Blick über die Kreisgrenze

 

Einladung ins Kreismuseum nach Blankenheim

Klaus Ring, Blankenheim

 

Blankenheim an der Ahrquelle, die meisten werden es kennen. Aber kennen Sie auch schon das neueröffnete Kreismuseum? Es befindet sich seit 1987 in einem restaurierten Fachwerkgebäude an der Ahrstraße in der verkehrsberuhigten Zone. Nicht nur das Haus ist innen völlig neugestaltet, auch die Ausstellung hat weit über die Eitel hinaus durch eine ungewohnte Art der Präsentation Beachtung gefunden. Wenn Sie sich informieren möchten, was Sie bei einem Besuch erwartet, folgen Sie mir doch jetzt einfach unauffällig bei einem Gang durch die Räume "meines" Museums. Ich werde Ihnen schon im Voraus ein wenig erzählen, weil ein Museumsleiter ja nicht allen Besuchern für eine persönliche Führung zur Verfügung stehen kann.

Ein landschaftsbezogenes Museum

Unser Museum beschäftigt sich mit den Menschen und der Landschaft der Nordwesteifel. Dies ist, ganz grob umrissen, das Gebiet zwischen Hillesheim und Stadtkyll im Süden, Schieiden im Westen, Mechernich im Norden und Bad Münste-reifel im Osten. Wir verstehen uns also als regionales Museum einer Landschaft mit reichhaltigem Naturraum und abwechslungsreicher kulturgeschichtlicher Entwicklung. Ob Sie allein, mit Freunden, Verwandten, Kindern oder als Schulklasse, Wander- oder Reisegruppe kommen: Die Ausstellung bietet für jedes Lebensalter und jede Interessenlage Entdeckens- und Erlebenswertes. Selbst Kinder im Vorschulalter haben schon ihre Freude an dem lebendig gestalteten Aufbau und sind fasziniert von Hase, Wildschwein und Fuchs. Viele Besucher erinnern sich an eigene Erlebnisse mit den ausgestellten Präparaten oder Gerätschaften und werden angeregt, ihr Wissen und ihre Erinnerung an die Jüngeren weiterzugeben. Den besonderen Reiz macht dabei die direkte Gegenüberstellung und Verknüpfung zwischen der Naturkunde und den kulturhistorischen Zusammenhängen aus; hier können Vergangenheit und Gegenwart einer Landschaft unter ganz neuen Fragestellungen entdeckt und betrachtet werden. Dabei ist die Ausstellung so angelegt, daß sie sich weitgehend selbst erschließt. Auch für Gruppen ist eine persönliche Führung nicht erforderlich. Informationen über Funktion und Bedeutung der ausgestellten Gegenstände sind auf Beschriftungstafeln zu finden. Darüber hinaus liegen an der Kasse auf Anfrage Museumsführer mit erläuternden und erweiternden Zusatzinformationen kostenlos zur Ausleihe bereit.

Vor dem Rundgang

Wie in fast jedem Museum, steht auch in unserem Haus am Beginn die Kasse. Die Eintrittsgelder decken zwar nur einen sehr geringen Teil der Kosten, die der Betrieb eines Museums jedes Jahr verursacht, aber sie sind dennoch wichtig und stellen darüber hinaus eine Anerkennung für die Mitarbeiter dar, die sich jahraus, jahrein mit Kopf, Herz und Hand um die Besucher bemühen. Für größere Gruppen, insbesondere Schulklassen, ist es ratsam, sich vorher anzumelden, damit die Besuchszeiten bei mehreren Gruppen am gleichen Tag ein wenig gestaffelt werden können. Anmeldungen bitte unter der am Schluß genannten Telefonnummer.

