Vor- und Frühgeschichte der Gemarkung Gillenfeld

Hermann-Josef Stolz/Bernd Zeimetz

 

Die im Raum Gillenfeld aufgefundenen Funde aus Vor- und Frühgeschichte (500 000 v. Chr. bis 450 n. Chr.) stammen vorwiegend aus römischer Zeit. Es gibt jedoch auch ältere Funde. So ist bewiesen, daß die Altsteinzeitmenschen die Eifel als Nomaden durchzogen, ihre Aufenthaltsorte waren Felsenhöhlen wie das Buchenloch und die Magdalenenhöhle bei Gerolstein. Die Steinzeitmenschen ernährten sich bereits durch Sammeln von Früchten und Knollen, von der Jagd auf Mammut, Elch und Wildpferd; ihre Waffen waren aus Stein. Aus der Mittelsteinzeit (etwa 8000 bis 4300 v. Chr.) gibt es in der Eifel kaum Anhaltspunkte.

Mit Beginn der Jungsteinzeit (ca. 4.300 -1700 vor Chr.) setzt eine stärkere Besiedlung ein. In dieser Zeit entwickelte sich der Mensch vom umherstreifenden Jäger und Sammler zum seßhaften Bauern. Die zerstreut wohnende Bevölkerung betrieb nun Ackerbau und züchtete Haustiere. Sie lebte in überdachten Erdlöchern, später in Hütten mit Flechtwerkwänden und Lehmverputz. Der Fortschritt der Kultur ist aus den ersten Spuren von handgemachter Keramik erkennbar. Einige Funde deuten auch auf kulturelle Verbindungen der damaligen Eifelbewohner mit den Bandkeramikern hin, die im Seine/Marne-Raum, in Belgien und im nördlichen Rheinland heimisch waren. Feuersteine aus Belgien, Frankreich und Aachen, die zur Herstellung von Waffen und Werkzeugen gebraucht wurden, tauschten sie gegen Basaltsteine ein.

Jungsteinzeitliche Funde von Mückeln/Strohn.

Aus dieser Zeit stammen die ältesten Funde der Umgebung von Gillenfeld, wo man auf den Feldern bei Strohn und Mückeln zahlreiche Steinwerkzeuge fand. Es handelte sich um Steinbeile, Pfeilspitzen, Messer und Schaber; sie deuten auf eine Besiedlung seit der Mittelsteinzeit hin. Aus der Gemarkung Gillenfeld ist die Besiedlung in der Jungsteinzeit bisher durch ein Steinbeil belegt, das im Tal am Römerberg aufgelesen wurde und bei jüngsten Nachforschungen auf dem Etzerath-Berg durch drei Feuersteinbruchstücke und einer Spitzklinge, deren Rohmaterial aus dem 300 km entfernten Romigny-Lhery (Frankreich) stammte.

Zeichnung von der Wohngrube aus der Endphase der Urnenfelderkultur an der Kreuzung Gillenfeld/Winkel.

In den Jahren 1944 bis 47 führte man Pollenanalysen am Strohner- und Dürren Maar durch, sie ergaben die Bestätigung, daß im Umkreis der Maare bereits in der Jungsteinzeit Getreide angebaut wurde. Bei Pollenanalysen untersucht man Bodenproben nach Pollenresten, die sich auf den Trockenmaaren ablagerten und konserviert wurden. Pflanzliche Herkunft und Alter geben wichtige Hinweise auf Zeitabschnitte.

In der frühen Bronzezeit (ca. 1 800 bis 1 500 vor Chr.) blieb zunächst noch Stein das wichtigste Rohmaterial zur Herstellung von Waffen und Werkzeugen. Schließlich setzte sich Kupfer, dann Bronze durch. Das Kupfererz wurde vor allem in den östlichen Alpen sowie in Mitteldeutschland gewonnen und dort auch verarbeitet. So entwickelte die Eifel einen regen Handel mit diesen Gebieten. Viele Funde zeigen aber auch, daß die Verbindungen zu den westeuropäischen Kulturen noch bestanden.

Aus der mittleren Bronzezeit (ca. 1 500 bis 1 200 vor Chr. gibt es bisher in der Eifel kaum Funde, denn man konnte in der südwestlichen Eifel noch keine Siedlungsplätze nachweisen.

In der jüngeren Bronzezeit (Urnenfelderzeit, Hallstatt A/B, ca. 1 200 bis 700 vor Chr.) setzte offenbar wieder eine stärkere Besiedlung ein. Der Name "Urnenfelderzeit" bezeichnet den neuen Bestattungsbrauch; die Toten wurden verbrannt und in Urnen unter Grabhügeln beigesetzt. In der ersten Phase der Eisenzeit (Hallstattzeit, 700 - 600 v. Chr.) fand eine Siedlungsexpansion vom Mittelrhein in die westliche Eifel und den Hunsrück statt.

In unserem Raum entstand die "Laufelder Kultur" (Hallstatt C, 700 vor Chr.), nach einem großen Gräberfeld benannt, das bei Laufeld gefunden wurde und auf eine in der Nähe gelegene Ansiedlung deutet. Eine solche Sieldungsstelle wurde 1959 in der Nähe der Kreuzung Gillenfeld-Winkel bei der Flurbereinigung angeschnitten und vom Landesmuseum Trier teilweise untersucht. Dabei fanden die Archäologen eine Wohngrube, die überdacht war, worin sich eine große Anzahl von Gefäßscherben befand. 

