Waldsterben

Aktuelles (Energie)Problem mit langer Vergangenheit

Dietrich Wald Gießerei-Inst. RWTH Aachen und Jünkerath

 

Wenn auch in letzter Zeit unsere Medien das große Interesse am Waldsterben verloren haben, ist die Gefahr nach wie vor aktuell; am Horizont ist die Möglichkeit eines radikalen Klimaumschwungs (Stichworte Ozonloch und Treibhauseffekt) sichtbar geworden.

Ursache für das heutige Waldsterben istder sogenannte "saure Regen", der die Böden mit SO2-3 - und SO 2-4 - Säureanionen "versauert". Die Kombination von Schwefeldioxid (SO2) und Stickoxiden (NOX) führt in der Atmosphäre zur Bildung der Säureanionen, übrgens auch zu Ozon, der in der niederen Atmosphäre unerwünscht ist. Der saure Boden führt zum Absterben der Baumbestände, sowohl von Laub- als auch von Nadelhölzern.

Vorherrschende Baumsorte in der Eifel (wie in den übrigen europäischen Mittelgebirgen) ist der Nadelbaum, obwohl früher einmal Buche und Eiche typisch waren. Der heutige Wald ist alles andere als natürlich, weil er erst seit 1815 als Folge und zur Abstellung des Waldsterbens der frühen Neuzeit aufgeforstet wurde. Zunächst ein historischer Rückblick

Waldvernichtung in Antike und Mittelalter

Der Wald hatte seit ur- und frühgeschichtlicher Zeit für den Menschen erhebliche Bedeutung als Energie-, Rohstoff- und Nahrungsmittellieferant. Da bis etwa 1700 der Hauptenergieträger Holz oder Holzkohle war, wurden die Wälder spätestens seit dem Aufkommen der Hochkulturen in ihrem Bestand gefährdet. Dazu kam noch ein Bedarf an Baustoffen und kleinere Anforderungen durch Ledergerbe, die Eichenlohe benötigten.

 Der riesige Bedarf des römischen Weltreiches und seiner Metropolen führte im Mittelmeerraum zu einer Verkarstung des Balkan und der iberischen Halbinsel. Den Randgebieten, wie Gallien und Germanien, blieb dieses Schicksal in der Antike erspart, da der Holzeinschlag sich hier also auch in der Eifel in vertretbaren Grenzen hielt.

So war die Eifel im Mittelalter immer noch ein Buchenwaldgebiet, mit einigen Eichen, Birken und Nadelbäumen durchsetzt. Die Bevölkerung, die mit dem Ende der römischen Herrschaft sogar abgenommen hatte, deckte ihren Energie- und Rohstoffbedarf aus dem Wald, ohne ihn im Bestand ernsthaft zu gefährden. Kritisch wurde es, als bei wachsender Bevölkerungszahl die notwendig gewordene größere Ackerbaufläche durch Rodung gewonnen wurde. Orts- und Flurnamen mit Silben wie -rath, -reuth, -rode, -schlag, -scheid oder -seng stehen auch für Waldvernichtung durch Rodung (zum Beispiel Orte wie Jünkerath, Reuth, Hallschlag oder Fluren wie Rothenacker oder Sengscheid bei Jünkerath-Glaadt).

In der Eifel entwickelten sich zwei waldwirtschaftliche Formen; die Rott- und die Schiffelwirtschaft. Da Ackerbau bis zur Einführung der gezielten Düngung im 19. Jahrhundert durch J. v. Liebig extensiv betrieben wurde, mußte der Wald für Acker- und Viehwirtschaft genutzt werden. Seit dem frühen Mittelalter gibt es in der Eifel die Rottwirtschaft (M. Faber, 1985), bei der sich in einem 2-12jährigen Turnus Acker-und Waldnutzung ablösen. Nach 2jähri-gem Roden- oder Buchweizenanbau folgte eine 12jährige Brache, bei der sich aus den bei der Rodung nicht entfernten Wurzelstöcken neue Baumtriebe entwickelten. Die jungen 12jährigen Stämme eigneten sich insbesondere zur Holzkohleherstellung für die Verhüttungsbetriebe.

