Burgenromantik

Matthias Thömmes, Philippsheim

 

Schon immer zählten die Burgen zu den attraktivsten Sehenswürdigkeiten unserer schönen Eifelheimat. Zahlreich grüßen sie als Höhenburgen von den Bergspitzen oder begegnen uns als Wasserburgen in den romantischen Flußtälern. Seit Jahrhunderten künden sie von der Ritterherrlichkeit vergangener Adelsgeschlechter und sind bleibende Zeugen dieser ereignisreichen Zeit.

Die Geschichte des Ritterstandes hat ihren Ursprung in den Reiterheeren, die man zum Kampf gegen Hunnen und Sarazenen aufstellte. Später, im Dienste der Könige und Kaiser, wurden sie mit Lehen (Ländereien, Landbesitz) belohnt. Zum Schutz für Adel und Volk erbauten sie Burgen, die im Laufe der Zeit zu Stammsitzen zahlreicher Herrscherdynastien wurden.

Die Burgen der Eitel entstanden überwiegend nach dem Jahre 925, als die linke Rheinseite durch Heinrich I. Anschluß an das rechtsrheinische Reich fand. Vor allem im 11., 12. und 13. Jahrhundert wurden im Eifelgebiet über 140 Burgen errichtet. Die bedeutendsten Dynastien waren die Herren von Eltz, Luxemburg, Manderscheid, Eschringen Gerolstein, Daun, Aremberg, Blankenheim und Malberg. Viele machten sich verdient in den Kreuzzügen, als viele Rittergeschlechter zu Kreuzritterorden zusammengeschlossen wurden. In späteren Jahren verfiel das Ritterwesen, Gilles von Daun, Kuno von Ulmen und Kuno von Malberg wurden zu Raubrittern. Erzbischof Balduin von Trier schritt dagegen ein, bekämpfte und besiegte sie.

Das endgültige Schicksal der Burgen wurde durch Kriege, vor allem durch den Jülicher Krieg (1543), den dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648), den Einfall der Franzosen unter Ludwig dem XIV. (1673 und 1688) sowie unter Napoleon besiegelt. Damals wurden die meisten Burgen zerstört und anschließend als Steinbruch benutzt. Damit war auch der Untergang der Dynastien verbunden. Viele Ritter wanderten ab und gingen in militärische oder diplomatische Dienste. So zog Graf Anton von Daun 1657 für immer nach Österreich. Sein Sohn Heinrich wurde ein hervorragender Feldherr, später Fürst und danach Statthalter der Niederlande. Er starb in Mailand als Gouverneur der Stadt. Sein Sohn Leopold schlug Friedrich II. bei Kolin im Dienste Maria Theresias und wurde Feldmarschall.

Wenn auch die meisten Burgen heute nur noch als Ruinen vorhanden sind, so kann man ihre Anlage noch gut erkennen.

Die Ritterburg war Wohnhaus und Festung zugleich (s. Abb. Zeichnung). Eine hohe Mauer (1) mit Schießscharten (2), Zinnen (3) und Wehrtürmen (4) läuft rings um die Burg. Die Zugbrücke (5) führt über den Burggraben zum Burgtor (6), über dem sich die Pechnase befindet (7). Hat man das Tor durchschritten, gelangt man in den äußeren Burghof, auch Zwinger genannt (8). Durch ein zweites Tor (9) gehts ins Burginnere. Hier steht das Herrenhaus (Palas 10), das Frauenhaus (Kemenate 11) und die Burgkapelle (12). Die ganze Anlage wird vom Bergfried, dem höchsten Turm überragt. Hier wohnte der Turmwächter, der vom Bergfried aus das Nahen von Freund oder Feind meldete.

In unserem Kreisgebiet befinden sich heute noch etwa 10 sehenswerte Burgruinen. Die stattlichste ist die Kasselburg, in der Nähe von Pelm auf einem Basaltfelsen über dem Kylltal gelegen. Sie entstand wahrscheinlich bereits im 12. Jahrhundert und ist 1291 im Besitz der Herren von Blankenheim bezeugt. Nach mehrmaligern Besitzerwechsel ging das Bauwerk schließlich an die Grafen von Arenberg, denen die Burg bis zur Französischen Revolution gehörte.

Die Ritterburg (Zeichnung)

 

In der Kasselburg sind heute noch Bauteile aus dem 13., 14. und 15. Jahrhundert enthalten. Einzigartig in der Geschichte des deutschen Burgenbaues ist der Mitte des 14. Jahrhunderts errichtete, in acht Geschossen 37 m hoch aufragende Wohnturm, von dessen oberster Plattform man einen einmaligen Ausblick auf die Eifellandschaft hat. Aus derselben Zeit stammt der dreigeschossige Palas an der Südseite der Ringmauer mit angebauter Kapelle (äußerer Bering). Außerdem sind noch die innere Ringmauer mit Erkertürmchen, die Vorburg mit Resten von Wohn-und Wirtschaftsgebäuden, ein Brunnenturm und das äußere Burgtor mit vorgebautem, quadratischen Torturm vorhanden.