Rekonstruierte Gefäße der Wohngrube.

Die ältere Hunsrück-Eifel-Kultur (Hallstatt D, 600 - 475 vor Chr.) entstand auf der Grundlage der Laufelder Kultur und bildet eine besondere Form der Hallstatt-Kultur, die in Süddeutschland und Südostfrankreich beheimatet war. Unterschiedlich zur Hallstatt-Kultur sind Trachten, Schmuck und die Gefäßkeramik; wogegen die Totenbestattung auch Ähnlichkeit zeigt: Die Verstorbenen wurden in Bretter- oder Baumsärgen unter Grabhügeln beigesetzt. Als Beigaben sind vor allem Keramikgefäße, bei Männern Speerspitzen und Rasiermesser, bei Frauen Schmuckstücke üblich.

Drei solcher Hügel wurden im Frühjahr 1958 bei Winkel ausgegraben und untersucht. Bei zweien handelte es sich um Körperbestattung, ein Hügel wies eine Baumsargbestattung auf. Aus der unterschiedlich reichen Ausstattung verschiedener Gräber läßt sich ersehen, daß es sowohl innerhalb der einzelnen Sippen, als auch quer durch die Bevölkerung erstmals soziale Unterschiede gab.

Jugendsteinzeitliche Funde von Gillen-eld.

Diese Entwicklung setzte sich während der jüngeren Hunsrück-Eifel-Kultur (Late-ne A-B/C 475 - 250 vor Chr.) fort. Die Gräber der Adelsschicht wurden immer prunkvoller ausgestattet und von den herkömmlichen Gräbern abgesetzt. Etwa um 400 vor Chr. wurde die Sargbestattung durch einen neuen Brauch abgelöst, die Toten wurden zusammen mit den Beigaben verbrannt und über der Asche der Grabhügel aufgeschüttet. Aus dieser Zeit stammt ein Fund von wenigen Scherben, die im Sommer 1940 beim Bau der Gillenfelder Kartoffelfabrik zutage kamen. Bei der Fundstelle handelt es sich wahrscheinlich um ein Grab aus der Hunsrück-Eifel-Kultur.

Die letzte Phase der Eisenzeit (Latene C,D etwa 250 um Chr.) wurde geprägt durch die Kultur der Treverer, einem Keltenstamm, der in der südwestlichen Eifel ansässig war. Über sie gibt es neben den archäologichen auch schriftliche, römische Quellen von Cäsars Kriegsberichten (58-50 vor Chr.), die von einer klaren sozialen Struktur zeugen.

Die Menschen dieser Zeit lebten meist auf einzelnen Höfen oder in kleinen Dörfern. Die Existenz einer solchen Besiedlungsstelle ist auf dem Etzerath Berg durch Keramik- und Münzfunde belegt. Bei den Münzen handelt es sich um Silbermünzprägungen der Treverer, einem in unserer Gegend ansässigen Keltenstamm, die Mitte des 1. Jahrhunderts vor Chr. geprägt wurden.

Neben den herkömmlichen Ansiedlungen gab es auch 1 bis 2 Hektar große Befestigungsanlagen, in die man sich bei Gefahr zurückziehen konnte. Eine solche Anlage befindet sich bei Steineberg auf der "Steineberger Lay", die wahrscheinlich auch den Bewohnern des Gillenfelder Raumes als Zufluchtort vor kriegerischen Angriffen diente. Sie bestand aus einem 2,2 ha großen unregegelmäßigen Viereck, das mit hohen Basaltstein-Mauern umgeben war. Als Bestattungsbrauch herrschte immer noch die Leichenverbrennung vor, doch wurde die Asche jetzt mit den Beigaben wie Tongefäße, Waffen, Schmuck und Trachtenbestandteilen in rechteckigen Gruben vergraben. Mehrere solcher Brandgräber wurden im April 1940 in der Sandgrube beim "Dürren Maar" gefunden. Einige waren zerstört, bevor sie untersucht werden konnten. Soldaten, die dort arbeiteten, retteten außer Scherben handgearbeitete Gefäße auch den Rest einer Fibel (Gewandspange). (Tr. Zeitschr. 1940, S. 218). Die Gefäßreste sollen angeblich nach Gillenfeld gelangt sein.

In den Jahren 58 bis 50 vor Chr. eroberte Cäsar unter großem Widerstand der Kelten ganz Gallien bis zum Rhein und gliederte es in das Römische Reich ein. Obwohl die Treverer eine eigene Verwaltung mit eigenen Beamten beibehalten durften, brachte die römische Herrschaft natürlich einen kulturellen und wirtschaftlichen Umbruch mit sich.

Dieser Text wird fortgesetzt, er basiert auf einer Ausarbeitung, die vor Jahren von Bernd Zeimetz im Rahmen der Ortsgeschichte von Gillenfeld erstellt wurde. Hermann-Josef Stolz hat sie neu überarbeitet und aufgrund eigener Nachforschungen noch wesentlich ergänzt und erweitert.

Silbermünzen vom Etzerather Berg.