Die Holzkohle/ieferungen der Ahrhütte 1708 - 1715. Zu beachten ist, daß andere Hütten ebenfalls aus diesen Gebieten Holzkohle bezogen, so Jünkerath aus Gönnersdorf, Esch, Feusdorf und Glaadt, die Hütte Müllenborn aus Gerolstein, Mürlenbach, Steffeln.

 Demgegenüber arbeitete die Schiffelwirtschaft in einem 12-40jährigen Turnus. Das Brachland, aus dem auch die Wurzelstökke entfernt wurden, diente als Schafweidefläche. Erstmals um 1360 erwähnt (M. Faber, 1985) erlebte sie im 18. Jahrhundert mit der Blüte der Monschauer Tuchindustrie einen Aufschwung. Außerhalb der Schiffel- und Rottwirtschaftsparzellen diente der Wald als Viehweide und Futterlieferant. Eicheln und Buchekkern für die Schweinemast und Grünlaub als Futter für Ziegen und Kühe. Mit dem Aufkommen der Stallwirtschaft dienen Laub, Moos und Kräuter als Streumaterial. Da es Ackerbau und Viehhaltung nur in den dorfnahen Wäldern gab, blieb bis in die frühe Neuzeit der Waldbestand ungefährdet und konnte seinen verschiedenen Funktionen als Energie-, Rohstoff- und Futterlieferant nachkommen. Der Holzkohleverbrauch des Eisengewerbes sollte sich allerdings als die Achillessehne des Waldes erweisen: diese riß im 18. Jahrhundert.

Das Eisengewerbe als Waldvernichter

Die Eisenerzeugung der Eitel lädt sich mit Hilfe der Hillesheimer Funde bis ins 7. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgen. Bis ins Mittelalter blieb der kleine Rennfeuerherd der Standardverhüttungsofen (D. Wald, P. R. Sahm 1988). Der Holzkohlebedarf dieses Kleingewerbes konnte ohne weiteres aus den Wäldern gedeckt werden. Das änderte sich aber bereits im Mittelalter. Durch die Urbanisierungswelle stieg die Nachfrage nach Eisenprodukten. Um ihr gerecht zu werden, erhöhte man nicht nur die Anzahl der Rennfeuer, sondern versuchte auch, die Öfen zu vergrößern. Eine Vergrößerung (=Erhöhung) war auch erforderlich, um in den Bachtälern die Wasserkraft zum Antrieb der Ofenblasebälge und Hämmer zu nutzen. Durch diese komplexen Zusammenhänge ausgelöst begann eine technische Neuerung, an deren Ende der Holzkohlehochofen stand (D. Wald, P. R. Sahm 1987). Sie ermöglichte auch den Eisenguß, bedingte die Entwicklung von Frischöfen, um Stahl zu erzeugen. Da in den größeren Öfen das Eisen stärker aufkohlte (bis ca. 4 % = Gußeisenqualität), mußte der Kohlenstoff (C)-gehalt auf Stahlqualität gesenkt werden. Die Frischherde brauchten als Heizmaterial Holzkohle. Dieser zusätzliche Verbraucher gegenüber früher (das Rennfeuer lieferte Stahl) und der höhere Holzkohleverbrauch scheinen die Ursache für den vermehrten Holzbedarf zu Köhlerzwecken zu sein.