Erdgeschichte

Der Rundgang beginnt im Keller, wohin man durch eine grafische Zeitspirale der Erdentwicklung im Treppenhaus fast magisch gezogen wird. Im ersten Ausstellungsraum plätschert ein kleiner Bachlauf, der die Erdgeschichte seines Einzugsbereiches offenlegt und vor allem Kinder fasziniert. Der erwachsene Besucher erfährt vielerlei Wissenswertes über die Entstehung von Gesteinen und die Verarbeitung von Basalt, Sandstein und Kalk, während die kleinen Begleiter im nächsten Raum bereits das farbige Leben im devonischen Korallenriff der Eifeler Meeresstraße bewundern. Viele der wertvollen Versteinerungen sind natürlich hinter Glaswänden ausgestellt, aber mehrere große Korallenstöcke können und sollen angefaßt werden. Einige Großfotos erläutern die wirtschaftliche Bedeutung des in der Devonzeit entstandenen Kalkes für die Nordwesteifel seit der römischen Zeit.

Siedlungsgeschichte

Einer der frühesten Siedlungsplätze nördlich der Alpen, die Kartsteinhöhle mit ihren fast 300 000 Jahre alten Funden, steht im Mittelpunkt des dritten Kellerraumes. Knochen von Höhlenbär und Mammut ziehen die Besucher ebenso an, wie ein Blick in das Innere des Höhlenmodells, wo sich eine Gruppe von Neandertalern (um 60 000 v. Chr.) vor ihrem Zelt aus Tierfellen am Lagerfeuer niedergelassen hat. Charakteristische Funde von Stein- und Bronzewerkzeugen führen in großen Zeitsprüngen in die vorrömische Eisenzeit, für die ein Getreidemahlstein aus Mayener Basaltlava, ein Exportschlager des Eifelraumes, kennzeichnend ist. Die Siedlungsgeschichte der römischen Epoche (um 50 v. Chr. bis um 400 n. Chr.) wird am Beispiel von Funden des in Blankenheim ausgegrabenen großen Gutshofes dargeboten. Staunen erregt hier vor allem das ausgeklügelte Heizungssystem mit Warmluftkanälen unter dem Fußboden und in den Wänden. Den vierten Keller beherrscht, schon von weitem sichtbar, die lebensgroße grafische Darstellung einer Frauen- und einer Männergestalt. In dieser Vitrine werden Grabbeigaben aus fränkischen Gräbern ausgestellt. Sie sind die einzigen Überreste dieser Epoche vom 5. bis zum 9. Jahrhundert. Die Dörfer des frühen und hohen Mittelalters liegen nämlich fast überall unter den heutigen Orten und sind daher nicht auszugraben. In zeitgenössischen Dokumenten wird zum Abschluß des Kapitels über die Siedlungsgeschichte noch an die große Auswanderungswelle aus der Eitel gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts erinnert. Neben den Illustrationen über die Strapazen der Überfahrt nach Amerika fasziniert vor allem der Brief eines Eifeler Auswanderers, in dem er 37 Jahre nach seinem Aufbruch seine Erlebnisse in der neuen Heimat schildert.

Beinahe echt wirkt das Wiesenstück, mit Baum und Vögeln, dem "aufgesetzten" Heu....

Ein Vorratsraum im Kreismuseum mit Gerät zur Verarbeitung, zur Lagerung von Früchten

Hier gehts um Getreide, spezielle Werkzeuge zum Dreschen, Abmessen.

