Aus alten Dokumenten; wann heiratete man gern?

August Meyer, Daun

 

Bei der Beschäftigung mit Pfarr-Registern des 18. und 19. Jahrhunderts fällt auf, daß viele Eheschließungen im Februar stattfanden. Das überraschte, ist doch dieser Monat der an Tagen ärmste und bietet auch vom Wetter keine besondere Einladung für ein Fest. Handelt es sich nun bei der Vorliebe für den zweiten Monat im Jahr um ein zeitlich begrenztes Phänomen oder um ein allgemein gültiges? 

Trautermine aus fünf Pfarreien sind hier erfaßt und in den einzelnen Monaten des Jahres festgehalten.

Die Pfarrei BROCKSCHEID war bis 1803 nur der kleine Pfarrort; später kamen Udler und Tettscheid als Filialen dazu. 250 Hochzeiten zwischen 1753 und 1934 zeigten eine ähnliche Verteilung der Eheschließungen auf die Monate wie in Nachbarpfarreien.

In DAUN wurden zwischen 1672 und 1815 eintausendsechzehn Ehen geschlossen; sie verteilten sich auf den Pfarrort Daun und die Filialen Boverath, Hörscheid, Rengen und Üdersdorf. Ab 1803 kam Hörscheid zu Darscheid und Üdersdorf wurde selbst Pfarrei.

Eine sehr große Gemeinde war MEHREN. Die Pfarrbücher beginnen allerdings relativ spät. Deshalb sind nur 450 Hochzeiten zwischen 1763 und 1798 erfaßt. Diese waren nicht alle in der Mehrener Pfarrkirche, sondern wurden öfter in den zuständigen Filialkapellen 'gefeiert; in Allscheid, Darscheid, Ellscheid, Schönebach, Steineberg, Steiningen, Tettscheid und Trittscheid. Ab 1803 blieb nur Steiningen bei Mehren.

Die Pfarrei STEINBORN war noch weiträumiger. Zu ihr gehörten: Hinterweiler, Kirchweiler, Neroth, Neunkirchen, Oberstadtfeld, Pützborn, Steinborn, Waldkönigen und Weiersbach; dazu kamen ein Teil von Gees und Gemünden, das aufgeteilt war unter den Pfarreien Daun, Steinborn und Weinfeld. In 67 Jahren, zwischen 1741 und 1798 wurden eintausendvierunddreißig Ehen geschlossen.

Die Pfarrei Weinfeld begann ihre Register 1692. Dort sind die Ehen bis 1798 erfaßt; 1798 mußten die Register bei der damals französischen Verwaltung abgegeben werden. Ihre Zahl beträgt genau 500. Sie wurden geschlossen in der Pfarrkirche Weinfeld oder in Schalkenmehren, Saxler und Udler.

Die betrachteten Zeiträume sind also sehr unterschiedlich, was aber bedeutungslos ist, da sich immer eine ähnliche Verteilung der Hochzeiten auf die Monate des Jahres ergab.

Der Raum umfaßt fast 30 Dörfer, in denen um 1770 etwa viereinhalbtausend Menschen lebten. Mehren war mit 463 Bewohnern der volkreichste Ort, gefolgt von Neroth 380 und Daun 342.

Von den 3 260 Ehen wurden die wenigsten im Dezember geschlossen, um 2,8 Prozent und der Monat März mit 3,8 Prozent stand wenig darüber.

Die Gründe liegen klar auf der Hand. Beide Monate fielen in die sogenannte "geschlossene Zeit", in der nach Wunsch der Kirche keine lauten Festlichkeiten begangen werden sollten, vor allem kein Tanz. Damit waren auch Hochzeitsfeiern so gut wie ausgeschlossen. Der Dezember umfaßt den Advent, der März fällt mehr oder weniger ganz in die Fastenzeit. Auch der Sommer weist wenig Trauungen aus.3. August mit 131 oder 4 Prozent, 4. Juli mit 146 oder 4,5 Prozent, 5. Juni mit 161 oder 4,9 Prozent.

Das sind die Monate, in denen die Dorfbevölkerung die meiste Arbeit in der Heu-und Kornernte hatte. Sie forderte intensiven Einsatz, duldete keine Unterbrechungen. Weniger zwingend waren die anfallenden Arbeiten im Herbst.

 Hochzeiten waren am 6. September 174 oder 5 Prozent. Eheschließungen am 7. Oktober 230 oder 7 Prozent, am 8. April 260 oder 8 Prozent, am 9. Mai 304 oder 9,3 Prozent.

Der November liegt sowohl außerhalb der dringend anfallenden Arbeiten als auch der "geschlossenen Zeit" und deshalb liegt er mit 317 Trauungen über dem Monatsdurchschnitt von 271; auf ihn entfallen 9,7 Prozent.

Er wird aber weit übertroffen von den Wintermonaten. Am 11. Januar mit 547 oder 16,8 Prozent der Eheschließungen und am 12. Februar mit 774 oder 23,7 Prozent. Das bedeutet, daß jede vierte Ehe im Februar geschlossen wurde. Jede zweite Heirat fiel in einen der drei düsteren Monate; Februar, Januar oder November. 

Dies Heiratsverhalten zeigt deutlich, daß unsere Vorfahren nüchterne Menschen waren. Sie hielten sich an überkommene Ordnungen und fügten sich in den Rahmen, den lebensnotwendige Arbeiten in Wiese, Feld, Garten, Stall und Scheune setzten.

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