Nun wurden immer mehr Wälder kahlgeschlagen. Aber man muß dies auch im Lichte der Produktionsmenge sehen, und hier läßt sich das Mißverständnis aufdekken. Der spezifische Holzkohleverbrauch sank; oder umgekehrt ausgedrückt, mit den Rennfeueröfen wäre mehr verbraucht worden und außerdem auch die Ausnutzung der Eisenerze geringer gewesen. Die Ursache für den Mehrverbrauch an Holzkohle lag also in der verstärkten Nachfrage nach Eisen begründet. Im übrigen machte man sich auch über den Frischprozeß Gedanken. Um schneller aus Roh/Gußeisen Stahl frischen zu können (durch Zublasen "frischer Luft" den C-Gehalt zu senken durch Bildung von CO2), entwickelte man die Wallonschmiede, die auch "Schleidener Thalsarbeit" genannt wurde; neben Zeitersparnis wurde weniger Holzkohle verbraucht.

Die Motivation der Landesherren, die neue Werke durch Privelegien großzügig förderten, lag in der Erhöhung ihrer Einnahmen durch den Bergzehnten und den Verkauf von Holz. Schon Ende des 16. Jahrhunderts kam es teilweise zu Waldvernichtungen, die beispielsweise den Herzog v. Braunschweig 1570 dazu bestimmten, statt mit Holzkohle mit Steinkohle Erz zu Eisen zu verhütten, per Befehl. Aber diese Maßnahme konnte keinen Erfolg haben, weil der Schwefel der Steinkohle das Eisen versprödete. Die Anordnung wäre vergleichbar mit einer Verordnung die heute vorschriebe, Strom nur noch mit Kernfusion zu erzeugen, um den CO2-Aus-stoß zu senken.

Der Energie"reaktor" der vorindustriellen Zeit; der Meiler zur Herstellung von Holzkohle aus Buchen und Eichenholz. Sche-matischer Aufbau (B. Kauder, 1988)

Steinkohle wurde immer wieder eingesetzt, um den Holzkohleverbrauch zu senken. In Gebieten, wo sie vorkam, wurden mit Steinkohle Schmiedefeuer geheizt; aus den Erzeugungsprozessen von Eisen und Stahl hielt man die Steinkohle heraus und arbeitete an dem Problem, Eisen mit Steinkohle zu verhütten. Erst 1711 gelang es A. Darby in England. Er "veredelte" die Steinkohle zu Koks. Trotzdem mußte er einen Nachteil in Kauf nehmen: Gußeisen konnte nicht mehr unmittelbar aus Erzen in der sogenannten Direktschmelze gewonnen werden. Die Asche und Schwefel- anteile des Kokses machten einen Umschmelzprozeß erforderlich. Man nahm aber diesen Nachteil angesichts knapper Holzkohle, die deshalb sehr teuer war, in Kauf. Andererseits bot Steinkohle Vorteile; sie wir billig und hatte einen höheren Heizwert. Daher konnte die Produktivität der Hochöfen gesteigert werden. Um 1760 stellte J. Watt die erste brauchbare Dampfmaschine auf, die als machtvolle Kraftmaschine den Wasserkraftantrieb - von den Launen der Natur abhängig - überflüssig machte. Damit war die Energiekrise der vorindustriellen Ära gelöst und die industrielle Revolution begann.

Aber auf dem europäischen Festland blieb das zunächst unbemerkt. Bis Anfang des 17. Jahrhunderts, war der Wald zwar weitgehend vernichtet, aber einige Hochwaldregionen, weit abgelegen, standen noch, so in der Eitel (W. Schwind, 1984). Der 30jährige Krieg verursachte den Niedergang vieler Hütten, durch den Bevölkerungsrückgang ging die Nachfrage nach Produkten aller Art zurück. So konnten sich die Waldstände noch einmal erholen - im Gegensatz zu England, das nicht von diesem schlimmen Krieg betroffen war. Ende des 17. Jahrhunderts kommt es noch einmal zu einer Gründungswelle von Eisenhütten; in der Eifel 1683 die Quint, 1687 Jünkerath, 1749 Malberg. Die Motivation der Landesherren, Eisenhütten neuzugründen war sicherlich die Mehrung der Einnahmen. Die Gewährung von Steuervorteilen für die Hütten, wurden durch Einnahmen des Bergzehnten und den Verkauf von Holz mehr als wettgemacht. Die fiskalische Nutzung der Wälder war oft das Hauptmotiv für die Förderung der Eisenerzeugung; denn andere Nutzungsformen des Waldes schieden in der Eifel aus.