Landwirtschaft

Das Obergeschoß beschäftigt sich mit der Zeit um 1900 und legt einen breiten Querschnitt durch die Lebens- und Arbeitswelt damaliger Bauern. Schon von den letzten Treppenstufen aus zieht eine große Vitrine mit der Darstellung eines reifenden Haferfeldes und seiner Tierwelt den Blick des ankommenden Besuchers auf sich. Die Szene zeigt einen Fuchs, der gerade einen Fasanenhahn gegriffen hat, während sich die Henne durch Auffliegen noch einmal retten konnte. In der Koje gegenüber steht ein Pflug in der Ackerfurche, als ob der Bauer ihn eben verlassen habe. Die Peitsche lehnt daran; am Feldrand stehen das emaillierte Eßgeschirr und die Kaffeeflasche. Erst beim zweiten Hinsehen entdeckt der Besucher den Feldhasen, der sich regungslos in die Furche geduckt hat. Unter dem mit Tonziegeln und Strohpuppen gedeckten Dach der Scheune kann man dann die Getreideverarbeitung in allen Schritten nachvollziehen: vom Dreschen mit dem Flegel über das Reinigen des Getreides in der Kornfege bis zum Abwiegen in Scheffelmaßen oder auf der Sackwaage. Für die jüngsten Besucher gibt es das Huhn ebenso zu entdecken wie die Schwalbe unter dem Dach und die Maus auf dem Kornmaß. Kleine Einzelszenen aus dem Naturraum Feld vervollständigen die Tierwelt des Museums: Rebhuhn, Maulwurf, Feldmaus und die verschiedenen Vogelarten von der Goldammer bis zum Sperling. In der Großvitrine Garten mit Schuppenecke und Komposthaufen wird einiges über die Anbaumethoden der Vergangenheit veranschaulicht. In diesem Nutzgarten hat die Schnecke am Salat ebenso ihren Platz wie der Steinmarder oder der Gartenschläfer unter dem morschen Bretterdach. In kleinen Schaukästen werden die heimischen Schmetterlinge samt ihren für sie lebenswichtigen Futterpflanzen dargestellt. Gegenüber ist ein bäuerlicher Vorratsraum im Herbst aufgebaut: Von den getrockneten Apfelringen unter dem Dach über Sauerkrauttöpfe und Kartoffelkisten bis zu den aufgehängten Kräutern ist alles vorhanden, was im ländlichen Bereich konserviert werden konnte und mußte. Die Maus in der Drahtfalle erregt auch bei ängstlichen Gemütern kaum Abscheu, und die Katze ist der Liebling aller Kinder im Museum. Über das vielfältige Tier- und Pflanzenleben in der Wiese informiert eine weitere Großvitrine. Nebenan wird die Verarbeitung der Milch im bäuerlichen Haushalt anhand von Objekten wie Aufrahmschüsseln, Stoßbutterfässern und Butterformen vorgestellt. Die lebensgroße Figur einer butternden Bäuerin in der Originalkleidung der Jahrhundertwende macht die Schwere und Langwierigkeit dieser Arbeit nachvollziehbar; der Hund im Laufrad, der das Butterfaß mechanisch bewegte, kann so als Hilfe für den Menschen begriffen werden.

Wassernutzung

Der nächste Ausstellungsraum ist ganz dem Thema Wasser gewidmet. Acht kleine und eine große Vitrine vermitteln lebendige Eindrücke vom Leben am und im Wasser der nordwestlichen Eitel. Bach, Teich und Sumpf werden als Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten vorgestellt, wobei vor allem die in kindgemäßer Augenhöhe angebrachten Einblicke in die Unterwasserwelt faszinieren. Da sind die räuberischen Gelbrandkäfer ebenso zu verfolgen wie Flußkrebse oder die wenig bekannten Larven der Großlibellen. In der Natur nur noch äußerst selten zu beobach-tende Vögel wie Wasseramsel oder Eisvogel können in ihren typischen Lebensräumen und Nahrungsgewohnheiten ohne Scheu studiert werden. Die Erwachsenen stehen noch vor Informationstafeln über die Bedeutung des Mineralwassers oder den Bau der ersten Eifel-Talsperre, da haben die Kinder längst das Modell mit dem Thema Wasserkraft entdeckt und sehen den von Wasserrädern angetriebenen Hämmern, Pochwerken oder Sägegattern zu, die sich mit Plätschern und typischen Arbeitsgeräuschen auch akustisch wahrnehmen lassen.

