt. Prof. Kurt Regschek aus Wien, Maler, Fachmann für viele Techniken von Aquarell bis Acryl.

Wenn das kein gefächertes Angebot ist!

Steffelns Pfarrhaus von der Straße her gesehen mit dem Kruzifix unter der Bedachung, der schönen alten Sonnenuhr an der Stirnseite des Gebäudes.

Gäste bei der Einweihungsfeier im alten Pfarrhaus, der Akademie — es spricht Galerist Norbert Blaeser, links neben ihm Staatssekretärin Rickal, daneben Landrat Orth.

Wünsche und Vorschläge werden gern entgegen genommen. Die Akademie ist im Aufbau -was kann man ihr wünschen?

Viel Interesse, ao und an eine Portion Erfolg, eine Fülle Diskussionsbeiträge, die sachlich ausgetragen werden und eine dicke Portion Mut. Den braucht man für alles Neue, dazu Durchhaltungsvermögen und die Fähigkeit, sich auch mal in Frage zu stellen. Auf einen Nenner gebracht - alles Gute.