Burg Lissingen

Foto Peter Kohlhepp

Eine zusätzliche Attraktion bildet heute das im Inneren der Burg befindliche Greifvogelgehege. Im benachbarten Gerolstein finden wir die Löwenburg. Ihr historischer Name ist Gerhardstein, da sie von Gerhard VI. von Blankenheim (1314 - 1350) erbaut wurde. Nach ihrer Zerstörung im Jahre 1691 wurde sie 1777 auf Abbruch verkauft. Erhalten sind in der Vorburg die 11 m hohe Schildmauer und in der Hauptburg Reste von Wohngebäuden. Nur 3 km kyllabwärts befindet sich im Ortsteil Lissingen eine weitere Burg, die als Lehen der Abtei Prüm 1212 erstmals als im Besitz der Smeych von Lissingen genannt wird. Das Bauwerk befindet sich nahe der Kyll und war ursprünglich von Wassergräben umgeben (Wasserburg). Heute ist es durch zahlreiche Um- und Erweiterungsbauten so in den Ort integriert, daß von dem ursprünglich wehrhaften Charakter der Anlage nicht mehr viel zu erkennen ist. Trotzdem ist der Burgcharakter durch das Vorhandensein von Türmen, Pechnasen, Mauern und Erkern noch deutlich erhalten. Bleiben wir auf der Straße kyllabwärts, so gelangen wir nach wenigen Kilometern in den Ort Mürlenbach, über dem schon von weitem die gleichnamige Burg von einer Anhöhe grüßt. Angeblich ist sie eine Gründung Bertradas, der Mutter Karls des Großen, die sowohl die Abtei Prüm, als auch diese Burg gestiftet haben soll. Urkundliche Erwähnung findet sie allerdings erst im Jahre 1331, war lange strittig zwischen Prüm und Trier und kam 1576 endgültig in Trierer Besitz. Sehenswert ist vor allem die stattliche, noch gut erhaltene Torburg, bestehend aus zwei Rundtürmen und einem Zwischenbau. Die übrigen Bauwerke wurden teilweise zu Wohnzwecken ausgebaut.

Burg Mürlenbach

Foto Peter Kohlhepp

Wasserburg Densborn

Foto: Ursula Thömmes

Im nur wenige Kilometer entfernten Densborn finden wir wieder die Reste einer ehemaligen Wasserburg, 1290 erstmals erwähnt. Erhalten sind noch größere Teile der spätmittelalterlichen Ringmauer mit Rundturm an der Südwestecke, sowie die Grundmauern alter Wohnbauten. Ein noch vorhandenes Wohnhaus wurde Ende des 16. Jahrhunderts erbaut und im 18. Jahrhundert verändert.

In der Nähe von Neroth begegnen wir der Burg Freudenkoppe auf dem "Nerother Kopf" in 647 m Höhe. Das sagenumwobene Bauwerk wurde 1340 von König Johann von Böhmen auf luxemburgischem Territorium erbaut, der es schon 1346 dem Kurfürsten Balduin von Trier überließ. Erhalten sind Reste der trapezförmigen Ringmauer und des quadratischen Bergfrieds in der Osthälfte des Burghofes. Die Ruine eines stattlichen Burghauses am Südhang des Burgberges stammt aus dem 15. Jahrhundert.

Mitten in Daun erhebt sich auf einem hohen Basaltfelsen, den ganzen Ort überschauend, die ehemalige Burg Daun, im 8. Jahrhundert als Burg "Dünne" erbaut, aus der die spätere Reichsburg Daun hevorging. Nach der Zerstörung durch die Franzosen im Jahre 1689 baute man unter Verwendung des Mauerwerks 1712 nach Plänen des kurtrierischen Hofbaumeisters Joh. Philipp Honorius Ravensteyn das ehemalige Amtshaus in den Burgbereich, 1865 - 67 die heutige evangelische Kirche. Von der alten Burg sind noch Teile der Ringmauer erhalten.

Ein noch gut erhaltenes Schloß finden wir in Oberehe, das in den Jahren 1696 - 98 für Johann Christoph Veyder, den Herrn zu Malberg, gebaut wurde. Es ist ein schönes Beispiel für die damaligen kleineren Landsitze in der Eifel. Sehenswert vor allem das malerisch breit angelegte und von zwei quadratischen Türmen eingefaßte Torhaus. Außerdem sind noch das dreigeschossige Herrenhaus mit Säulenportal und Stuckdecken, sowie ein hübsches Gartenhäuschen erhalten. Einige Kilometer nördlich von Oberehe befindet sich im gleichnamigen Ort die Burg Kerpen. Schon 1136 sind Herren von Kerpen bezeugt. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel wurde das Bauwerk schließlich auf Abbruch versteigert. Ende des 19. Jahrhunderts begann man mit Sicherungs- und Ausbauarbeiten, sodaß heute ein großer Teil der terrassenförmig ansteigenden Anlage aus dem 12. - 16. Jahrhundert erhalten ist. Imposant vor allem der romanische Bergfried mit sehr starken Mauern und erneuertem Zinnenkranz.

Im Jünkerather Ortsteil Glaadt sind noch Reste eines Schlosses zu sehen, das 1726 - 35 anstelle einer ehemaligen Wasserburg nach Plänen des französischen Architekten Philippart gebaut wurde. Nur zwei Jahre später wurde das Bauwerk durch einen Blitzschlag vernichtet. 1804 erfolgte die Versteigerung der Ruine auf Abbruch, heute sind nur noch Mauerreste vorhanden. Weitere Burgen befanden sich in Dreis, Hillesheim, Stadtkyll und wahrscheinlich auf dem Arens- oder Arnulfsberg bei Hillesheim.

Literatur: Krämer Karl Emerich: Von Burg zu Burg durch die Eifel

Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Rheinland-Ralz-Saarland.

Schloßruine Jünkerath

Foto: Marianne Schönberg