Sur la route d'amitie

Auf den Spuren deutsch-französischer Partnerschaft

 Malte Blümke, Daun

 

Mitglieder der ehemaligen Singgruppe des Dauner Fremdsprachenvereins trafen sich im vergangenen Jahr bei ihrem Mentor Andre Roussel-Coumont in Zemmer bei Trier. Mit dem Lied "Sur la route d'amitie" bedankten sie sich beim damaligen französischen Kreisdelgierten, der als Beauftragter der Hohen Kommission in Bad Godesberg die erste Brücke zur deutschfranzösischen Freundschaft schlug.

Die Gründung des Dauner Fremdsprachenvereins und der Singgruppe im Fremdsprachenverein erfolgte auf Anregung von Andre'Roussel-Coumont, der vom Juli 1949 bis Februar 1952 Kreisdelegierter der französischen Militärregierung in Daun war. Seit der Gründung des Fremdsprachenvereins im August 1951 fanden regelmäßig im "Alten Finanzamt" in Daun Kurse in Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch statt. Um durch Musik die Kultur Frankreichs besser kennenzulernen, hatten sich unter Leitung von Hildegard Mühleis etwa zwanzig junge Frauen zu einem Chor zusammengefunden. Französische Lieder von Albert Samain, Arthur Rimbaud, Paul Verlaine, Charles Baudelaire wurden übersetzt und einstudiert.

Bald kamen Autorenlesungen von Wilma Sturm, und Werner Bergergruen, Mme et M. Pfimlin, Peter Kremer und Stefan Andres hinzu; Szenen und Theaterstücke von Möllere wurden einstudiert. Sehr bald erfolgten Auftritte in Daun, Wittlich und Trier. Als Botschafterinnen des Nachkriegsdeutschland wurden die jungen Dauner Sängerinnen im August 1951 von der französischen Regierung nach Paris eingeladen. Diese ersten, freundschaftlichen Kontakte zwischen Deutsehen und Franzosen waren so kurze Zeit nach dem 2. Weltkrieg überhaupt nicht selbstverständlich, sie stießen auch bei vielen Menschen auf Unverständnis und Ablehnung. Um so wichtiger waren gegenseitige Besuche von Franzosen und Deutschen, die ihren Höhepunkt in der Burgundreise des Fremdsprachenvereins vom 18. bis 23. Oktober 1954 fanden. Die Stationen der Reise Metz, Nancy, Domrmy, Dijon, Beifort, Colmar und Straßburg, der offizielle Empfang durch Bürgermeister M. le Chanoine Kir in Dijon und das umfangreiche Kulturprogramm bildeten Eindrücke, die den Teilnehmern der Reise bis heute unvergessen sind.

Singgruppe in der Besetzung zu Beginn der 50er Jahre.

Daß der Dauner Fremdsprachenverein für die deutsch-französische Partnerschaft Pionierarbeit leistete, zeigen die Gründung der deutsch-französischen Gesellschaft in Trier 1957, die Gründung des Freundschaftskreises Rheinland-Pfalz -Burgund im gleichen Jahr und der deutsch-französische Vertrag von 1963. Sehr herzlich gestaltete sich das Wiedersehen der Dauner Singgruppe nach langer Zeit im Haus der Familie Roussel-Coumont, die zum Treffen eingeladen hatte. Erinnerungen wurden wach, unterstützt von Fotos, Briefen, Zeitungsartikeln und Dokumenten. Immer wieder betonten die Frauen des Singkreises, daß die damalige Zeit die schönste ihres Lebens gewesen sei. Der Vortrag von französischen Liedern, mit dem die Singgruppe sich bei ihren Gastgebern bedankte, zeigte, daß die Mitglieder des Singkreises nichts von ihren sprachlichen und musikalischen Kenntnissen eingebüßt hatten. Von der heute noch lebendigen Begeisterung der Dauner Sängerinnen für die deutsch-französische Freundschaft waren die Schüler der Video-Arbeitsgemeinschaft des Dauner Geschwister-Scholl-Gymnasiums, die einen Film über die Anfänge der deutsch-französischen Partnerschaft dreht, sehr beeindruckt. Ausschnitte aus dem Schüler-Film sendete der Südwestfunk am 20. April 1989 in "Blick zum Nachbarn". Doris Huschens vom Geschwister-Scholl-Gymnasium behandelte das Thema in einer Facharbeit. Darüber hinaus sollen junge Leute eingeladen werden, regelmäßig mit der Dauner Singgruppe französische und deutsche Lieder zu singen.