Nachwuchs bei den Heinzelmännchen

Christa Feltgen, Steffeln

 

"Kunst ist keine Frage des Standorts, sondern eine Frage des Standpunkts", so das Motto bei der Vorstellungsfeier der Akademie für Bildende Kunst Vulkaneifel 1988 im Steffelner Pfarrhaus. Diese Akademie war eine Idee des Düsseldorfer Galeristen Norbert Blaeser, der im unter Denkmalschutz stehenden Pfarrhaus einen Treffpunkt für Kunstinteressierte jeglichen Alters - mit und ohne Vorbildung -schaffen wollte.

In der Zwischenzeit hat sich schon so manch angehender Künstler und interessierte Laie eine Weile in dem alten Haus aufgehalten, um, wie es im Angebot der Akademie heißt... einem Künstler bei der Arbeit über die Schulter zu schauen und dabei selbst so viel wie möglich zu lernen und zu erarbeiten.

Wer das Pfarrhaus vorher gekannt hat und es heute betritt, dem fällt sofort die Veränderung auf. Die dunklen Farben sind verschwunden, vom Keller bis zum Dach sind Räume, Möbel und die Ateliereinrichtungen in lichten Holzfarben gehalten. Aber es scheint, als habe sich das alte Haus nicht sofort an so viel Helligkeit gewöhnen können. Alles mutet ein wenig fremd an, als wäre noch etwas von dem Geist all der Menschen, die früher dort gewohnt haben, zu spüren. Da ist so ein Gefühl, als könnten sie im nächsten Augenblick aus einer Tür treten und den Besucher fragen, was er eigentlich dort zu suchen hat. Aber das alte Haus hat schon viel erlebt und so werden die alten Mauern und die neue Einrichtung sicher im Lauf der Zeit zu einer guten Einheit zusammenwachsen.

Für die Menschen, die dort lehren und lernen, liegt das Pfarrhaus in einer guten Umgebung. Wer einmal auf dem nahegelegenen Kapellenberg stand, hatte bestimmt den Wunsch - auch wenn er gar kein Maler ist - die Bilder der schönen Landschaft vor seinen Augen festzuhalten. Wenn das Draußen so stimmt, ist sicher auch im Haus Harmonie zu finden.

Der "Neue im alten Pfarrhaus" Gemälde von Prof. Regschek mit dem Untertitel: "Friedrich Wilhelm II. von Steffeln. Es ist. erreicht, die Zwerge von Steffeln sind gerettet. "

Repro: Hans Feltgen

Professor Kurt Regschek, einer der in Steffeln arbeitenden Künstler und Lehrer erzählte dazu, was phantasiebegabten Menschen, wie es die Künstler nun einmal sind, in froher Runde alles einfallen kann. Die Heinzelmännchen im Pfarrhaus sind natürlich erhalten geblieben, in der neuen Umgebung wirken sie besonders interessant und verschönern den heutigen Aufenthaltsraum der Akademie. Bei einem gemütlichen abendlichen Beisammensein kam bei Professor Regschek und seinen Schülern der Wunsch auf, auch den Rest des Zimmers noch mit Heinzelmännchen zu verzieren. Und schließlich, so träumten sie weiter, könnte sich ein Band von Zwergen ruhig auch auf der Außenseite des Gebäudes entlangziehen, bis hinten in den Garten, wo dann der größte Zwerg der Welt entstehen müßte. Mindestens 16 Meter hoch sollte er werden und könnte somit in eins der oberen Fenster schauen...

Die Steffelner nehmen das Treiben der Gäste im alten Pfarrhaus ja gelassen hin, ob sie aber zu diesem Vorhaben noch ja gesagt hätten?

Aus der ganzen Zwergen-ldee ist dann letzten Endes doch etwas Konkretes entstanden. Professor Regschek hat einen neuen, stattlichen Zwerg gemalt, mit einer Mütze, die dem hinteren, kleineren Turm über der Sakristei der Pfarrkirche in Steffeln verblüffend ähnlich sieht und mit einem trotzig gezwirbelten Kaiser-Wilhelm-Schnurrbart "Es ist erreicht!". Das Bild hängt nun ebenfalls im Aufenthaltsraum der Akademie und man würde sich nicht wundern, wenn es noch weitere Bilder nach sich zieht.

"Es ist erreicht" kann man nicht nur zur erfolgreichen Renovierung des Pfarrhauses, dem Erhalt der Heinzelmännchen und der Einrichtung der Akademie sagen; es war auch so etwas wie das neue Motto, unter dem die zweite Kunst-Saison in Steffeln begonnen hat.

Mittlerweile ist schon vieles erreicht, was man sich von diesem Haus erhoffte. Der Akademie ist zu wünschen, daß sie zur festen Einrichtung im Kulturleben der Eitel wird und bleibt.