Friedhofskirche Wiesbaum

Ein Kleinod sakraler Baukunst

Josef Weber, Wiesbaum

 

Sie ist als Kunstdenkmal in Büchern, Broschüren und Einzeldarstellungen auffindbar, die alte Kirche in Wiesbaum. Nach Jahren der Restaurierung und aufwendigen Instandsetzungsarbeiten wurde der geschichtsträchtige Bau wieder seiner Bestimmung übergeben - als Friedhofskirche der Gemeinde. In der Kirche hat man ein Ehrenmal zum Gedenken an die Kriegstoten der beiden Weltkriege errichtet, Einweihung und Einsegnung fanden am Buß-und Bettag 1987 statt.

Die Pfarrkirche ist für den Ort Wiesbaum aus dem Jahr 1131 nachweisbar. Der Neubau aus der Zeit um 1500 erhielt im 18. Jahrhundert eine Sakristei und im 19. Jahrhundert eine Verlängerung nach Westen um zwei Achsen. Fenster befinden sich nur auf der Südseite. Das Netzgewölbe des Schiffes ist in das Kreuzgewölbe des Chores übergeführt mit dem Wappen Manderscheid im Mittelpunkt, Kirche, Friedhof und Friedhofsmauer bilden - für das Mittelalter typisch- eine Einheit.

Nach dem Neubau einer Pfarrkirche am Ortsrand im Jahre 1929 war die alte Kirche sich selbst überlassen. Verfall und Ausräumung der Inneneinrichtung sowie Witterungseinflüsse an der Bausubstanz hatten ihre Spuren hinterlassen. Die Ortsgemeinde stand 1979 vor der schwierigen Entscheidung, was mit diesem altehrwürdigen Bauwerk geschehen sollte. Im Verantwortungsbewußtsein für das kulturelle Erbe entschied man sich mit Unterstützung der Verbandsgemeinde und den Fachbehörden (Kreis, Bistum, Landesdenkmalpflege) für die Restaurierung.

Alte Kirche Wiesbaum im Friedhof gelegen, mit Blick auf die Pfarrkirche des Ortes.

Das Ehrenmal, zum Gedenken an die Kriegstoten der beiden Weltkriege in der Friedhofskirche errichtet.

Vom bischöflichen Generalvikariat wurde 1980 ein Kostenvoranschlag für die Gesamtrenovierung aufgestellt, der von 238.000 DM ausging. Allen Verantwortlichen war klar, daß die Arbeiten nur in mehreren Bauabschnitten verwirklicht werden konnte. Ausbesserungen an der Dacheindeckung und den Fenstern waren zuerst notwendig, um Witterungseinflüsse von außen abzuhalten. Eine Sanierung des Mauerwerkes war nur durch Trockenlegung zu erreichen; interessant die unterschiedlichen Meinungen der Fachleute. Anschließend wurde die Außen- und Innenansicht verbessert.

Die große Frage, ob noch Reste original gotischer oder barocker Bemalung vorhanden waren, klärte sich bei einer Untersuchung. Im 19. Jahrhundert waren die Wandflächen mit Spalierlatten überzogen worden, um sie zu begradigen und ins Lot zu bringen, da sie durch die Last der Gewölbe nach außen gedrückt waren. Nach Abnahme der Holzlatten fand man unter sieben Kalkschichten eine gotisch-figürliche Bemalung. Die Rankenbemalung auf den Gewölbeflächen ist in den Farben rotbraun und grün gehalten. Auf der fünften Schicht wurde eine Barockbemalung entdeckt, die zwar gut erhalten, aber schwer freilegbar war, da sich die Kalkschichten von der ersten Bemalung gelöst hatten.

Nach einigen Ortsterminen mit der ausführenden Firma Mrziglod wurde mit der Freilegung im Kirchenschiff begonnen. Zunächst mußten die lose hängenden Putzschichten an Wand-und Gewölbeflächen mit verdünntem Alkohol genetzt und mit Kasein unter Zusatz von Marmormehl und Mowilith hinterklebt und gefestigt sowie die Randsicherungen durchgeführt werden. Die locker hängenden Steine der Rippen wurden mechanisch hochgedrückt, verkeilt und mit Kalkmörtel versehen. Erst danach konnte mit der Freilegung der Fresko-Secco-Malerei begonnen werden, die in mühevoller Kleinarbeit mit dem Skalpell durchgeführt wurde.

Weitere Ortstermine fanden statt, um in Absprache mit den Fachbehörden die Fortsetzung der Freilegung vorzunehmen. So wurde zum Beispiel beschlossen, die Rankenbemalung in musealem Zustand zu belassen, d. h. Fehlstellen nicht einzutönen. Eine Ausnahme bildet der Triumphbogen. Hier wurden die Fehlstellen mit Kalk-Kasein retuschiert, die Rippen nach Befund mit Kalk-Kasein neu bemalt. An den Gewölbesegeln erhielten die Kittungen, die mit Kalkmörtel durchgeführt wurden, entsprechende Eintönung. An den Wandflächen wurden lediglich die bereits offenliegenden Bemalungen beschnitten und die restlichen Flächen mit Kalk eingetönt.

Nachdem die Restaurierungsarbeiten im Schiff abgeschlossen waren, konnte mit den gleichen Maßnahmen im Chor begonnen werden. In den Gewölbesegeln kamen von der gotischen Ausmalung Passionssymbole, Ranken, Sterne und Strahlen beim Freilegen ans Licht. Im mittleren Segel, das immer wieder reich bemalt worden war, wurden mehrere Schichten einzeln abgenommen und fotografisch dokumentiert. Unter anderem fand sich das Symbol der Heiligen Dreifaltigkeit, das Auge Gottes und auf der 5. Schicht die jetzt offenstehende Sonne.

An den Wandflächen wurden beim Freilegen gotische Apostelkreuze sichtbar. Die figürlichen Bemalungen sind dort nur noch fragmentarisch erhalten. An der Stirnwand wurde eine Darstellung des Lamm Gottes aus jüngerer Zeit entdeckt und freigelegt. Es wurde jedoch aus gestalterischen Gründen nicht offen stehengelassen, sondern mit Seidenpapier abgedeckt, um es für die Zukunft zu erhalten.

Blick in den Chorraum der alten Kirche, alte Wandmalereien wurden freigelegt, Dokumente aus Gotik und Barock.

In den Sommermonaten ist die Friedhofskirche am Sonntagnachmittag für den Besucher geöffnet. Es ist beabsichtigt, am Eingang Schautafeln und Zeichenerklärungen anzubringen, um auch den Nichtsachkundigen eine tiefergehende Beurteilung zu ermöglichen.

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