Bürgerinitiativen in Birresborn Anno 1868/69
Lorenz Brück, Birresborn
Birresborn sollte einen Bahnhof erhalten.
Der Gemeinderat hatte mit 3 gegen 2 Stimmen beschlossen, zum Bahnhofsbau 5 Morgen Wiesen zur Verfügung zu stellen. Das führte zu einer heftigen Beschwerde von 26 Einwohnern. In ihrer Eingabe an die Regierung formulierten sie am 24. November 1868: »Wir erlauben uns Eine Königliche Hochlöbliche Regierung anzufragen, ob die Hälfte unseres Gemeinden Raths befugt ist, das Gemeinden Eigentum zu verschenken, wo die mehrersten Einwohner nicht damit einverstanden sind. Sollte die Schenkung aufrecht erhalten werden müssen, so geht es unserm Wunsche nicht dahin. In dieser Erwartung zeichnen wir ganz untertänigst.«
Am 6. Februar 1869 wandte sich eine Gegenpartei mit 89 Unterschriften an die Regierung es sei von der ändern Seite das Gerücht ausgesprengt worden, der Gemeinderat wolle alles Gemeindeland verschenken und für den Bahnhof 12-15000 Taler hergeben. Das sei nicht wahr. Außerdem sei Birresborn größer als Hillesheim, Daun, Kyllburg und Gerolstein und könne die zugestandenen Opfer für den Bahnhof tragen.
Das Bahnhofsgebäude Birresborn vor 1910.
Darauf die Absender der ersten Eingabe zwei Tage später: »Wir haben in Erfahrung gebracht, daß auf unsere Eingabe an Hochlöbliche Regierung betr. die unentgeltliche Hergabe des Bahnhofs Terrains pp eine Gegenvorstellung hier ausgearbeitet worden. Wir erlauben uns, königl. Regierung darauf ehrerbietig aufmerksam zu machen, daß unsere Eingabe nur von wirklichen Bürgern der Gemeinde und ohne irgend welchen Zwang unterzeichnet worden, wogegen unsere Gegner alle Anstrengungen machen, um nur eine Zahl Unterschriften, wovon aber ein großer Teil gar keinen Werth hat, zu erhalten. Man gibt sich damit ab, die Eingabe von so zu sagen Kindern unterschreiben zu lassen, indem wirkliche Bürger sich nur in geringer Anzahl finden. So z. B. hat der Metzgermeister Müller von hier mit seinen 4 Söhnen, wovon der jüngste ca. 15 Jahre alt ist, unterschrieben. Dazu hören wir, daß man größte Anstrengungen macht, in den Wirtshäusern die Leute zum Unterzeichnen zu veranlassen. In wiefern auf die Weise gesammelte Unterschriften die wahre Stimmung der Gemeinde aussprechen, können wir wohl ruhig der gerechten Einsicht hoher Regierung vertrauen, halten aber für nötig, Hochdieselbe auf das Geschehene aufmerksam zu machen.«
Der Regierungspräsident reagierte am 24. Februar 1869, indem er die Beschwerde der Opponenten (»Ackerer Jakob Haas und Consorten«) gegen die recht mäßige Entscheidung des Gemeinderates ablehnte.
Quellenhinweis:
Landeshauptarchiv Koblenz Aktenzeichen Nr. 442/6 608 Ortschronik Birresborn