Die Tagesfahrt -

vom Niederrhein zur Oberen Kyll

Hans Feltgen, Steffeln

 

Brauchtum und Mundart sind seit einiger Zeit wieder hoch im Kurs. Besonders im Ruhrgebiet und seinen Randzonen hat man entdeckt, daß das Plattdeutsch, die Muttersprache, erhaltenswert ist. So wurde auch in Moers am Niederrhein bei der dortigen Volkshochschule ein Kurs für »Grafschafter Platt« eingerichtet, um die Besonderheiten der Moerser Mundart, die sich in einigen Bereichen stark von den am übrigen Niederrhein gesprochenen Dialekten unterscheidet, zu pflegen und weiterzuvermitteln. Dabei hat sich inzwischen ein fester Kreis von Menschen gebildet, der erstens innerhalb eines jeden Semesters einen öffentlichen Abend vorbereitet, zweitens »Schularbeiten« macht und drittens in gemütlicher Runde das Grafschafter Platt wieder lebendig werden läßt. Wenn ich von »Schularbeiten« spreche, so denke ich an das Amt für Rheinische Landeskunde im Landschaftsverband Rheinland, das sich zur Aufgabe gemacht hat, alle Gewohnheiten, Gebräuche und Mundarten aus dem Gebiet der ehemaligen Rheinprovinz zu sammeln und zu dokumentieren. Dabei kommen dann Fragebögen über »Essen und Trinken um die Jahrhundertwende«, »Kinderspiele unserer Eltern und Großeltern«, »Totenbräuche unserer Eltern« und andere Themen auch nach Moers. Man braucht, so glaube ich, nicht besonders zu erwähnen, daß bei solchen Aktionen oft fast vergessene Dinge in die Erinnerung zurückgerufen werden und aus vielen kleinen Bildern die Vergangenheit wieder lebendig wird.

Nun ergab es sich, daß meine Frau, die Leiterin des Gesprächskreises in Moers, und ich in Steffeln ein Häuschen gebaut haben. So etwas konnte den Mitgliedern des VHS-Kurses natürlich nicht verborgen bleiben. Schon war der Wunsch geboren, einmal einen Ausflug dorthin zu machen, um alles genau zu »bekieken«.

Ende Juni war es so weit, die Freud- und Leidkasse war gut gefüllt, einige Freunde wurden noch eingeladen und los ging die Fahrt in die Eifel.

Daß gleich hinter Köln die ersten Butterbrote ausgepackt wurden, gehört wohl zu so einem Tag. Etwa ab Euskirchen hatte aber die Eifellandschaft alle in ihren Bann gezogen, zumal sich an diesem Tag die Sonne von ihrer besten Seite zeigte.

Dann die Ankunft im Ort.

Es kam wie es kommen mußte, Steffeln ist schließlich keine Großstadt und bevor der Bus sein Reiseziel erreicht hatte, war man schon wieder am Ortsausgang. Aber in Steffeln wohnen nette Menschen, noch ehe der Busfahrer seine Scheibe ganz herunter gekurbelt hatte, rief ihm eine freundliche Stimme zu: »Wenn Sie nach Feltgens wollen, dann müssen Sie zurück und da drüben abbiegen!«

Das war ein Hallo! Auf der schmalen Straße, die sonst nur von Zugmaschinen zu den angrenzenden Wiesen und Feldern befahren wird, lud der Bus aus Moers alle Kursteilnehmer aus. Jeder interessierte sich zunächst für das neue Haus, es wurde vom Keller bis zum Dach besichtigt. Das Mittagessen hatten wir im einzigen Speiserestaurant des Ortes vorbereiten lassen und es stellte alle zufrieden. So war die anschließende kleine Wanderung über Feld- und Waldwege bis zur Kapelle nach »Wahlhausen« sehr willkommen. »Ach, wie schön ist es doch hier. . .«, und »einfach herrlich, diese Aussicht. . .«, waren nur einige der Ausrufe, als unsere Freunde vom Kapellenberg in die sonnige Eifellandschaft blickten. Wer einmal dort bei schönem Wetter gestanden und den Blick in die Weite der Eifel in sich aufgenommen hat, weiß, was ein »Flachländer« an diesem Ort empfindet.

Zur Kaffeezeit waren alle wieder in unserem Haus zu Gast. Was wären wir ohne die tatkräftige Unterstützung unsrer Nachbarn! Schließlich sollten 35 Leute bewirtet werden - alles klappte. Als abends der Bus kam, dankten die Moerser mit einem Ständchen und sie schwärmen noch heute von der gelungenen Fahrt, dem schönen Ort Steffeln und - wie könnte es anders sein - von der Eifeler Mundart.