Waldwirtschaft

Wieder im großen Ausstellungsraum zurück, findet sich der Besucher in einen Eifelwald versetzt, und er kann anhand der aufgestellten Stämme sein Wissen über die verschiedenen Holzarten ergänzen. Wie sehr sich das Erscheinungsbild dieser Wälder in den letzten 150 Jahren verändert hat, vor allem durch die großflächigen Aufforstungen von Heidegebieten, erfährt man anhand von Bildern und ausgestellten Dokumenten. In einer hüttenähnlichen Koje gegenüber ist dann eine Sammlung von typischen Jagdutensilien wie Flinte, Hörn und Hirschfänger ausgestellt. Aber eine Vitrine in tristem Grau informiert auch über Tierarten, die durch die Jagdtätigkeit des Menschen ganz oder beinahe ausgerottet wurden wie Wanderfalke, Birk- und Haselwild. Während kleine Vitrinen über Waldschädlinge und ihre natürlichen Feinde wie Spechte, Kleiber und Baumläufer unterrichten, wird in der nächsten Koje die Bedeutung des Waldes für die Ernährung von Mensch und Vieh veranschaulicht. Zwischen den Bienenkörben, der Obstpresse und den Vorratsbehältern für die Stallstreu haben sich wieder einige Tiere verborgen, die es zu entdecken gilt: Igel, Fledermaus und Schleiereule. Die Großvitrine Wald, die größte des Museums überhaupt, gibt einen umfassenden Eindruck vom Leben in diesem riesigen Naturraum. Insgesamt 30 verschiedene Tiere sind, teilweise in Busch-und Blattwerk perfekt getarnt, vom Besucher zu betrachten: vom majestätischen Keiler über den Dachs bis zu den kaum wahrzunehmenden Hirschkäfern, Salamandern und Moschusböcken auf dem Waldboden. Gegenüber ist dann die Arbeit des Zimmermanns zu bestaunen. Während die Erwachsenen sich mit der schweren Arbeit des Balkensägens oder der Technik der Fachwerkfüllung vertraut machen, haben Kinder längst die Wagenwinde betätigt, die früher half, im Schlamm steckengebliebene Holzfuhrwerke wieder flott zu machen. Schließlich betritt man durch eine offenstehende Tür eine dörfliche Schreinerei mit Hobelbank, Drechselbank und den Werkzeugen des Schreiners wie Säge, Hobel und Bohrer. Späne liegen überall herum, und man erwartet den Handwerker fast hinter der Tür. Ein paar angefangene Werkstücke sind eingespannt und zeigen, warum diese Handwerkerstube so unmittelbar mit dem Wald als Naturraum zu tun hat: Holz war der mit Abstand wichtigste Werkstoff im bäuerlichen Bereich.

Getreidevitrinen, da sieht man auch, was unter der Erde ist, wer dort lebt, Nahrung findet.

Im Freigelände

Wenn schönes Wetter ist, lädt der großzügig gestaltete Museumsplatz mit seinen Bänken und der Wasserpumpe zum Verweilen ein. Im Museumsgarten werden Kräuter, Blumen und Gemüse nach alter Art liebevoll angebaut. Hier können die Besucher dem Gärtner bei der Arbeit zusehen und ihm Fragen stellen. Derweil freuen sich die Hühner und der Hahn des Mini-Hühnerhofes über einige Brotkrümel vom Tagesproviant. Auf dem Museumsplatz werden während des Sommerhalbjahres des öfteren Veranstaltungen durchgeführt wie Openair-Konzerte, Theateraufführungen und museumspädagogische Aktionen. Informationen darüber und überhaupt erteilen Ihnen gerne die Mitarbeiter des Kreismuseums Blankenheim, Ahrstraße 57, 5378 Blankenheim, Telefon (0 24 49) 276. Unsere Öffnungszeiten: Dienstag-Freitag 10-12.30 und 14-17 Uhr, Samstag 14-17 Uhr, Sonntag 10-12.30 und 14-17 Uhr.