Beim Studium der Gründungsurkunde der Jünkerather Hütte von 1687 fällt auf, daß der Graf v. Manderscheid-Blankenheim genau den Holzbedarf regelt. 40 Eichenstämme und das Brennholz aus den Gemeindewäldern der Umgebung werden dem Hüttenmeister angewiesen. Auch wird gesagt, wo er Holzkohle meilern lassen sollte, nämlich in Gönnerdorf und Feusdorf. Die Begründung ist interessant: "Die Orte haben den meisten Nutzen. (Gründungsurkunde v. 14. 5. 1687).

Die Feusdorfer und Gönnersdorfer Waldungen versorgten schon die arenbergi-schen Hütten im Ahrtal; von dort bezogen die Jünkerather zunächst ihr Erz. Schon 100 Jahre später hat sich das Bild gewandelt. Die Jünkerather Hütte muß 1782/83 ihre Holzkohle in Oberkail kaufen und -kann kein Erz mehr in Arenberg beziehen. Schon 1772 hieß es in einer Kurtrierer Denkschrift: "In den Wäldern ist gehauset worden als ob Holz wie Salatt im Garten wachsen täte. . . " (Schwind, 1983). Der Monschauer Wald bei Erkensruhr war bereits 1741 völlig ausgehauen.

In den anderen Mittelgebirgen mit Eisen-Verarbeitung sah es nicht besser aus. Waldordnungen gibt es nun allenthalben, doch mit dem verwalteten Mangel lassen sich Energiekrisen nicht lösen. In den Steinkohlenrevieren an der Saar und in Schlesien erinnerte man sich an englische Errungenschaften, begann mit Steinkohlekoks zu verhütten - doch es war zu spät im Jahre 1790. Die Kriege im Gefolge der französischen Revolution verhinderten einen Kontakt mit England, zum anderen trieb der Rüstungsbedarf die Eisenpreise so in die Höhe, daß auch die teure Holzkohle bezahlt werden konnte. Napoleon verkündete 1806 die Kontinentalsperre, ein Handelsembargo gegen England. Das preiswertere englische Eisen - weil billiger Koks und höhere Produktivität -konnte auch nicht korrigierend über den Markt eingreifen; es durfte nicht eingeführt werden. So kommt es unter Napoleon zu einer Scheinblüte des Eisengewerbes, hervorgerufen durch Handelsprotektionismus und staatliche Rüstungsaufträge. Das Erwachen nach Napoleons Niederlage war grausam. Wie ein Kartenhaus brach die künstliche Konjunktur zusammen:

1. Rüstungsaufträge, also die staatlich Konjunkturförderung entfiel,

2. Handelsbarrieren fielen,

3. dadurch sanken die Eisenpreise,

4. die Holzpreise (und damit die Holzkohle) stiegen durch ungeheure Verknappung weiter an, das Eisen war zu teuer;

5. die englische Konkurrenz war preisgünstiger, nicht nur wegen der niedrigen Energiepreise auch wegen ihrer hohen Produktivität. Für eine behutsame Umstellung der Produktion durch technische Innovation war es nun zu spät, insbesondere in den Regionen, die keine Steinkohlevorkommen hatten, wie die Eifel. Festzuhalten bleibt, die Lösung der Energiekrise und damit auch die Sicherstellung eines ausreichenden Einkommens für die Bevölkerung war nur möglich durch die Erschließung neuer Energieressourcen und technische Innovationen. Die Verzögerung dieser Maßnahmen führten zu einem Zusammenbruch der Wirtschaftsstruktur der Eifel;

denn - das alte Eisengewerbe war in einer Krise, die Landwirtschaft wurden von Mißernten heimgesucht, - der Wald war weitgehend vernichtet und fiel als Ernährungsbasis aus.

