150 Millionen Mark Liebe

Sternsinger in Aktion

Alois Mayer, Daun-Pützborn

 

Das Brauchtum des Sternsingens ("Dreikönigssingen") greift auf die in der Bibel erwähnten drei Weisen zurück, die dem Stern folgten und den neugeborenen König suchten. Sie fanden Jesus in einer Krippe liegen und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. Die Legende will wissen, daß diese drei Gelehrten, die erst ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. als Könige bezeichnet wurden, vom heiligen Thomas getauft waren.

1164 wurden die Gebeine der drei Weisen nach Köln gebracht, wo sie bis heute im Kölner Dom in einem goldenen Schrein aufs höchste verehrt werden. Die Bedeutung jener Heiligengestalten war in der Eifel und im Kreis Daun stets groß, allein schon durch die Tatsache, daß der größte Teil unseres Vulkaneifelraumes jahrhundertelang dem Erzbistum Köln zugehörig war.

Von mehreren Namen, die man den Magiern gab, wurden Caspar, Melchior und Balthasar die am bekanntesten. Seit 1300 wird der jüngste der drei Gelehrten als Mohr, Neger, dargestellt. Ab jetzt erscheinen sie als die Vertreter der damals bekannten Erdteile: Asien, Europa, Afrika. Der 6. Januar ist der Tag der heiligen Drei Könige. Da diesem Tag aber auch die letzte Rauhnacht folgt, die bei unseren Vorfahren eine weitaus höhere Bedeutung hatte als heutzutage, sind mit ihm mehrere Bräuche verbunden, von denen aber nur noch einige wenige bestehen. In einigen Vereinen hat sich das beliebte "Dreikönigsmahr mit festlichem Herrenessen erhalten, andere pflegen noch die Wahl eines "Bohnenkönigs", bei der eine Bohne in einem Kuchen versteckt ist. Wer sie findet, ist für ein Jahr der "Bohnenkönig" (Männergesangverein Daun).

Schon um 1550 zogen Schüler als die "Drei Weisen aus dem Morgenland" mit einem Stern von Haus zu Haus, sangen Bettellieder und erhielten dafür Geld oder Nahrung. Diese Sitte artete aber sehr zu einem Bettelbrauch aus, der Zank und Streitigkeiten nach sich zog, und deshalb fast allerorten ausgangs des 18. Jahrhunderts durch die Obrigkeit verboten wurde. So schrieb damals Goethe den Spottvers: "Die heiligen Drei Könige mit ihrem Stern, sie essen, sie trinken und bezahlen nicht gern." Erst nach dem Zweiten Weltkriege wurde der Brauch des "Sternsingens" mit neuem Sinn erfüllt und von einzelnen Geistlichen zu unterschiedlichen Zeiten in ihren Pfarreien wieder eingeführt.

Nach einer feierlichen heiligen Messe oder Andacht werden Meßdiener - in den meisten Orten sind auch Mädchen und andere Kinder mit in diesem Brauch einbezogen - durch Priester und Gemeinde entweder am Vorabend oder am Dreikönigstag zum Sternsingen geschickt.

 Phantasievoll verkleiden sich die Kinder als königliche Herren mit bunten, langen Gewändern und Kronen auf dem Kopf. Melchior ist schwarz angemalt und in den Händen halten sie die biblischen Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Fast immer geht noch ein viertes Kind mit. Es ist der Sternenträger. Stolz hält er seinen großen bunten Stern hoch auf einer Stange, der entweder von einer Kerze oder elektrischem Licht beleuchtet wird. Sie ziehen von Haus zu Haus, schellen oder klopfen an. Gerne öffnet man den Sternsingern die Türen und vernimmt dann, gesprochen oder gesungen, verschiedene Gedichte oder Lieder, die vorher fleißig mit Eltern, Lehrern, Geistlichen oder Pfarrgemeinderäten eingeübt wurden.

Sternsinger-Zeichnung von Rolf Dettmann.

Das bekannteste Lied lautet:

        "Die heil'gen drei König' mit ihrigem Stern, die kommen gegangen, ihr Frauen und Herrn."

Wer sich mit dieser Kurzfassung nicht zufrieden gibt, singt weiter:

        Der Stern gab ihnen den Schein. Ein neues Reich geht uns herein.

        Die heiligen Drei König' mit ihrigem Stern,

        die bringen dem Kindlein das Opfer so gern.

 

        Sie reisen in schneller Eil' in dreizehn Tag

        vierhundert Meil'

        Die heil'gen drei König' mit ihrigem Stern

        knien nieder und ehren das Kindlein, den Herrn.

        Ein' selige fröhliche Zeit, verleih uns Gott im Himmelreich!

Der Text und die Melodie sind ein sehr altes Sternsingerlied aus Oberbayern.