Der Verdienst in der Eisenhütte hatte früher den Kauf von Getreide und Saatgut bei Mißernten gesichert. Das funktionierte nicht mehr, weil die Eisenhütten zuerst weniger Arbeitskräfte brauchten und schließlich schlössen.

Bei gleichzeitigem Bevölkerungswachstum konnte die extensive Landwirtschaft nun erst recht nicht mehr die Menschheit ernähren. Vor dem Hintergrund weltweiter Hungersnöte begann J. v. Liebig seine Arbeit und entwickelte die Methode der gezielten Düngung. Nach dieser Umstellung der Landwirtschaft lief die industrielle Revolution auch auf dem europäischen Festland auf vollen Touren, aber nur da, wo es Steinkohle gab.

Die Eisen- und Stahlerzeugung in der Eifel hatte ausgedient, nicht jedoch die Verarbeitung in Gießereien oder Schmieden. Aber diese Chance wurde nur von wenigen Werken genutzt, so Jünkerath, Malberg, Vussem, Quint bei Trier und Düren-Lendersdorf. Diese Werke retteten sich ohne staatliche Hilfe durch Innovation und Qualitätsstreben.

Gegen den Widerstand von Hüttenbesitzern und Bevölkerung forstete der neue Herr Preußen (seit 1815) den Eifelwald wieder auf - mit Fichten und nicht mit dem traditionellen Laubbaum. Die Bevölkerung, die als Überlebensbasis nur die traditionelle Landwirtschaft mit der Waldweide kannte, wehrte sich gegen die "nutzlosen" Nadelbäume, die kein Laub für die Ställe, keine Eicheln für die Schweine und auch keine solide Holzkohle lieferten. Bis 1900 brauchten die Versuchsanstalten, um der Bevölkerung die Intensivlandwirtschaft nahe zu bringen. Kämpfe mit Förstern um das Laubstreusammeln in den verbliebenen Laubwaldresten kennzeichnen das 19. Jahrhundert. Der fast vernichtete Wald kämpfte mit einer hungernden Bevölkerung - das Dilemma war komplett. Viele Menschen wanderten aus, in die Industriereviere bei Aachen-Aisdorf und an die Ruhr, wo sie ihre alten Kenntnisse als Hüttenarbeiter einbringen konnten; viele gingen in die USA. Ein Kuriosum heutigen Naturschutzes sei hier erwähnt. Im heutigen Kampf zur Erhaltung der natürlichem Umwelt wurde die Bleckhausener Wacholderheide zum Naturschutzgebiet erklärt, eine sehr lobenswerte Tat. Nur, sie ist ein Denkmal der Waldvernichtung des 18. Jahrhunderts. Die kahlgeschlagenen Flächen wurden von Ziegen beweidet und die fraßen jeden Trieb, ob Gras, Kraut oder Baum; nur nicht den Wacholder, der blieb. Das war typisch für die Eitel in jener Zeit. Und wie sieht es heute aus? Wieder besteht die Gefahr des Waldsterbens und erneut ist Energieversorgung die Ursache. Geschehen ist das gleiche wie früher. Stick- und Schwefeloxide führen zusammen (durch chemische Reaktionen) zu saurem Regen, der die Wälder krank macht. Dazu kommen Belastungen durch die Übertreibung der Intensivlandwirtschaft. Eine Rückkehr gibt es nicht, weder kann die Extensivlandwirtschaft die Menschheit ernähren, noch läßt sich durch Mangelverwaltung (Steuern) die Energiefrage lösen. Sicherlich, jeder Bürger sollte sich fragen, ob er nicht Energie verschwendet. Aber in Unternehmen ist Energie ein Kostenfaktor, der möglichst niedrig gehalten werden muß, so daß schon der Markt fürs Sparen sorgt.

Auch die tropischen Regenwälder sterben, durch Rodung und Brennstoffmangel in der Dritten Welt. Irgendwie klingt das vertraut, eine wachsende Menschheit braucht landwirtschaftliche Anbauflächen -der Hinweis auf Spekulantentum führt in die Irre; denn spekuliert wird nur da, wo es sich lohnt und knappe Güter erzielen hohe Preise mit garantiertem Gewinn.

Letztendlich muß die Landwirtschaft grundlegend erneuert werden, um ausreichende Erträge zu garantieren (Stichwort-Gentechnologie) und auch die Energieversorgung muß überdacht werden. Selbst mit Filteranlagen dürfen in Zukunft keine fossilen Brennstoffe mehr verbrannt werden. Das klingt bitter für den Kohlebergbau, der durch Markteingriffe am Leben erhalten wird. Australische Steinkohle ist billiger und schwefelärmer. Aber selbst sie löst das Problem nicht. Es geht um das Klima unserer Erde. Die Benutzung des Treibmittels FCKW aus Bequemlichkeit, - warum wurden denn Zerstäuberflaschen nicht gekauft?? - führt zu einer Zerstörung der Ozonschicht der Erde. In der antarktischen Region ist schon ein Ozonloch vorhanden und in der arktischen Region gibt es zumindest Störungen und Schwächungen der Ozonschicht. Das Hauptproblem ist die daraus resultierende Aufheizung der Erdatmosphäre durch CO2 im sogenannten Treibhauseffekt. (Enquete-Kommission Erdatmosshäre Dt. Bundestag 1989). Um also zu verhindern, daß in absehbarer Zukunft nicht nur die Wälder sterben, muß dringendst der Ausstoß von CO2 gesenkt werden. Dafür bietet sich kurzfristig nur die Stromerzeugung durch Kernspaltung an, ergänzt durch Nutzung von sogenannten regenerierbaren Energien und durch Sparen, wenn es noch möglich ist. Langfristig steht die Kernfusion zur Verfügung, mittelfristig können sicherlich die regenerierbaren Energien eine größere Rolle spielen. Sie werden bei uns im Angesicht des Tabus Kernenergie überbewertet. Dazu ist folgendes festzuhalten;

1. Energie ist niemals regenerierbar, sie steht allenfalls scheinbar unbegrenzt zur Verfügung, wie Sonne und Wind.

2. Windkraftwerke im großen Stile sind aus werkstofftechnischen Gründen momentan nicht zu realisieren, außerdem ist der Landschaftsverbrauch eine Frage, deren Antwort noch aussteht. Kleinanlagen sind eine Ergänzung, mehr aber auch nicht. Groß- und Mittelstädte sind nicht zu versorgen, auch nicht im Verbund mit Sonnenenergie.

3. Die Sonnenenergie ist in erster Linie eine Alternative für sonnenreiche Regionen, mit Halbwüsten, Wüsten und Steppen. Sie verbraucht Fläche, die kaum anderweitig zu nutzen ist. Regionen, wo sie teilweise schon erfolgreich eingesetzt wird, sind Andalusien und Südkalifornien.

Für 180MW (Megawatt) Leistung werden dort 470 Fußballfelder Reflektorenfläche gebraucht; in unseren Breiten kaum vorstellbar, abgesehen davon, daß bei uns die Sonne nicht 3 000 Stunden im Jahr scheint.

4. Die Wasserstofftechnologie könnte mittelfristig eine Lösung bieten. Dort, wo die Sonne scheint, wird mit Sonnenenergie Wasser gespalten zu Wasser- und Sauerstoff und dort, wo sie gebraucht wird, unter Energieabgabe (Knallgasexplosion) wieder verbunden zu Wasser. Auch die Steinkohle hätte so eine Zukunft als Wasserstofflieferant, wenn man aus der Steinkohle den Wasserstoff herauszieht.

Obwohl das Problem der Schwefel- und Stickoxidhaltigen Abgase gelöst und somit die Ursache für das heutige Waldsterben erkannt und bekämpft ist, muß eine Abkehr von fossilen Brennstoffen erfolgen, weil die Gefahr des Treibhauseffektes besteht.