Im Singen unsichere Kindern sagen gerne folgendes Gedicht von Rudolf Otto Wiemer auf:

Die vier Sternsinger

Der erste:

        Der Stern, der über der Krippe steht, sagt

        Antwort dem, der zu ihm geht.

Der zweite:

        Der Stern, der über der Krippe brennt, führt

        rechten Weg, der ihn bekennt.

Der dritte:

        Der Stern, der über der Krippe scheint,

        schließt auf das Herze, das vereint.

Der vierte:

        Seht her, der Stern brennt lichterloh.

        Nun findet das Kind und werdet froh.

Hiernach erfolgen dann noch Segenswünsche, wie etwa folgender:

Caspar:

        Wir grüßen dies Haus und wünschen Euch allen von Herzen das göttliche Wohlgefallen.

Melchior:

        Gott möge uns allen Gesundheit verleihendem Vieh und den Saaten ein gutes Gedeihen.

Balthasar:

    Christus möge im Hause wohnen, für jede Wohltat euch reich belohnen.

Alle:

        Es segne das Haus und die da gehen ein und aus.

        Die Liebe sei mächtig, der Herr soll Euch führen, das schreiben wir heut auf die Schwellen der Türen.

Danach greift einer der Sternsinger zur Kreide und schreibt auf oder über die Eingangstür: 19 + C + M + B + 90.

Volkskundler erklären die Buchstaben als Abkürzung der Namen Caspar, Melchior und Balthasar. Neuerdings setzt sich aber eine andere und einleuchtendere Erklärung durch, daß es sich dabei um einen Segensspruch handelt, um einen Abwehrsegen gegen alles Unheil im kommenden Jahr in Haus und Hof. Der Segen lautet: Christus Mansionem Benedicat (Gott möge dieses Haus segnen). Gerne sind nun die Wohnungseigentümer bereit, Geld in den dargebotenen Spendentopf zu geben, das heute ausschließlich caritativen Zwecken der Weltmission zugute kommt. Aufwendungen in Naturalien (Eier, Wurst, Äpfel, Nüsse) wie dereinst, gibt es kaum noch, obwohl die singenden Kinder sich freuen, wenn man ihre Mühen auch mit etwas Süßem anerkennt.

Das Bonifatiuswerk für Kinder mit Sitz in Aachen hat das Sternsingerbrauchtum mit neuem Sinn erfüllt; 1959 erließ es den bundesweiten Ruf, das singende Verkünden des Sterns der Frohen Botschaft in den Dienst notleidender Menschen und Völker zu stellen. Zögernd folgten diesem Aufruf viele Pfarrgemeinden. Heute beteiligt sich jedes Dekanat und jede Diözese an dieser vorbildlichen Aktion. Ein Motto begleitet die Aufrufe. Es stammt aus einem Entwicklungsland, das jährlich abwechselnd in den Vordergrund gestellt wird. Zielgerecht werden ihm die ersammelten Gelder zur Verfügung kommen.

1988 wurden im Kreis Daun durch die vielen kleinen ehrenamtlichen "Könige" die stolze Summe von 88 916,41 DM ersungen, die nunmehr notleidenden Kindern in der sogenannten Dritten Welt zugute kommen.

1989 war Sri Lanka (Ceylon) das Hauptförderungsland. Die Losung für die Sternsingeraktion lautete "Nangurama". Man kann dieses Wort im umfassenden Sinne mit "Arche Noah" übersetzen. Ausdrükken soll es die Hoffnung und den Appell auf Frieden und Wohlergehen für jene Insel an der Südspitze Vorderindiens, die in Streit und Krieg verwickelt ist. Wie in den vergangenen Jahren und in den verschiedensten Ländern stehen auch diesmal wieder die zahlreichen Projekte für Hausbau, für Ernährungs- und Schulprogramme für Kinder und Jugendliche auf der Verwendungsliste der gesammelten Spenden. Bleibt zu hoffen, daß auch in diesem Jahr eine stolze Summe zusammenkam, mit der Notleidenden geholfen werden kann.

Und wenn die Spende im Sammeltopf der Sternsinger gelandet ist, bedanken Jungen und Mädchen sich brav und ziehen weiter zum nächsten Haus.

Alle:

Die Gabe vergelte der gütige Gott, mit langem Leben und gutem Tod. Er schenke euch ein gesegnetes Neues Jahr,das wünschen der Caspar, Melchior und Balthasar

Seit 1959 sind bisher über 150 Millionen Mark ersungen worden.

Über 150 Millionen mal Liebe, die Kindern und Jugendlichen in aller Welt zugute kam, ersungen durch kleine, bemalte und buntverkleidete Kinder und Jugendliche. Sternsinger sind es, die den Stern des Friedens, der Freude und Hoffnung vorantragen, so wie er es vor zweitausend Jahren der Menschheit in Bethlehem strahlend verkündete.