Als Lösung bleibt kurzfristig nur der Einsatz der umstrittenen Kernspaltung. Ohne die Gefahren herunterspielen zu wollen, muß von Angsthysterie vor unbekannter Technik, die gar nicht so neu ist, gesprochen werden. Daß sich dadurch ausgerechnet lautstarke Umweltschützer in ein Dilemma manöveriert haben, ist ein bitterer Treppenwitz. Von diesen Gruppen hört man zwar viel gegen FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe), aber nichts gegen den Ausstoß von CO2.

Die Alternativen Sonne-, Wind- und Erdwärmeenergie lösen allenfalls mittelfristig die Energieversorgung moderner Volkswirtschaften und der Dritten Welt. Bis sie im ausreichenden Maße zur Verfügung stehen, ist es zur Verhinderung eines Treibhauseffektes zu spät. Da hilft in unseren Breiten nur die "gefürchtete" Kernenergie.

Die Geschichte des Eifelwaldes zeigt, wie wichtig ein rechtzeitiges Umstellen auf neue Energien ist, daß Abwarten oder Mangelverwaltung keine Lösung bringen, sondern nur das Problem hinauszögern und verschlimmern.

Literatur:

Der Totalkollaps einer Wirtschaftsstruktur kann heute noch weniger in Kauf genommen werden als im 19. Jahrhundert. Man muß die Möglichkeit ergreifen, die sich konkret bietet und nicht den zweiten vor dem ersten Schritt machen.

M. Faber, 1983: Köhlerei im Erfel-Hunsrück-Raum. Rheinisches Freilichtmuseum Kommern

P- Neu, 1988: Eisenindustrie in der Eitel, Abtei Braunweiler u. Köln

B. Schmidbauer, R. Dober, 1989: Erforderlich ist der Abschluß einer globalen Klimakonvention, Bericht der Enquetekommission Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre des deutschen Bundestages in: Frankfurter Allgemeine v. 10. 5.89 Nr. 107, Frankfurt am Main

W. Schwind, 1983: Der WakJ in der Vulkanefel in Geschehte und Gegenwart. Forstwiss. Dissertation, Göttingen

ders., 1984: Der Erfelwald im Wandel der Jahrhunderte, ausgehend von Untersuchungen in der Vulkaneifel, (Hrsg.: Eifetverein), Düren

ders., 1984: Aus der Forstgeschichte der Vulkaneifel, in: Heimatjahrbuch Kreis Daun

H. Steinert, 1989: Muß auch das Kohlendioxid aus den Rauchgasen entfernt werden? in:Blick durch die Wirtschaft - Frankfurter Zeitung (Wirtsch. Ausgabe der FAZ), Frankfurt

D. Wald (P.R. Sahm). 1983: Die Erfeler Eisenindustrie (Studienarbert) Gießerei-Inst. der RWTH Aachen

D. Wald, P. R. Sahm, 1987: Eisenguß. Die Eisengießereien in der Oberpfafe, gespiegelt an der Entwicklung in der übrigen Wett. in: 600 Jahre Große Hammereinung, Bergbau- und Industriemuseum Ostbayern. Theuem. Krs. Amberg

D. Wakj. P. R. Sahm, 1988: Zweieinhalbtausend Jahre Eisenverarbertung in der Erfel in: Heimatjahrbuch 1988 Kreis Daun

D. Wald. 1989: Eisenhütten im Kreis Daun, in: Heimatjahrbuch 1989 Kreis Daun

D.Wäd. H. Pteen, L. Schun, P. Scheuten, 1987:300 Jahre Jünkerath und das Eisen, Mannesmann Demag Werk Jünkerath

B. Kauder, 1988: Holzkohle - Probleme bei der Energieversorgung der Hütten Vortrag bei den II. Aachener interdisziplinären Gesprächen zur Geschichte am 21.6.1988 im Giefierei-lnst. RWTH Aachen.